Mittwoch, 4. März 2009

Textile Monatsseite: Der Februar tut sich schwer



Oder eher tue ich mich mit dem Februar schwer. Dieser Februar war nicht viel mehr als Warten auf den Frühling, auf die erste warme Luft. Hier in Berlin haben wir vergeblich gewartet, aber seit einigen Tagen gruppiert sich die Krähenkolonie auf dem Baum vor dem Bürofenster des Liebsten zu Paaren, immer eine größere und eine kleinere Krähe, und es wird geherzt und geschnäbelt. Niedlich, sofern Krähen niedlich sein können.

Der Februar ist für mich grau-bunt, das war mir schon ohne langes Nachdenken klar, und ebenso klar hatte ich sehr schnell eine Vorstellung von der „fertigen“ Seite vor Augen, nämlich von kaleidoskopartigen Rosetten aus Stoff und Garn vor einem grau-blauen Hintergrundstoff. Die Umsetzung dieser Vorstellung hatte dann mehr Tücken, als ich dachte.



Für den Hintergrund wollte ich ganz einfache Scherenschnittrosetten mit einer Spritztechnik auf den Stoff bringen. Technisch höchst einfach, auf diese Weise hatte ich vor Äonen schon mal Glückwunschkarten gemacht: Die ausgeschnittenen Formen aus Papier liegen auf dem Stoff, die verdünnte Farbe wird mit einer Zahnbürste gleichmäßig darüber gespritzt. Nicht bedacht hatte ich, dass gespritzte graue Stofffarbe, und dann noch auf hellblau, in erster Linie wie Dreck aussieht. Vielleicht handelt es sich aber auch um einen Fall von unbewusster Beeinflussung, das Ergebnis ähnelt nämlich sehr dem Fußweg vor unserem Haus in den letzten vier Wochen: Schneematsch und dunkelgraues Streugranulat. Bin ich froh, dass ich nicht gleich, wie ursprünglich angedacht, eine ganze T-Shirt-Vorderseite so bespritzt habe.



Als zweite Schicht sollten ausgeschnittene Rosetten aus Stoff appliziert werden. Merke: aus Stoff lassen sie sich nicht so einfach schneiden wie aus Papier. Für das Applizieren habe ich bei diesen Versuchen keinen Randabschluss gefunden, der mir zusagt. Zufällig fand ich in dem gerade ertauschten Garnvorrat rosa Sticktwist und fliederfarbenes Spitzenhäkelgarn, die farblich so genau zu meinen Stoffresten passten, als wären sie extra dafür gekauft worden. Aber die umrandeten Rosetten (mit Kettenstich, Schlingstich oder einem aufgenähten dickeren Stopfgarn) sehen trotzdem nicht mehr so recht wie Scherenschnitte aus. Falls ich sowas noch einmal probieren sollte, greife ich lieber zu Schablone und Farbe. (Apropos Scherenschnitte: Was mit dieser Kunst alles möglich ist, kann man bei All about Papercutting bewundern.)

gehaekelte Rosetten

Die gehäkelten Rosetten sind meine ersten Versuche, etwas Komplizierteres als ein Einkaufsnetz zu häkeln und dementsprechend mit Nachsicht zu betrachten. Ich kann noch viel lernen und bewundere die Taschentuchumhäklerinnen in meiner Verwandtschaft.



Auf die Anleitung für die aufgestickten Spiegelpailetten – indische Art – stieß ich zufällig in einem Neuzugang meiner Handarbeitsbüchersammlung. Dazu schreibe ich demnächst noch einmal ausführlich, bisher hatte ich solche umstickten Spiegelchen nur in manchen Perlen- und Kurzwarenläden gesehen, dabei ist es verhältnismäßig einfach, sie selbst zu machen. Da man dann nicht zwangsläufig Spiegel umsticken muss, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten.



Ein paar Stickereien und aufgenähte Flitter (Karneval!) versuchen, noch etwas Fröhlichkeit in den Februar zu bringen - aber ehrlich, ich bin ganz froh, dass er jetzt vorbei ist und freue mich auf den März.
Weitere Monatsseiten: Transparenz und Leichtigkeit bei Tally, ein Februargarten bei Griselda und eine Wendetasche bei Wollixundstoffix.
(Und was es mit der ganzen Monatsseitengeschichte auf sich hat, kann man hier bei Tally nachlesen.)

13 Kommentare:

  1. Wie alle Techniken dann ein großes Ganzes geben, das ist bemerkenswert.
    Ich bewundere deine Kreativität,
    Sachen so unverkrampft und neu anzugehen, Experimente zu wagen.
    Ich mag das Ergebnis.
    Und ich mag, wie du darüber schreibst.

    :-)

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  2. Ich mag ihn auch deinen Februar, erinnert mich an bunten Seifenblasen, die am Himmel ein lustiges Spiel spielen.
    Liebe Grüsse, Allerleirauh

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  3. Danke, daß Du Deinen Arbeitsprozeß so schön beschrieben hast.Es ist spannend zu sehen, was aus dem entsteht, was der Kopf schon vorgedacht hat.Wege, Umwege, Enttäuschung, neue Ideen - ich mag Deinen Februar!
    Und der Papierlink ist auch Klasse.
    Lg karen

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  4. Wie spannend, dass du immer neue Wege suchst!
    Und deine Februar-Seite finde ich sehr gelungen: Etwas matschig, mit viel Sehnsucht nach Farbe. Und das dabei dann nicht alles so klappt... nun ja, schau' doch aus dem Fenster! Außer Grau-in-Grau und Dreck sehe ich da zur Zeit nicht viel! Warum sollte das mit der Farbe dann auf Anhieb passen?
    So wirkt deine Seite für mich eben wie zwei Ebenen: graue Realität und farbenfrohe Wünsche... Spannend!
    Liebe Grüße
    von Katharina
    P.S.: Wenn du magst: In meinen Blog hätte ich etwas für dich...

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  5. Ähm... ich habe eben ein 's' vergessen, das ich hiermit nachliefere... einzufügen hinter 'das'... peinlich!

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  6. Gesehen und sehr gemocht! Meine Reaktion auf deine Februarseite!
    Erst dann genauer hingeguckt, gelesen und gestaunt, wieviel Kreativität da drin steckt!

    Diese textilen Monatsseiten sind wahre Meditation!

    Ganz toll! liebe Grüße von Ellen

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  7. Ich freue mich so, wie wir uns alle inspirieren. Deine Seite gefällt mir natürlich super. Bunte Kreise auf grau.
    Ein Glück, dass ich doch noch eine schnelle Runde surfe, eigentlich bin ich auf einem Mega-Packtrip, weil ich gleich nach der Arbeit zu einem Nähkurs nach Hannover fahre und später weiter.

    Meine Idee zum Erhalten des Scherenschnittartigen Charakters, falls du es nicht sowieso gemacht hast: Stoff auf Vliesofix bügeln, auf den Vliesofix das Muster übertragen oder wie auch immer du geschnitten hast. Vliesofix gibt ja eine gewisse Steifigkeit.
    Dann aufbügeln.
    Für Seiten, die nicht gewaschen werden, sollte das reichen.
    Ansonsten habe ich noch die Idee mit Anti-Kanten-Ausfranser-Mittel zu arbeiten. Kenne es nicht, lese davon aber immer wieder auf amerikanischen Blogs.

    Großartig, wie du die Technik der Taschentücherumhäkelei modernisierst hast. Die Handwerkskunst dahinter habe ich auch immer bewundert, aber die Taschentücher als solches rangieren bei mir unter "spießig".

    Ich freue mich zu unserer Zusammenarbeit
    :-Tally-:

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  8. Ein gelungenes Werk. Vielseitig in den Techniken. Interessant zu sehen und zu lesen, wie etwas im Kopf entsteht, dann umgesetzt wird und während des Umsetzprozesses doch noch verändert wird aus unterschiedlichen Gründen.
    Ich finde es weiterhin spannend, zu sehen was für verschiedene Dinge auf den textilen Monatsseiten entstehen.
    lg von monika

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  9. Danke für die aufmunternden Worte!!! Die kann ich grad sooo gut gebrauchen! Die Magisterarbeit (bzw. der dranhängende Dozent *grrr*) zerrt mir wirklich ziemlich an den Nerven, meiner Oma gehts nicht gut und mir fehlt grad einfach die Zeit zum Nähen... Naja, es gibt so Tage/Wochen, da läuft's einfach nicht.
    Wunderschöne Stickereien machst Du übrigens, mir gefällt dieser grau-bunt Kontrast total gut!
    Liebe Grüße!!!

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  10. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Der Hintergrund strahlt kühl, doch bunte Funken tanzen fröhlich und voller Hoffnung davor...meist im Geiste, der schon seeehr auf den Frühling wartet. Ja, das ist Februar.

    Grüße aus Ungarn, wo auch noch keine Bikinisaison herrscht

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  11. mir fällt nichts ein...bin sprachlos..anhand deiner geduld und deiner kreativität...
    wunderbar und inspirierend!!
    liebe grüße
    stella

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  12. Bei mir liegt was für dich, falls du magst.
    Bis bald
    Tally

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  13. Ich danke euch sehr für die vielen Kommentare. Ich finde es überwältigend, wie viele Leute hier Anteil nehmen - nie hätte ich gedacht, dass "Handarbeiten" (schon das Wort ist spießig) auf so ein Interesse treffen und das man sich so schön gegenseitig inspirieren kann.

    viele Grüße, Lucy

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