Donnerstag, 14. November 2013

Woche 45


So eine Woche voller schlechter Nachrichten in meiner Umgebung habe ich noch nie erlebt - ich würde es sehr begrüßen, wenn das auf absehbare Zeit jetzt erstmal alles gewesen wäre. Noch dazu fühlt sich die Arbeit an, als müsste ich eine Wanne voll Gedanken-Fleischsalat ordnen: alle Wurststreifen schön parallel zueinander ausrichten und aus den Gurkenwürfeln wieder intakte Gurken zusammenpuzzlen. Das deprimiert. Ich schleppte mich auch mehr schlecht als recht durch die Woche, besuchte den Tag der offenen Tür bei Lebenskleidung und brachte - wenigstens ein Erfolg zum Anfassen - sehr ansehnliche Paspeltaschen zustande.

Lebenskleidung ist ein Großhandel für Bio-zertifizierte Stoffe, vor allem hochqualitative Jerseys und Sweatshirtstoffe. Normalerweise gibts die Stoffe also nur ballenweise für Großabnehmer, aber am letzten Samstag konnte man in der Kreuzberger Fabriketage der Firma alle Qualitäten befühlen und auch in kleinen Mengen kaufen. Ich ging mit drei Metern blau-weiß gestreiftem Strickfrottee nach Hause, aus denen ein Bademantel für den Mann werden soll, und mit der Idee, hier demnächst einmal einen Artikel über Biostoffe in Berlin zu schreiben. 

Die Paspeltaschen (nach der vortrefflichen Anleitung von Stella) gehören zum Rock 130 aus Burdastyle 8/2013, der nicht gefüttert wird, daher fasste ich die Nahtzugaben mit Schrägband aus Futterstoff ein und verwendete dabei zum ersten Mal fertig vorgeschnittenes Schrägband aus dem Fabrikverkauf. Geiles Zeug! Mit dem exakt 2,5 cm breiten Band wird die Einfassung wie von selber super ordentlich, mal ganz abgesehen davon, dass das Schneiden von Schrägbändern aus flutschigem Stoff sowieso nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört.  

Und das letzte Bild - das war (natürlich) in Neukölln. Wer sagt denn, dass man einen Möbelwagen braucht, solange es die U-Bahn gibt?

Handarbeitslinks der Woche:

Zum Nähen: Colette Patterns brachte zwei neue Schnitte heraus und lancierte damit gleichzeitig eine neue Linie mit Schnittmustern für Männersachen. Neu sind der Dufflecoat Albion (auch in Frauengrößen) und die Tasche Cooper, die als Umhängetasche, Rucksack und Fahrradtasche funktioniert. Die Tasche gefällt mir, für den Dufflecoat sehe ich in nächster Zeit hier keinen Bedarf - aber grundsätzlich begrüße es sehr, wenn die Indie-Pattern-Designer nun ihr Angebot auf Männerkleidung ausweiten. Nicht nur, weil einige Selbermacherinnen für ihre Männer, Söhne, Neffen nähen wollen, sondern weil es auch nähende Männer gibt, denen nun endlich mehr geboten wird, als mal ein Hemd oder eine Hose bei den großen Anbietern. Die Kanadische Firma Thread Theory hat sich sogar ganz auf Schnittmuster für Männerkleidung spezialisiert. 

Zum Stricken: Komischer Zufall - heute erschien auf SpOn ein Artikel über die Pariser Modedesignerin Elsa Schiaparelli, die große Konkurrentin Coco Chanels in den 1930er Jahren. Vor zwei Tagen schon stieß ich zufällig auf die Anleitung für Schiaparellis Schleifenpullover, das Paradestück, mit dem sie in Paris den Durchbruch schaffte. Ich bin Feuer und Flamme für dieses Teil, das in meiner Strick-Wunschliste gleich nach ganz oben gewandert ist. Als Material kommt nur eine besonders weiche Sockenwolle in Frage (falls es das gibt), und dann muss ich mir überlegen, ob ich den Pullover strikt nach Anleitung in der "armenischen" Stricktechnik stricke, wie sie in der Anleitung genannt wird, oder ob ich nur das Einstrickmuster für die Schleife nehme und mir drumherum meinen eigenen Pullover nach meinem eigenen Schnitt ausrechne. 

Habt ihr schon mal vom Armenischen Stricken gehört? Gibt es dafür eine deutsche Bezeichnung? Im Englischen scheint das ein bekannter Terminus zu sein, 2010 ist ein Buch dazu erschienen, Armenian Knitting von Meg Swansen und Joyce Williams. Wenn ich die Beschreibung beim Schleifenpullover richtig verstanden habe, dann handelt es sich um eine Technik des zweifarbigen Strickens, bei der die gerade nicht benutzte Farbe auf der Rückseite mitläuft und in regelmäßigen Abständen mit dem Arbeitsfaden verschlungen wird. Es entstehen auf der Rückseite also keine längeren Spannfäden. Das Gestrickte ist anscheinend ziemlich dick und etwas weniger dehnbar als glatt rechts Gestricktes. Auf der Vorderseite blitzt die nicht benutzte Farbe immer ein bißchen durch, was einen leicht unregelmäßigen Tweed-Effekt ergeben soll. 

In der Projektgalerie bei ravelry erkennt man die Unterschiede zwischen armenisch gestrickten Schleifenpullovern und den Schleifenpullovern in Intarsientechnik sofort: bei ersteren wirkt das Muster nicht so hart, das Schwarz ist nicht richtig schwarz - bei den Intarsienpullovern kommt die Schleife besser heraus, wirkt aber auch lauter und plakativer. Ich weiß noch nicht, was mir besser gefällt.

Zum Kennenlernen: Wer beim Nähwochenende in Bielefeld im Januar wie ich nicht zum Zuge gekommen ist, der bekommt im Frühjahr vielleicht doch noch die Gelegenheit, die Stadt zu besuchen, die es eigentlich gar nicht gibt: Die Bielefelder Nähbloggerinnen Frau Knopf, Mema, Dasbürofürschönedinge und Bunte Kleider würden ein Nähbloggertreffen im März organisieren, mit Kulturprogramm, Stoff-Fabrikverkauf und allem drum und dran, wenn sich Interessentinnen dafür fänden. Klingt gut? Finde ich auch! Schaut euch doch mal hier z. B. bei Frau Knopf die Details an

5 Kommentare:

  1. danke für die blumen ! und schiaparelli..die mag ich sehr. immer wieder sehe ich mir in der örtlichen bücherei im modelexikon ihre sachen an...sie sind todschick und wie du treffend schriebst " laut ".
    da gibt es einen mantel der ist ganz schwarz und das revers ist über und über mit perlen bestickt.
    schön bunt. das mag ich sehr ..

    liebe grüße
    stella

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  2. Ne, ich glaube im Deutschen hat das keinen eigenen Namen. die Technik kenne ich, auch aus deutschen Zeitschriften und Büchern beschrieben, aber einfach nur als Variante des normalen Einstrickmusters. Daß man eben bei längeren Spannfäden den nicht gebrauchten Faden alle paar Maschen "einhakt"

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    1. Wobei bei dem sogenannten "armenischen" Stricken noch die Besonderheit ist, dass man das wirklich überall macht - also z. B.auch im unteren Teil des Rückenteils, das einfarbig schwarz ist, dort wird immer ein weißer Faden hinten mitgeführt und verschlungen. Wobei das anders sicherauch kaum ginge, sonst hätte das Gestrick eine ganze andere Dichte und Struktur als im Schleifenbereich, und das würde sicher ungünstig auffallen.

      (Btw. Wie ich es auch anstelle - Cookies löschen etc. alles schon probiert - ich kann bei dir im Blog nicht kommetieren, nach dem Abschicken ist immer alles weg. Falls du das zufällig hier liest.)

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    2. Vielleicht wird armenisch (ursprünglich) in Runden gestrickt? Dann müßte man den Faden auch immer mitlaufen lassen.
      Oder man machte es, um es wärmer zu bekommen?

      Daß du bei mir im Blog nicht kommentieren kannst, kann ich auch nicht erklären. Hast du es testweise schon mal mit einem anderen Browser versucht? Aber wenn du mir sagst mit welchem Browser und welchem OS du unterwegs bist, stupse ich Peter mal an, ob der was rausfinden kann. In den "Eingeweiden" meines Blogs kann ich nämlich selber nicht rumwerkeln.

      (Die ganzen russischen und chinesischen Spamer können jedenfalls ganz prima kommentieren... :-D )

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  3. Hallo Lucy,

    Cascade Heritage (gibt's bei wollbox.de) ist ein sehr schönes, weiches Sockengarn. Die Farbauswahl ist auch sehr groß, vielleicht wäre das ja was für dein "Schleifenprojekt".

    Viele Grüße
    Ruth

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