Freitag, 28. November 2008

Das Mantel-Projekt III - Fertig!

Na, ist das nicht gutes Timing? Pünktlich zum Wintereinbruch am letzten Wochenende ist auch mein Wintermantel fertig geworden. Oder, genauer gesagt, die ersten Flocken am Freitag haben mich motiviert, am Samstag endlich das Futter zusammenzusetzen und einzunähen (Letzteres übrigens per Hand. Es gibt ja auch eine ebenso schlaue wie komplizierte Verstürz-Methode, aber es erschien mir aussichtslos, sie ausgerechnet bei meinem ersten Mantel zu versuchen. Auf Futterschnickschnack wie eine Innentasche oder eine Paspel zwischen Futter und Beleg habe ich auch verzichtet. Wäre zwar schön gewesen, aber jetzt ging es ums Fertigwerden).



Am Sonntag musste ich nur noch einen Futterärmelsaum festnähen und die Knöpfe (was mit Gegenknöpfen und Innenknopf länger dauert, als gedacht), und dann ging es raus in den Schnee(matsch) und rüber nach Kreuzberg zu einem ersten Testspaziergang.

Da der Stoff ein bißchen dünner ist - eher Rockqualität denn Mantelqualität - habe ich komplett eine Zwischenlage aus Baumwollbatist eingearbeitet. Das Aufheften des Zwischenfutters hat allein zwei Abende gedauert, und obwohl ich Handarbeit durchaus schätze, weil man dabei gemütlich auf dem Sofa sitzen kann, hat mich die Heftarbeit diesmal wirklich an meine Geduldsgrenzen geführt. Hier und da hatte ich gelesen, dass Wollstoff kein Zwischenfutter brauche, da der Mantel letztendlich zu warm werde und bin jetzt froh, dass ich mich nicht daran gehalten habe - ein Mantel der MIR zu warm ist, muss nämlich erst noch erfunden werden. Durch die Zwischenlage hat der Stoff etwas mehr Substanz bekommen und ist trotzdem noch dünn genug, so dass die Falten im Rückenteil gut fallen. Also die Zwischenlage ist eine feine Sache.

Revers Mantel

Überhaupt die Falten! Meine wilde Schnittkombiniererei hat tatsächlich geklappt. Die Kellerfalte im Rückenteil gefällt mir ausnehmend gut und ist - oh Wunder - so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Im Rückenteil ist jede Menge Weite, das schwingt schön beim Gehen.





Redingotemantel Rückenansicht

Kellerfalte im RückenteilDie Falten nochmal aus der Nähe























Die Knöpfe habe ich wieder bei Paul Knopf gekauft. Diesmal aus schnödem Plastik - aber sehr gut gemachtem Plastik. Die acht Knöpfe auf der Vorderseite, die der Schnitt vorsah, kamen mir letztlich zu viel vor, sechs reichten auch. Dankenswerterweise wird das oberste Knopfloch durch die Naht zwischen seitlichem und mittlerem Vorderteil gebildet, die einfach ein Stück offen bleibt, so dass nur noch drei weitere Knopflöcher zu nähen waren. Da der Stoff wirklich franste wie wild (neben dem Heften habe ich auch viel Zeit für das Versäubern verwendet - jetzt sind alle, wirklich alle Nahtzugaben mit Zickzack gesichert), deshalb verwendete ich für die Paspeln der Knopflöcher Reste von schwarzen Wollkrepp. Die Öffnungen in den Belegen auf der Rückseite habe ich erst mit Batist verstürzt und dann gegengenäht in der Hoffnung, dass das auch hält. Denn einen Wintermantel nähe ich bestimmt so schnell nicht wieder. Zwar hätte ich noch Ideen und Wünsche sowieso - aber bis zum neuen Jahr werden jedenfalls nur noch kleine, einfache Sachen genäht.

Rückenriegel mit Knopf

Mittwoch, 12. November 2008

Mehr Licht!



Erinnert sich noch jemand an die Lavalampen, die um das Jahr 2000 herum allgegenwärtig waren? Die herumwabernde Leuchtmasse verbreitete zwar eine gewisse Helligkeit, aber nie so viel, dass von einer echten Lichtquelle gesprochen werden konnte. Vielmehr war die Lavalampe die moderne Entsprechung zum Kaminfeuer: flackernd und heimelig. Daran fühlte ich mich am Samstag auch beim Modewochenende Neukölln erinnert, das ich ja schon mal erwähnt hatte.

Der Veranstaltungsort, ein gründerzeitliches Postgebäude an der Karl-Marx-Straße, bot eine überraschend grandios-großstädtische Kulisse für die Designerstände: eine von Rolltreppen flankierte breite Treppe führt in den ehemaligen Hauptschalterraum der Post, der in den späten siebziger Jahren gestaltet worden war. Rundherum bilden Stützpfeiler aus Sichtbeton kleine, indirekt beleuchtete Nischen, die sich vortrefflich für eine Kleiderstange eignen. In der Mitte des Raumes hatten die Veranstalter weiße lederbezogene Sitzwürfel verteilt, ein DJ spielte sphärische Klänge, dazu blaues Schummerlicht, da konnte man mit Blick auf die Raumschiff-Orion-würdige Wabendecke schon mal kurz wegnicken.
So schön und entspannend die Atmosphäre auch war, zumindest an den Ständen hätte ich mir eine kräftige, unbarmherzige Messebeleuchtung gewünscht.



Ob es Zufall war, dass die meisten Labels vor allem Jerseysachen gezeigt haben? Ein paar Ideen habe ich für mich mitgenommen - zum Beispiel habe ich schwarze Jerseykleider und T-Shirts mit außen liegenden Nähten gesehen, bei denen in der Naht noch ein flauschiger Wollfaden mitgefasst war. Ein schwarzer Raglanpullover mit Ärmeln aus einem gewirkten Stoff im Zickzackmuster erinnerte mich daran, dass ich so einen ähnlichen Stoff auch noch irgendwo habe. Könnte das endlich die Idee zum Stoff sein?
Besonders angetan hatten es mir aber die Sachen von Magdalena Schaffrin: Sie hat vor allem schöne, hochwertige Wollstoffe in gedämpften Farben verarbeitet, zum Beispiel zu Jacken, die an Blazer erinnern, aber bei weitem nicht so klassisch-spießig sind. Einen schlicht geschnittenen Karomantel in grau-blau-schwarz gab es auch. Also, wenn ich irgendwann einmal so weit sein sollte, dass ich mir Sachen in dieser Qualität selbst nähen kann, dann wäre ich sehr zufrieden mit mir.

Bei Miriam habe ich gelesen, dass die Veranstaltung nächstes Jahr wiederholt werden soll - aber immer gerne doch! Aber dann macht bitte richtig Licht! In Miriams Blog kann man übrigens auch einen kleinen Film von der Modenschau ihres Labels no mimikri sehen.

Denise S. Puri, Porträt eines Freundes, 2007

Threading Trends Berlin

...die zweite Veranstaltung im gleichen Gebäude kann man noch bis Samstag jeweils von 15. bis 20.00 Uhr anschauen. Die Textilkunstausstellung ist im Erdgeschoss, in der ehemaligen Paketausgabe aufgebaut. Die Räume sind naturgemäß nicht so ganz ideal, weil mit den ganzen alten Heizungsrohren, Kabeln, wechselnden Bodenbelägen, unterschiedlichen Fenstern ganz schön ablenkend - in einem vornehmlich weißen Galerieraum kann man sich ganz anders auf Kunstwerke einlassen. Der Ansatz der Ausstellungsmacher ist ein ganz anderer als zum Beispiel bei der Textile Art Berlin. Während dort vor allem das Handwerk im Vordergrund steht, geht es bei den Threading Trends eindeutig um die Botschaft. Die Objekte gehen daher eher in Richtung Mixed Media, reine Textilarbeiten wie der Wandbehang vom Foto sind eher selten.

Und, wenn man ohnehin gerade in Neukölln ist, kann man im Anschluss noch in den Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Straße 141. Dort läuft noch bis zum 11. Januar eine Verkaufsausstellung von Produkten, die von genossenschaftlich organisierten Firmen aus ganz Europa hergestellt werden. Hier gibt es einen kleinen Überblick, was einen da so erwartet, ein paar der Firmen werden auch in der Ausstellung näher vorgestellt. In der spanischen Kaschmirweberei Teixidors wird bisweilen bei der Arbeit gesungen!

Freitag, 7. November 2008

Eine rote Blume macht noch keine Wiese

rote Stoffblumen im blauen EierbecherSechzehn Blumen - ein voller Eierbecher

Ich hätte ja nicht gedacht, dass Inchies für mich einmal so ein Thema werden (und ich bin überrascht, wieviele Leute über Google mit dem Suchbegriff "Inchies" ausgerechnet hier landen). Mit der Zeit kommen einem 2,54cm im Quadrat immer größer vor, ehrlich! (Auch wenn das Bedürfnis, anschließend etwas Großes - bodenlange Vorhänge oder ein Zelt - zu nähen, immer noch da ist, ja.)

Für die Herstellung der Grundlage hat wohl jeder seine eigene Methode - ich schneide erstmal einen Stoffstreifen grob zu (etwa 3,5cm breit, Länge beliebig), verstärke ihn mit Bügeleinlage, bringe eventuell eine erste Schicht Verzierungen an, und bügele mit Vliesofix einen zweiten Stoff auf die Rückseite. Auf der Rückseite markiere ich dann die Inchies mit einer Schablone, umkantele die eingezeichneten Quadrate mit schmalem Zickzackstich und schneide sie mit einer Schere aus. Durch den dichten Zickzackstich hat man am Rand fast schon so etwas wie eine Perforation, so dass es einfach ist, dicht an den Stichen abzuschneiden. Eine andere Anleitung für die "Inches", wie man sie wohl auch nennen kann, findet sich hier.

Die meisten Verzierungen, die ja ohnehin nicht unter die Nähmaschine passen, nähe ich dann mit der Hand auf die umkantelten Quadrate. Bisher habe ich nur einen Bruchteil der Ideen umgesetzt. Das entwickelt sich auch einfach beim Machen, wie gesagt, der Platz kommt einem nach und nach immer größer vor...

Inchie  mit roter Blume


Für den jüngsten Tausch, Thema Blumenwiese, habe ich aus roten Futtertaftresten kleine Stoffblümchen gebastelt, wie ich sie so ähnlich einmal in einem Kurzwarengeschäft in München gesehen habe.








Aber jetzt die Wiese:

Inchies mit BlumenWiesenblumeninchies

(1. R. v. l. n. r.) von Stoffkatze, Akinom017, Zauberpuffel, Angel-Isis, (2. R.) Herbst-zeitlos, ?, Hasilein, (3. R.) Mikimaki (Patchmaus), Stephani, JackyO, ?, (4. R.) Traumfee, ?, ColourFly, Karo.

Donnerstag, 6. November 2008

Neues aus meinem kleinen Sweatshop

Bin ich die Meisterin der Übersprungshandlung? Projekt A wird und wird nicht fertig - gut, fange ich einfach mit Projekt B an. Wahrscheinlich brauche ich beim Nähen einfach kleine Erfolgserlebnisse in regelmäßigen Abständen.

Und wo wir gerade bei "brauchen" sind: Langämelige T-Shirts brauchte ich auch mehr als dringend. Außerdem wollte ich schon lange versuchen, ob ich meiner Nähmaschine, einer älteren Dame, das Nähen von Jersey zumuten kann. Fazit: Es geht, nur der Saum mit der Zwillingsnadel ist jedes Mal eine Zitterpartie. Auf der Rückseite dürfen absolut keine Fäden herumhängen und die Schnittkante sollte sich außerhalb des Füßchens befinden, sonst verfitzt sich da irgendwas. Für die normalen Nähte verwende ich einfach einen schmal eingestellten Zickzackstich.

Die Ergebnisse sind noch verbesserungsfähig, aber tragbar und da das Nähen selbst mit einer normalen Nähmaschine wirklich schnell geht, werden sicherlich noch einige solcher Zwischenprojekte folgen.
Aber jetzt kurz und knapp zu den verwendeten Schnitten:

(Ein Klick aufs Bild vergrößert sie)

Shirt 124 aus Burda 6/ 2008 Nicht gerade eine Bügelschönheit. Angezogen zieht sich aber alles (auch der Saum) so hin, wie es sich gehört, ehrlich! Die Ärmel haben Dreiviertellänge, was das Foto im Heft und die Anleitung leider nicht verraten - Ich dachte nämlich die Dame trägt die Ärmel hochgeschoben. Den V-Ausschnitt habe ich etwas verkleinert. Der Beleg rollt sich trotz Einlage (sowas wie Vlieseline H180) innen etwas hoch, das ist aber unerheblich, wenn das Shirt angezogen ist. Ein sehr schöner Schnitt, den ich sicherlich noch einmal nähen werde.




116/117 aus Burda 9/ 2006
Aus dem gleichen blauen Jersey vom Maybachmarkt habe ich dann gleich noch dieses Shirt nachgeschoben - und habe beim Anprobieren ernstlich an meinem Verstand bzw. an meiner Armlänge gezweifelt. Schon wieder Dreiviertellänge! Warum sagt mir das eigentlich keiner? Auf den Modellfotos wieder nicht zu erkennen.
Mittlerweile habe ich mich mit der Ärmellänge ausgesöhnt. Lange Ärmel wären zu diesem Schnitt etwas bieder, Dreiviertelärmel sehen süß und trotzdem nicht zu verspielt aus. Der Rest des Shirts ist ganz schlicht, V-Ausschnitt wieder etwas verkleinert, Wiederholung nicht ausgeschlossen.

Shirt 114/115 Burda 10/ 2006
Zu diesem Schnitt gibt es nichts, aber auch gar nichts zu sagen: Vorderteil, Rückenteil und endlich, endlich lange Ärmel, genau wie erwartet. Beim Säumen dieses kuschelig weichen Jerseys mit kleinem Lochmuster musste ich etwas andere Saiten aufziehen: Ohne Hilfsmittel ging es gar nicht, und untergelegtes Papier ließ sich nur schlecht wieder aus der Zwillingsnadelnaht pulen. Im zweiten Versuch versetzte ich den Saum mit reichlich Sprühstärke in eine Schockstarre, woraufhin er das Absteppen widerstandslos über sich ergehen ließ.

Das Bündchen am Halsausschnitt habe ich etwas anders gearbeitet, als in der Anleitung vorgesehen. Frau Burda schlägt vor, den Bündchenstreifen rechts auf links an der Innenseite des Halsausschnitts anzunähen, ihn nach vorne umzuschlagen und von der Vorderseite aus mit der Zwillingsnadel festzusteppen. Ohne Steppnaht gefällt mir so ein Ausschnitt aber viel besser, also habe ich das Bündchen rechts auf rechts auf die Außenseite des Ausschnitts gesteppt, nach innen umgeschlagen und es mit kleinen Stichen von Hand gegengenäht. Das ist ausreichend elastisch und das Bündchen ohne sichtbare Nähte kommt meinem Perfektionsdrang entgegen.