Vor gut einer Woche war wieder Buch-Liefertag - meine Güte, war ich diesmal wieder aufgeregt! Geliefert wurde das Ergebnis von etwa einem Jahr Arbeit, die Übersetzung von Elizabeth Hawes' Bestseller von 1938, "Fashion is Spinach" - deutsch: "Zur Hölle mit der Mode". Bis zur Lieferung weiß man eben immer nur annähernd, wie es aussehen wird, und da Susanne und ich noch nicht so routiniert sind, überprüfen wir alles x-mal, ehe wir den Druckauftrag erteilen und befürchten dann doch immer noch, irgend etwas übersehen zu haben. Aber "Zur Hölle mit der Mode" ist rundherum so geworden, wie geplant - der Umschlagentwurf stammt übrigens von Claudia Benter, die auch den Umschlag für das Materiallexikon gemacht hat.
Nachdem das erste Exemplar schon seine Leserin erreicht hat, sollte "Zur Hölle mit der Mode" jetzt im Buchhandel angekommen sein, und die Onlinebuchhändler ziehen sicher am Montag nach (falls da zu Anfang behauptet wird "die Bestellung dauert 2-3 Wochen" - so lange dauert es mit Sicherheit nicht!), und so kann ich euch ein bisschen mehr über das Projekt erzählen, das mich mit Unterbrechungen seit Anfang 2018 beschäftigt hat.
Worum es geht
"Zur Hölle mit der Mode" ist ein Rückblick und zu einem Teil auch eine Abrechnung mit der Modeindustrie, 1938 geschrieben von der Modedesignerin Elizabeth Hawes, die zu dem Zeitpunkt 15 Jahre lang in verschiedenen Positionen im Modebusiness gearbeitet hatte: Als Modezeichnerin in Paris, als Modejournalistin für den "New Yorker", als "Stylistin" für amerikanische Kaufhäuser, als selbstständige Designerin in New York, die einerseits teure Maßanfertigen in Couturequalität entwarf, aber auch Kleider und Accessoires für Kaufhäuser und günstige Bekleidungshersteller.
Elizabeth Hawes erzählt davon ziemlich unverblümt und mit vielen unterhaltsamen Anekdoten. Mitte der 1920er Jahre ging sie nach ihrem Collegeabschluss zunächst nach Paris und landete über Beziehungen in einem Modesalon, der illegal Kopien von Designermodellen herstellte - Coco Chanel war damals schon ein Star, aber sehr teuer, und so gab es einen Markt für Raubkopien. Elizabeth Hawes saß bei Modeschauen, versuchte, die Schnittführung der präsentierten Modelle zu entschlüsseln, und fertigte anschließend Zeichnungen davon an, die als Grundlage für die Kopien dienten.
Als ihre ethischen Bedenken zu groß wurden, arbeitete sie unter anderem als Modekorrespondentin für verschiedene amerikanische Medien - auch kein leichtes Geschäft, denn sie musste sich im Wochentakt modische "Neuigkeiten" überlegen, die berichtenswert waren.
Zurück in New York eröffnete sie mit 25 ihren eigenen exklusiven Modesalon, mit dem sie kein Geld verdiente - wie das funktionierte (oder besser: zu Anfang nicht funktionierte, aber doch ganz gut lief) erzählt sie im zweiten Teil des Buches.
Designaufträge für die Bekleidungsindustrie waren als Zusatzeinkommen daher einerseits eine Notwendigkeit, andererseits sah sie darin die Möglichkeit, gutes Design der großen Masse der Konsumentinnen zugänglich zu machen. Konfektionskleidung war in den 1930er Jahren in den USA schon weit verbreitet, in allen mittleren bis großen Städten gab es Kaufhäuser, die Mode von der Stange anboten, und auf dem Land bestellte man über den Versandhandel.
Die Probleme waren damals aber auch schon die gleichen wie heute: Viele Konfektionshäuser verwendeten einfach jahrzehntelang immer denselben Kleidergrundschnitt für alle Modelle, der dann mit ein paar auffälligen Dekorationen und einer Rüsche hier oder einem Band da zu einem "neuen" Kleid wurde. Die Stoffqualität war zum Teil sehr schlecht, oder die Kleider passten niemandem, oder es wurden mit dem Verweis auf Paris sehr kurzlebige Moden lanciert, die dann ein paar Wochen später schon lächerlich wirkten.
Elizabeth Hawes erlebte das alles mit und erzählt davon sehr amüsant und anschaulich: Wie eines ihrer Lederjackenmodelle von einem Fabrikanten kopiert wurde und er versuchte, sich herauszureden. Wie sie einen Taschenhersteller überreden wollte, doch auch mal WEICHE Taschen anzubieten. Wie einer ihrer Handschuhe in eine Lucky-Strike-Werbung geriet und einen Hype entfachte. Wie man eine Kundin einkleidet, die gar nicht weiß, wer und was sie ist. Wie man als amerikanische Designerin Kleider in Paris zeigt. Wie man mit einem Schnittmacher umgeht, der sich selbst für einen Designer hält, aber in Wirklichkeit immer nur dasselbe Kleid fabriziert.
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Unkonventionell, unbequem, unbeugsam: Elizabeth Hawes |
Wer die Autorin Elizabeth Hawes war, was sie abgesehen von Mode noch gemacht hat und wie ich dazu gekommen bin, das Buch zu übersetzen, dazu dann mehr beim nächsten Mal.
Das Buch von Elizabeth Hawes - "Zur Hölle mit der Mode" ist jedenfalls ab sofort im Buchhandel oder direkt von uns portofrei über unseren neuen Shop erhältlich. Es hat 416 Seiten, 24 Illustrationen und ein Personen- und Sachregister mit Anmerkungen und kostet 22 Euro. Buchhänderinnen können das Buch über Libri beziehen, oder mit den üblichen Rabatten und portofreier Lieferung von uns.
Elizabeth Hawes
Zur Hölle mit der Mode
Texte+Textilien Berlin 2019
ISBN 978-3-948255-00-8
416 Seiten, 22,00 Euro
Alle Informationen und Bestellmöglichkeit auch auf der Webseite texte-und-textilien.de/.