Irgendein seltsamer Mechanismus koppelt meine Nähtätigkeit an Wetter und Jahreszeit. Sollte es demnächst doch mal Frühling werden, dann kommt irgendwann ein Tag, an dem ein Schalter in meinem Kopf umgelegt wird und der es mir physisch unmöglich macht, fortan noch ein Winterteil zu nähen. Leinen statt Wolle, und das geht dann bis September, bis sich der Jahreszeitenschalter wieder in die andere Richtung umlegt.
Das Osterwetter dieses Jahr war daher genau richtig, um endlich einen schon gut abgelagerten kuscheligen schwarzen Wollstrickstoff anzuschneiden (leider mussten dabei auch ein paar Teppichfransen dran glauben).
Aus der Schnittkritik drüben bei pattern review wusste ich schon, dass man mit dem Schnitt 113 aus Burda 8/2006 nicht viel falsch machen kann. Außerdem merkte ich Dank der Fotos dort rechtzeitig, dass der Wickelpullover Dreiviertelärmel hat und konnte sie gleich um 15 cm verlängern. Pullover mit kurzen Ärmeln halte ich nämlich für genauso sinnvoll wie schulterfreie Regenjacken. Ansonsten habe ich mich an die Anleitung gehalten, die Säume allerdings mit der Hand genäht. Nur die Kragenansatznaht gefällt mir so noch nicht: Laut Anleitung wird sie nur versäubert. Ich werde noch ein breites Samtband oder etwas ähnliches von innen dagegen steppen.
Das Ergebnis gefällt mir, es ähnelt einer Wickelstrickjacke, aber ohne die wickeljackentypischen Nachteile wie Verrutschen und Auseinanderwickeln. Da ich den Pullover von vorneherein als ein Teil zum "Drüberziehen" angesehen habe, macht es auch nichts, dass der Ausschnitt so tief ist. Aber die Rezensentinnen bei pattern review haben schon Recht: Mehr als eines braucht man eigentlich nicht davon im Kleiderschrank.