Donnerstag, 7. März 2013

Woche 8+9

 
 
 

1.+2. Nähpläne I: Zu Zeit habe ich viel zu tun, so viel und so Kompliziertes, dass ab und zu die Panik in mir hochsteigt: Kann ich das schaffen? Werde ich es schaffen? Ich muss es einfach schaffen! Komplizierte Nähprojekte kann ich daher gar nicht brauchen, und statt zu werkeln, plane ich für die Abende ab jetzt besser eine zweite Schicht am Schreibtisch ein. Der Frühlingstrenchcoat wurde am vergangenen Wochenende zugeschnitten, und unter der Woche beschäftigte ich mich in 30-Minuten-Häppchen mit den Vorarbeiten: Abnäher und Tascheneingriffe markieren, Einlage aufbügeln, solche Sachen und konzentriere meine Vorfreude auf den nächsten Sonntag: Dann ist wieder Nähkränzchen und ich darf sofort losrattern!

3. Nähpläne II: Am Montag war ich ja zu einem Ultrakurzbesuch in Leipzig und hatte nach dem zweiten Termin noch Zeit, einmal schnell durch den Breuninger am Markt zu laufen und mich geballt der Frühjahrs-Sommer-Kaufmode auszusetzen. Ich weiß noch: letztes Jahr um diese Zeit kam ich von einem Schaufensterbummel durch die Friedrichstraße mit dem Gedanken zurück „wie gut, dass ich nähen kann“, weil ich, egal wo, nur schlammfarbene Teile gesehen hatte: Klärschlamm, Vulkanschlamm, Wattenmeerschlamm, aufgelockert mit ein wenig Nato-Tarngrün. Deprimierend.

„Wie gut, dass ich nähen kann“, dachte ich auch dieses Jahr, aber diesmal, weil die Frühlingssachen so unglaublich bunt und gemustert sind. Gut, im Endeffekt zieht das kein Mensch genau so an, wie es jetzt im Laden hängt (und vor allem nicht alles gleichzeitig) – aber trotzdem. Die alte Regel „je günstiger die Marke, desto greller die Farben“ gilt übrigens immer noch.

Ich sah viel gelbstichiges Pink – ähnlich wie lachsrosa, bloß kräftiger – und einen Farbton, der zwischen gelb und hellgrün liegt. Gelb gibt es überhaupt noch viel, aber nicht mehr Senfgelb wie im Winter, sondern Zitroneneis. Und so ein kräftiges, strahlendes Blau, mit dem sich Meike gerade auf dem Stoffmarkt bevorratet hatte.

Dann gibt es dünne Stoffhosen mit grafischen Mustern ähnlich wie Pyjamahosen - da bin ich sehr dafür. In Schanghai wird der Schlafanzug schon seit Jahren als Oberbekleidung getragen, und  es wurde auch Zeit, dass dieser Trend endlich bis zu uns gelangt. Viel besser als Unterhemden und Jogginghosen!

Wie immer sah ich auch Kleidungsstücke, die ich nicht verstand. Was sagt ihr z. B. zu einem engen, knielangen Rock, die Vorderseite aus schwarzem Stoff, die Rückseite aus weißem? Ich als ÖPNV-Nutzerin fand das natürlich gleich unpraktisch - diese Rockrückseite wäre schon nach einer Fahrt nicht mehr weiß - und überlegte, ob nicht die umgekehrte Kombination, vorne weiß und hinten schwarz, viel sinnvoller wäre. Da meldete dann aber die Spaghetti-mit-Tomatensoße-Esserin in mir Bedenken an. Was für ein Dilemma.

In meinem Stofflager fand ich übrigens diesen Stoff, der gleich mehrere Trendkritierien des kommenden Sommers erfüllt und den ich in weiser Voraussicht schon im Februar 2009 gekauft hatte: leichter Baumwollsatin (Trendkriterium 1) mit großem Paisleymuster (Trendkriterium 2) in dunkelblau und gelbgrün (Trendkriterium 3). Ich schätze, dieser Stoff will noch vor dem Sommer vernäht werden - er muss mir nur noch verraten, was er werden will. 

4. Paste-up Hermannstraße, Neukölln

19 Kommentare:

  1. Ach wie cool, wir haben am Sonntag auch unser Nähkränzchen!
    Ich wünsche dir viel Kraft für die anstrengende Zeit (Endspurt?) und dass du trotz vieler Schreibtischeinheiten auch kurze Lichtblicke genießen darfst! z.B. das Nähkränzchen und die Vorfreude!
    Ganz liebe Grüße

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  2. Oh schön, der Trenchcoat wird es, da bin ich mal gespannt. Soll er denn fertig werden am Sonntag?
    Ich weiß ja leider immernoch nicht, was ich nähen möchte und bin schon leicht panisch, werde aber heute abend nutzen, um mich entgültig zu entscheiden...
    LG Nina

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    1. Da ich diesmal extrem gut vorbereitet bin - alles zugeschnitten, alles aufgebügelt, bis auf Schulterpolster alle Zutaten da - könnte ich wirklich fertig oder nahezu fertig werden, das wäre Premiere!

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  3. Hihihi, sehr lustig geschrieben!
    Allerdings sehe ich Pyjamamäßig bei mir schwarz. Ich bin eher so die Jogginghosenfraktion. Fürs Bett ziehe ich mich dann einfach bis auf die Unterhose aus. Das kann man der Öffentlichkeit dann nun auch nicht zumuten.
    Ich weiß auch noch nicht genau, was ich am Sonntag mache, aber ich hab ja noch ein bissel Zeit zum Überlegen.
    Du musst dann auch mal erzählen, wie es in Leipzig war.
    Liebe Grüße

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  4. auch wenn ich opnv erst googeln musste, haben mich deine bedenken zum schwarz-weiß-rock sehr amüsiert! und den paisleystoff finde ich wirklich sehr schick und trendy!
    lieben gruß!
    susi

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    1. OH, ich dachte das wäre eine übliche Abkürzung? Abgesehen davon, dass er unprakisch ist, sah dieser Rock auch noch nicht so besonders aus - eher nach "was ist DAS denn?".

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  5. Liebe Lucy, erst einmal freue ich mich, das Du in meiner Heimatstadt Leipzig warst! Ich mag Breuninger, aber mir ist es meist zu teuer und sage mir dann immer, sowas näh ich mir mal selbst, also warum kaufen?
    Ich mag diese übertriebenen Farben auch nicht - aber uns zwingt ja keiner, das mitzumachen ;-)
    Zu Weihnachten schenkte ich mir selbst Dein Buch, ich muss sagen, es hat mir als Nähanfängern wahnsinnig geholfen. So viele Sachen, die mir bisher immer schleierhaft waren und auch nirgends so richtig beschrieben, das es auch Anfänger verstehen, haben sich mir nun eröffnet.
    Liebe Grüße
    Karoline

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    1. Danke! Das freut mich sehr, dass es dir wirklich weitergeholfen hat. Und nochmal Danke, dass du dir die Zeit nimmst, mir das zu schreiben - sowas muss ich mir ausdrucken und irgendwo hinhängen, wenn ich wieder in der "das-wird-doch-alles-sowieso-nichts-was-mache-ich-hier"-Stimmung bin.

      viele Grüße!

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  6. Ich glaube, ich muss doch mal wieder nach Kleidung gucken gehen, scheint ja ein recht lustiges Unterfangen zu sein.
    Ah, und diese Phase von Schlafanzügen als Kleidung, die gabs schon mal, mit den alten schön gemusterten Herrenpyjamas, die mit den Paspeln und schön seidig und innen Flannel und so. *g*
    Allerdings wurden da nur die Oberteile in der Öffentlichkeit getragen. So lange man unter 40 ist (nagut, vielleicht 35?) wissen die anderen in der Umgebung zumindest, dass sich dahinter kein tiefergehender psychischer Defekt verbirgt - ab einem gewissen Alter (bis zu ca. 75) kippt die öffentliche Einschätzung so ein bisschen.
    Ich muss da immer an diese Erwachsenen- onesies bei Kathrin (http://annekata.com/2012/01/downton-abbey-and-toddler-suits/) denken, das wäre wohl so die gesellschaftlich momentan akzeptierte Grenze von öffentlich tragbar. Hm. Außer bei den Teletubbies, natürlich.

    Ich finde deinen Stoff toll (Paisley! Ich hab da auch noch was ganz oben auf dem Nähstapel liegen...und dieses kiwigrün (so hieß das mal, früher) - ich mag das ja) und bin sehr gespannt, was daraus wird.

    Viel Spaß beim Nähkränzchen!

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    1. Diese Phase mit den Herrenpyjama-Oberteilen muss ich irgendwie verpasst haben - obwohl ich mir das gut vorstellen kann. Die haben ja meistens sogar Taschen, wie richtige Jacken. Die "Pyjamahosen" für draußen finde ich ja auch ganz ehrlich gar nicht schlecht (auch wenn ich mir etwas Ironie nicht verkneifen konnte).
      Der Paisleystoff spricht leider noch nicht - er hat den Wetterbericht gelesen.

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  7. Wie schön einen Bericht aus den Geschäften zu lesen, wenn man selber nicht Trendwatching betreiben kann. Zum Glück gibt es ja auch online-window-shopping, was ich auch sehr gerne betreibe.
    Der Paisleystoff ist toll, so einen hätte ich auch gerne in meinem Vorrat. Aber zumindest habe ich schon die trendige Blumenmusterhose fertig in meinem Schrank liegen und muss nur noch auf den nächsten sonnigen Tag warten an dem ich sie das erste Mal dieses Jahr ausführen kann.

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  8. Hut ab, dass du neben der aufregenden Jobsituation noch am Trenchcoat fummeln kannst.
    Deine Beobachtungen sind sehr schön zu lesen.Ich war noch nicht viel unterwegs, aber es fühlt sich so an, als wenn alles in Coralle rumhängt. Allerdings finde ich diese Farben wiederum so speziell im Ton von Firma zu Firma, das garantiert nur schwer etwas farblich passt, wenn es ein anderer Laden ist.Das nervt.
    Ganz klar der Rock der Saison, RT weiß und VT schwarz!!
    Viele Grüße Karen

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    1. Ja, dieses kräftige Lachsrosa ist wohl Coralle/Koralle (?). Und es ist nie der gleiche Farbton - genauso wie bei dem Gelbgrün. Dadurch siehts im Geschäft schon so unglaublich bunt aus.

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  9. Ja, die Modetrends dieses Frühjahr finde ich schon sehr seltsam, insbesondere gehen aber die Farben für mich gar nicht. Um so besser, dann nähe ich bestimmt mehr für mich selber!
    Der Trenchcoat wird bestimmt fein. So lange du dann nicht auch so ein seltsames Rouge auflegst wie die Frau auf dem Bild. Das sieht aus wie Sonnenbrand.
    Ganz viel Kraft für die Extraschichten. Aber mach nicht zu viel, lieber zwei Wochen länger brauchen...
    lg

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  10. Exakt diese Gedanken hatte ich als ich mich neulich in einem HasiundMausi-Laden umsah. Boah, was für Farben. Und diese komischen Schnitte, frühe 90er? Und grafische Muster - und Neon! Uahhhh.
    Wiegutdassichnähenkann!

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    1. ... und die Arbeitsbedingungen der nähenden.. bah. Und zu koralle und limette noch mal bah. Danke für den heiteren post! Bei mir ist do abend/nacht deadline für die Abschlussarbeit, ich bin so froh, wenn der schreibstress wegfällt. Schreibst du uns noch ein Buch? Da wär ich dafür.
      Liebste grüße von wahrscheinlich umme Ecke und Katharina

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    2. Dann mal gute Nerven für deinen Endspurt! Bei mir wirds leider kein Buch, sondern auch eine Abschlussarbeit - also schon irgendwie ein Buch, aber eins, das vielleicht 10 Leute lesen werden. Bei deiner Arbeit wirds ja ähnlich sein. Das könnte einen ja mächtig beruhigen - tuts aber nicht. Jedenfalls mich nciht.

      viele Grüße! Lucy

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  11. Hallo

    dein Post sprach mir aus dem Herzen.
    Erst Samstag stand ich vor einem Schaufenster: Kleid, ärmellos, leichter Wollstoff, angenehme Farben, grade Linien = 129,- Euronen!!!
    Da kommt man schon mal ins Grübeln, ob man das nicht auch selber hin bekommt.

    Wenn ich so die Blogs lese, frage ich mich:
    Wo zum Teufel bekommt ihr die Stoffe her? Habt ihr alle immer Stoffmärkte in euren Städten?

    Hier in Braunschweig gibt es eine akute Stoff-Knappheit.
    In der City gibt es meines Wissens nur 2 größere Stoffläden und eine kleine Stoffabteilung bei Karstadt! Dann gibt es bei mir noch zwei Stadtteil-Läden, die allerdings im Telefonbuch weder unter "Stoff" noch unter "Nähen" zu finden sind, sondern indem man sie zufällig entdeckt - allerdings sind die mehr auf Kindersachen und Bänder spezialisiert. Die Muster sind entsprechend.
    Das war´s.
    Einen weiteren Laden gibt es 15 km entfernt in Wolfenbüttel.

    Man ist also auf das Internet angewiesen. Nur kann man da nix anfassen und sehen!

    Vor 2 Wochen war hier die Handmade. Der Andrang war so riesig, dass an beiden Tagen zeitweise kein Einlass mehr war! Also: die Kundschaft ist da!

    Lieben Gruß
    dani

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    1. Was an 129€-Kleidern eigentlich wirklich schlimm ist: die Näherin bekommt trotzdem nur ein paar Cent. Wenn ich wüsste, dass die teuren Sachen ein paar Menschen ein gutes Leben sichern, würde ich das Geld durchaus mal ausgeben.
      Was Stoffe betrifft habens wir hier in Berlin ganz gut: es gibt große Läden und zweimal die Woche einen Markt, auf dem es auch Stoff gibt, oft Reste aus der Konfektion und sowas. Ich kenne das aber noch aus meinem vorigen Wohnort: kaum Stoffgeschäfte, alles irgendwie sehr teuer und unschön und/oder für Kinder.

      Bestellen ist dann eine echte Alternative - bei manchen Läden kann man sich vorab Stoffmuster anfordern. Ganz gut fand ich in meiner Vor-Berlin-Zeit auch die Wollweberei Nietzel (http://wollweberei-nietzel.de/). Dort kann man kostenlos eine riesige Stoffmusterkollektion anfordern, man muss sie nur nach 10 Tagen wieder zurückschicken. Das macht echt Spaß!

      viele Grüße, Lucy

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