Sonntag, 26. August 2012

Stoffmanipulation: Zickzack plastisch - aber Schwarz macht eben doch schlank


Wo ist eine Idee, wenn man mal eine braucht? Zur Stoffmanipulation in diesem Monat brauchte ich letzte Woche ganz dringend eine. Glücklicherweise sitze ich tagtäglich an einem Fenster im ersten Stock mit dem Blick auf eine sehr belebte Straße. Wenn man da den Blick schweifen lässt, fällt einem eigentlich immer irgendetwas auf oder ein. Letzte Woche dachte ich über die Stoffmanipulation nach, schaute nach unten - und sah eine weiße Tasche mit schwarzem Zickzackmuster am Arm einer Frau vorübergehen.

Aus dem regelmäßigen, kleinformatigen Zickzack aus der Fabrik wurde bei mir ein einziger Riesenzacken aus schwarzem Leinen, offenkantig mit großen Handstichen (Sticktwist) appliziert. Da alle offenen Kanten schräg zum Fadenlauf geschnitten sind, wird er in der Wäsche nicht oder nur ein bißchen ausfransen.



Die Kanten wollte ich durch eine plastische Füllung hervorheben, was nicht so ganz geklappt hat. Zwischen die beiden parallelen Stichreihen oben und unten habe ich von der Rückseite mehrere Stränge weiches Baumwollgarn gezogen.

Kordelquilten oder Kordelstepperei nennt man das - geht auch mit der Maschine. Das Prinzip ist immer, dass man in eine doppelte Stofflage einen schmalen Tunnel näht, in den eine oder mehrere Kordeln mit einer stumpfen Nadel eingezogen werden. An den Spitzen, wenn der Tunnel die Richtung wechselt, sticht man durch die Rückseite nach draußen, sticht an der gleichen Stelle wieder ein und lässt auf der Rückseite eine kleine Fadenschlaufe stehen.


Allerdings entfaltet das schwarze Leinen eine so schlankmachende Wirkung, dass man die plastische Füllung nur im Gegenlicht wahrnimmt, oder wenn man die Tasche anfasst - jedenfalls nicht auf einem Foto. Kordelstepperei macht auf einem einfarbigen, hellen Stoff definitiv mehr her, so viel zum Lernzuwachs dieses Mal.

Alle August-Stoffmanipulationen sammelt Suschna heute hier (und wir dürfen in ihre Blumenwerkstatt gucken).

7 Kommentare:

  1. Ja, die plastische Füllung geht tatsächlich unter, schade eigentlich. Aber ich finde das Zickzack und die schönen Stiche eine wirklich schöne Zierde für die Baumwolltasche. Ich mag solche Kontraste. Würde mir auch sehr gut an einem Kleidungsstück gefallen.
    Liebe Grüße!

    PS: Ich hätte auch noch viel zu deinen jüngeren Beiträgen zu sagen (Blazer und die Farben), vielleicht schaff ich das irgendwann mal noch. Sehr interessant alle Einträge!

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  2. Heute habe ich bei unserer Aktion nur Dejavus. Gerade gestern habe ich gelernt, dass so eine Zickzackmuster auf Englisch "Chevron" genannt wird, nach dem Logo des US-Energiekonzerns. Und dass das im Moment irgendwie trendy sei. Da habe ich mich kurz geschämt, weil ich so ein Muster z.B. für Quilts richtig toll finde. Ich will ja nicht Sachen nur gut finden, weil sie gerade trendy sind. Nun bin ich froh, dass du den KLASSIKER Zickzack für deine Tasche gewählt hast. Sehr schön kontrastreich. Und die Detailhaptik bleibst dann man wieder dem wahren Leben vorbehalten, auch gut. (Vor allem wenn die Chance besteht, die Tasche mal in echt zu sehen...)

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    1. Den Zusammenhang der Bezeichnung mit dem Konzern Chevron kannte ich gar nicht. Man kann wohl nichts dagegen machen, dass einem oft Sachen gefallen, die gerade trendy sind - mir passiert das ab und zu, wie mit dem Orange, das sind Sachen, die in der Luft liegen. Das "Gutfinden" trifft zufällig zusammen, ich habe nicht das Gefühl, dass es da eine direkte Beeinflussung gibt, bzw. es gibt nichts, woran ich das festmachen könnte. Ich denke zur Zeit über so trendy Sachen wie Patchwork aus gleichseitigen Dreiecken nach und habe (bewusst) pink-neonfarbenes Nähgarn auf dem Markt gekauft, mit Absicht anti-trendy wäre mir auch zu anstrengend.

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  3. Der plastische Effekt hat dann auch so einen geheimen Freufaktor wie die schöne Innenverarbeitung eines Blazers. Nicht jeder kann das sofort sehen, aber die Wissenden wisssen eben :)

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  4. Der Lernzuwachs ist für mich übrigens ein ganz wesentlicher Aspekt bei dieser Aktion. Ich freue mich, dass ich mich darauf eingelassen habe. Natürlich ist es besonders schön, wenn dann zusätzlich auch noch etwas "Brauchbares" dabei herauskommt.

    Die großen Handstiche an deiner Tasche mag ich sehr gern. Die kleine Prise rot dazwischen ist genau richtig. Es ist schade, dass das Plastische nicht so gut sichtbar ist. Vielleicht mit einer anderen Kordel? Ich könnte mir einen Streifen aus Jersey gut vorstellen.

    Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche.

    Liebe Grüße von Kirstin

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  5. Chevron kommt nicht vom Energiekonzern. Den Begriff gibt es schon länger (den Chevron Konzern erst seit 1984) und bezeichnet ein Fischgratmuster, eben dieses Zickzack.In meinem Oxford Universal Dictionary von 1964 werden mit Chevron die zwei Balken die sich oben im Giebel eines Hausdachs im Winkel treffen bezeichnet oder "a distinguishing mark on the sleeve of non-comissioned officers, policemen etc.1813."
    Wie auch immer, Deine Tasche gefällt mir sehr gut!

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    1. Klingt plausibel - bei leo.org gibt es lauter Begriffe mit "chevron", die einen so techischen Hintergrund haben, dass ich die deutsche Übersetzung nicht verstehe. Es scheint sich aber immer um Teile zu handeln, die Winkel, Zacken oder eine Art Fischgratmuster bilden. Das war sicher früher da, als der Chevron Konzern, da hast du recht.

      viele Grüße!

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