Kunststricktischdecken besitzen nicht nur einen schwer auszusprechenden Namen, sondern auch ungeahnte grafische Qualitäten, das ist mir am Wochenende in Stuttgart zum ersten Mal aufgefallen. Die Wäscherei und Heißmangel Lilienweiß in der Rosenbergstraße benutzt so eine Tischdecke als Gardine.
Zuhause musste ich gleich nach der Stricktischdecke kramen, die meine Oma für einen kleinen runden Wohnzimmertisch angefertigt hatte. Diese Decke aus dünnen Baumwollgarn war immer so sehr gestärkt, dass sie quasi auch ohne den Tisch darunter von selbst gestanden hätte. Die frisch gewaschene Decke spannte meine Oma mit einem halben Kilo Stecknadeln auf den dicken Teppich im Wohnzimmer und ließ sie so in Form trocknen.
Daher betrachtete ich die Decke bisher als kunstvolle Kuriosität - es muss schon viel passieren, ehe ich anfange, Tischdecken zu spannen. Als Gardine hingegen, beispielsweise im Badezimmerfenster, fände ich sie richtig gut. Zur Zeit fehlt es noch am passenden Fenster, aber vielleicht ergibt sich das ja irgendwann in Zukunft.
Die Decke im zweiten Fenster der Wäscherei Lilienweiß konnte ich nicht identifizieren. Die Musterfüllungen haben zum Teil eine Webstruktur, daher könnten sie geklöppelt sein. Aber kann man so eine große Decke klöppeln? Das Fenster ist gut einen Meter breit. Das Detailbild unten vergrößert sich beim Anklicken - vielleicht weiß jemand, was das ist?