Freitag, 30. Dezember 2016

Jahresend-Wochenrückblick mit Tweedjackenfail


Die letzten Wochen des Jahres vergingen im Galopp. Ich war viel unterwegs, aber immer nur zu Blitzbesuchen, das erste Mal im Schwarzwald und zum wiederholten Mal in der fränkischen Heimat des Liebsten. Letzteres war besonders nett, weil ein bißchen Zeit war, Ute - Schneckennasen - auf einen Glühwein zu treffen. Nähnerds gibt es eben im kleinsten Dorf, wer hätte das gedacht! Einen Stoffladentipp verriet mir Ute auch: Anitas Nähkästchen in Vincenzenbronn - da muss ich beim nächsten Mal unbedingt hin. 


Wenn viel los ist, ist Stricken meistens die bessere Wahl als Nähen, besonders bei so einem nicht komplizierten Strickmuster. Ich habe ein zweites Vertices Unite von westknits angefangen, diesmal aus Brushed alpaca silk von drops in jeansblau, grün, schwarz, puderrosa und lila (eher magenta), nachdem ich das erste Tuch sehr häufig trage, obwohl die Wolle nicht mal besonders schön ist. Ausgebreitet sieht das Tuch mit der Flächenaufteilung ja eher merkwürdig aus, aber umgewickelt ist es wirklich ein Hit, wenn die Flächen und die Farben jedesmal neu gemischt werden. Frau Crafteln zeigte vor kurzem ein Vertices unite aus dem fluffigen Drops-Garn, das sehr groß und sehr leicht ist, wobei man pro Farbe mit zwei Knäueln auskommt, das ist das Vorbild.


An der Nähfront hatte ich mich in den letzten Wochen ziemlich verzettelt. Die Weihnachtsröcke werden daher nicht mal Silvesterröcke, denn ich muss zuerst ein Geschenk fertignähen, eine Jacke aus einer Art Shetlandtweed, reine Wolle, dunkelblau-schwarz meliert, nach dem Schnitt einer alten Lieblingsjacke des Liebsten, die ich schon zweimal aus Cord geklont hatte (hier und hier). Da ich die Jacke zuletzt im Sommer genäht hatte, bildete ich mir ein, ich könnte sie mal eben nebenher nähen.

Nunja. Zu Weihnachten verschenkte ich symbolisch eine Stoffprobe.  


Jetzt habe ich gerade die Schulterpolster fertiggestellt (ich mache Polster, dünn und passgenau, meistens selber - die Anleitung hatte ich hier schon mal gebloggt). Sie bestehen aus zwei Lagen Baumwollstoff und einer Lage Wattierung, das reicht, um der Schulterpartie etwas Form zu geben.

Das Futter ist schon an den Belegen und müsste nur noch am Jackensaum verstürzt werden - wenn es denn passen würde. Die ganze Zeit wunderte ich mich, warum die Armlöcher im Futter so merkwürdig klein waren. Die Ärmel passten auch äußerst schlecht ins Armloch, eigentlich gar nicht. Kein Wunder, wenn man vergisst, die Futter-Seitenteile zuzuschneiden!

Ich hatte mir im Sommer beim letzten Nähen der Jacke einen separaten Futterschnitt für Vorder- und Rückenteil gemacht und kam mir extrem schlau vor, weil ich mir beim nächsten Mal so viel Arbeit sparen würde. Das stimmt auch, aber eben nur, wenn man dann auch alle Teile zuschneidet und zusammennäht. Aber es ist noch Futterstoff da, die Futter-Seitennähte und die Ärmel sind bereits getrennt, und heute Abend werde ich versuchen, die Seitenteile hineinzutransplantieren, ohne das Futter wieder ganz aus der Jacke zu trennen. (Möglicherweise ein Fehler, aber ich versuche es einfach mal.)

Ein paar interessante Links habe ich auch noch für euch:

Wer japanische Nähbücher wie "Pattern Magic" kennt oder die Modeschauen in Paris verfolgt, hat sicher schon mal vom Bunka Fashion College in Tokio gehört, haben doch viele japanische Designer ihre Ausbildung an dieser Modeschule gemacht. Ein Artikel bei Business of Fashion widmet sich der Modeschule, in der Zusammenarbeit, gutes Handwerk und Verständnis des menschlichen Körpers groß geschrieben werden.

Aus Japan stammt auch ein Album mit japanischen Stoffmustern, das ich beim Stöbern auf archive.org zufällig fand. Blättert bis zur Seite 51, ab da sind blau-weiß gemusterte Druckstoffe (Wachsbatik?) eingeklebt.

Wusstet ihr, dass Grace Kelly in ihrer Freizeit Collagen aus gepressten Blumen anfertigte und sogar ein Buch darüber veröffentlichte? Über diese Information stolperte ich ganz zufällig und war dann sehr über meine eigene Verwunderung erstaunt, denn ein ernsthaftes Hobby hatte ich der Fürstin von Monaco gar nicht zugetraut - ein Denkfehler, denn natürlich sind gekrönte Häupter nicht nur öffentliche Personen. Die Kunst der Collage aus gepressten Blumen soll im 16. Jahrhundert in Japan enstanden sein, als Übung für Samurai, um Geduld und Konzentration zu trainieren. "Oshibana", wie diese Kunst in Japan heißt, scheint vor allem in Asien, Australien und Neuseeland immer noch ein ganz beliebtes Hobby zu sein, wobei ungeheuer detaillierte Bilder entstehen (bei den Beispielen hier dachte ich zuerst, es würden auch kleine Nagetiere gepresst und verarbeitet, oh Schreck - aber die Tiere werden aus Pflanzenmaterial zusammengesetzt!).

Zurück zum Nähen: Wer bei Burdastyle das Editorial nicht nur überblättert, wird bemerkt haben, dass seit einigen Ausgaben nicht mehr Dagmar Bily, die Chefredakteurin, von der Seite Drei grüßt. Sie hatte bereits im Sommer den Burda-Verlag verlassen, eine Meldung, die in der Ferienzeit an mir vorbeiging, die aber kürzlich @kleiderschmiede bei twitter ausgrub. Nun werden die Änderungen sichtbar, zu denen offenbar auch gehört, dass einige Heftseiten mit Backrezepten gefüllt werden. Die Stelle der Chefredakteurin soll nicht neu besetzt werden, und es wird gemunkelt, dass die Produktion der Schnitte "ins Ausland" verlagert werden solle. Keine guten Aussichten für eine Zeitschrift, die sich zum ersten Mal seit Jahren mit ernsthafter Konkurrenz auseinandersetzen muss, 2017 könnte holprig werden, oder zumindest nicht besser als 2016.

14 Kommentare:

  1. Immer wieder schön, "dich zu lesen"! Viel Erfolg für die Jacken-OP!
    Guten Rutsch und liebe Grüße
    Sabine

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  2. Auch ich drücke dir die Daumen für den "ambulanten" Futtereinsatz. Bzw. hoffe, dass es gestern abend schon problemlos geklappt hat.

    Danke für deine Hinweise zu den personellen Veränderungen bei der Burda. Ich hatte gerade ein Miniabo und habe es diesmal nicht vergessen, dieses rechtzeitig wieder zu kündigen. Denn die Veränderungen sind nur all zu augenfällig.

    Guten Rutsch und bis 2017
    Wiebke

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    1. Ein gutes neues Jahr, Wiebke. Das Futter ist drin, und die russische Vorschau für das Burdaheft Februar sieht gar nicht so schlecht aus - alles wird gut! ;-)

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  3. Ich erinnere mich, von Grace Kellys Hobby mal gelesen zu haben, wahrscheinlich mal in einer Postille im ärztlichen Wartezimmer. Da ich aber nie Fotos gesehen habe, bin ich sehr überrascht zu sehen, wie schön die Collagen sind. Die Nachrichten über burdastyle betrüben mich durchaus; das Heft verliert inhaltlich und wenn ich in Zukunft womöglich weniger gut konstruierte Schnitte haben kann, werde ich ab sofort mal eifriger Burdahefte aufheben. Für mich sind die Schnitte in burdastyle verglichen mit den anderen Schnittmusterheften immer noch die besten.
    LG und einen guten Jahresbeginn
    Siebensachen

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    1. Ja, ich kann mir eine Zeitschrift ohne Chefredaktion nicht so richtig vorstellen - wobei bei G&J im vergangenen Jahr ja ganze Zeitschriftenredaktionen weggespart wurden. Da gibt es dann nur noch Chefetage und eingekaufte Beiträge von freien Mitarbeitern.

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  4. ja, die Welt ist klein :-)) Vielleicht können wir ja beim nächsten Besuch gemeinsam nach Vinzenzenbronn fahren.

    Ich habe mein Burda Abonnement schon lange gekündigt. Ich kaufe nur noch ein Heft, wenn mir mindestens zwei Schnitte interessant erscheinen. Mal sehen, das Januarheft finde ich ganz gut.

    Ich wünsche euch einen guten "Beschluss" und alles Gute im neuen Jahr!
    Ute

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    1. Ein gutes neues Jahr, Ute. Beim nächsten Mal habe ich hoffentlich ein bißchen mehr Zeit.

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  5. Oh, auf die Männerjacke bin ich gespannt; die letzte Version fand ich schon so toll.
    Ja, die Änderungen bei der Burdastyle gefallen mir nicht sonderlich; ich brauche keine Backrezepte oder Beauty-Einkaufstipps in einer Nähzeitschrift und die letzte Ausgabe war auch schnitttechnisch sehr dünn. Na ja, zumindest habe ich einige Burda-Jahrgänge auf Lager; auch mit älteren Schnitten lässt sich neue Kleidung nähen, : ).
    Rutsch gut ins neue Jahr und lG von Susanne

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    1. Gutes neues Jahr! Die neueste Vorschau macht Hoffnung, dass nur die Hefte im Übergang so schwach sind. Wobei wir die Backrezepte wohl erstmal nicht mehr loswerden.

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  6. Bei der JAcke ein Futterteil zu vergessen ist einfach so unglaublich lustig! Ich habe mal einen Ärmel in die Halsöffnung genäht. Und der saß wie eine 1, ohne Falten. Ich habe mich so geärgert, als ich ihn wieder raustrennen musste... Ich denke, du wirst die Jacke retten und bald verschenken können. Frohes Neues!

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    1. Die falsch zusammengenähte Teile gelingen immer am besten - das ist bestimmt ein altes Schneidersprichwort!

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  7. Danke für die Einblicke in Deine Nähstube und auch für die Links. Die japanischen Stoffmuster sehen toll aus, und den Blick auf die Blumen-Collagen fand ich spannend. lg, Gabi

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    1. Gerne.
      Ein gutes neues Jahr dir und allen Leserinnen!

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