Am Sonntag musste ich nur noch einen Futterärmelsaum festnähen und die Knöpfe (was mit Gegenknöpfen und Innenknopf länger dauert, als gedacht), und dann ging es raus in den Schnee(matsch) und rüber nach Kreuzberg zu einem ersten Testspaziergang.
Da der Stoff ein bißchen dünner ist - eher Rockqualität denn Mantelqualität - habe ich komplett eine Zwischenlage aus Baumwollbatist eingearbeitet. Das Aufheften des Zwischenfutters hat allein zwei Abende gedauert, und obwohl ich Handarbeit durchaus schätze, weil man dabei gemütlich auf dem Sofa sitzen kann, hat mich die Heftarbeit diesmal wirklich an meine Geduldsgrenzen geführt. Hier und da hatte ich gelesen, dass Wollstoff kein Zwischenfutter brauche, da der Mantel letztendlich zu warm werde und bin jetzt froh, dass ich mich nicht daran gehalten habe - ein Mantel der MIR zu warm ist, muss nämlich erst noch erfunden werden. Durch die Zwischenlage hat der Stoff etwas mehr Substanz bekommen und ist trotzdem noch dünn genug, so dass die Falten im Rückenteil gut fallen. Also die Zwischenlage ist eine feine Sache.
Überhaupt die Falten! Meine wilde Schnittkombiniererei hat tatsächlich geklappt. Die Kellerfalte im Rückenteil gefällt mir ausnehmend gut und ist - oh Wunder - so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Im Rückenteil ist jede Menge Weite, das schwingt schön beim Gehen.
Die Knöpfe habe ich wieder bei Paul Knopf gekauft. Diesmal aus schnödem Plastik - aber sehr gut gemachtem Plastik. Die acht Knöpfe auf der Vorderseite, die der Schnitt vorsah, kamen mir letztlich zu viel vor, sechs reichten auch. Dankenswerterweise wird das oberste Knopfloch durch die Naht zwischen seitlichem und mittlerem Vorderteil gebildet, die einfach ein Stück offen bleibt, so dass nur noch drei weitere Knopflöcher zu nähen waren. Da der Stoff wirklich franste wie wild (neben dem Heften habe ich auch viel Zeit für das Versäubern verwendet - jetzt sind alle, wirklich alle Nahtzugaben mit Zickzack gesichert), deshalb verwendete ich für die Paspeln der Knopflöcher Reste von schwarzen Wollkrepp. Die Öffnungen in den Belegen auf der Rückseite habe ich erst mit Batist verstürzt und dann gegengenäht in der Hoffnung, dass das auch hält. Denn einen Wintermantel nähe ich bestimmt so schnell nicht wieder. Zwar hätte ich noch Ideen und Wünsche sowieso - aber bis zum neuen Jahr werden jedenfalls nur noch kleine, einfache Sachen genäht.