Donnerstag, 29. Mai 2014

Ein Wort wird geboren (und Nahtzugabe war in der Zeitung)


Vor gut zwei Wochen überraschte mich Teresa mit einem Kommentar: im Rondo, dem Magazin der österreichischen Tageszeitung Der Standard sei in der Ausgabe vom 9. Mai mein Blog zitiert worden, aber das wisse ich sicher längst. Ich wusste von gar nichts, aber Dank Martina, einer hilfreichen Leserin, fand sich der Artikel zwei Tage später online, und Teresa war so nett, mir außerdem die Zeitung samt Supplement zuzuschicken.


Im Artikel von Oliver Zelt geht es in erster Linie um die Geschichte des Schnittmusters und um den neuen Schub, den das Selbernähen durch die Vernetzung über Blogs und Foren und durch die Sendung The Great British Sewing Bee erhalten hat. Mir gefällt gut, dass unser Hobby nicht wie so oft als belächelnswerte Beschäftigung für verschrobene Nostalgiker dargestellt wird. Auch dass der Artikel als erster langer Text in der Magazinbeilage, zwischen Werbung für Parfüms, Luxusuhren und Designermöbeln erscheint, behagt mir mehr als die Platzierung im Vermischten zwischen Mann-beißt-Hund-Geschichten, die Tageszeitungen häufig für DIY-Themen wählen.

Abgesehen davon, dass es natürlich schmeichelt, wenn das eigene Blog als empfehlenswert herausgehoben wird, begeisterte mich aber eines ganz besonders: der Autor verwendet ganz selbstverständlich das Wort "Nähnerd" - und die verantwortliche Redakteurin oder der Redakteur strich es nicht heraus, ja setzte es nicht einmal in Anführungszeichen. Wahrscheinlich können nur Linguisten diese Begeisterung so richtig nachvollziehen, aber: wann ist man schon mal dabei, wenn ein neues Wort entsteht und sich im Sprachgebrauch etabliert? Das ist ungefähr so aufregend wie eine neuentdeckte Art, ein neuer Stern oder eine neue Erfindung.   

Falls dieses Wort - eine Neuschöpfung von Sinje, Nähnerd der ersten Stunde und derzeit leider ohne Nähblog - eines Tages im Duden auftauchen sollte, können wir sagen: wir sind dabei gewesen, wie es entstand, wir benutzten in unseren Blogs und bei Twitter, wir erlebten, wie es den Sprung in ein Printmedium schaffte. Ich denke, als nächste Ziele sollten wir uns das Feuilleton der FAZ oder der ZEIT vornehmen, im Fernsehen vielleicht Aspekte oder die Kulturzeit. Und danach die Wörterbücher.

Aber im Ernst: ich freue mich, dass dieses Wort, das den Anspruch und das Selbstverständnis von uns SelbermacherInnen als coole SpezialistInnen und TüftlerInnen mit digitaler Vernetzung herausstellt, auf diese Weise auf dem Weg in den allgemeinen Sprachgebrauch ist. Ohne Anführungszeichen. 

Dienstag, 27. Mai 2014

Wochenrückblick: Der Sommer bringt Blumen und neue Indie-Schnittmuster


Eine nette warme Woche war das: Der kaputte Kaugummiautomat bei uns um die Ecke ist wieder bepflanzt worden, ich schaute mir eine Vorführung der Gesellschaft für historischen Tanz an und nähte an einem Kleid, das intern den Namen "das Miami Vice-Kleid" bekommen hat. Der Stoff ist für meine Verhältnisse sehr, sehr bunt und sehr gemustert und die Farben der Blumen - blasses und kräftiges Lachsrosa und Pink - würde ich niemals als größere Farbfläche tragen. Aber im Sommer bei Sonnenschein und hohen Temperaturen geht für mich plötzlich vieles, das zu einer anderen Zeit und bei anderem Wetter unmöglich wäre. Ich hoffe gemeinsam mit dem Kleid entwickelt sich nicht noch ein Drang zu blondierten Föhnfrisuren und zu Cocktails mit Blue Curaçao, das wäre verhängnisvoll!

Die Blumengebinde fotografierte ich bei der Eröffnung eines türkischen Supermarkts in Büronähe - kennt ihr solche Gestecke, gibt es die auch außerhalb Berlins? Mir fielen diese repräsentativen Blumengrüße nämlich erstmals hier in der Stadt auf. Die Sträuße mit riesigen Manschetten aus Krepppapier oder Glitzerfolie sind auf Ständer aus Holzlatten montiert, auf den bedruckten Bändern stehen Firmennamen - von Lieferanten, von Geschäftspartnern, von den Handwerksfirmen, die am Ausbau des Geschäfts beteiligt waren. Bei dieser Eröffnung sind etwa 20 Blumengrüße abgegeben worden, außerdem hängen dort etwa 500 Luftballons - ein Muss bei jeder Ladenerögffnung in Neukölln.

Die Handarbeitslinks der Woche sind dieses Mal sehr zahlreich. Entweder treten Handarbeitsthemen und neue Schnittmuster immer in Rudeln auf, oder ich nehme in manchen Wochen mehr und anderes wahr.

Bei Bluegingerdoll Patterns gibt es ganz neu einen Schnitt für einen Bleistiftrock mit drei Varianten und für eine tolle Jacke mit Schalkragen und weit schwingendem Rückenteil: Betsy und Ava. Das seltsame Timing - eine Jacke im Frühsommer? - erklärt sich durch den Standort der Designerin: Bluegingerdoll Patterns kommen aus Melbourne.

Wo die für mich neue Firma Seamsterpatterns ihren Sitz hat, konnte ich nicht herausfinden, aber bei pdf-Schnittmustern ist das ja auch nicht so wichtig. Neu im Programm haben sie den Rock Honeydew, ein anfängertaugliches Schnittmuster für einen knielangen Bahnenrock, der auf der Rückseite stärker ausgestellt ist als vorne - einfach, aber effektvoll.

Aber auch bei uns gibt es coole Indie-Schnittmusterdesignerinnen. So! Patterns von Stefanie Kroth fiel mir beim Me-made-Mittwoch im Blog von Nadelschnegge auf. Mir gefällt die sachliche Präsentation und das moderne Design - das sieht nahc guten Basisschnittmustern aus. 

Der britische Guardian schreibt auf seiner Webseite sehr regelmäßig über DIY und vor allem über die Nähwelle, die Großbritannnien seit der ersten Staffel des Great British Sewing Bee erfasst hat (eine Zeitlang gabs sogar eine Nähkolumne in der Onlineausgabe). Und dieses Jahr berichteten sie sogar über den internationalen Me-made-May, das Vorbild für unseren Me-made-Mittwoch: Meet the bloggers who sew their own wardrobe.

Reparieren und Recyceln sind außerdem das Monatsthema einer Serie im Guardian, denn beides ist derzeit schick: nicht nur aus Notwendigkeit bei gesunkenen Einkommen, sondern auch weil Lieblingspullover einem wie gute Freunde ans Herz wachsen: The rise of mending.

Sonntag, 25. Mai 2014

Stoffspielerei im Mai: Negativapplikation im Alabama-Chanin-Stil


Also ehrlich: das ging viel schneller als erwartet. Das Thema für die Stoffspielerei hatte Griselda schon Ende März vorgeschlagen, denn die handgenähten Techniken der Designerin Natalie Chanin sind zeitaufwendig. Ich hatte mir überlegt, aus vier alten Tshirts einen Vier-Bahnen-Rock nach dem Schnitt aus dem Buch Alabama Studio Sewing + Design zu machen und ihn mit Negativapplikationen zu verzieren. Über den Fortschritt und die einzelnen Arbeitsschritte hatte ich hier, hier und hier schon einmal berichtet. Besonders toll: im Laufe der letzten 4 Wochen schlossen sich viele Mitnäherinnen an und posteten ihre Fortschritte. Bei Büchern wie diesen, in denen von Materialien die Rede ist, die es bei uns nicht oder unter ganz anderen Namen gibt, ist es wirklich nützlich, wenn man sich über die Technik austauschen kann. Und es gibt wie meistesn mehrere Wege zum Ziel.


Besonders das Übertragen des Musters auf die obere Stofflage mittels einer Schablone ist nicht so ganz einfach. Ich nahm Stofffarbe (die, die sowieso da war: Javana Textil in weiß und schwarz) und ein Schwämmchen, werde es beim nächsten Mal aber mit Sprühen probieren. Die Umrisse der Muster stickt man bei der Negativapplikation im Vorstich oder im Rückstich nach und schneidet danach das Innere der Motive vorsichtig aus, so dass die untere Stofflage sichtbar wird. Die Rockteile werden ebenfalls mit der Hand zusammengefügt.


Ich dachte darüber nach, den Rock einfach mit der Maschine zusammenzurattern - aber das fühlte sich falsch an, sobald die Stickerei einmal angefangen war. Die sichtbaren Handnähte gehören zum Design dazu, ein glattes, maschinelles Nahtfinish wäre ein Stilbruch. Für die Nähte und die Applikationen verwendete ich das Handqquiltgarn von Coats, doppelt eingefädelt. Es näht sich sehr angenehm damit, es ist sehr reißfest, griffig und matt und dröselt sich beim Handnähen nicht auf.


Der Bund ist mit Falzgummi eingefasst, das bildet bei allen Röcken von Alabama Chanin den Abschluss. Das Gummi näht man mit einem elastischen Stich an, Hexenstich, Kreuzstich oder wie hier mit einem Zickzackstich. Ich war zuerst skeptisch, ob sich eine Handnahtwirklich ausreichend mitdehnen würde - aber tatsächlich, es funktioniert.

 Das doppelte Jerseymaterial trägt sich sehr angenehm - es ist immer noch leicht elastisch und fällt sehr schön schwer, etwa so wie Romanitersey. Vor allem zeichnet sich nicht jeder Unterwäscherand darunter ab, das stört mich sonst oft an Jerseykleidern.

Die Rückseite

Wie lange das Nähen und Sticken letztlich gedauert hat, kann ich gar nicht so genau sagen. Nachdem das Muster aufschabloniert war und ich bei einem Nähtreffen drei Stunden gestickt hatte, rechnete ich den Zeitaufwand für den kompletten Rock auf etwa 25 Stunden hoch. Subjektiv gefühlt waren es bloß zweimal drei Stunden Nähtreffen, bei denen ich einen Großteil des Muster stickte und den grau-weißen Randstreifen annähte. Alles andere passierte immer mal wieder zwischendurch in kleinen Etappen. Wenn nämlich das Muster einmal übertragen ist, füllt man nur noch die Umrisse aus und kann ohne großes Nachdenken auch nur mal schnell zwischendurch zehn Minuten weitermachen, das ist wie Stricken oder wie Malen nach Zahlen.


Ich bin ganz zufrieden mit dem Rock und war schon kurz davor loszustürmen, und mir drei Meter schwarzen Jersey zu kaufen, um als nächstes einen bodenlangen Rock mit dichterem Muster zu nähen. Sowas ist z. B. ein gutes Urlaubsprojekt, weil man nur sehr wenig Werkzeug braucht, oder ein Langzeitprojekt, an dem man immer mal wieder ein bißchen weitermachen kann.

Mir gefällt die Lässigkeit der Jerseyteile, die aber durch die sichtbare Handarbeit geadelt werden. Natalie Chanin  hat mit ihren Designs und der Umsetzung mit modernen Materialien altbekannte handwerkliche Techniken der Stoffgestaltung auf eine neue Ebene gehoben. Denn im Grunde sind weder die Applikation noch die Negativapplikation oder die Stickstiche neue Erfindungen, nur das Wie und das Was ist anders als traditionelle Handarbeit, ohne aber handwerkliche Sorgfalt aufzugeben. Die Anleitungen in Natalie Chanins Büchern sind bis in die Details durchdacht und man merkt ihnen die langjährigen Erfahrung der Autorin an. Dass es darüber hinaus möglich ist, mit den Alabama-Chanin-Techniken Kleidungsstücke aus Jersey zu recyceln ist das i-Tüpfelchen dieser Designphilosophie. Für mein Projekt musste ich nur eine Rolle Handquiltgarn und 80 cm Einfassgummi kaufen - die Tshirts waren potentieller Textilmüll, der nun noch ein paar Jahre verwendet werden wird.

Die Beiträge zur Alabama-Chanin-Stoffspielerei sammelt Griselda heute und in den nächsten Tagen. Vielen Dank für die Idee - ohne diese Aktion hätte ich das Projekt nie in Angriff genommen.     

Dienstag, 20. Mai 2014

Nix für Lemminge 3/1: Mustermix - Inspirationssammlung

Punkte und Streifen, Karos und Blumen - gekonnt zusammengestellte Muster lassen sich regelmäßig auf den Laufstegen oder in den Modestrecken der Frauenzeitschriften bewundern. Aber wie bei vielem, was uns die Bekleidungsindustrie schmackhaft machen will, frage ich mich: Funktioniert das auch im echten Leben?

Da trifft es sich gut, dass Alex als dritte Herausforderung ihrer Nix-für-Lemminge Challenge das Thema Mustermix vorschlug. (Worum es bei dieser Nähbloggerinnen-Gemeinschaftsaktion generell geht, findet ihr hier.) Wollen wir also mal sehen, ob sich ein Outfit mit drei gemusterten Stoffen tatsächlich alltagstauglich umsetzen lässt - das ist die Aufgabe. Oder ob Muster mit Muster mit Muster nur auf Modefotos gut aussieht. Bei vielen Mode-Ideen geht es mir nämlich so, dass ich die Idee zwar rein theoretisch für gut halte, ich reiße auch immer fleißig Bilderstrecken aus Zeitschriften aus und hebe sie auf - wenn ich sowas aber trage, schaue ich den ganzen Tag zweifelnd an mir herunter. Der Vorschlag, glitzernde Pailettenoberteile mit einer grobgestrickten Strickjacke "downzudressen" und "im Büro" anzuziehen ist zum Beispiel so eine theoretisch gute, praktisch aber zweifelhafte Mustermix-Idee. Oder jedes Jahr wieder die "eleganten Jogginghosen" (ein Widerspruch in sich), die mit zierlichen Riemchensandalen und Blazer in eben diesem "Büro" getragen werden sollen. (In der Summe könnte der Eindruck entstehen, in Büros tummelten sich vorwiegend Menschen, die zwar Kleidung für alle möglichen Anlässe besitzen, aber ganz zufällig keine, die für ihren Aufenthalt am Arbeitsplatz angemessen ist, und die deshalb Tipps lesen wollen, wie man einen Taucheranzug "bürotauglich stylen" könnte. Aber das ist ein anderes Thema.)


Mustermixkombinationen haben mich schon immer gereizt, wahrscheinlich weil ich dafür kein Händchen habe. Über Jahre sammelte ich Seiten über Seiten mit Fotostrecken gemusterter Outfits. Dries van Noten, ein begnadeter Mustermixer, ist mein liebster Designer. Zickimicki mit ihrer montäglichen (jetzt monatlichen) MIXIT-Sammlung meine Mustermix-Heldin. Und natürlich habe ich die Gebote des Mustermixens aus den Zeitschriften studiert und theoretisch verinnerlicht: Kleine, mittlere und große Muster mixen! Beim Mustermixen in einer Farbfamilie bleiben! Auf wiederkehrende Farben achten! Und so weiter.

Interessanterweise gibt es unter den Modefotos aber immer auch Outfits, die alle diese Regeln ignorieren und die wirken, wie blind in den Kleiderschrank gegriffen. Absichtsvoll-unabsichtlich-ironisch-nicht zusammenpassend-wirkend ist vermutlich die ganz hohe Schule des Mustermixens und eher etwas für Fortgeschrittene. Solche absichtsvoll-unabsichtlich-lässigen Musteroutfits sieht man auch ab und zu auf der Straße, wobei über lässig oder peinlich oft nur das Alter des Trägers oder der Trägerin entscheidet. Ich denke da an die geräumigen großgemusterten Opa-Pullis, die wir 1992 in die Altkleidersammlung gegeben hatten und die heute von Neuköllner Hipstermädchen aufgetragen werden.

Also worauf ich hinauswill: Mustermix ist für mich ein schwieriges Thema. Ich glaube ich habe seit Jahren nicht mehr als ein gemustertes Kleidungsstück auf einmal angezogen. Nach einem Blick in den Stoffvorrat hatte ich eine grobe Idee, die den Vorteil hat, dass sich alle drei Teile auch einzeln zu einfarbigen Sachen tragen lassen, falls mir die volle Musterdosis zu wild wird.


Von rechts nach links: ein wunderbarer Baumwollbatist vom Stoffverkauf in Verl mit einem wie aquarelliert wirkenden Blumenmuster, ein weißer Blusenstoff aus Baumwolle mit eingewebten blauen Streifen und ein schwerer Baumwoll-Viskose-Jacquard mit einem großflächigen abstrakten Muster in dunkelblau, das an die Scherenschnitte Henri Matisses erinnert.

Den Matisse-Scherenschnitt-Stoff kaufte ich vor ein paar Jahren mit der Idee einer leichten kleinen Sommerjacke im Kopf. Wie ich bei einigen anderen Teilnehmerinnen gelesen habe, bin ich mit dem Wunsch nach so einem Kleidungsstück nicht alleine, und ich hoffe, dass ich bei dieser Gelegenheit zu einer Schnittidee komme. Der Streifenstoff soll eine Wickelbluse werden - das Schnittmuster ist vorhanden - aus dem Blumenbatist stelle ich mir einen weiten und langen Rock vor, allerdings habe ich davon nur 1,50 m. Bei Pinterest sammelte ich ein paar Bilder von Streifenoberteilen mit bunten Röcken zusammen, aber eine wirklich überzeugende Idee war bisher noch nicht dabei. Umso besser, dass bis zum nächten Treffen, wenn es um konkrete Pläne geht, noch etwas Zeit ist. Einstweilen finden sich alle Inspirationssammlungen hier bei MamamachtSachen.  

Freitag, 16. Mai 2014

Wochenrückblick: Abenteuer Brandenburg, abenteuerliche Wolle und japanisch nähen


Berlin bibberte unter den Eisheiligen, ich bibberte mit. Das waren Tage, an denen ich über die kuschelige Abwärme des Laptops sehr froh war! Aus Wärmebedürfnis begann ich außerdem, einen Schal aus Delight von Drops zu stricken - ein Strickvorhaben, das sofort zu einer doofen Idee werden wird, sobald die Temperaturen wieder über 20° steigen. Delight ahmt die Unregelmäßigkeiten von handgesponnener, handgefärbter Wolle nach und tut so, als wäre es ganz was Edles, es ist aber Socke und kommt aus der Fabrik. Als Knäuel finde ich die Farben wunderschön, und auch verstrickt gefällt mir das Garn bisher ganz gut. Farbverlaufsgarne finde ich sonst oft etwas zu unruhig und bunt, bei Delight ist der Farbverlauf sehr lang, das ergibt relativ klar definierte Streifen. Und nachdem V. bei der Mittwochsmasche den Schal mit einem Missoni-Vergleich adelte, bin ich ganz überzeugt, dass ich den Schal auch wirklich tragen werde.

Mit dem entzückenden gelb-schwarzen Vehikel vom dritten Bild, einem Schienenbus, der die eingleisige Strecke zwischen Pritzwalk und Meyenburg in Brandenburg befährt, unternahm eine Abordnung Berliner Nähnerds letzte Woche einen Ausflug ins Modemuseum nach Meyenburg. Über das Museum schreibe ich demnächst noch einmal ausführlich, ich kann euch aber schon jetzt verraten, dass unser Ausflug alles bot, was eine Reise interessant macht: Kultur, Unterhaltung, Abenteuer. Zum Schluss sogar ein Quentchen Drama, als wir auf dem Rückweg einem verzweifelten jungen Russen begegneten, der sich mit Nummernschildern unter dem Arm zu einem Autokauf nach Meyenburg aufgemacht hatte - nur dass der Verkäufer offenbar in einem der anderen beiden bundesdeutschen Meyenburgs auf ihn wartete und sich dieser Irrtum ausgerechnet zwei Minuten vor einem Gewitter mit Platzregen herausstellte.

Die Selbermach-Links der Woche:

Viele japanische Nähbücher sind inzwischen auch in deutscher oder wenigstens englischer Übersetzung  erhältlich. Für Catrin vom Stoffbüro ist das der Anlass, einen Sew-Along zum Nähen nach japanischen Schnitten anzubieten. Der Beginn war schon am letzten Montag, ich denke man kann jetzt aber noch problemlos einsteigen. Bis Ende Juni können gemeinsam eines oder mehrere Modelle genäht werden - das Programm findet ihr hier auf dem Tanoshii-Blog, auf dem sich außerdem jede Menge Buchvorstellungen, Schnittmusterkritiken und hilfreiche Hinweise zum Nähen mit Schnittmustern aus Japan finden. 

Strick-Graffiti sind ja nur manchmal Kunst, manchmal wirken sie auf mich eher wie Textilrestentsorgung im öffentlichen Raum. Eine wie ich finde ästhetisch ansprechende Aktion gab es im vergangenen Winter in Arosa in der Schweiz: Unter Leitung der 70jährigen Christine Schawalder strickten über sechzig Strickerinnen Bänke, Geländer, Tore, Hütten und sogar eine Gondel ein. Aus dem Strickwerk werden nun Taschen angefertigt und verkauft, der Erlös fließt in ein Schulprojekt in Sambia.

Seitdem ich an einem handgenähten Rock nach Alabama Chanin arbeite, bin ich natürlich immer auf der Suche nach fertigen Projekten im Netz. Umso toller, dass Wiebke beim Me made Mittwoch diese Woche eines entdeckte: eine schwarz-rosa Jacke von Antje - machen statt kaufen, die sich früher schon eine grün-schwarze Jacke gemacht hatte. Toll! Und da Antjes Blog noch ziemlich neu ist und außerdem unter dem Motto "schönes Leben ohne Shoppen" steht, empfehle ich euch das einfach mal.

Montag, 12. Mai 2014

Das Museum Wäschefabrik in Bielefeld


Beim Nähbloggertreffen vor ein paar Wochen besuchten wir das Museum Wäschefabrik in Bielefeld. Bielefeld hat - was man als Auswärtiger nicht unbedingt weiß - eine lange Tradition als Textilstadt. In der Umgebung wurde Leinen angebaut, in der Stadt wurde gesponnen, gewebt und vernäht, und auch die Dürkopp AG, ein Hersteller von Nähmaschinen und Fahrrädern, ist bis heute in Bielefeld ansässig. Die Wäschefabrik versteckt sich hinter einem schmalen Durchgang zu einem hübschen Hofgarten mit Kirschbäumen und buchsbaumgesäumten Beeten im Bielefelder Textilviertel. Hier schlummerten die Fabrik und die angenzende Villa seit den frühen 1980er Jahren unberührt vor sich hin - mit komplett erhaltener Einrichtung.


Die schlafende Fabrik wurde 1986 von einem Bielefelder Fotografen wiederentdeckt und konnte in den 1990er Jahren nach Verhandlungen mit den Erben von einem Förderverein übernommen werden, der die Räume im Originalzustand erhält, die Geschichte der Besitzerfamilien erforscht und das Haus für Besucher offen hält.


Die Vereinigten Wäschefabriken Juhl & Helmke, so der ursprüngliche Name, bestanden seit 1906 und zogen 1912/13 in das eigens errichtete Gebäude. Hergestellt wurde die typische Aussteuerware: Bettwäsche, Tischwäsche und Nachtwäsche. Die wechselvolle Geschichte der Firma bis zu deren langsamen Niedergang in den 1960er Jahren, als sich die Textilproduktion ins Ausland verlagerte und die Aufträge zurückgingen, lässt man sich am besten in einer Führung durch das Haus erklären.   


Da im Nähsaal, in den Büros, der Versandabteilung und der Musterabteilung alles noch genau so ist, wie es verlassen wurde, als wäre die Arbeit nur kurz unterbrochen worden, unternimmt man als Besucher eine seltsam berührende Zeitreise, wenn man das Gebäude betritt. Auf den gegenüberliegenden Schreibtischen der beiden letzten Besitzer, zweier Brüder, stehen noch die gerahmten Fotos der Familie, jeder der beiden hatte einen eigenen, mit Initualen gekennzeichneten Radiergummi und eine Bleistiftstummelsammlung.

Im Nähsaal liegen immer noch Schnittmuster für die Nachthemden und Herrenhemden, die hier zuletzt noch produziert wurden, es gibt aufgerollte Bündel mit zugeschnittenen Teilen und Nähmaschinen aus fünf Jahrzehnten. Man könnte sich an eine der Maschinen setzen und losnähen - die Maschinen sind eingefädelt.. Gleichzeitig erscheint hier alles so angegilbt und brüchig, so aus der Zeit gefallen, dass der Kopf automatisch einen Sepiafilter über die Bilder legt: Die Zeiten, als in Deutschland noch unter Bedingungen, die denen ähneln, die wir heute aus Asien kennen, Textilien produziert wurden, erscheinen unendlich weit entfernt. 


Auch für Besucher, die sich nicht so sehr fürs Nähen interessieren, bietet die alte Wäschefabrik Interessantes: Im Versandkeller Kartons, Papier und eine Portotabelle von 1958, in der Buchhaltung eine kurz vor der Schließung der Fabrik angeschaffte Rechenmaschine, damals ein exorbitant teures Wunderwerk der Technik. Im Kundenbüro erhält man Einblick in die Kundenkartei, in der säumige Zahler mit roten Pappreitern gekennzeichnet werden.


Die Bettwäsche wurde durch Vertreter verkauft, die mit ihren Musterbüchern über Land reisten und Haus um Haus abklapperten. Später, in den 1970er Jahren, gab es gedruckte Kataloge mit Fotos, auf denen Verwaltungsmitarbeiterinnen der Firma in den Nachthemden des Unternehmens posierten. Auf lange Sicht nützte das alles nichts - so billig wie in Asien konnte man nicht produzieren, so dass die Fabrik mit zuletzt nur noch vier Mitarbeitern geschlossen wurde, ohne insolvent zu sein.


Es ist ein glücklicher Zufall, dass deshalb die gesamte Einrichtung original erhalten wurde und so einen anschaulichen und unvermittelten Einblick in die Produktionsbedingungen der weitgehend untergegangenen deutschen Textilindustrie geben kann, der in einem herkömmlichen Museum so nicht möglich ist. Ein Glücksfall war auch unsere Führerin, die uns kreuz und quer durch die Fabrik und die erhaltenen Wohnräume der Besitzerfamilie geleitete, voller Geschichten über die Näherinnen und die Abläufe in der Firma, die mit Hilfe von Zeitzeugen nach und nach rekonstruiert werden.

Der Besuch war ein eindrückliches Erlebnis, und ich bin der Bielefelder Truppe Frau Knopf, Bunte Kleider, Das Büro für schöne Dinge und Mema sehr dankbar, dass sie diesen Programmpunkt für uns organisierten - denn wie gesagt, als Auswärtige ahnt man ja gar nicht, was einem in Bielefeld alles entgeht.   

Museum Wäschefabrik Bielefeld
Viktoriastr. 48a
33602 Bielefeld

geöffnet Sonntag 11.00-18.00 Uhr und mit Führung nach individueller Vereinbarung
www.museum-waeschefabrik.de/

Donnerstag, 8. Mai 2014

Das Alabama-Projekt III: Muster ausschneiden


Das Handnähprojekt nach Alabama Chanin macht Spaß und ist eigentlich gar nicht so zeitaufwendig wie ich dachte. Mein Muster ist ziemlich großflächig - da hat sich Griselda schon etwas ganz anderes vorgenommen, ein kleinteiligeres Muster, und gleich ein ganzes Kleid. In fünf Stunden würde ich wohl mehr als eine Bahn meines Rocks fertigsticken können, und ich brauche nur vier Bahnen und eine Saumblende.

Seit dem Schablonieren vor annähernd zwei Wochen habe ich drei der vier Rockbahnen gestickt und es nun nicht mehr ausgehalten und bei diesen Bahnen schon mal die Motive ausgeschnitten, um zu sehen, wie das Muster wirkt. Man schneidet knapp innerhalb der gestickten Umrisse die obere Stofflage ganz vorsichtig heraus. Von der vorher aufschablonierten Farbe bleiben etwa 2 mm stehen, die Stickerei verläuft genau am Rand der Motive - man erkennt das hier nicht so richtig, weil die Farben wirklich sehr ähnlich sind. Der Kontrast der beiden Stofflagen - oben grau, unten weiß - ist hingegen relativ groß, größer als bei den Modellen in den Alabama-Chanin-Büchern, die meistens sehr elegant Ton-in-Ton gehalten sind. Mal sehen, wie das dann als Rock wirkt.   


Dass bei dieser Technik, einer Art offenkantiger Negativapplikation, die Stofffarbe auf der oberen Schicht größtenteils wieder weggeschnitten wird, ist außerdem sehr günstig, weil der Farbauftrag mit dem Schwamm bei mir wirklich unangenehm batzig geworden ist. Die getrockneten Farbinseln bilden eine ziemlich feste, leicht gummiartige Kruste, da ist es gut, wenn das meiste davon wieder wegkommt. Griselda hatte die Farbe verdünnt und mit einer ausgedienten Haushaltsreiniger-Sprühflasche aufgesprüht, und das sieht auf ihren Bildern schon viel besser aus und fühlt sich bestimmt auch besser an. Ich habe für spätere Versuche gerade noch eine kleine Sprühflasche aus dem Verpackungsmüll retten können - das nächste Mal wird gesprüht, zur Not eben auf dem Hof.


Die Rückseite: die Motive werden alle einzeln für sich umstickt, damit der Stoff elastisch bleibt. Die Naht wird mit einer zweiten Reihe Stiche von rechts noch einmal sichtbar abgesteppt, eine offenkantige Kappnaht sozusagen. (Auf dem zweiten Foto sieht man die Naht von rechts, auf dem dritten Foto von links.) Das macht einen sehr haltbaren Eindruck.

Den nächsten Zwischen- oder vielleicht sogar Endstand gibt es dann am 25. Mai bei der Stoffspielerei, gesammelt bei Griselda. Wie ich in den Kommentaren gesehen habe, werkeln ja einige gerade an Alabama-Chanin-Projekten - ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch.     

Sonntag, 4. Mai 2014

Wochenrückblick: Pictoplasma, re:publica und BamS


Frühling in Berlin! Die 14 Tage seit dem letzten Wochenrückblick gingen wieder allzu schnell vorbei, deshalb im Schnelldurchlauf ein paar Ereignisse der letzten Tage und ein paar Lese- und Veranstaltungstipps, ehe das hier gar nichts mehr wird.


Der Berliner Funkturm auf dem Messegelände ist der kleine West-Berliner Bruder des Fernsehturms. Im Gegensatz zum Fernsehturm gehts hier für wenig Geld und ohne Schlangestehen auf die Aussichtsplattform. Mich faszinierte ja besonders der Blick auf die steingewordenen Stadplanerträume der 1960er und 1970er Jahre im Berliner Westen, auf Autobahnen, Messegelände und ICC, man schaut aber ohne weiteres auch bis nach Spandau und zum Potsdamer Platz. Um zum Funkturm zu gelangen, muss man ein Messegebäude durchqueren, was bei Veranstaltungen nicht möglich ist, daher empfiehlt sich vorab ein Blick auf die Webseite oder ein Anruf. An unserem Ausflugstag gab es im Funkturm-Restaurant nur ein Buffet und keinen Kaffee (unfassbar, oder?), daher kehrten wir noch an der Neuen Kantstraße im Piano-Café ein, angezogen von der Riesenauswahl an Torten und Kuchen im Schaufenster. Die Mohn-Kirschtorte und der Mohn-Käsekuchen waren auch wirklich super. Wenns richtig warm ist am besten Kuchen zum Mitnehmen kaufen und am Ufer des Lietzensees verzehren.

 

Auf das Pictoplasma-Festival an diesem Wochenende hatte ich eigentlich vorab hinweisen wollen. Das Festival dreht sich um Character Design, um das Entwerfen von grafischen Figuren als Maskottchen, Werbeträger, Logo, für Animationsfilme und Comics in der ganzen Spannbreite von Monster bis niedlich, und dabei gibt es immer auch eine Reihe von Künstlern, die mit Textilien arbeiten. Neben einer großen Ausstellung im Kaufhaus Jandorf liefen auch dieses Jahr wieder Einzelausstellungen in kleinen Galerien. Cookie Campbells textile Monster mit Pailettenpanzern fand ich am Samstag auf dem Urban-Spree-Gelände besonders beeindruckend.


Der Selbermach-Trend ist sogar im Boulevard angekommen: vor knapp zwei Wochen besuchte uns eine Autorin der Bild am Sonntag bei der MittwochsMasche, die Geschichte gab es am 1. Mai in der Zeitung zu lesen. Die Überschrift - "Die neue Sehnsucht nach früher" - trifft zwar die Beweggründe der portraitierten SelbermacherInnen offensichtlich überhaupt nicht, aber sonst hätte der Text wohl nicht in eine Sonderausgabe über das Jahr 1964 gepasst.

Und noch eine Handarbeitstrendgeschichte: Die Stricknadeln von Addi stammen aus dem Sauerland und werden bis nach Japan exportiert. Der Deutschlandfunk brachte eine Sendung über die Firma, die sehr vom derzeitigen Strickboom profitiert (via @Effi).

Selbermachen auf der re:publica: Die Netzkonferenz beginnt am kommenden Dienstag, und es freut mich, dass die großartige Sarah Corbett, Gründerin des Craftivist Collective, am Mittwoch sprechen wird. Craftivism verbindet Craft und Activism, Selbermachen und politischen Aktivismus. In Großbritannien verschenkt das Craftivist Collective bestickte Taschentücher mit politischen Forderungen an Abgeordnete und begleitet die Londoner Fashion Week mit Protestbannern im Kreuzstich, die auf die Ausbeutung der Beschäftigten in der Textilindustrie aufmerksam machen. 
Über Lifestyle-Blogs und ihren scheinbar authentischen Blick ins Wohnzimmer gibt es ebenfalls am Mittwoch eine Podiumsdiskussion, die Bedeutung von Elternblogs für die Kultur des Kinderkriegens und bloggende Väter sind Thema am Dienstag. Spannend erscheint mir auch der Workshop über das Teilen von Wissen rund um Design, das Geldverdienen nicht ausschließen muss, die Diskussion über Blogger-Relations in globaler Perspektive, der Vortrag über die Beweggründe, das Internet und soziale Medien nicht zu nutzen - haben wir alle damit nicht von Zeit zu Zeit zu tun? - sowie die Vorträge von Alexa Clay (alle Donnerstag). Eine ganze Reihe von Veranstaltungen gibt es zum Maker-Movement, und das Internet in den afrikanischen Ländern scheint ein weiterer heimlicher Schwerpunkt der Konferenz zu sein. Insgesamt entdecke ich dieses Jahr mehr politisch und gesellschaftlich Relevantes und weniger die-deutschen-Netzleute-bespiegeln-sich-selbst-und-finden-das-total-spaßig-Themen. I Like!

Donnerstag, 1. Mai 2014

Stoffwechsel: der Nähsteckbrief

Einen Stoff verarbeiten, den eine andere ausgesucht hat, ist die Herausforderung der Stoffwechsel-Aktion, die sich Siebenhundertsachen ausdachte. Vielen Dank für die Initiative und Organisation! Bevor Stoffe besorgt und verschickt werden, soll der Nähsteckbrief der zugelosten Stoffbesorgerin ein paar Hinweise für die Auswahl geben. Also los:

Was nähst du am liebsten für dich?

Röcke. Aber dafür habe ich eine dezidierte Oberteilschwäche, die ich allerdings immer mal angehen wollte, gerne auch im Rahmen dieser Stoffwechsel-Aktion. Ich bin zu allem entschlossen und zu vielem bereit!

Und wenn wir kurz mal vor allem an Oberteile und Röcke denken, was würdest du da gern nähen? Hast du schon etwas vor Augen?

Auf meiner Nähwunschliste für den Sommer stehen kurzärmelige Blusen und Röcke, die nicht schwarz, grau oder dunkelblau werden sollen. Was, wie und nach welchen Schnittmustern? Keine Ahnung! Ich nehme gerne Vorschläge entgegen.  

Die Glaubensfrage: Webstoff oder Jersey? Oder doch beides?

Webstoff, eindeutig Webstoff.

Welches Material vernähst du am liebsten (z.B. Viskose, Baumwolle, Wolle, …) – gegen was hast du eine (starke) Abneigung?

Was Wolle, Baumwolle, Leinen, Viskose betrifft habe ich keine besonderen Präferenzen - ich trage alles gerne und nähe es auch gerne. Stark glänzende, flutschige und durchsichtige Stoffe mag ich nicht und mit Crinklestoffen komme ich auch nicht zurecht, weder nähtechnisch noch tragetechnisch. Dass ich nichts für fieses Vollplastik übrig habe, muss ich wohl nicht extra erwähnen - wer mag das schon? (Wobei gegen einen Kunstfaseranteil im Stoff aber absolut nichts einzuwenden ist!)

Was sind deine Lieblingsfarben, welche stehen dir gut? Welche gehen gar nicht?

Eigentlich mag ich Farben, ich komme nur so selten dazu, sprich: ich nähe oft auf Sicherheit und Kombinierbarkeit bedacht, das heißt Schwarz, Grau, Dunkelblau. Aus diesem Farbschema würde ich gerne ausbrechen, denn ich habe ja gar nichts gegen Blau, Rot oder Grün.

Pastelltöne - rosa, hellblau, hellgelb, lachs, flieder und ähnliches - kann ich überhaupt nicht tragen, und am allerallerschlimmsten sind Beige und mittelre Brauntöne, das kann ich nur anziehen, wenn ich so krank aussehen will, dass ich gleich wieder nach Hause geschickt werde.  

Welche Muster magst du? Groß oder klein? Blumen, Streifen, Punkte? Oder sind Muster vielleicht gar nicht so deins? 

Wegen dem Kombinierbarkeitsaspekt nähe ich oft einfarbig, aber auch daran lässt sich arbeiten. Ich mag Streifen, Punkte, Blumen, Tiere, solange sie nicht zu kitschig oder niedlich sind, also lieber ein mittelgroßes abstrahiertes Blumenmuster in satten Farben als niedliche Streublumen in Pastell auf weiß.

Was sind die Kleidungsstücke, die dir (in letzter Zeit) in deinen Augen am besten gelungen sind? (Bitte mit Link oder Foto) Sind welche dabei, die du vor allem wegen ihres Stoffes magst?

Ich ziehe ja auch meine schwarzen Sachen gerne an, zeige hier aber mal ein paar buntere Teile (manchmal kriege ich das ja hin), die ich gerne trage und in denen ich mich nicht zu bunt fühle.


Das Finnland-Kleid ist blau-grau und - jetzt nicht lachen bitte - für mich im Winter schon ungewöhnlich viel Farbe. Da ich für das Kleid im echten Leben von nichtbloggenden Nichtnähern Komplimente bekommen habe, muss es wirklich gut sein.



Rote Röcke sind auch nicht schlecht, weil sie prima zu schwarz passen. Der Leinenrock oben ist die Sommerversion, die Herbst-Winterversion war in diesem Beitrag kurz zu sehen - den Rock muss ich nur leider langsam entsorgen, weil der Stoff nicht mehr schön ist.



In einem Anfall von Kühnheit leistete ich mir 2010 ein grünes Oberteil, das allerdings nach einem Aufenthalt in der Küche zusammen mit ein paar Merguez nie wieder so wurde, wie es es mal war. Die Farbe finde ich aber nach wie vor Klasse. Die Bluse in einer für mich absolut untypischen Farbe verbuche ich auch als Erfolg - sie ist zwar rosa im weitesten Sinne, aber ein sattes Rosa, kein Pastell. Das Foto trifft die Farbe sehr gut.  

Wieviel Stoff verbrauchst du ca. für einen Rock, ein Oberteil, ein Kleid?

Oberteile: 1m (kurze Ärmel) bis 1,50m, Röcke auch je nach Schnitt 1m bis 1,50m, Kleider 2m bis 2,50m.

Gibt es sonst noch etwas, das dich als Näh-/Stofftyp in deinen Augen ausmacht?

Nachdem ich für den Nähsteckbrief gezielt die nicht-schwarzen und nicht-grauen Sachen hier im Blog angeschaut habe, denke ich, dass es mit mir und Farben gar nicht so hoffnungslos aussieht. Etwas Farbiges und Gemustertes zu finden ist schon schwieriger - das wäre die Herausforderung schlechthin für meine zugeloste Stofflieferantin. Aber keine Sorge: Ich sehe die Stoffwechsel-Aktion als Experiment und bin wild entschlossen, alles zu vernähen, was mir vor die Nadel gelegt wird. Wenn am Ende etwas herauskommt, das meinen Geschmack doch nicht hundertprozentig trifft, ist das nicht so schlimm, dann war es eine Erfahrung. 

(Zurück zum Stoffwechsel und der Steckbriefsammlung hier. )