Freitag, 20. Juli 2012

Das Nähfragezeichen: Markenqualität fürs Zubehör?


Meikes aktuelles Nähfragezeichen fragt nach der Qualität von Zubehör und Kurzwaren:
Markenqualität fürs Zubehör?
Achtet ihr auf Marken beim Kauf von Nähnadeln, Garn, Reissverschlüssen etc? Welche Erfahrungen habt ihr mit "Billigware" gemacht?Könnt ihr bestimmte Produkte empfehlen?
Kommt drauf an - ich kaufe beides und habe durch Ausprobieren über die Jahre herausgefunden, bei welchen Billigprodukten ich zugreifen kann. Im großen und ganzen glaube ich schon, dass Markenware tendenziell besser ist, aber manches ist mir einfach zu teuer, allein Nähgarn und Reißverschluss für ein Projekt können ja schon mal 10 Euro kosten. 

Scheren: hier würde ich nur Markenqualität kaufen. Es wird ja öfter behauptet, die Stoffscheren von Ikea seien nicht schlecht für den Anfang, und ich hätte dem nicht unbedingt widersprochen - bis ich beim Nähkränzchen einmal mit so einer Schere Stoff schneiden wollte. Danach war mir klar, warum meine eigene Schere beim Kränzchen ständig von den anderen benutzt wurde! Für den Preis von 5 oder 6 Ikea-Scheren kann man sich schon eine gute kaufen, und die hat man dann für immer, und man braucht die Schere so oft, dass man sich über Billigzeug sehr oft ärgern kann.

Ich würde eher bei einem auf Messer und Scheren spezialisierten Laden bzw. Händler als im Kaufhaus kaufen - mit meiner kleinen Stickschere vom Scherenstand auf dem Winterfeldtmarkt bin ich sehr zufrieden. Vorher hatte ich eine nur mäßig schneidende Stickschere aus dem Kaufhaus, die auf einmal auseinander gefallen ist, obwohl ich gerade da "Markenqualität" erwartet hatte - es stand jedenfalls ein Markenname auf der Verpackung.

Anders bei der Zackenschere: da habe ich tatsächlich eine von Ikea und bin damit zufrieden. Ich benutze sie so selten, dass ich nicht mehr dafür ausgeben wollte. Wenn sie mal nicht mehr richtig scharf ist, taugt sie immer noch für Papierbasteleien. 

Nähmaschinennadeln: Nur noch Markenqualität, nachdem ich einmal Billignadeln probiert hatte, die quasi an jeder zweiten Nahtkreuzung brachen. In Berlin hab ich die Marke Groz-Beckert für mich entdeckt, die gab es beim nächstgelegenen Nähmaschinendealer. Sie sind sogar ein paar Cents günstiger sals die Kaufhausmarken Prym oder Schmetz und richtig gut. (Oder alles Psychologie: ich springe wahrscheinlich darauf an, Nadeln vom "Weltmarktführer für Industrienadeln" zu verwenden).

Stecknadeln: teils - teils. Diese Billigstecknadeln mit großen, bunten Köpfen, die auf einem Plastikrädchen verkauft werden, taugen für überhapt nichts, außer für die Pinnwand - es handelt sich offenbar um angespitzte Drahtstücke. Ich verwende uralte Glaskopfstecknadeln aus dem Nähkästchen meiner Mutter und Stahlstecknadeln ohne Kopf. Sie kosten ein bißchen mehr, sind dafür aber richtig spitz, und auch sie kauft man ja nur einmal.

Außerdem sammele ich die Stecknadeln, mit denen Oberhemden in der Verpackung zusammengesteckt werden - die bevorzugte Hemdenmarke des Liebsten verwendet zwar nicht sehr stabile, aber sehr feine Nadeln, die im Nahtzugabe-Haushalt natürlich nicht weggeworfen werden. 
 

Nähgarn: fast ausschließlich nicht-Marken-Garn, es sei denn ich brauche eine ganz besondere Farbe, und dann erschrecke ich mich jedes Mal, was das kostet. Auf dem Markt hier gibt es  holländisches Polyester-Nähgarn, die Rolle für 1,50, also auch kein wirkliches "Billiggarn". Mit dem Nähgarn aus einem Garnset von Plus vor ein paar Jahren habe ich aber auch gute Erfahrungen gemacht. 

In Leipzig hatte ich einen 1-Euro-Laden mit großer Kurzwarenecke in meiner Nähe gefunden, der unter anderem Polyesternähgarn in ein paar Standardfarben anbot (in den Gohlis-Arkaden, keine Gewähr, dass es den Laden so noch gibt).

Im Vergleich zu Markennähgarn ist das billige deutlich rauher - außerdem, darauf wies mich Meike gerade hin, gibt es Billiggarn nur in einer, meistens nicht näher definierten Stärke. Es ist also ganz plausibel, dass manche Nähmaschinen mit Markengarn besser zurechtkommen, und sollte ich jemals Seidensatin oder etwas ähnliches Empfindliches unter den Nadel haben, würde ich mir auf jeden Fall besonders dünnes Markennähgarn gönnen. 

Reißverschlüsse: Auch hier ist der Markt meine bevorzugte Quelle, ein normaler Reißverschluss, 20cm kostet dort 50 Cent. In Leipzig kaufte ich Reißverschlüsse in dem schon erwähnten 1-Euro-Laden in den Gohlis-Arkaden, oder in dem Kurzwaren- und Wollladen dort, dem Textilstübchen. Dort gab es zum Beispiel Jackenreißverschlüsse, die man gleich vor Ort kürzen lassen konnte, außerdem Reißverschlussmeterware, alles preiswerter als im Kaufhaus. 

Da das Textilstübchen von außen absolut unspektakulär aussieht, entdeckte ich es erst nach einigen Jahren, daher mein Tipp: schaut mal ins Branchenbuch eurer Stadt und geht gezielt in die unscheinbaren Läden. Hier in Berlin verkaufen auch manche Änderungsschneidereien und Schuh- und Schlüsseldienste Nähgarn und Reißverschlüsse, und ich finde es geht nichts über eine Kurzwarenquelle in der Nähe, wenn man nur schnell eine Kleinigkeit braucht.

Qualitätsprobleme hatte ich bei Nicht-Marken-Reißverschlüssen übrigens noch nie - mir gehen immer nur die in den Sachen von H&M kaputt, was vielleicht belegt, dass es auch im Billigsegment Unterschiede gibt.    

Noch mehr Nähfragezeichen-Antworten zur Zubehörfrage gibt es hier bei Meike.   

9 Kommentare:

  1. Meine Zuschneideschere habe ich seit 38 Jahren, ich habe sie bekommen als ich mit der Modeschuler begann, die Schere war teuer und aus dem Fachhandel aber sie ist immer noch scharf und ich verwende sie oft. Zackenschere und Fadenschere habe ich von Fiskars die sind auch sehr gut. Nähseide kaufe ich nur mehr Markenware weil alle Billigfäden dauern abreißen was ich hasse. Gerne kaufe ich am Flohmarkt alte Nähkassetten - manchmal nur wegen der Nähseiden, das spart und oft sind Farben dabei die ich heute nirgends mehr bekomme. Zippe kaufe ich bei Müller, sehr billig da habe ich noch keinen großen Unterschied zu Markenware feststellen können außer einen enormen Preisunterschied. Müller hat auch immer Restposten von Markenherstellern bei den Zippen. Nadeln für die Nähmaschine kaufe ich auch nur mehr im Fachhandel seit ich einen neue Nähmadchine habe, bei uns hat der Fachhandel aber günstigere Maschinnadeln die auch nicht schlecht sind.
    Spannende Frage, ich freue mich schon auf die anderen Kommentare, Liebe Grüße Teresa

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  2. tolle fragen, und (wie ich hoffe) ehrliche antworten dazu. marken sind gut, aber nicht immer notwendig. und vor allem nicht immer preis-gerechtfertigt. kommt natürlich immer drauf an, was man näht. ich halte es wie du: ausprobieren, günstig kaufen und verwenden, wenn die qualität ok. ist, ansonsten weiter probieren. muss nicht immer marken-ware sein, auch ich hab i''a-scheren in einsatz, die werden regelmäßig nachgekauft, da muss ich nicht immer aufpassen, ob sie jetzt wirklich nur für stoff verwendet werden - oder nicht auch von tochter & co. für papier, plastik und anderes.
    dasselbe gilt für garn und nadeln: bei den nadeln merkt man ja eh, wenn sie denn brechen, dasselbe gilt für garn. ich kauf auch alles zsamm - von einzelrollen, die ich grad brauche über geschäftsauflösungen mit marken-garn bis diskounter-garn. man merkt eh, was funktioniert und was nicht und setzt es dementsprechend ein.

    lg von einem kurzwaren- und garn- und natürlich stoff-messie ...
    catharina

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  3. Hallo
    Interessanter Post, ich kaufe so oft als möglich Markengarn, weil ich gemerkt habe, dass die billigen Nähfaden zu viele Fussel in der Maschine hinterlassen. Wenn ich dann öfter die Maschine in den Service geben muss, habe ich nichts gespart.
    Für Reissverschlüsse gehe ich öfter mal ins Brockenhaus, dort gibt es manchmal ganze Nähkästen (sicher aus Hinterlassenschaften von älteren Frauen)mit super Markenprodukten für ein paar Franken. Ich kaufte dort schon neue noch verpackte trennbare Reissverschlüsse von Riri für 1.-.
    Ausserdem macht mir das rumkramen Spass (und das Schnäppchenjagen :-)). Liebe Grüsse
    Barbara

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  4. Das mit den Groz-Beckert Nadeln finde ich sehr interessant. Den mir hat vor einiger Zeit ein Händler vorgejammert, daß die leider keine Nadeln für Haushaltsmaschinen mehr herstellen würden. Und seine Vorräte seien inzwischen aufgebraucht. Hm... Naja, mit Organ fahre ich auch sehr gut.

    Bei Nähgarn bin ich inzwischen für NoName zu faul. Da muß ich meine Maschine ständig putzen.... :o Und so teuer finde ich Alterfil dann auch nicht (200m für 1,45 EUR und 1000 m für 4.75 EUR).

    Reißverschlüsse kommt drauf an. Für Taschen und so Kram bringe ich mir gerne aus Paris günstige mit (wobei die auch gut halten), bei Kleidern und Röcken nehme ich gerne Naht Reißverschlüsse, die habe ich in NoName eh noch nicht gefunden und bei Hosen hatte ich einmal einen NoName aus dem Schnäppchenmarkt, der hielt leider nicht zu. So viele Hosen nähe ich nicht und Bock auf raustrennen habe ich so wenig... dann doch lieber wieder Marke.

    Ich sag ja... ich bin faul. :o)

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    1. Alterfil ist definitiv nicht teuer, und dass das Garn aus Sachsen kommt, macht es mir besonders sympathisch - aber wo kann man das bloß kaufen? Ich werde mal verstärkt drauf achten, bisher habe ich Alterfil noch nirgends gesehen, und deren Webseite nennt leider keine Bezugsquellen.

      viele Grüße!

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    2. Mein Nähmaschinenladen hatte es eine Zeitlang, ein inzwischen geschlossener Stoffladen auch.

      Ich bestelle inzwischen direkt im Onlineshop. Dann frage ich noch ein paar Freunde hier in Köln und normalerweise reicht das dann mindestens für 10% Rabatt.

      Spontan eine Rolle rentiert natürlich nicht, ein bißchen mehr muß ich dann schon planen. Aber ich weiß ja auch ungefähr, welche Farben ich so verwende, bestelle ein bißchen mehr und habe inzwischen auch schon einige Vorräte Zuhause. Die Rollen reichen ja für mehr als ein Projekt.

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  5. Oh man, das nenne ich eine ausführliche Antwort! Danke!

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  6. liebe Lucy und andere Näherinnen,
    ich möchte jetzt auch noch meinen senf dazugeben.
    als ich anfing zu nähen, gabs nur markenware.
    noname produkte waren da noch gar nicht "erfunden", insofern bin ich auch nicht die große wechslerin oder freundin von nonames geworden.
    ich habe eine "zwilling"-zackeneschere, die älter als 40 jahre ist, und immer noch schneidet.
    meine schneiderscheren ( die, mit einem "großen" handauge) sind ebenfalls alles zwilling/pfeiffer-scheren.
    leider gibt es ja nun seit jahren keine messerschmiede-innung mehr und auch keine fachgeschäfte die so gutes material schleifen könn(t)en. deshalb habe ich mir für mein riesen -patchwork-objekt dann doch so einen rollschneider zugelegt.
    aber der hat mich nach nur mehrmaligem gebrauch schon enttäuscht. immer wieder sind aussetzer im messer. - und das obwohl ich auf einer guten grafiker-(marken)-schneidmatte schneide.
    zum garn habe ich ja in meinem blog und in bezug auf die neue (einfache, nur-) overlock ja schon geschrieben, dass ich mit dem schwarzen billiggarn große probleme hatte, und demzufolge auf markengarn gewechselt habe.
    reißverschlüsse in noname ??? niemals. da habe ich so böse erfahrungen mit, dass ich das nie nie wieder tun werde.
    reißverschlüsse sauber, gerade eingenäht sind nach wie vor ein kleines meisterstück und wenn die dann nach wenigen wäschen, reinigung oder aus sonstigen gründen, kaputtgehen, ist das eine kleine katastrophe. jedenfalls sehe ich das so.
    mein reißverschlussfuß für die 37jährige vollmechanische Victoria ist nicht so überwältigend, also ist das nahtverdeckte einnähen immer ein kleines kunststück.
    maschinennadeln ? hm. auch nur markenware - in den letzten 20 jahren habe ich glaube ich nur einmal welche kaufen müssen, und das war auch marke.
    Stecknadeln? - oh ja, unbedingt aus deutscher (?) produktion mit glaskopf.
    die billigen blechnadeln (aus USA//China oder sonstwo) biegen sich fix, machen außerdem ziemliche löcher und das plastik am kopf hält keinem bügeleisen stand.
    da habe ich neulich mal sehr lange im IN gesucht nach guten nadeln, bin bei preiswerten immer wieder nur auf tschechische gestoßen – und dazu kann ich nicht viel sagen, was deren qualität angeht.

    also, ich bin alt, und vom alten holz, und deshalb: markenware wo es nur geht.
    nicht nur aufs nähen bezogen.
    billig gekauft, ist oftmals teuer bezahlt – so, ist die gemachte lebenserfahrung.

    liebe grüße aus kreuzberg
    carola

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  7. Toller Post, Danke für die ausführliche Antwort!!

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