Montag, 30. Mai 2016

Betreutes Latzhosen-Nähen beim Büro für schöne Dinge


Wisst ihr, was ich an der Nähgemeinschaft im Netz so liebe? Ich bin nicht mehr allein mit seltsamen Näheingebungen, die mich von irgendwoher anwehen. Eine dieser wabernden Eingebungen war seit letzten Herbst ein Latzrock aus Nadelstreifen-Wollstoff. Ja, ich weiß, ihr fragt euch jetzt sicher: Wie kommt man bloß auf sowas? Und ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Die Idee war einfach da, und dann schlage ich ein paar Monate später FashionStyle (alias Knip) 03/2016 auf und sehe meine Latzrock-Idee umgesetzt, und kurze Zeit später kündigt Sybille an: Ich mache einen Latzhosen-Sewalong (bei dem auch Latzröcke zugelassen sind). 

Sonnenklar also, dass ich mitnähe, auch wenn ich nicht über so eine ausgeprägte Latzhosen-Sozialisation verfüge, wie die anderen Teilnehmerinnen des Sewalongs. Allerdings meine ich mich zu erinnern, dass ich meine halbe Kindheit in blauen Cordlatzhosen verbrachte, die meine Mutter selbst nähte. Da muss wohl etwas hängengeblieben sein. 

Ich plane also den Latzrock-Schnitt aus FashionStyle vom März 2016 (Modell 22), in der Zeitschrift wird der Schnitt als "Schürzenkleid" bezeichnet, aber egal: Das ist eindeutig ein gewickelter Latzrock. In meiner seit einem Dreivierteljahr gehegten Vorstellung muss dieser Rock aus einem seriösen Wollstoff genäht werden, ich habe einen dunkelblauen Stoff mit sehr feinen, hellen Streifen dafür. Die Tasche auf dem Brustlatz werde ich weglassen, dafür wird der Rock die großen Taschen von Modell 23 bekommen. Etwas ungünstig ist, dass der Latzrock meiner Vorstellung auf jeden Fall ein Kleidungsstück für den Übergang ist, Wollstoff eben. Die Präsentation zum Latzhosen-Finale am 26. 6. wird also eine Herausforderung, falls nicht just dann ein Kälteeinbruch das Tragen von Strumpfhosen erfordert. Lassen wir uns überraschen.

Viele weitere Latzhosenpläne (und viele Latzhosengeschichten!) hier bei Sybille im Büro für schöne Dinge.

Sonntag, 29. Mai 2016

Stoffspielerei im Mai: Schrift auf Stoff - mit Anleitung


Mit der Mai-Stoffspielerei zum Thema Schrift, vorgeschlagen von Karen, möchte ich ein kleines Alltagsproblem lösen: Fleckige Stoffbeutel. Bei mir werden Stoffbeutel immer ziemlich durch den Dreck geschleift, mit nicht ganz sauber gewaschenem Gemüse befüllt, manchmal matscht auch etwas oder etwas anderes läuft aus, und irgendwie endet es immer damit, dass die Beutel gelbliche Flecken bekommen, die jeder Wäsche widerstehen. Zwei besonders fleckige ohne Aufdruck hatte ich mir herausgesucht - natürlich sind sie jetzt mit Aufdruck immer noch fleckig, aber es fällt nicht mehr so auf. 

Da es ziemlich einfach ist, mit aufbügel- oder aufklebbaren Schablonen die Schrift auf den Stoff zu bringen und sich die Methode für selbstgemachte Aufdrucke auf allem möglichen eignet, zum Beispiel auch auf T-Shirts,  zeige ich kurz, wie das geht. 


Das braucht man:

Stoff zum Bedrucken natürlich

Stoffmalfarbe (ich habe Reste von Javana-Stofffarbe für helle Stoffe verbraucht, würde in Zukunft aber nur noch Stofffarbe für dunkle Stoffe kaufen, die besser deckt)

für die Schablone entweder selbstklebende Folie (z. B. Bucheinbandfolie), oder das dickere Papier mit glänzender Rückseite, mit dem Druckerpapier verpackt wird (lässt sich aufbügeln; wenn man im Copyshop nett fragt, holen die einem bestimmt ein paar Verpackungen aus dem Müll), oder amerikanisches Freezerpaper, oder Reste von Heißsiegel-Plotterpapier (das habe ich verwendet, es ist auf der Rückseite zum Aufbügeln beschichtet)

einen Cutter und eine Schneideunterlage (Pappe tuts auch)

ein kleines Stück Schwamm

Zeitungspapier zum Abdecken und einen alten Teller oder einen Blumenuntersetzer für die Farbe


Die Vorlage für die Buchstaben habe ich mir ausgeduckt: Im Schreibprogramm eine Schrift aussuchen, die von vorneherein ziemlich fett ist und darauf achten, dass die Buchstaben nicht zu filigan zum Ausschneiden sind. Manche Schriften (z. B. Arial) werden unproportioniert, wenn man sie sehr stark vergrößert, da muss man einfach ein bißchen herumprobieren, um eine Schrift zu finden, die gut aussieht. Den Text, der schabloniert werden soll, am besten jeweils mit einem Leerzeichen zwischen den Buchstaben schreiben, dann ist Raum zum Ausschneiden.

Vorlage ausdrucken und das Schablonenmaterial mit der klebenden bzw. der glänzenden, aufbügelbaren Seite nach unten unter die Vorlage legen und am Rand mit Büroklammern befestigen. Die Buchstaben mit dem Cutter durch beide Lagen ausschneiden.


Die ausgeschnittenen Buchstaben auf dem Stoff arrangieren und aufbügeln (Freezerpapier, Druckerpapierverpackung, Heißsiegelpapier) oder kleben (Klebefolie). Die Schablonen haften auf dem Stoff, daher gibt es keine Probleme mit darunterlaufender Farbe. Das kann man bestimmt auch gut mit Kindern machen.

Ursprünglich wollte ich die Schrift nur als Negativdruck erscheinen lassen, also als weiße Schrift auf blauem Grund, erst dann fiel mir ein, dass das Papier, aus dem ich sie herausgeschnitten hatte, auch als Schablone genutzt werden kann - das ist das Arrangement links geworden. 


Bei Taschen und T-Shirts unbedingt Zeitungspapier zwischen die zwei Stofflagen schieben, falls die Farbe durch den Stoff schlägt!

Etwas Farbe auf dem Teller verteilen, mit dem Schwamm aufnehmen undüber und um die Schablonen herum tupfen. Ich habe die Farbe hier am Rand unregelmäßig-getupft auslaufen lassen, man könnte sich aber z. B. rundherum mit Malerkrepp auch einen sauberen Kasten abkleben.


Farbe trocknen lassen und die Schablonen abziehen - Schablonen aus Klebefolie kann man sogar mehrmals verwenden.


Je nach Stoffqualität fallen die Drucke unterschiedlich aus: Der obere Beutel ist grob gewebt, mit kreppigen Garnen und hat daher eine rauhe, unruhige Oberfläche, die Konturen des Drucks verschwimmen daher etwas. Der untere Beutel ist fein und glatt gewebt, die Schrift wird sehr klar und sauber.

Viele weitere gute Ideen, wie man Schrift auf Stoff bringt, werden heute hier bei Karen - Feuerwerk by KaZe gesammelt. Vielen Dank für den Anstoß!

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Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.  

Die nächste Stoffspielerei zum Thema "Löcher" ist am 26. 6. bei frifris.

Mittwoch, 25. Mai 2016

Mottotag "Tier" beim MMM und der perfekte Oberteilschnitt


Der MeMadeMittwoch, die Vernetzungsaktion für selbstgemachte Kleidung, steht heute unter dem Motto "Tierstoffe". Animalprints im engeren Sinne, also Fellmusterdrucke von G wie Giraffe bis Z wie Zebra oder gar Schlangenhaut, Federn oder Schuppen finden sich nicht in meinem Kleiderschrank. Aber ich wage die Prognose: Das wird nicht so bleiben. Der Einfluss der Tiermusterträgerinnen im MMM-Team (ich schaue vor allem nach Bielefeld) wird sich durchsetzen - und das ist ja überhaupt das Schöne am Austausch hier beim MMM: Die Ermutigung, auch mal etwas ganz anderes auszuprobieren und Farben, Muster und Schnittformen zu testen, auf die ich ansonsten nicht gekommen wäre.

Für den Mottotag heute konnte ich leider noch kein schönes, zu mir passendes Tierfellmuster beschaffen (aber ich weine einem dunkelroten Viskosestoff mit abstrahiertem Leomuster von Stoff&Stil nach, den es letzten Herbst noch gab und den ich blöderweise doch nicht kaufte). Aber Tiere auf Stoff fand ich, und das Zustandekommen dieser Bluse wäre ohne die Nähbloggerinnengemeinschaft auch nicht möglich gewesen. Den Stoff machte nämlich Yvonet ausfindig, nähte die Bluse "Pam" aus La Maison Victor daraus (Heft Januar/Februar 2016), es ergab sich eine Gelegenheit zum Anprobieren, ich war begeistert, Yvonne hatte nichts dagegen, dass ich ihre Bluse genau so nachnähe, Wiebke bestellte eine größere Menge des Stoffes - den sie heute auch trägt - und der bevorstehende Mottotag führte dazu, dass ich die Zugvögel auf Viskosekrepp nicht übermäßig lange streichelte, sondern nach geringer Ablagerungszeit anschnitt.


Der Schnitt "Pam" war in den letzten Wochen oft beim MeMadeMittwoch zu sehen, ich erinnere mich zum Beispiel an die schönen Versionen von Frau Vau hier und hier, von Birgit - Lila und gelb hier, von Steffi - Einmal Mond und zurück hier und von Andrea - Lya und ich hier aus gestreiftem Jersey. Nach einem guten Oberteilschnitt für leichte Webstoffe habe ich schon sehr lange gesucht, und "Pam" ist meiner Meinung nach ideal: Dank Brustabnäher nicht zu sackig, die Arme lassen sich gut bewegen und die nicht dominierende Schleife ist ein nettes Detail. Ich habe direkt gleich mal drei Stück genäht. 


Bei der leichten Viskose dehnen sich schräg geschnittene Partien schon aus, wenn man die Schnittteile nur hochhebt und zur Nähmaschine trägt. Die Nahtlinien von Ausschnitt und Schlitz habe ich daher als erstes mit einer Stütznaht gesichert. Was sich dann noch dehnte, ließ sich glücklicherweise beim Annähen des Belegs wieder zusammenschieben.

Den Beleg habe ich durch "understitching", Feststeppen auf der Nahtzugabe befestigt, und außerdem in den Schulternähten und der aus Anpassungsründen eingefügten Rückennaht durchgesteppt. Die Nähte sind sämtlich rechts-links-Nähte (sogenannte "französische Nähte").    


Der Schlitz im Vorderteil ist eine Stelle, an der es mit der Zeit leicht zum Ausfransen kommen kann, er ist deshalb zweifach gesichert: einmal durch die Stütznaht auf der Nahtzugabe knapp neben der Nahtlinie, zweitens ist der untere Teil des Schlitzes ganz knapp an der Kante abgesteppt, was bei dem körnigen Stoff kaum auffällt (auf dem Foto leider auch nicht).

Nachdem der in meinen Augen perfekte Schnitt für langärmelige Webstoffoberteile gefunden ist, suche ich nun als nächstes einen ebenso guten Schnitt für kurzärmelige Webstoffoberteile, also eine Art T-Shirt-Ersatz. Luzies vergleichendes Nähen von drei Webstoff-Oberteilschnitten vor kurzem war schon mal sehr aufschlussreich, Miss Margerite hatte letzten Sommer hier ein paar Schnitte zusammengestellt. Oder ich verwende einfach "Pam" als Grundlage und experimentiere mit überschnittenen Schultern, mal sehen. Einstweilen geb ich zurück zum MemadeMittwoch mit vielen schönen Beispielen für Kleidung mit und ohne Tier.

Details Bluse
Schnitt: "Pam" aus La Maison Victor, Januar/Februar 2016, Größe 38
Änderungen: Rücken mit Naht zugeschnitten und etwas ausgeformt, Brustabnäher ca. 1,5 cm nach unten versetzt
Material: ca. 1,30 m Viskosecrêpe

Details Rock (Prada-Sewalong)
Schnitt: Sechs-Bahnen-Rock selbst aus einem Acht-Bahnen-Rock erstellt
Material: Reste schwarzes Leinen, offenkantig verarbeitet und sichtbar zusammengesteppt - weitere Bilder hier.

Dienstag, 17. Mai 2016

Geständnisse vom Bügelbrett



Früher oder später im Leben muss man sich damit auseinandersetzen, bestimmte Dinge nicht so gut zu können wie andere Leute. Ich zum Beispiel bin unsportlich und unmusikalisch, kann nicht besonders gut einparken, Messer schärfen oder ohne Herumkrümeln Streuselkuchen essen. Was ich auch nicht besonders gut kann im Vergleich zu anderen - dieses Defizit fiel mir allerdings erst vor kurzer Zeit auf - ist das Bügeln. Ja, ich weiß, den oft strapazierten Schneiderspruch, wonach gut gebügelt schon halb genäht sei, habe ich auch schon zitiert und sogar bei einigen Nähkränzchen öffentlich behauptet, bestimmte Nahtunregelmäßigkeiten würden sich "einfach wegbügeln" lassen.

Dabei bin ich wirklich niemand, der die Wörter "einfach" und "bügeln" in einem Satzzusammenhang benutzen sollte, so mein Eindruck. Regelmäßig beobachte ich bei anderen Selbernäherinnen, dass sie  nach dem Zwischenbügeln mit einem halb fertigen Teil vom Bügelbrett an die Maschine zurückkehren, und sich eben nicht irgendwo neue Falten hineingebügelt haben. Mir passiert das immer. Eine schön gebügelte Vorderseite richtet Verwüstungen auf der Rückseite an und umgekehrt. Außerdem habe ich immer das Gefühl, beim Bügeln mindestens drei Hände zu brauchen: Zwei, um mein Nähstück festzuhalten und Nahtzugaben in die richtige Richtung zu legen und eine, um das Bügeleisen zu halten. Eine wahre Freude sind auch solche Stoffe, die ich glattbügele, und sobald ich mich kurz umdrehe, erscheinen die Knitter wieder wie durch Magie.

Das letztgenannte Phänomen könnte auch mit meinem Bügelequipment zusammenhängen, das versierte Büglerinnen wahrscheinlich lächerlich finden werden: Ich bügele seit ca. 1992 mit dem Bügeleisen, das oben zu sehen ist und nach Bedarf mit einem feuchten Tuch. (Für das Tuch wären eine vierte und eine fünfte Hand hilfreich.) Dass ein besseres Bügeleisen das Bügeln sehr erleichtern kann und zumindest die Knitterfalten dann auch wirklich weggebügelt bleiben, merkte ich bei der Annäherung in Bielefeld, da benutzte ich ein Dampfbügeleisen (von Sybille?), das mir sehr gut vorkam. Aber was weiß denn ich, ich stehe bügeltechnisch ja sozusagen auf dem Stand des frühen 20. Jahrhunderts.

Womit bügelt man denn im Jahr 2016 so? Woran erkenne ich ein gutes Dampfbügeleisen, womit bügelt ihr, seid ihr zufrieden, habt ihr Tipps worauf ich achten sollte? Was ist mit Bügelgadgets wie Bügelei und Bügelamboss, benutzt ihr sowas, findet ihr das hilfreich? So ein Bügelei wollte ich mir mit Hilfe dieser Anleitung bei Santa-Lucia-Patterns schon lange selber machen, sollte ich das endlich mal umsetzen? Und nicht zuletzt: Wie lerne ich besser bügeln? Versierte Büglerinnen da draußen, verratet mir euer Geheimnis, wie habt ihr es gelernt?  

Ergänzt: Teresa macht aus der Bügelfrage eine kleine Blogserie - hier im ersten Teil geht es um Bügelwerkzeuge. Sehr spannend, das müsst ihr euch angucken!

Samstag, 7. Mai 2016

Prada-Sewalong: Mit Leinenpatchwork zum Finale


Wird Bastelei erst durch ein berühmtes Label geadelt? Oder was ist der Unterschied zu dem, was ich selber basteln kann? Das ging mir durch den Kopf, als ich den Rock aus schwarzen Leinenresten nach Vorbild eines Rocks von Prada (hier) zusammensetzte. Wie Frau Vau richtig anmerkte, ist bei Patchworkkleidung der Grat zwischen "Wow" und "Lumpensack" recht schmal, und bei so einer Konstruktion wie hier, bei der die Nähte sichtbar nach außen gelegt sind, gilt das ganz besonders. Wie die Detailfotos zweier anderer Röcke aus dieser Kollektion zeigen (hatte ich hier beim Zwischenstand gepostet), sind die Stoffe dachziegelartig, links auf rechts zusammengesetzt und die offenen Kanten einfach mit Zickzackstich umkantelt. So wie es Hobbyschneiderinnen ohne Overlock auf der ganzen Welt machen. 


Und genauso habe ich es auch gehalten: Die Längskanten der Einzelteile gezackelt - sie liegen im Fadenlauf und würden sich sonst vollkommen auflösen. Die unteren Kanten  liegen im schrägen Fadenlauf, fransen daher weniger, und bekamen nur eine einfache schwarze Steppnaht zur Sicherung, die man kaum sieht. Zusammengenäht wurde alles mit dickem weißem Absteppgarn als Oberfaden.


Der Rock hat viel mehr Reste verschlungen, als ich erwartet hatte, daher musste ich unterschiedliche Leinenqualitäten verwenden und ganz zum Schluss beim Nähkränzchen sogar noch ein abgeschnittenes Hosenbein von Suschna - Textile Geschichten erschnorren (Danke nochmal dafür, es fügt sich wunderbar ein). Das finde ich letztlich sogar sinnvoller, als die Einzelteile aus frisch gekauftem Stoff auszuschneiden und dann mühsam zusammenzusetzen, wie es beim Prada-Original vermutlich gemacht wurde. Aber wenn ich diesen Rock trage, wird sich sicherlich sowieso niemand an die Prada-Frühjahrskollektion 2015 erinnert fühlen, sondern der ganze Kontext wird eher für die merkwürdige Bastelei einer Hobbyschneiderin sprechen - aber das ist mir herzlich schnuppe. Das Nähen war bis jetzt ein schönes Experiment, ich fand es interessant, mich mal genauer mit Prada zu beschäftigen. Das geplante Oberteil ist leider noch nicht über den Zuschnitt hinausgekommen, da ich den Schnitt aus Burda 4/2016 unbedingt ausprobieren möchte, wird das aber auf jeden Fall genäht.

Die Ergebnisse des gemeinsamen, von Prada inspirierten Nähens sind hier verlinkt - manche haben ganze Kollektionen genäht, und kaum eine kam ohne Schlangenlederimitat aus. An der Stelle klafft ja eine Lücke in meinen Stoffvorräten, ich glaube, ich muss mein Verhältnis zu diesem Material überdenken.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Bald wieder im Fernsehen: The Great British Sewing Bee, 4. Staffel


Zurzeit schaue ich jeden Donnerstag in die Programmankündigung von BBC Two, damit ich den Beginn der 4. Staffel des Great British Sewing Bee*) nicht verpasse. Anfang Februar war die erste Sendung für den 5. Mai, also heute, angekündigt worden, dann hörte man lange gar nichts mehr, so dass britische Nähnerds schon bei twitter spekulierten, die Kommunalwahlen hätten zu einer Verschiebung der Sendung geführt. BBC Two zeigt heute Abend einen Tierfilm, den könnte man zugunsten von Wahlberichterstattung bei Bedarf ausfallen lassen. Heute aber meldete die Seite Radiotimes: Am Montag, 16. Mai um 21.00 Uhr geht es los.

In der neuen Staffel ist May Martin nicht mehr als Jurorin dabei, wurde Anfang Februar bekannt. An ihrer Stelle kommt Esme Young, eine Kostümdesignerin, die viel für den Film arbeitet und in den frühen 1970er Jahren das Modelabel Swanky Modes gegründet hatte. Ich bin gespannt, was das für die Sendung bedeutet.

May Martin wirkte etwas spröde, sehr sachlich und ernsthaft, vielleicht zu ruhig und zu wenig unterhaltend für das Fernsehen. Gleichzeitig war sie als Nählehrerin sehr glaubhaft in ihrer Rolle als Jurorin für die technischen Aspekte des Nähens und passte daher zu dem Konzept, HobbynäherInnen gegeneinander antreten zu lassen und bei der Bewertung größeren Wert auf die technische Umsetzung und die Passform, als auf die Designidee zu legen. Wenn jetzt eine Designerin Jurorin ist, ändert das möglicherweise den Charakter der Sendung vom Nähwettbewerb hin zu einem Designwettbewerb. Esme Young hatte in einem Interview bei The Sewing Directory schon einige Details der neuen Staffel verraten, unter anderem, dass sie die WettbewerbsteilnehmerInnen ermutigt habe, eigene Schnitte zu erstellen. Das wäre tatsächlich eine neue Richtung, ging es bisher im Wettbewerb doch vor allem darum, die Vorgaben eines fertigen Schnittmusters und der Jury möglichst genau zu erfüllen.

Auf jeden Fall können wir uns wieder auf Patrick Grant freuen - der von Nähtechnik ja auch einiges versteht - und der wie kein anderer den Typus des altehrwürdigen britischen Herrenschneiders verkörpern kann, der er in Wirklichkeit gar nicht ist (Neben einem Uni-Abschluss als Ingenieur und einem MBA-Studium arbeitete vor allem im Marketing, ehe er einen alten Londoner Maßschneidereibetrieb in der Savile Row rettete und als neue Marke aufbaute).  Aber so funktioniert Fernsehen, und auch wenn man um die Illusion weiß, macht es Spaß, die Sendung zu verfolgen, weil sie gut und intelligent gemacht ist. Wie sollten uns also den Montag Abend schon mal vormerken und frei halten!


*)  Wer das Phänomen des Great British Sewing Bee bisher verpasst hat: Es handelt sich um einen Nähwettbewerb im Fernsehen, bei dem eine Gruppe von Hobbyschneiderinnen und Hobbyschneidern Woche für Woche Nähaufgaben löst. Bisher musste in jeder Folge ein unbekanntes Schnittmuster nach Anleitung genäht und ein fertiges Kleidungsstück umgestaltet werden, gegen Ende der Staffel dann ein selbst gewählter Schnitt passend für eine konkrete Person genäht werden. Nach der Beurteilung durch die Jury schied jede Woche ein Mitglied der Gruppe aus, bis aus den letzten drei "Großbritanniens beste Hobbyschneiderin" gekürt wurde. Die alten Folgen sind zum Teil noch bei youtube zu finden, verschwinden aber von Zeit zu Zeit wieder. Schaut einfach mal in eine Folge rein! Der Wettbewerb ist so sympathisch und unterhaltsam gemacht und zeichnet sich durch einen freundlichen und respektvollen Umgag mit den Kandidatinnen aus, noch dazu bekommt man unbändig Lust zum Nähen.

Ganz anders also als die deutsche Adaption als "Geschickt eingefädelt" bei Vox, über die ich wohl doch noch einmal etwas schreiben muss. Wie man hört, laufen die Dreharbeiten für die zweite Staffel schon, und nachdem ich gerade bei meinem Zweitarbeitgeber den Chaos-Einkauf einer Praktikantin für die Sendung mitbekam fürchte ich, dass wir auch diesmal kein liebevoll produziertes Stück Fernsehen bekommen werden.  

Montag, 2. Mai 2016

Plissieren, Siebdrucken... und dann die Weltherrschaft!


Ich wollte euch ja noch ganz dringend die Ergebnisse des Plisseeversuchs vom letzten Wochenende und des Siebdruckkurses vom vorletzten Wochenende in Hamburg zeigen. Die gereihten Plisseefalten sind genau so herausgekommen, wie ich mir das gedacht habe und scheinen sehr haltbar zu sein.


Für den endgültigen Haltbarkeitstest wandert der Stoff jetzt erstmal in die Wäsche, ich möchte das Verhalten kennenlernen. Der Stoff besteht wohl etwa zur Hälfte aus Chemiefaser und wäre auch als Kleidungsstück angenehm zu tragen.


Ich bin zwar keine große Freundin dieses ökigen, unregelmäßigen Knitterlooks, aber wer weiß: kommt Zeit, kommt Gelegenheit. Und mit viel Geduld wären auch regelmäßige, scharfe Falten möglich.

Von den bedruckten Stoffen bin ich immer noch begeistert.


Der Untergrund für diesen Druck in verschiedenen Blau- und Petroltönen ist eine Art Oberhemdenstoff, ein etwas verwaschenes, leicht meliertes Rot. Ich habe einen breiten Streifen bedruckt und plane, einen Rock mit breiter Saumblende (101 aus Burda 3/2016) daraus zu nähen - die Blende gemustert, der Rest einfarbig, die Blende mit einer Paspel abgesetzt. 


Die gemusterten "Kartoffeln" auf Streifenstoff von Ikea dienten zur Verwertung der ausgeschnittenen Schablonenreste des Tischdeckendrucks auf den nächsten zwei Bildern. Das werden wohl zwei Tischsets - die großen Farbflächen sind sogar ein bißchen schmutzabweisend, glaube ich. Dieser Druck brauchte unfassbar viel Farbe - die große Fläche und ein grob gewebter Stoff mit leicht unregelmäßiger Oberfläche tragen dazu bei - daher sind nicht alle Gebilde ganz gleichmäßig gedruckt, aber das wird später kaum noch auffallen. 


Mit diesem Druck bin ich besonders zufrieden. Die Tischdecke wurde von Hand sehr geübt und kunstfertig bestickt, ich hatte sie vor einiger Zeit aus einem "zu verschenken"-Karton bei uns in der Straße gerettet. Aber wenn sie bei mir nur in einer Schublade liegt, hat ja auch niemand etwas davon. Bei der Textile Art hatte ich vor Jahren einmal bedruckte Damasttischdecken gesehen, daher kam meine Idee, die gestickte Decke mit zarten Motiven zu bedrucken.


Die Motive habe ich ohne Rücksicht auf die Symmetrien des gestickten Musters locker und unregelmäßig über die Decke verteilt. Das Drucken hat gut funktioniert, obwohl das Sieb bei den plastischen Stickereien zum Teil nicht ganz plan liegen konnte.

Kristina, die Veranstalterin des Workshops, hat inzwischen auch über den Kurs geschrieben und zeigt, was an dem Tag entstanden ist. Falls ihr im Hamburger Raum in verschiedene Drucktechniken hineinschnuppern wollt, kann ich einen Kurs bei ihr sehr empfehlen.

Gerade das Drucken bietet Selbernäherinnen ja noch mal eine ganz andere Stufe der Gestaltungsmöglichkeiten als das Vernähen von gekauftem Stoff. Kurz gesagt: Wer Stoff bedrucken kann, ist der nähnerdischen Weltherrschaft ein Stück näher gerückt. Die Selbernäherin kann sich zum Beispiel Jersey für ein Game of Thrones-Fanshirt bedrucken, das absolut nicht wie ein herkömmliches Fanshirt aussieht. Mich interessiert besonders die Möglichkeit, den gleichen Stoff gemustert und ungemustert in einem Kleidungsstück verarbeiten zu können. Oder denkt an Bordürendrucke: Sie finden sich nur selten im Stoffgeschäft, und bei Meterware braucht man oft größere Mengen, um die Schnittteile platzieren zu können. Wie viel praktischer wäre es, die schon zugeschnittenen Teile direkt zu bedrucken! Natürlich sind nur bestimmte Muster mit dieser Technik möglich, und natürlich werde ich nicht ab sofort alle Stoffe selbst bedrucken, aber es ist schön zu wissen, wie sowas geht und einschätzen zu können, was möglich ist. Dann muss ich zum Herbst hin zum Beispiel nicht mehr nach gut fallenden Blusenstoffen mit netten, kleinen grafischen Mustern suchen - die ich bisher nur in sehr teuren französischen Onlineshops gesehen habe - sondern ich könnte mir zum Beispiel einfarbige Viskose selbst bedrucken. Siebenhundertsachen schrieb kürzlich über die Indianermentalität, und ihr Artikel trifft es sehr gut.