Donnerstag, 19. Februar 2009

Tauschgeschäft



Der Zufall bringt doch die schönsten Geschenke. Nur der Zufall in Gestalt eines kaputten Handrührgeräts war es nämlich, der mich vor knapp zwei Wochen auf die Webseite der Berliner Stadtreinigung und dann weiter auf die Seiten des BSR Tausch- und Verschenkmarkts führte. Was für den einen völlig wertlos ist, könnte für jemand anderes noch brauchbar sein - und in den Zeiten des Internets muss man sich von diesem "Müll" nicht mehr finden lassen, sondern kann Dinge und Menschen relativ einfach zusammenbringen.

Ich las ein wenig durch die Anzeigen, wunderte mich über Angebote wie "Tausche Laptop gegen Kratzbaum" und entdeckte ganz zum Schluss eine ältere Anzeige „Tausche altes Handarbeitsgarn, aus DDR-Produktion, Reste, gegen eine Flasche Olivenöl, z.B. von Aldi.“ Und tatsächlich fuhr ich letzte Woche mit einer Flasche Olivenöl gen Tempelhof und kehrte mit einem großen Karton zurück.

Das „Handarbeitsgarn“ entpuppte sich als Garnvorrat einer versierten Häklerin mit einer Vorliebe für Weiß- und Naturtöne und ich fühle mich reich beschenkt. Die Vorbesitzerin, ich nehme an eine ältere Verwandte der Tauschpartnerin, kaufte Material für ihr Hobby immer gleich in größeren Mengen: weißes, cremeweißes und beiges Garn für Filethäkelei und Taschentuchspitzen jeweils zehn Mal, buntes Spitzengarn in türkis, fliederlila, pastellgelb, hellblau und in Mischungen dieser Farben jeweils vier bis sechs Mal. Dazu noch Garn mit Leinenanteil, weißes Klöppelgarn, Viskose-Glanzhäkelgarn und Sticktwist. Zufällig genau die Farben und Garne, die ich mir erhofft, aber in einer Menge, von der ich nicht zu träumen gewagt hatte. Die meisten Knäuel sind noch unversehrt, die Zeit hat ihnen nicht geschadet und hinsichtlich der Qualität kann ich im Moment keinen Unterschied zu „Westware“ erkennen.

Die bunten Garne werden in die Februar-Monatsseite einfließen, ich war nämlich schon drauf und dran, Häkelgarn zu kaufen und wollte mich vorher nur noch über die Stärke der Häkelnadel schlau machen. Die Pastellfarben entsprechen genau meiner Vorstellung von dieser Seite und und ich freue mich besonders, dass ich hier wieder altes Material benutzen kann, das schon einen eigene Geschichte mitbringt.
Was die schönen weißen und cremeweißen Garne in verschiedenen Stärken betrifft, so habe ich noch keine konkreten Pläne. Aber ich habe jetzt Garn genug für alle möglichen Experimente, noch dazu ressourcenschonend erworben, und schon das Vorhandensein des Materials lässt mich Filethäkelgardinen mit anderen Augen betrachten.

Wer auch sein Glück bei der Suche nach solchen alten Handarbeitsschätzen versuchen will: Solche Tauschbörsen gibt es in vielen Städten, auf dieser Seite findet sich ein Überblick. Der Liebste fühlte sich von meinem Tausch gleich animiert, seinen Computersammlung zu durchforsten, um selbst etwas anbieten zu können.

Auf ein anderes Zufallsgeschenk kürzlich, über das ich mich auch sehr gefreut habe, möchte ich auch noch aufmerksam machen: Im Blog der neuen Kreativ-Community wanaba wurden meine Inchies vorgestellt. Inchies sind nämlich, so der Entschluss der Bastelbuchverlage und Agenturen, DER neue Kreativtrend im Jahr 2009, daher gibt es dort im Blog im Februar einen thematischen Schwerpunkt „Inchies“ mit Buchbesprechungen und Vorstellung einiger Inchie-Bastler. Ich werde aufmerksam verfolgen, ob sich dieser Trend im realen Leben tatsächlich zum Trend auswächst – wenn ich zum ersten Mal in freier Wildbahn ein Inchie sehe oder jemand, den ich tatsächlich kenne, mit der Inchie-Bastelei anfängt, gebe ich Bescheid.
Im wanaba-Blog läuft übrigens noch bis zum 15. März eine Inchie-Mitmachaktion, bei der man etwas gewinnen kann.

9 Kommentare:

  1. Siehste: Das, was früher die Dörfer lebens- und liebenswert gemacht hat, das ist auch in der großen Stadt möglich.
    Oder: Gerade in der großen Stadt.

    Herrlich, wenn es Geschichten zu Dingen gibt. Und das Netz die Türen öffnet. Für dich zum ergattern von Schätzen und für uns, dass wir teilhaben dürfen.

    grüße von griselda (Web 2.0-addict)

    AntwortenLöschen
  2. Ein ähnliches Reservoir habe ich auch hier von taschetuchhäkelnden Tanten und Deckchenomas. Ich finde diese Börsen toll, jeder wird glücklich und nix flegt auf den Müll.

    Ich freue mich auf das, was entsehen wird.

    Aufhebergrüße von karen

    AntwortenLöschen
  3. Hallo, tolle Story - auch die zu wanaba! Auch an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für das Interview und die Bilder!

    viele grüße, jana (RubyF95 bei wanaba.de)

    AntwortenLöschen
  4. Genau diese Sachen sind es, die ich liebe! Ich finde hier oft die tollsten Dinge im "Rot-Kreuz-Flohmarkt" oder im "Anderen Kaufhaus" , das von der Arbeitslosen-Selbsthilfe betrieben wird.

    Klasse - und ähnlich beglücken wir uns durch Tausch"geschäfte" ja in den BLogs auch sehr oft. Ich habe schon so schöne Sachen getauscht!!

    liebe Grüße von Ellen

    AntwortenLöschen
  5. Inchies bin ich aus Papier begegnet - in einer Promotions-Aktion in einer Buchhandlung. Dachte sofort: Das könnte ich ja mit der gleichen Technik wie textile Seiten machen. Vielleicht auch auf selbigen anbringen.
    Schön zu sehen, dass eine meiner Begleiterinnen eine der textilen Inchies-Macherinnen ist.
    Bin gespannt, ob Wanaba einschlägt, wie z.B. Ravelry. Immerhin gibt es ja schon länger Creadoo usw.
    Herzliche Grüße aus der Nordheide
    :-Tally-:

    AntwortenLöschen
  6. Tally, das finde ich ja interessant, dass die Inchie-Bücher bei euch in der Buchhandlung tatsächlich groß beworben werden, in Berlin ist mir das nämlich noch nicht aufgefallen. Wer weiß, vielleicht basteln in einem halben jahr tatsächlich alle Inchies, und in einem weiteren halben Jahr gibt es Bastelpackungen zu kaufen... (Und in zwei oder drei Jahren gibt es dann nicht verarbeitete Inchie-Bastelpackungen bei den Tauschbörsen.)

    viele Grüße, Lucy

    AntwortenLöschen
  7. Vor Deinem Post bin ich durch zappen auf seiten gelandet, die wie wild inchies getauscht haben.Leider nicht gespeichert. ATCs, vorrangig aus Textilien war wohl so vor zwei Jahren die große Welle und nun wird es kleiner - da schafft man mehr. Hobbymäßig wird Neues immer extrem beworben, finde ich .Aus einer liebevollen Idee entstanden, wittert man gleich einen Markt.
    Freue mich auf Dein inchie-Inhaltsverzeichnis!
    Vg karen

    AntwortenLöschen
  8. Ich bin mal gespannt, was der Monat Februar bringt. Ich finde dies sehr interessant und überlege mir vielleicht auch etwas in diese Richtung. Nächstes Jahr? Oder von März zu März? Wenn mir die Eingebung kommt.
    viele liebe grüße von monika

    AntwortenLöschen
  9. Monika, nur zu! Bei der Monatsseite kann man jederzeit einsteigen (und auch wieder austeigen).

    Ich habe ja noch meine Zweifel, ob sich mit Inchies wirklich ein Geschäft machen lässt - anders als bei den letzten Modehobbys (ich denke da an Serviettentechnik, Window Color, Scrapbooking) braucht man weder spezielles Zubehör, noch spezielles Material. Aber wer weiß, was sich die Marketingexperten noch ausdenken...

    viele Grüße, Lucy

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für deinen Kommentar!
Mit Abschicken des Kommentars erklärst du dich einverstanden, dass deine Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber gespeichert werden. Kommentare können auch anonym verfasst werden. Blogspot erfasst außerdem die IP-Adresse sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars.
Der Kommentar kann jederzeit wieder gelöscht werden oder du kannst ihn durch mich entfernen lassen.
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und sie akzeptierst.
Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, wenn sie Werbung oder Links zu Spam-Seiten u. ä. enthalten.