Material für die Vorderseite: blauer Hemdenstoff mit feinen weißen Streifen und zwei Sorten Batist
Wie letzte Woche angekündigt, möchte ich auf meinen textilen Monatsseiten in kleinem Maßstab einige der Ideen ausprobieren, die ich in meinen Notizbüchern gesammelt habe. Die Monatsseiten sollen Spielplatz und Testgelände sein. Testgelände deshalb, weil viele der Ideen Details betreffen, die in irgend einer Weise an oder mit Kleidungsstücken angewendet werden könnten. Meistens habe ich sogar schon eine Skizze zur Idee - zum Beispiel aus dem Frühjahr 2006 einen glockigen Rock mit breiter Saumblende, so ähnlich wie Nr. 128 aus Burda 2/2005, in meiner Vorstellung aus tabakbraunem Baumwollstoff, die Saumblende mit gebatikten Kreisen und vom Rockteil abgesetzt mit einer verblichenen blauen oder weißen Paspel.
Ja, Batik, genauer gesagt Plangi. Also die Art Batik, bei der man zum Beispiel weiße T-shirts mit Paketschnur an verschiedenen Stellen abbindet, in einem Eimer mit sehr bunter Farblösung taucht und sich dann mit dem Ergebnis an den Strand von Ibiza legt oder an der Loveparade teilnimmt (diese Hippie-Geschichte war vor meiner Zeit). Und dazu Haarspangen mit Sonnenblumen trägt.
Schon lange wollte ich probieren, ob das auch eleganter geht, also in Richtung Shibori, und vor allem, ob die Abbindebatik auch beim Färben in der Waschmaschine funktioniert - möglicherweise wird da ja der Stoff zu gründlich durchgenudelt, wer weiß?
Am Wochenende färbte ich also endlich verschiedene Stoffe zur Probe - ein Stück von einem alten Oberhemd, hellblau mit feinen weißen Streifen, einen Rest weißer Batist vom Maybachmarkt und ein Stück uralten Batist aus dem Fundus. An mehreren Abenden abgebunden mit doppelt genommenem Polyesternähgarn einerseits und mit Baumwollhäkelgarn andererseits, gefärbt mit Simplicol Textil-Echtfarbe Schwarz.
Das Ergebnis war wie erwartet und doch überraschend - zunächst einmal: Plangi funktioniert in der Waschmaschine.
Beim Hemdenstoff, ziemlich steif und als einziger aus reiner Baumwolle, entwickelten sich die am schärfsten abgegrenzten und kontrastreichsten Kreise. Dass die Grundfarbe hellblau mit Streifen war, sieht man überhaupt nicht mehr.
Der Batist vom Maybachmarkt bekam durch seinen Polyesteranteil einen gleichmäßigen grauen Farbton, die Gewebestruktur tritt durch die Fasermischung deutlicher hervor. Diesen Effekt habe ich überhaupt nicht erwartet, finde ihn aber sehr schön. So einen Stoff könnte ich mir auch für Details wie Taschenklappen oder Manschetten an einem Kleidungsstück vorstellen.
Der Uralt-Batist erwies sich als Überraschung: Offenbar besteht er kaum aus Baumwolle (dabei hatte ich ihn dem Griff nach für baumwollhaltiger als den anderen Batist gehalten. Soviel zu meinem Urteilsvermögen). Die Grundfarbe ist ein seltsames grau-braun-violett geworden, die Abbindefäden lösten sich zum Teil schon vor dem Spülgang, so dass einige Kreise nur schemenhaft erkennbar sind und einen dunkler gefärbten Fleck (warum auch immer) hat er auch.
Färbetechnisch also eher mißlungen, aber aufgrund der vielschichtigen Farbschattierungen genau richtig als Untergrund für die Januar-Seite. Der Stoff erinnert an einen wabernden, dichten, grauen Nebel, in dem verschiedene Objekte deutlicher oder undeutlicher erkennbar werden. Das entspricht ziemlich genau dem, was ich vor mir sehe, wenn ich an den Januar denke - die Umrisse und Anfänge von ganz Vielem, das aber erst später sichtbar werden wird.
Mittwoch, 14. Januar 2009
6 Kommentare:
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Gut zu wissen, dass das auch in der Maschine funktioniert!
AntwortenLöschenUnd die Idee in dem Bereich neue Techniken auszuprobiere ist gut, nicht nur Stick und Nähsachen, sondern auch ganz andere Dinge wie Batiken (Ibiza... - *gg*).
Eine Brennprobe vor der Färbung kann manchmal ganz nützlich sein, aber wie bei dir sind manchmal die unerwarteten Ergebnisse fast interessanter.
Meine Variante der textilen Monatsseite ist auch schon angefangen. So ein virtueller Schubs wie von Tally und dir kann manchmal ganz hilfreich sein.
lrüßle von griselda :-)
ok, ich krieg kangsam eine Idee von den Monatsseiten...
AntwortenLöschenDie Farbeffekte sind sehr interessant, vielleicht magst du weiter berichten (falls du weiter machst)? Diese blassen Schattierungen mag ich auch sehr.
LG Catherine
Das obere mit der reinen Baumwolle finde ich am besten, ich mag ja die traditionellen japanischen Muster sehr. Daraus möchte ich sofort eine Tasche haben. Vielen Dank fürs Ausprobieren - mir juckt es auch direkt in den Fingern.
AntwortenLöschenIch muß gestehen, dass ich zuerst nicht wußte, wie ich mir die Monatsseiten vorstellen sollte, aber so langsam finde ich Geschmack an dieser Idee.
AntwortenLöschenBatik ruft Erinnerungen hervor: Nicht nur lila gefärbte Latzhosen sondern auch ein Bild in türkis, auf das ich mit Wachs Ornamente gemalt habe....
Deine Sachen gefallen mir sehr gut und inspirieren mich, auch mal wieder zu batiken.. Danke dafür
Rita
vielen dank für deinen lustigen kommentar....
AntwortenLöschenund das abindefärben in der waschmaschine geht weiß ich noch aus hippizeltlagerzeiten als ich keine spangen in den wilden haaren trug...
batik ist ein interessanter vorgang,weil man eben doch nie genau weiß was rauskommt....dsa find ich spannend....
und ich finde deinen januar sehr schön und treffend beschrieben!
und ob es wirklich eine decke wird,na das bleibt abzuwarten....!
herzliche grüße
stella
Danke für Eure vielfältigen Kommentare. Ich finde es sehr interessant, dass anscheinend jeder irgendeine "Geschichte" mit dem Thema Batik verbinden kann. Diese Technik hat es wirklich verdient, aus der Mottenkiste hervorgeholt zu werden. Wachsbatik wäre ja auch einen Versuch wert - nur das geht sicher nicht in der Waschmaschine. Mal sehen.
AntwortenLöschenviele grüße,
Lucy