Weihnachten ohne Verpflichtungen ist herrlich! Ohne Überfressen-sein, ohne Autobahn, ohne Herumsitzen in überheizten Räumen, sondern schöne lange Ferien zu zweit zuhause, mit gemeinsamen Ausflügen und viel Zeit, in der jeder tun darf, was er möchte. Was man dann tut ist naturgemäß unterschiedlich - manche lesen erst einen 450-Seiten-Roman, sortieren dann 5000 Digitalfotos und schmoren eine Lammschulter, andere (ich) wechseln zwischen Nähmaschine, Stoffvorrat, Stoffstempeln und textiler Fachliteratur. Herrlich!
Vor kurzem wurde ja im Nahtzugabe-Haushalt die Forderung nach "mehr Bauhaus" gegenüber meinen Hervorbringungen erhoben. Aus dem Shibori-Filz von Anfang Dezember wurde daher ein nur mäßig dekorierter großer Untersetzer für heiße Teekannen und -Becher. Der Becher vom Bild ist von Helmut Menzel (ohne Webseite, jeden ersten Freitag im Monat auf dem Wochenmarkt Arkonaplatz).
Ich kann dabei versichern, dass die Stickerei (Sticktwist dreifädig) völlig funktional ist: sie verbindet nämlich die Filzoberseite mit einer wattierenden Zwischenlage (dünnes Volumenvlies, Quiltwattierung oder Fleece). Auf der Unterseite ist dann zusätzlich noch ein Baumwollstoff, aus dem ich auch die Einfassung wie bei einem Quilt genäht habe.
Anette zeigte gerade vor kurzem mit vielen Bildern, wie das geht, so dass die Ecken auch schön werden: Stoffstreifen aneinandersetzen, Ecken nähen, Anfang und Ende verbinden, Ecken falten.
Die Stickerei von Spiralen um die "Hubbel" des Filzes herum dauerte drei Abende auf dem Sofa, offensichtlich jeder mit einer anderen Stimmung, die sich in einer anderen Stichlänge, -dichte und Fadenspannung niederschlug. Wenn mans weiß, sieht man an dem fertigen Teil genau, welcher Bereich jeweils an einem anderen Abend gemacht wurde.
Einen Teil unserer Weihnachtsdekoration möchte ich auch noch dokumentieren. Neben Weihnachtshühnern vom letzten Jahr hängen rosa Kugeln, ein skeptischer Engel und ja, ganz hinten, eine weiße Pseudo-Quietsche-Ente mit rosa (!) Schnabel, überflüssiges Werbegeschenk eines bekannten Kameraherstellers, vom Bauhaus-Befürworter selbst ins Haus geschleppt und mit dekorativer Absicht aufgehängt. Die Ente hat auf der Unterseite ein Knöpfchen (daher ist sie auch nicht wasserdicht), drückt man es einmal, zweimal oder dreimal, leuchtet sie rot, grün oder blau. Drückt man das Knöpfchen dreimal ganz kurz hintereinander, was gar nicht so einfach ist, beginnt sie psychedelisch in rot-grün-blau zu flackern. Meine Damen und Herren, ist dieses Disco-Küken etwa Bauhaus? Sogar die Hühner wenden sich mit Grausen ab.