Sonntag, 25. Januar 2015

Stoffspielerei*) im Januar: Ecken


Ein schnelles Restepatchwork aus einfarbigen und zusammengesetzten Dreiecken und ein schnelles Erfolgserlebnis hatte ich mir beim Januar-Thema "Ecken" von frifris vorgestellt. Aber so schnell ging das doch wieder nicht, es war mehr Näharbeit als ich dachte. Die Restedreiecke entstanden in den letzten zwei Wochen, nach und nach setzte ich sie schon mit einfarbigen Gegenstücken zu Paaren zusammen und die Paare zu Reihen, verschusselte dabei aber teilweise die Richtung der Streifen bei den Restedreiecken, musste trennen, stellte dabei fest, dass einer der schwarzen Stoffreste total morsch war und ausgetauscht werde musste... hach ja, die letzten Reihen fügte ich heute Morgen an, und gequiltet ist es noch nicht, und auch noch nicht zum Kissenbezug verarbeitet.

Mit Restepatchwork hatte ich mich in den letzten Jahren immer mal wieder beschäftigt, denn ich bin eine große Resteaufheberin und Restesammlerin. Nur der reine Zufall, ganz ohne Struktur funktioniert dabei meistens nicht so gut, jedenfalls mit meinen unspektakulären Resten vom Kleidernähen. Mit farblich und nach hell und dunkel sortierten Resten wie bei den Kaleidoskopkissen schon eher, diese Methode ist aber aufwendig, da im Grunde der Platz jedes einzelnen Restfitzelchens festgelegt werden muss. Bei der Zufalls-Wolldecke wird hingegen nur eine grobe Sortierung nach "Hauptfarbe" und "Akzentfarbe" vorgenommen, die Anordnung ist ansonsten vollkommen zufällig. Die Restedreiecke hier sind im Grunde ein Kompromiss zwischen den zwei Methoden: Die aus dünnem Stoff zugeschnittene Grundform wird abwechselnd mit dunklen und hellen unregelmäßigen Stoffstreifen benäht, Struktur und Zufall gleichzeitig.         


Das Monatsthema "Ecken" hätte Raum für allerlei Interpretationen geboten, nicht nur Dreiecke sind Ecken, Dreiecke sind aber eine besonders dankbare Form für Patchwork. Seit dem Matheunterricht betrachte ich Dreiecke eigentlich nur noch aus der Patchwork-Perspektive, und aus Patchworksicht sind vor allem zwei Dreieckstypen interessant: Rechtwinklige Dreiecke, die sich im Patchworkmustern mit Quadraten vertragen, und gleichseitige Dreiecke wie hier, aus denen sich Rauten, Parallelogramme und Sechsecke zusammensetzen lassen. Letztere finde ich gerade interessanter, die Mustermöglichkeiten erscheinen mir vielfältiger. (Entwurfspapier mit gleichseitigen Dreiecken, mit dem man spielen kann, kann man übrigens hier herunterladen.)


Wenn das Teil gequiltet ist, zeige ich euch es auf jeden Fall nochmal! Der ursprüngliche Plan sah sogar vor, zwei Kissenbezüge im gleichen Muster für zwei Stuhlkissen anzufertigen - das dauert sicher noch ein bißchen. Wie das Ecken-Thema sonst interpretiert wurde wird hier von frifris gesammelt - vielen Dank dafür!

*) Worum geht es hier? Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.  

Thema nächsten Monat: Chenille (vorgeschlagen von Griselda, Sammlung am 22. 2. 2015). 

Freitag, 23. Januar 2015

... und sie ratterten glücklich dem Sonnenaufgang entgegen. Die Annäherung in Bielefeld


Wenn Nähmaschinen stimmungsvoll die Nacht erhellen - dann ist Annäherung in Bielefeld! Schon letztes Jahr hatten Alex, Susi und die Drehumdiebolzeningenieurin die Idee für ein Nähwochenende in der Bielefelder Jugendherberge, mit Übernachtung und Essen und allem - und was wichtiger ist, sie hatten auch Lust und Zeit dieses Näh-Komplettpaket für knapp 40 Bloggerinnen zu organisieren. Dieses Jahr gab es die Wiederholung, und da bei mir diesmal freie Zeit und ein freier Platz glücklich zusammentrafen, konnte ich mich am letzten Freitag mit Yvonne und Wiebke nach Bielefeld aufmachen.

Zwar wurden wir kurz vor Bielefeld durch einen Stau eine Stunde aufgehalten, doch nach einem Zwischenstopp bei Claudia (wo es neben Suppe und Kuchen auch den letzten richtig guten Kaffee des Wochenendes gab - Danke!), erreichten wir pünktlich zu Abendessen und Vorstellungsrunde die Jugendherberge. 

Ein bißchen aufregend ist das ja schon immer, so eine große Gruppe von Nähbloggerinnen zu treffen, in der man die meisten nur über ihre Blogs kennt. Als wir vor der Jugendherberge vorfuhren und ich durchs Fenster die ersten virtuell bekannten Gesichter entdeckte, hatte ich einen kurzen uuuh, vielleicht ist das doch keine gute Idee - darf ich bitte wieder nach Hause fahren?-Moment, aber ich lief einfach Wiebke hinterher, und nach der Vorstellungsrunde, als die Nähmaschine ausgepackt und zwischen Antjes und FrauCraftelns angeschlossen war und im Chor mit den anderen ratterte, war alles in Ordnung.


Überhaupt - das war mir gar nicht so bewusst - nähe ich wirklich, wirklich gerne, und das Rattern von Nähmaschinen ist für mich das schönste Geräusch der Welt. Ich hatte vorher noch nie ein Wochenende durchgenäht, nächtliche Näh-Exzesse gabs zuletzt während des Studiums, ich war mir vorab gar nicht so sicher, ob ich durchhalten und ob ich es genießen würde. Aber ich hielt nicht nur durch - als ich Freitag und Samstag Nacht jeweils gegen halb eins den Stecker zog, geschah das aus Vernunft, und weil der Rest der Truppe schon mehr oder weniger zum lustigen Teil des Abends übergegangen war. Ich hätte bis zum Morgengrauen weiternähen können.

Freitag Nacht war mein erstes Nähprojekt, eine ungefütterte Wolljacke (133 aus Burdastyle 11/2010) bis auf die Blende fertig. Samstag früh fand ich als erstes vier komische Stofflappen aka zugeschnittene Taschenbeutel auf meinem Arbeitstisch - Schnittteile beim Zusammennähen zu vergessen wird bei mir langsam zur Gewohnheit. Trotzdem konnte ich am Samstag Nachmittag mein zweites Projekt, eine hoffentlich unspießige weiße Bluse (das Tyler Shirt von named patterns) zuschneiden und bis Sonntag Mittag bis auf Kragen und Saum fertignähen. Der Kragen passte nicht ins Halsloch (nächtliches unpräzises Nähen bei sieben Nähten, die im Halsloch münden, rächt sich), und das war ein Problem, das ich in meinem leicht übermüdeten Zustand nicht mehr lösen konnte.


Die Zeit verging außerdem sehr nett mit Plaudereien am Bügeleisen, mit dem Begutachten fertiger und halbfertiger Teile, mit der Diskussion von Änderungsoptionen, mit Fachsimpeln über Paspelknopflöcher und Nähzubehör, Traumnähmaschinen und Schnittmuster, und das war mindestens genauso toll wie das Nähen - auch wenn ich ziemlich an der Maschine klebte und weit weniger zu Plauderrunden aufbrach, als ich das gedacht hatte.

Das Entspannte an solchen Treffen unter Nähbloggerinnen ist, dass das ganze unauffällig-abcheckende Gesprächsvorplänkel wegfällt, das man mit gänzlich unbekannten Menschen unternehmen muss: was ist das grundsätzlich für eine? Liegen wir einigermaßen auf einer Wellenlänge? Ist sie mir wohlgesonnen? Finden wir ein gemeinsames Thema? Man fängt gleich auf einer vertrauten Ebene an, manche Bloggerinnen, die ich seit Jahren lese, kamen mir vor, als würde ich sie wirklich schon Jahre kennen. Das ist wirklich schön, und ich bin sehr froh, dass die Leipzigerinnen im Mai ein großes Nähbloggerinnentreffen (ohne Nähen) organisieren, bei dem die Gespräche fortgeführt werden können (Informationen zum Nähbloggertreffen in Leipzig siehe hier.)

Weitere Berichte (viele davon mit besseren Fotos als meinen) gibt es bei Alexandra - Mamamachtsachen, der ich, ebenso wie der Drehumdiebolzeningenieurin und Susi - Alle Wünsche werden wahr (mit der wahrscheinlich tollsten Nähmaschine des Treffens) nochmal sehr für die Organisation und überhaupt die Initiative danken möchte. Die Nähbloggerinnengemeinschaft, in der ich mich zuhause fühle, wird durch so ein Treffen auf eine neue Ebene gehoben, es ist großartig, nicht nur einsam vor sich hinzunähen und nicht nur virtuell verbunden zu sein, und ich kann nur jeder Selbermacherin empfehlen, sich am Wohnort ein Nähkränzchen zuzulegen - und wer weiß, vielleicht pflanzt sich die Annäherungs-Initiative ja fort, in den süddeutschen Raum, ich hoffe es.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Die menschliche Schwachstelle


Wie man sieht, habe ich ein Problem: Ich hasse das Zusammennähen von Stricksachen. Wie sehr? Wie eine Verrückte. Kennt ihr das?

Gestern Abend in der Strickrunde (in der die Linkshänderin auch ganz tapfer Fäden vernähte) unterhielten wir uns darüber, und uns fiel keine Strickerin aus dem Bekanntenkreis ein, die gerne und gut Stricksachen fertigstellen würde. Es gibt interessante - wenn auch nicht allgemein übertragbare - Konzepte, das Problem zu umgehen, so hatte V. eine Oma, die für sie das Zusammennähen übernahm. Seitdem diese Oma verstarb, strickt V. nur noch Mützen, Stulpen, Kissen, Tücher und neuerdings einen Poncho, also Dinge, bei denen quasi von Natur aus nur eine kleine Anzahl Fäden vernäht und nichts zusammengenäht werden muss. Andere stricken vorzugsweise Raglankonstruktionen oder stricken die Ärmel mit verkürzten Reihen gleich aus den Armausschnitten heraus - alles wegen eines Phänomens, das man als Strickteilzusammennähangst oder als Strickteilzusammennähunlust bezeichnen könnte.

Was dagegen tun? Zwar habe ich mir Monikas Matratzenstich-Tutorial schon mehrmals zu Gemüte geführt und weiß theoretisch, wie es geht, in der Praxis werden die Nähte aber oft nicht so schön, wie sie sollten. Bei meinem aktuellen Strickprojekt, der mehrfarbigen Strickjacke oben links im Bild, stört das Einstrickmuster. Plastische Strickmuster stören wahrscheinlich genauso. Alles stört, am meisten das Zusammennähen selbst! Wie motiviert ihr euch zum Zusammennähen? Habt ihr eine idiotensichere Technik oder besondere Tricks? Oder gibt es sogar die eine oder andere, die das gerne macht? Gestern sinnierten wir darüber, warum es keine Stricksachen-Zusammennäh-Services gibt  - Vermutung: weil es niemanden gibt, der diese Arbeit freiwillig erledigen würde, V.s verstorbene Oma einmal ausgenommen. Ich habe mir jetzt vorgenommen, erstmal die vorhandenen Strickjacken fertigzustellen, ehe ich etwas Neues anfange - und dann werde ich mich endlich mit der Armkugel mit verkürzten Reihen beschäftigen, damit das Elend der Zusammennäherei ein Ende hat.        

Donnerstag, 8. Januar 2015

Rückblick 2014: Das Nähen, das Leben und der ganze Rest, sowie Pläne für 2015

In den erste Tagen des neuen Jahres ist es schon Tradition hier im Blog, auf das Nähjahr zurückzublicken. Was ist passiert, wie  hat sich mein Nähen und das Nähen im allgemeinen verändert, wie soll es weitergehen?

2014 war für mich vom Zusammenwachsen der Nähbloggerinnengemeinschaft, von Gemeinschaftsaktionen und Sewalongs geprägt. Wann immer man das Internet aufschlägt, immer gibt es irgendwo etwas Interessantes über unser gemeinsames Hobby zu lesen. Das ist so toll! Ich hätte 2008, als ich mit diesem Blog begann, nicht gedacht, dass es einmal so eine Vielfalt geben würde. Die vielen verschiedenen Stimmen, jede mit ihrem eigenen Blickwinkel, sind für mich eine ungeheure Bereicherung. Ich kann mir das Nähhobby ohne diese Begleitung gar nicht mehr vorstellen. Zwar sind ein paar interessante Blogs dieses Jahr verschwunden oder wurden eingestellt, ich vermisse Oh Mimmi, schaue immer mal wieder bei Danyeela nach, ob sie nicht doch wieder etwas bastelt, und ich bedaure es, Brontes (Mit Spaten und Faden) gnadenlos ehrliche (und witzige!) Strickmuster-Rezensionen des Gesamtwerks von Kim Hargreaves nicht mehr lesen zu können, um nur einige zu nennen. Aber gleichzeitig entstanden noch mehr neue Blogs, von denen mir sicher einiges ans Herz wachsen werden.


Gelegenheiten, Nähnerds im echten Leben zu begegnen, gab es zuhauf, und Berlin ist dafür der ideale Wohnort, denn früher oder später geht doch jede auf den Maybachmarkt, und dann ist da ja noch den Nähstammtisch, den Chrissy organisiert, und die Mittwochsmasche. Nicht zuletzt war das Nähbloggerinnentreffen in Bielefeld im Frühjahr ein sehr schönes Erlebnis, ich bin jedes Mal bei solchen Treffen total überwältigt von der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft unter Nähnerds und freue mich schon sehr auf die Treffen in diesem Jahr.

Nähbloggen und Twitter


Der Austausch der Nähenden bei Twitter hat sich 2014 ebenfalls intensiviert, und Twitter ist oft auch der Ort, wo Ideen zu Sewalongs oder anderen Aktionen geboren und in kurzer Zeit in die Tat umgesetzt werden. Ich finde es ganz erstaunlich, dass so ein im Grunde völlig unzulängliches Kommunikationsmittel wie Twitter mit seinen 140-Zeichen-Botschaften, die zur Verknappung und zur Oberflächlichkeit zwingen, trotzdem so ein emotionales Zusammenrücken in unserer Community bewirkt hat. Ein großer Vorteil ist sicher, dass Unterhaltungen sowohl zeitverzögert - man antwortet einfach irgendwann später - als auch nicht-zeitverzögert, unmittelbar, wie in einem persönlichen Gespräch, geführt werden können. Den zweiten großen Vorteil sehe ich in der prinzipiellen Hierarchielosigkeit und Offenheit Twitters: wer mitredet, gehört dazu. (Zumindest ist das in unseren Selbermacher-Kreisen so. Dass irgendwelche Twitter-Prominenz, wenn angesprochen, nicht antwortet, damit muss man rechnen. Die sind aber auch nicht bei Twitter, um dialogisch zu kommunizieren, sondern um sich selbst zu promoten.)


Die Offenheit bei Twitter ist jedenfalls etwas anderes als der Austausch durch Blogposts und Kommentarspalte, dem die Unmittelbarkeit fehlt und bei dem immer ein Gefälle zwischen der Bloggerin und den Kommentierenden besteht. Twitter ist ideal für kleine Blödeleien, für Fragen wie: Welche Knöpfe nehme ich? oder: Soll ich lieber Schnitt X oder Schnitt Y nähen? und für mich ist es außerdem eine Möglichkeit, mit wenig Aufwand Schnittmuster-Neuigkeiten und andere Näh-Nachrichten aufzuschnappen.

Ich bin gespannt, wie sich diese Nähnerd-Kommunikation entwickelt, zum Beispiel ob es noch möglich sein wird, einzelnen Gesprächen zu folgen, wenn noch mehr Selbermacherinnen Twitter nutzen, oder ob sich kleinere, informelle Sub-Zirkel bilden, in denen man unter sich bleibt. Die Gefahr, dass die Blogs durch Twitter austrocknen, weil alle nur noch kurz zwitschern, statt zu bloggen und zu kommentieren - mit diesem Problem haben viele Querbeet-Blogger zu kämpfen - scheint den Nähblogs nicht zu drohen, ich habe jedenfalls noch nicht bemerkt, das jemand aufs Bloggen verzichtet und sich damit begnügt, ein Nähprojekt nur bei Twitter mit einem Foto und einem halben Satz zu zeigen.


Diesem kleinen Blog hier geht es jedenfalls gut, und ich freue mich sehr darüber, dass so viele von euch immer noch Lust haben, hier zu lesen und zu kommentieren - bei dem Angebot, was es da draußen mittlerweile gibt. Im Mai wurde Nahtzugabe in der Beilage des "Standard" zitiert, im September als Multiplikatorin für einen Upcycling-Wettbewerb bei arte creative angesprochen - das sind die kleinen Highlights des Blogjahres, die dem Ego schmeicheln, aber keine Brötchen bezahlen.

An mir selbst beobachte ich, dass meine Aufmerksamkeitsspanne für Blogbeiträge gesunken ist, weil alles so viel mehr geworden ist: mehr Blogs, mehr Posts, mehr Sew-alongs, mehr Verlinkungsaktionen und ich merke, dass man aufpassen muss, mit dem Wunsch, alles mitzukriegen, nicht in Gehetze zu verfallen. Ich komme seltener zum Kommentieren, als ich möchte, lese oft "nur mal eben schnell" zwischendurch, und habe beispielsweise bei großen Sew-alongs  trotzdem das Gefühl, die einzelnen Beiträge nicht richtig gewürdigt zu haben. Ich habe mir daher fest vorgenommen, mir regelmäßig bewusst Zeit für Kommentare zu nehmen, weil sie Blogs lebendig halten.


Viele hochfliegende Pläne für das Blog habe ich natürlich auch, zumindest in Gedanken bzw. in meiner Gehirn-Ergänzung aka Notizbuch: wieder mehr Tutorials! Video ausprobieren! Die Stoffladenbesprechungen wieder aufleben lassen! Total tolle Sachen nähen! Bücher besprechen! In der Praxis wird es so sein, wie jedes Jahr: letztlich bestimmt die verfügbare Zeit und Lust und Laune, was den Weg ins Blog schafft, und so schlecht bin ich bin ich mit der Taktik, die keine Taktik ist, bisher ja nicht gefahren. 

Das Leben neben dem Nähen

 

Das Jahr 2014 war für mich angenehm ereignislos, weder besondere Höhepunkte, noch besondere Tiefpunkte, was nach dem schrecklichen Jahr 2012, an dem ich 2013 noch knabberte, ganz und gar nicht schlecht ist. Im Herbst schaffte ich mir einen Nebenjob an, von dem ich euch schon die ganze Zeit erzählen wollte: seit der Eröffnung der Berliner Filiale von Stoff&Stil stehe ich dort einmal in der Woche im Laden - sprecht mich gerne an, wenn ihr mich entdeckt, ich freue mich immer, Blogleserinnen zu begegnen! Die Stoffverkauferei macht großen Spaß, die Kolleginnen sind nett, und was das Stoffkaufen betrifft, kann ich mich glücklicherweise ganz gut zurückhalten (sonst hätte das mit dem Nebenjob ja auch wenig Sinn).


Trotzdem brauche ich, wenn in ein paar Wochen ein anderes Projekt fürs erste abgeschlossen ist, auf lange Sicht einen Hauptjob. Wie ich mich kenne, werde ich es sowieso nicht lange ohne etwas Anspruchsvolles aushalten, das mich geistig wirklich fordert. Ich bin ja eigentlich Germanistin, aber nach einigen Jahren "draußen" zieht mich nichts oder fast nichts an die Uni zurück. Im Spätsommer hatte ich mir überlegt, als Zwischenprojekt vielleicht doch wieder ein Nähbuch zu machen und verschickte einige Exposés, bloß ist mein alter Verlag jetzt gerade von einer anderen Verlagsgruppe übernommen worden, und wenn ich das Frühjahrsprogramm betrachte, habe ich eher nicht den Eindruck, dass Handarbeiten dort auf lange Sicht ein Zuhause haben. Mal sehen, der Laden muss sich nach so einem Eigentümerwechsel sicher erstmal neu sortieren. Mit dem was ich kann - lesen, schreiben, rechnen ... äh, recherchieren, analysieren - Geld zu verdienen ist nicht einfach, aber ich habe ein paar Ideen und bin fürs erste ganz gespannt, was 2015 für mich bereithält. Möglicherweise steht auch ein Umzug bevor, dann werde ich euch im Blog mit Renovierungsgeschichten nerven!

Genähtes und Nähpläne 2015


Gestern, als ich kurz über das Lieblingsstück 2014 schrieb, dachte ich, ich hätte im vergangenen Jahr nicht viel fertiggenäht, aber die Erinnerung trügt. 2014 ist bei mir zwar das Jahr der abgebrochenen Sew-alongs geworden (nur die Termine für die Stoffwechsel-Stofftauschaktion, Ergebnisse hier und hier hielt ich ein - das war mir aber auch sehr wichtig), der Näh-Ertrag war aber gar nicht so schlecht: 5 Röcke, 5 Kleider, 2 Blusen, 2 Taschen, 3 genähte Strickjacken (2 davon noch unverbloggt), 2 gestrickte Strickjacken, 1 Morgenjacke, 1 einfache Steppjacke, 1 Hose, 1 Tshirt, 1 Dirndlmieder und 1 gestrickter Schal, macht 25 Teile. Und wie ich gestern schon sagte, bin ich mit den meisten recht zufrieden, auch wenn ich viele einfache Schnitte nähte und keine großen nähtechnischen Herausforderungen anging.

Mittlerweile bin ich in meiner Nähkarriere so weit, dass ich nichts mehr nähen muss, weil ich es brauche. Der Kleiderschrank ist mit Genähtem für alle Gelegenheiten, das mir passt und gefällt, gut gefüllt. Das Motto für 2015 lautet also: Klasse statt Masse, denn auch Stoffkonsum ist Konsum, und gedankenlos meterweise Material zu verbraten finde ich auch nicht viel besser als den Einkauf in irgendeinem Billigklamottenladen. Nach den ganzen eher anspruchslosen Sachen der letzten Zeit habe ich gerade auch wieder richtig große Lust auf kniffelige Projekte.



Im kommenden Jahr möchte ich:

- die beim Dirndl-Sewalong angefangene Trachtenkombination fertignähen.

- mir im Frühjahr einen Trenchcoat nähen. Den Mantel von 2013 ziehe ich ständig an, weil er ungeheuer praktisch ist. Er sieht bereits nicht mehr ganz taufrisch aus, und mit Farbe und Schnitt war ich ja von Anfang an nicht hundertprozentig zufrieden. Daher habe ich mir überlegt, dass ich so einen Frühlingsmantel "in schön" brauche. Der Mantel wird wahrscheinlich dunkelgrün, ich werde aber erst im März loslegen, denke ich.

- für Mitte Juni ein Kleid für eine Hochzeitsfeier nähen. Dazu habe ich im Moment noch gar keine Idee, der Sommer scheint noch ewig entfernt, ich weiß noch nicht, wie und wo die Hochzeit gefeiert wird und lasse das mal auf mich zukommen. Falls mir nichts einfällt oder die Zeit knapp wird, habe ich bestimmt etwas Hübsches im Schrank, das ich anziehen kann.  

- regelmäßig und mit besserer Zeitplanung bei den Stoffspielereien teilnehmen. Dieses monatliche offene Treffen, das sich Suschna - textile Geschichten ausgedacht hat, ist für mich jedes Mal der Höhepunkt des Monats. Das Spielerische - also etwas auszuprobieren, ohne einen direkten Zweck zu verfolgen, ist bei meiner Handarbeiterei in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen. Ich möchte wieder mehr experimentieren!

- Stoffdrucktechniken machen mir immer besonders viel Spaß, bisher habe ich aber immer nur kleine Stoffstücke bearbeitet, also sozusagen immer nur Probestücke. Dieses Jahr nehme ich mir vor, den Stoff für ein Kleidungsstück selbst zu bedrucken.

Lasst also das Nähjahr beginnen! Ein Projekt für die AnNäherung, das große Nähtreffen in Bielefeld in gut einer Woche, ist schon zugeschnitten.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Lieblingsstück 2014


Zum Auftakt des Me made Mittwoch, der wöchentlichen Linksammlung selbstgemachter Kleidung, geht es heute um das Lieblings-Kleidungsstück 2014.

Im Grunde ist es fast unmöglich für mich, eine Auswahl zu treffen, denn ich habe 2014 zwar nicht viel genäht, aber was ich genäht habe, war größtenteils sehr erfolgreich. Die beiden Teile aus der Stoffwechsel-Stofftauschaktion, das schwarze Kleid mit den Blumen und der asymmetrische Wollrock vom Herbst-Stoffwechsel sind in der 2014er Hitparade auf jeden Fall ganz vorne mit dabei, und über die Helgoland-Morgenjacke freue ich mich immer noch jeden Tag. Das Dakota-Kleid von named patterns aus Finnland vom Bild oben war - später noch einmal aus Karostoff genäht - für mich der beste Schnitt 2014, es gibt nämlich so gut wie nie Kleiderschnitte mit langen Ärmeln, die mir gefallen. Nicht auszuschließen, dass es auch noch eine Version 2015 geben wird.

Relative Flops sind nur zwei zu vermelden - relativ, weil sie zwar an sich nicht verkehrt sind, aber nicht zu meinen Kleidungsgewohnheiten passen. Ein Flop ist in dieser Hinsicht die Steppjacke nach einem koreanischen Schnittschema aus der ersten Nix-für-Lemminge Challenge: im Prinzip angenehm zu tragen, aber es passen wegen der weiten Ärmel keinerlei andere Jacken darüber. Um die Steppjacke außer Haus als einzige Jacke zu tragen, ist eine ganz bestimmte Wetterkonstellation (um die 18°C, trocken, nicht windig) nötig, die es entweder nur selten in Berlin gibt, oder die ich regelmäßig verpasse. Dass die Jacke keinen Verschluss hat und der Schnitt nicht zu jedem Unterteil passt, macht die Sache nicht einfacher.

Aus ähnlichen Gründen habe ich auch Schwierigkeiten mit Carmine, der Strickstoffjacke nach einem Schnitt von Cake patterns. Hier sind es die dreiviertellangen Ärmel, die dazu führen, dass es für die Jacke immer entweder zu warm oder zu kalt ist. Ich gebe Carmine in diesem Jahr aber noch eine Chance - es muss doch ein Temperaturbereich zu finden sein, in dem diese Jacke funktioniert!  

Damit gebe ich ab zu den Lieblingsstücken 2014 im MMM-Blog - spannend, was da alles zusammengekommen ist!