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Donnerstag, 6. März 2014

From a far away place: Finale


Hier ist es nun, das koreanisch inspirierte Ensemble mit einem heftig aufgehellten Foto - aber bei den letzten Nähten wurde die Zeit dann doch etwas knapp und auf besseres Wetter zum Fotografieren konnte ich nun nicht auch noch warten.

Worum ging es? Die Aufgabe lautete, eines oder mehrere zusammenpassende Kleidungsstücke anzufertigen, die sich an der Bekleidungssilhouette einer nicht-europäischen Kultur orientieren. Ich wollte meine Faszination für Korea umsetzen, fand ein Schnittschema für eine koreanische Jacke des 16. Jahrhunderts und nähte zwei Probeteile, bis ich mich beim dritten an die endgültige Jackenform annäherte.


Die Jacke, die ein ganzes Stück oberhalb der Taille endet,  besteht aus dunkel moosgrünem Wollstoff, gefüttert mit dünnem Volumenvlies und geblümtem Baumwollstoff, alle drei Lagen wurden in senkrechten Linien durchgesteppt.


Die Godets an den Seiten fütterte und steppte ich separat, nähte sie dann ein, schnitt die Nahtzugaben bis auf eine Lage Baumwollfutter stark zurück, klappte diese Futterlage über die Nahtzugaben und nähte sie per Hand fest. Vorne in die senkrechte Verschlussblende wollte ich zwei oder drei Druckknöpfe einschlagen - ich habe welche mit altmessingfarbenen Kappen, die prima passen würden - aber ich habe mich noch nicht getraut. Ich bin nicht sicher, ob die Druckknopf-Unterteile in dem wattierten Stoff halten würden, deshalb bin ich schon halb überzeugt, lieber welche anzunähen.

Am Kragen aus schwarzem Baumwollsatin schraubte ich nach dem dritten Probeteil noch ein bißchen herum. Bei den Probeteilen bestand der Kragen einfach aus einem geraden Stoffstreifen, der sich natürlich nciht so gut um den Hals herumlegt. Ich zeichnete mir daher leicht gerundete Kragenteile passend zum Ausschnitt und schnitt diese Teile außerdem im schrägen Fadenlauf zu. Die senkrechte Verschlussblende setzte ich auch separat an.

Die Jackenwattierung aus dem Fundus ist leider relativ steif, aber da ich eine größere Menge geschenkte Wattierung zuhause hatte, wollte ich nichts Neues kaufen. Durch die Zwickel unter den Armen ist die Bewegungsfreiheit trotzdem sehr gut. Vom Tragegefühl her liegt die Jacke zwischen Blazer und Strickjacke und ich bin selber gespannt, ob ich sie häufig anziehen werde.


Das Futter macht auf jeden Fall Spaß. Letztlich werde ich die Jacke sicher häufiger mit einem engen Rock anziehen, als mit dem silbrigen Jacquard-Tellerrock.


Wobei ich von dem Rock für sich, oder besser gesagt: mit anderen Kombinationspartnern sehr begeistert bin. Der eigenartige Stoff scheint gar kein Gewicht zu haben, er steht fast von selbst.


Nach dem Brenntest tippe ich auf Viskose oder Acetat - er verbrennt fast wie Papier - da man aber dauerhafte Falten hineinknautschen kann, könnte auch ein Metallanteil im Spiel sein. Auf der anderen Seite knittert der Stoff überhaupt nicht beim Sitzen bzw. Knitter hängen sich ganz schnell von selbst wieder aus. Kurz gesagt: ein Wundermaterial.   


Der Bund ist ebenfals aus schwarzem Baumwollsatin, gefüttert ist der Rock mit grünem Viskosefutter. Bei einem besser fallenden Stoff aus schwererem Material ist ein Futter bei einem Tellerrock nicht unbedingt nötig, wobei das luxuriöse Gefühl eines ganzen Tellers aus Futterstoff auch seinen Reiz hat.

Alles in allem finde ich die Proportionen gar nicht so weit von dem entfernt, was ich normalerweise anziehe. Da zwischen Jacke und Rock der breite Taillenbund des Rockes zu sehen ist, wird die wuchtige Form aufgebrochen, man ahnt, dass ich nicht säulenartig überall gleich dick bin. Ich finde die drei Teile (das gestreifte Shirt mit langen Ärmeln ist auch selbstgenäht) auch durchaus zusammen tragbar. Allerdings stelle ich mal wieder fest, dass mir hochgeschlossene Wickelausschnitte nicht besonders gefallen, mir ist das zu nonnenhaft-züchtig, zu brav. Woher diese Assoziation kommt - ansonsten laufe ich ja auch nicht unbedingt mit tiefen Ausschnitten herum - kann ich gar nicht sagen, allein, es ist so. Ich glaube, ich habe mir gerade unbeabsichtigt noch eine gemütliche, warme Hausjacke genäht.

Das gesamte Projekt hat mir jedenfalls sehr großen Spaß gemacht, ich habe viel gelernt und es war sehr interessant zu verfolgen, was sich bei den anderen Teilnehmerinnenn aus der Anregung von Mamamachtsachen entwickelt hat. In der Linksammlung der Ergebnisse verlinke ich mich jetzt noch schnell und überlege dann, ob ich die zweite Herausforderung auch annehmen soll.

26 Kommentare:

  1. Sieht toll aus und deine Umsetzung finde ich sehr gelungen! Ich würde alles gerne mal "in echt" sehen, anfassen und Stoff fühlen. Schreit ja geradezu danach!
    LG Nina

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    1. Danke, Nina. Das Anfassen lässt sich sicher einrichten.

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  2. Ist das toll geworden!!!!
    Die Jacke mit dem bunten Futter finde ich klasse und den Rock erst, ich bin beinahe sprachlos!!!
    Wenn du oben aus dem Wickelausschnitt irgendwas farbiges blitzen lässt, wirkt es bestimmt auch nicht mehr "nonnenhaft".
    Auf weitere Kombinationen bin ich gespannt.

    LG und vielleicht sehen wir uns auch beim zweiten Projekt. Bin derzeit noch etwas unentschlossen.

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    1. Danke.
      Mal sehen, bis jetzt fällt mir für das zweite Projekt noch nichts Rechtes ein.

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  3. Ich bin begeistert was du aus dem Gedankenanstoß zaubern konntest. Der Rock ist wunderschön und das Material gefällt mir gut.

    Liebste Grüße

    Fräulein Mai

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  4. Oh Mann, ich bin schwer begeistert. Das sieht sehr schön aus. Innen und außen. Und das RIngelshirt dazu ist echt genial, weil es das eher Strenge und Förmliche der anderen beiden Teile so toll bricht. Die Jacke kann ich mir auch zu einer weiten Hose gut vorstellen. Und ja denke auch, wenn Du sie mit einem farbigen Tuch oder so am Ausschnitt kombinierst, vergeht ihr auch das Nonnenhafte. Vielleicht liegt es auch daran, daß man auf dem dunklen Stoff den schönen Kragen nicht so sieht. Da, wo man ein Jackenteil auf dem Futter sieht oder auf dem Shirt, sieht man nämlich sehr deutlich, was für eine tolle Form die Jacke hat.
    Und klar sollst Du die zweite Herausforderung annehmen. Müssen ja nicht wieder drei Teile sein. ;-)

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    1. Danke, Alexandra. Und mal sehen, wie das mit der zweiten Herausforderung wird. Auf jeden Fall ist dieses ganze Projekt eine tolle Sache.

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  5. Vielleicht ist die Assoziation bei "schwarz und hochgeschlossen" gleich bei Nonne - obwohl's ja nur auf dem Foto schwarz aussieht; auf einem Foto ist ein Karo zu erkennen?

    Oder Du gehörst laut Amy Herzog zu den bottom-heavy-shapes? Da sollte man alles hochgeschlossene und eher am Hals enganliegende vermeiden, und Deine Abneigung rührt eher von daher?

    Nichts destotrotz finde ich's wunderschön: die Steppung, das Futter, den Kragen - ach einfach alles! Und dann auch noch drei Teile!

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    1. Ich glaube das liegt noch nicht mal so sehr an der Farbe es ist ja dunkelgrün und dunkelgrün-blau mit Karo, das mag ich eigentlich. Ich habe nämlich auch so eine (gekaufte) Strickjacke, die so übereinander geschlagen wird und in der ich mich nicht so richtig wohl fühle. Bottom-heavy bin ich gar nicht, eher im Gegenteil - allerdings finde ich hochgeschlossen bei größerer Oberweite meistens auch nicht so gut. Vielleicht kriege ich das ja noch raus, woram es liegt!

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    2. Ich hab' kurz nachgesehen, was mein schlaues Buch den Top-Heavies sagt. Allgemein ist wichtig, eine gute Balance zu finden:
      gut: längere Jacken, um die Hüfte zu betonen - schlecht: Jackenlänge, die in der Körpermitte endet (führt das Auge zu den schmalen Hüften und betont damit die breiten Schultern)
      schlecht: Ärmelkonstruktionen, die viel Stoff am Unterarm aufweisen - also überschnittene Schultern, Dolman-Ärmel, übergroße eingesetzte Ärmel, Raglankonstruktionen
      gut: Vertikale Linien, tiefe V-Ausschnitte, schmale U-Ausschnitte, Rollkragen

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  6. Die Mühen haben sich gelohnt.Ich finde die ganze Kombination sehr modern umgesetzt.Und an die Jacke kann man sich ja auch einen Ansteckmops machen, da ist das hochgeschlossene empfinden sicher weniger.Ist der Rockstoff vom Ufer? schön, wenn man sochel Glücksgriffe macht.VG

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    1. Was ist denn ein Ansteckmops? Eine Brosche in der Form eines Mopses?
      Der Stoff ist vom Markt, ja. Von meinem Lieblingsstand, der öfter wirklich interessante Konfektionsreste hat.

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    2. Nein, kein Mops im eigentlich Sinne, das ist ein Synonym für Einirgendetwas. so geshen, darf es dann auch ein Mops sein. Schmuckmäßig waren die die letzten zwei jahre ganz groß, kein Scherz.

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  7. Ich werde das nochmal ausführlicher kommentieren (hoffe ich), hab grad leider keine Zeit, will aber unbedingt loswerden dass mir die Jacke total gut gefällt! Sehr schöne Kombi.

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  8. Ein tolles Ensemble. Da muß man einfach zweimal hinschauen, weil die Zusammenstellung von Tellerrock und Kimonojäckchen eher ungewöhnlich ist, aber bei dir gut funktioniert, da die Proportionen stimmen.
    Deine Stoffwahl gefällt mir sehr und alles ist so sauber verarbeitet.
    LG Susanne

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  9. Wow.
    Eine sehr stringente Umsetzung der Herausforderung, die mich wirklich sehr beeindruckt und mir gut an dir gefällt. Vielleicht könntest du den "Nonneneffekt" umgehen, wenn du eine andersfarbige Kordel an die Kragenkanten nähst? Das würde den Verlauf in der dunklen Fläche nachvollziehbarer machen und nicht zu noch mehr Material im Halsbereich führen.
    Berichte doch bitte mal, wie sich die Teile in deinem Alltag bewähren.
    LG, Bele

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    1. Also erste Erkenntnis zur Alltagstauglichkeit: Über die Ärmel der Steppjacke passen keine anderen Jacken. Das heißt ich trage sie entweder zuhause oder, wenn es wärmer wird, als einzige Jacke draußen.
      Jetzt im Nachhinein denke ich mir auch, ich hätte am Kragen noch den typischen weißen Streifen unterbringen sollen. Vielleicht nicht an der Kante, sondern als Paspel an der Ansatznaht. Na. mal sehen, wie sich die Jacke in den nächsten Wochen so macht.

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  10. Das sieht so toll aus, Lucy. Ich bin echt total platt. Die Referenz wird deutlich erkennbar und trotzdem sieht es auf den Photos alltagstauglich aus. Und die Idee mit der Ringel-Kombination ist genial. Wunder-, wunderschön! Ich hoffe, du bist bei der zweiten Runde auch dabei.
    Liebe Grüße,
    Juli

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  11. Kann mich Juli nur anschließen: Herausforderung voll erfüllt. Sieht ein bisschen asiatisch bzw. den koreanischen Vorbildern entsprechend aus, aber man kann es nicht direkt festnageln. Super Kombi, rundum und ich denke auch, dass "in echt" die Farb- und Materialnuancen noch viel mehr hermachen. Nonne finde ich außerdem sehr gut (jedenfalls mag ich das, wenn man auf eine gewisse Art "top heavy" ist :-))

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  12. Dickes Kompliment auch von mir! Besonders die Jacke gefällt mir ausgezeichnet und ich hoffe, sie erweist sich in der nächsten Zeit als leichte Draußen-Jacke als tauglich mit deinen übrigen Röcken/Hosen und als bequem.

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  13. Auch ich finde besonders die Jacke super hübsch! :)
    Und insgesamt finde ich deine Nix-für-Lemminge Teilnahme bravourös! Erstaunlich was da durch Alexandras Idee bei einigen (nicht bei mir!) entstehen konnte!

    Liebe Grüße
    Immi

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  14. Ich bin auch schwer beeindruckt, wei alle anderen. Die gefütterte und gesteppte Jacke ist toll und trägt überhaupt nicht auf und paßt hervorragend zu dem schönen weiten Rock. Der Stoff vom Rock hat es mir angetan. Der steht wirklich fast von alleine? Ich hoffe Du machst auch bei der zweiten NFL Aktion mit...
    LG Susi

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  15. einfach nur ... der Hammer! - du siehst mich sprachlos

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