Der März war wohl für uns alle nicht der beste Monat, um über so etwas banales wie Nähprojekte nachzudenken. Was mich betrifft, so erneuert sich mein Entsetzen, mein Mitleid und meine Hilflosigkeit jeden Tag, wenn ich Nachrichten höre oder die Zeitung aufschlage. Die Frage, ob und wie man denn bei unserem Grad der Technisierung und der globalen Verflechtung überhaupt noch einigermaßen ressourcenschonend leben könnte, treibt nicht nur mich um, wie ich in vielen Selbermachblogs diesen Monat gelesen habe.
Im Haushalt vorhandene Dinge so lange wie möglich zu benutzen, ist zwar nur ein klitzekleiner Schritt in Richtung eines ressourcenschonenden Daseins, aber auf jeden Fall ein Schritt, den wirklich jeder gehen kann. Und im März sind wieder ein paar schöne und nützliche Ideen zusammengekommen:
Claudia/Lucy-Living nähte praktische und schöne Schreibtischutensilos aus einer Jeans, stabilisiert mit Tetrapackeinlage, und Hund, Katze, Mensch bekommen ein gepatchtes Gartenkissen, ebenfalls aus Jeans.
Ute/Schneckennasen machte aus einem drögen Pulli ein schickes, kleines, frühlingshaftes, ja pariserisches Kurzarmpullöverchen, das jetzt sicher nicht mehr im Wäschekorb vergessen werden wird.
Siebensachen-zum-Selbermachen hatte ebenfalls Strickware unter der Nadel: Ein schwarzer Pullover wird zu einer Weste mit besticktem Schalkragen und Susanne/Suschna machte ein Brillenetui vom Optiker richtig schick und zeigt uns, wie das geht.
Frau Siebensachen griff zu Pinsel und Stoffmalfarbe, da Anti-Atomkraft-Aufkleber in ihrer Gegend ausverkauft waren, und dann hat sie noch einen Weg gefunden, selbst genähte Stoffbinden mit gefilztem Pullovermaterial zu optimieren.
Optimierung war auch das Ziel von Karina/Was Kawi so macht: eine selbst genähte Chenillejacke, die aber beim Tragen ein gewisses Bademantelgefühl verströmte, wurde angepasst und trägt sich jetzt wie eine richtige Jacke, so, wie sich das gehört.
Mein Refashion-Objekt im März, eine geräumige Umhängetasche mit Werbeaufdruck, ist ein Beispiel dafür, wie „gut“ und „gut gemeint“ nicht zwangsläufig zusammengehen müssen.
Es gibt wohl niemanden, der die Forderungen – faire Arbeit, fairer Lohn, fairer Handel, gedruckt auf zertifizierter Bio-Baumwolle – nicht bejahen würde, aber mal ehrlich, würdet ihr diese Tasche gerne herumtragen? Die Botschaft hätte man sicher auch mit ein bißchen ästhetischem Anspruch verpacken können, aber so drohte dieser Tasche das Schicksal der meisten Werbetaschen: Sie werden genau einmal benutzt, dann nämlich, wenn sie verteilt werden, auf Messen oder bei Kongressen, danach liegen sie jahrelang ganz unten im Schrank und fallen irgendwann einer Aufräumaktion zum Opfer.
Schade um eine ansonsten sehr gut gemachte Tasche mit vielen Unterteilungen, zwei Reißverschlussfächern und rotem Futter.
Einfach einen anderen Stoff auf die Klappe zu nähen ist natürlich als Refashion-Idee absolut banal, ich fand es aber gar nicht einfach, einen passenden festen und interessanten Stoff zu finden. Ganz unten im Bügelwäsche-, Reparatur- und Änderungskorb, aus dem ich letzten Monat schon den grauen Pullover gezogen hatte, lag aber noch ein 2005 selbst genähter schwarzer, jetzt eher dunkelgrauer Jeansrock mit allenfalls mittelmäßiger Passform, eben deshalb in letzter Zeit kaum noch angezogen (die Ansprüche steigen, wenn man schon länger selbst näht).
Passend war dieser Stoff zwar, aber für das Interessante war ich selbst zuständig. Aus dem Rock ließ sich kein ausreichend großes Stück gewinnen, um die gesamte Taschenklappe zu überdecken, daher teilte ich die Fläche in drei Streifen auf.
Für den mittleren Streifen verwendete ich die Rückseite des Jeansstoffes und stempelte mit Stoffmalfarbe für dunkle Stoffe (Javana tex opak) im Kartoffeldruck zwei Reihen rote Quadrate auf. Kartoffeldruck ist ja ein Medium mit dem Ruch der Kindergartenbastelei, wird aber, wie Suschna im Zusammenhang mit ihrem bestempelten und bemalten Wandbehang kürzlich schon bemerkt hatte, zu Unrecht so unterschätzt. Die leicht feuchte Oberfläche der Kartoffeln nimmt die Farbe sehr gut an und druckt sich auf Stoff besser ab als z. B. Moosgummistempel.
Die Tasche werde ich heute Nachmittag zum Quilttreffen gleich einweihen, und auch der Liebste hat schon Ansprüche angemeldet und würde sie ab und zu benutzen - Mission erfüllt, würde ich sagen.
Nächstes Mal Neues Leben für alte Kleider am 1. Mai.
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Samstag, 2. April 2011
19 Kommentare:
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Geil! Und *stöhn* habe gerade eine ähnliche Tasche entsorgt... *an die Stirn klatsch*.
AntwortenLöschenUnd die Kartoffeldruck-Idee könnte ich glatt aufgreifen... Mal schaun!
Liebe Grüße,
Kirsten
was für eine tolle Idee! Ich habe noch 2 so Taschen da....
AntwortenLöschenLiebe Grüße
anja
Schade, dass ich im Gegensatz zu meinen Vorrednerinnen keine solche Tasche habe ;-)
AntwortenLöschenToll gemacht, Lucy!
Viel Spaß bei eurem Nähtreffen
Tally
Sehr, sehr gelungen !!! Eine klasse Idee !
AntwortenLöschenWow! Danke dafür, dass du mir so was "Banales" wie Kartoffeldruck in Erinnerung gebracht hast: der bedruckte Streifen wirkt toll!
AntwortenLöschenlg Tagpflückerin
Das ist eine sehr schöne Tasche geworden und jetzt vielfältig einsetzbar. Ich zitiere dich: "Einfach einen anderen Stoff auf die Klappe zu nähen ist natürlich als Refashion-Idee absolut banal" - das ist genau die Philosophie der ambitionierten Hobbyschneiderin!
AntwortenLöschenGLG
Siebensachen (die jetzt ihren Beitrag gepostet hat)
Könnte ich auch gleich so übernehmen, die Tasche, toll, gar nicht banal. Es ist wirklich nicht leicht, überzeugende Stoffe zum Verdecken solcher Botschaften zu finden.
AntwortenLöschenNun bleibt noch die Frage, wie genau du die Streifen auf der Klappe befestigt hast. Auf die alte Klappe draufgenäht, also nah an die schon vorhandene "Schrägband"einfassung? Oder mit eigenem Band neu eingefasst? Zum Glück kann ich das Stück ja bald in Augenschein nehmen. Fühle mich sehr inspiriert, denn solche Taschen haben wir hier mehrere.
Also, die drei Jeansstreifen habe ich zusammengesetzt, Nähte ausgebügelt, und dann rechts und links vom gestempelten Streifen auf der Klappe festgesteppt - durch alle Lagen durch, das sind die roten Steppnähte, die man auf dem Detailbild sieht. Auf der Klappenunterseite sieht man die Steppnähte kaum, und sie sehen auch so aus, als gehöre das so.
AntwortenLöschenAn der oberen Kante der Klappe habe ich noch eine Steppnaht gesetzt, auch wieder durch alle Lagen durch. Die schwarze Einfassung am Klappenrand war schon an der Tasche dran, sie konnte ich abtrennen und zumm Schluss wieder um die Kante nähen.
Manchmal kann man auch einfach die Klappe abtrennen, verschönern und wieder annähen - hier ging das wegen der Taschenkonstruktion leider nicht.
schönen Sonntag noch!
Das sieht super aus - eine schöne Idee!
AntwortenLöschenTolle Idee, die ich mir auf jeden Fall merken werde. Stempel lassen sich ja nicht nur auf Taschen verwenden und Stoffmalfarbe müßte ich noch irgendwo haben.
AntwortenLöschenViel Spaß mit Deiner tollen Tasche!
Karina
*piep*
AntwortenLöschenich bin auch wieder dabei, hab meinen beitrag extra schon gestern abend eingestellt!
Eine super Tasche, toll gemacht!!
AntwortenLöschenheute morgen schrieb ich einen roman. aber irgendwie hat das veröffentlichen nicht geklappt. kurzum: die tasche ist super. ich finde es ja toll, dass im original schon etwas rot dabei ist. schwarz mit rot mag ich gerne. jeans ist gut. und die rückseite mit der vorderseite - wie du schon mal sagtest, eine bessere stoffkombination kann man nicht finden. das einfache geometrische muster, aneinandergereiht, sehr gelungen.
AntwortenLöschenleider war der monat so schnell rum. ich konnte gar nix recyclen. ich hole es nach.
aber 2 tage sommer - da wollte ich nur einmal kurz an die nähmaschine.
lg monika
So, nun ist mein Beitrag dazu auch fertig und ich mache das jetzt bestimmt öfter. Gibt es dazu eigentlich eine Linkliste der Teilnehmer wie z.B. beim MeMadeMittwoch?
AntwortenLöschenLG Karina
Das ist einer super schöne Tasche geworden! Irre! Leider bekomme ich solche coolen Werbetaschen nie geschenkt, hier gibts ehrer diese Jutedingser da.
AntwortenLöschenDanke, dass du mich bei deiner schönen Aktion verlinkt hast. Vorallem mit so einem reizenden Text. Und damit hast du mich geradewegs auf eine Idee gebracht, ein pariser Pullover braucht ja auch ein pariser Unterteil... nicht wahr?
Vielen Dank nochmal!
Gruß Ute
Tolle Idee und Umsetzung! Ueberhaupt nicht banal. Simple und zugleich raffiniert gemacht ist gar nicht so einfach. Ich habe mal einen Stoffstreifen auf eine Werbetasche genaeht und es genauso aus. Eine "selbstgebastelte" Stofftasche mit einem albernen Flicken. Deine Tasche hingegen wuerde mir in jedem Geschaeft ins Auge fallen. Ich hatte auch noch nie von Stofffarben fuer dunkle Stoffe gehoert. Hoffentlich gibt's die auch hier!
AntwortenLöschenDas ist eine super Idee, so eine Tasche haben wir auch noch, viel zu schade zum wegwerfen, ideal für die Schule, aber Sohnemann mag lieber seinen Rucksack, auch wenn darin alles verknickt. Aber es gibt ja noch ein anderes Kind im Haus, zwar zur Zeit auch Rucksackträgerin, aber doch offen für das, was andere nicht haben. Und dazu ein tolles Gemeinschaftsprojekt.
AntwortenLöschenLG Rita
Muss mich anschließen. Echt eine super Idee. So eine könnte ich auch gut gebrauchen.
AntwortenLöschenDer Stoff zu stempeln, aber das ist einfach genial. Prima Idee, danke schön. Herzliche Grüße, Marti!
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