Freitag, 2. Juli 2010

Bus fahren (IX)

Öffentliche Verkehrsmittel in großer Sommerhitze sind ja immer so eine Sache. Alle schwitzen, alle sind gestresst, und dass manche kaum angezogen sind, trägt irgendwie nicht gerade zur Entspannung bei.

Sollte ich eine Rangfolge der Berliner Verkehrsmittel aufstellen, dann liefe die Straßenbahn, eine überhitzte rollende Sardinenbüchse, unter "unbedingt vermeiden" - ich denke da zum Beispiel an die immer überfüllte M2 vom Alexanderplatz die Prenzlauer Allee hinauf. Bei der S-Bahn gibt es meistensteils Fahrtwind, das ist gut. Die U-Bahn ist vor allem muffig wie immer, was im Sommer nur besonders auffällt.

Der eindeutig beste Ort, um von A nach B zu kommen, ist aber im Moment das wunderbar klimatisierte Oberdeck eines Doppeldeckerbusses. Bellende Hunde und plärrende Kinder bleiben im Untergeschoss, und man kann entspannt und angenehm heruntergekühlt in der Höhe des ersten Stockwerks anderen Leuten auf den Balkon schauen oder Autofahrer bei waghalsigen Einfädelmanövern beobachten. In der ersten Reihe sitzen meistens begeisterte Kinder und ebenso begeisterte Väter, und so mancher gestandene Buspassagier springt auf und hastet nach vorne, wenn dort ein Platz frei wird.

Alles kein Vergleich zu den Bussen, wie ich sie früher, vor Berlin, kannte! Da ich am ländlichen Rand einer norddeutschen Großstadt aufgewachsen bin, war Bus fahren die Qual meiner Jugendjahre: Der Bus fuhr selten, er bewegte sich in einem absurden Zickzackkurs dem Ziel entgegen, um möglichst viele Haltestellen abzudecken, er brauchte für die Strecke daher dreimal so lange wie nötig und er fuhr nicht mehr nach 23.00 Uhr. Dass Bus fahren angenehm und praktisch sein kann, habe ich erst in Berlin entdeckt. Wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass das Wort "kann" dort nicht aus Zufall steht. Im M41 (ein Gelenkbus, daher kein Oberdeck) kurz nach Ladenschluss vom Potsdamer Platz zum Hermannplatz ist auch und gerade hier kein Vergnügen - ich sage nur: bellende Hunde, plärrende Kinder, aggressive und/oder gestresste Mitfahrer, dazu noch der eine oder andere berlintypische Bekloppte - aber das ist schon eine ganz andere Geschichte...


Die Stickaufgabe 9 der Stickamazonen ist hier gut versteckt: Mit dem baskischen Knoten oder Palästrinastich stickte ich die beiden grünen Umrandungen, um den Stich überhaupt erst einmal auszuprobieren. Weitere Stickergebnisse mit dem Palästrinastich sieht man hier. Für die Flächenfüllung verwendete ich diesmal den Kettenstich, das ist erheblich einfacher zu arbeiten als Plattstiche und die Stickerei wird nicht so dick und schwer.

6 Kommentare:

  1. Ja, Doppelstockbus fahren in Berlin ist schön, genauso wie den Stickbild.
    Herzliche Grüsse von Allerleirauh, die den Hund vermisst, der (bellend) aus dem Fenster schaut

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  2. Hihi, ich war früher auch immer einer der Pasagiere die nach vorne gehetzt sind wenn im Doppeldeckerbus der Platz frei wurde :D
    Als ich noch in Berlin gelebt habe gabs noch die ganz alten orangenen Straßenbahnen mit Sitzen aus hartem Plastik...die fuhren im Friedrichshain noch lange rum, dann kamen die gelben mit der Treppe nach oben und inzwischen sind die Türen ja alle geebnet.
    Ich fand die alten sehr cool, vor allem das Geräusch beim An-und Abfahren.

    Ich find das voll schön, jedes Mal wenn du von Berlin erzählst, schwelge ich immer in Erinnerungen. Dankeschön :)

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  3. Was dir so einfällt zum Sticken.
    Voll Interesse habe ich deine Busfahrgeschichte gelesen.
    Ich bin in einem Hamburger Vorort aufgewachsen mit deutlich höherer Frequenz. Hier draußen im Speckgürtel habe ich das erste Jahr ökologisch korrekt ohne Auto auszukommen.
    Vor ein paar Tagen stopfte ich mit den Schülern einen stickigen Bus noch voller als er eh war - oh Graus.
    Dein Doppeldecker-Bus klingt richtig nach Ferien in der Großstadt.

    Wie schön die Farben leuchten auf deinem Grau weiß ich ja nun.
    Herzliche Grüße
    Tally

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  4. Die Stickereien sind alle toll, aber die hier ist der Wahnsinn!
    Liebe Grüße!
    Juli

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  5. Wenn ich mir was Gutes tun will, fahre ich oben im Bus Nummer 100 vom Zoo in Richtung Alexanderplatz. Und fast vor meiner Haustür kann man in die Linie 218 steigen, da schaukelt ein "Traditionsbus" aus den 50er Jahren ganz regulär zur Pfaueninsel und zurück.
    Bei der Stickerei gefällt mir besonders der Kettenstick als Busfüllung. Viel überzeugender als Plattstich. Ja, die Farben leuchten!

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  6. Hallo, gratulliere! ich habe mir jetzt fast deinen ganzen Blogg angeschaut, es ist super spannend, auch wenn ich leider nicht nähen oder stricken kann.

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