Montag, 31. Oktober 2011

Berliner Bloggerinnen-und-Freunde-Treffen: ein paar Tipps fürs Wochenende

Liebe Blogtreffen-Damen! Die näheren Informationen zum Treffen solltet ihr inzwischen per Mail bekommen haben (wer nicht, meldet sich bitte nochmal kurz unter nahtzugabeATgmailPUNKTcom). Hier noch ein paar subjektive Tipps für die weitere Wochenendgestaltung:

- Neuköllner Stoff: Die meisten Stoffstände des Maybachufer-Wochenmarkts stehen am Samstag ebenfalls am Maybachufer zwischen Kottbusser Damm und Schinkestraße, außerdem gibt es auf diesem Markt Kunsthandwerk und allerlei Speisen und Getränke – hier hatte ich schon einmal darüber geschrieben und einige Fotos eingestellt.

- am Sonntag ist ebenfalls am Maybachufer, zwischen Nansenstraße und Liberdastraße der Nowkoelln Flowmarkt, ein Flohmarkt vor allem mit privaten Verkäufern, kulinarischem Angebot und Livemusik - da könnte man vor oder nach dem Treffen schnell mal kurz hinspringen. Melleni war beim letzten Mal da und hatte hier ein paar Impressionen gezeigt.

- Die Ausstellung Gesichter der Renaissance im Bode-Museum ist zur Zeit der Renner – leider so sehr, dass die Eintrittskarten für den Tag schon kurz nach Kassenöffnung weg sind. Nachmittags wird angeblich noch einmal ein kleines Kontingent an Restkarten verkauft, wenn die Kartenbesitzer vom Morgen schon in der Ausstellung waren und wieder Luft ist. Um reinzukommen muss man sich also sehr früh anstellen, Glück haben oder eines der wenigen restlichen VIP-Tickets für 30 Euro kaufen.

- Im Museum für Kommunikation läuft die Modeausstellung Fashion talks, zu der ich es selbst noch nicht geschafft habe. Die Bilder bei flickr sehen doch recht vielversprechend aus: auch wenn es vorrangig um die Botschaften geht, die Kleidung aussendet, kommen auch die interesssanten Roben nicht zu kurz.

- Die Dauerausstellung im Museum für Kommunikation wäre vielleicht ein Vorschlag für mitreisende Herren - oder das neue Computerspielemuseum in der Karl-Marx-Allee: Spieleklassiker und die entsprechenden Geräte kann man dort nicht nur besichtigen, sondern zum Teil auch ausprobieren

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 43



1. Selbstgenäht: Wann kommt es schon mal vor, dass sich ein Nähvorhaben als einfacher herausstellt als vermutet, noch dazu, wenn es sich um NfA handelt? [NfA= Nähen für andere, so auf den Punkt gebracht von Melleni. Für mich impliziert die Bezeichnung zumindest unterschwellig Aufschieben bis Ultimo, Materialengpässe, Nähpannen, wenig begeisterte EmpfängerInnen und andere spaßhemmende Faktoren - ich nähe nämlich so gut wie nie für andere.]

Der für die Schwiegeroma geplante Rock aus ultrarutschigem Polyjersey ist aber so ein seltener Fall von "einfacher als gedacht". Ich malte mir aus, welche Tricks ich vermutlich brauchen würde, um diesen Flutschistoff an der Nähmaschine zu bezwingen und begann schon in der vergangenen Woche, um zur Not noch andere Nähmaschinennadeln, auswaschbares Stickvlies oder gar anderen Stoff besorgen zu können. Und dann war der Jersey lammfromm und ließ sich mit einer Stretchnadel widerstandslos vernähen. Ich fasse es nicht. Der Rock ist bis auf die Säume also fertig – die mache ich dann schnell am Abend vor der Abreise sofort.

2. Paste-up, Karl-Kunger-Straße, am ehemaligen Inselmarkt, Alt-Treptow.

Selbstgebacken: Die sogenannten Holzfäller-Schnitten aus dem Dr-Oetker-Backbuch – Hefeteig mit Käsekuchenbelag und Mandeln. Sehr fade und unaufregend - das Rezept backe ich nicht nochmal.

Montag, 24. Oktober 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick Kw 42




1. Selbstgenäht I: Eine zähe Woche, wegen Erkältung hatte ich eigentlich keine Lust zu gar nichts, das handgenähte Patchwork hat mir noch am ehesten Spaß gemacht. Die Idee ist, die Ringe aus lauter schwarzen und fast-schwarzen Stoffen zu nähen, in die Mitte kommen bunte Seidenreste und ähnliches. Meine Mini-Flicken (die Quadrate z. B. sind 1,5cm groß) kommen mir nun aber gar nicht mehr mini vor, im Vergleich zu dem, was Natron hier näht: die kleinsten Stücke haben nur 5mm Seitenlänge. Wahnsinn? Wahnsinn.

2. Selbstgenäht II: Man spricht von "Abschlussschwäche", wenn fast fertig genähte Teile ewig auf eine Kleinigkeit warten, die sie zu wirklich fertigen Teilen macht, habe ich bei bunte kleider gelesen. Da kann ich mitreden, bei diesem Mantel meditierte ich geschlagene 10 Monate über Knopflöcher.

Dafür sind es aber auch die besten Knopflöcher geworden, die ich jemals genäht habe. Ich habe nämlich an meiner Maschine zum ersten Mal das Knopfloch mit Beilauffaden ausprobiert – kennt ihr das? Man klemmt ein Stück dickeres Garn als Schlaufe in den Knopflochfuß, das wird dann übernäht und polstert die Stiche von hinten auf. Super, sage ich euch! Schaut mal in die Anleitung eurer Maschine, das sollte jede können, die mindestens ein halbautomatisches Knopfloch hat.

3. Auch eine Verwendung für alte Wahlplakate (Lohmühlenstraße, Alt-Treptow).

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Nähgeheimnis: Einen großen (Zier-)Knopf selbst beziehen

Beim Nähen gilt: viele Wege führen zum Ziel, und Tricks und Kniffe kann man nie genug kennen. Daher die "Nähgeheimnisse", in denen ich anhand meiner laufenden Nähprojekte solche Tricks dokumentiere, die nicht unbedingt in jedem Nähbuch stehen, die für mich aber hilfreich, einleuchtend, Zeit sparend oder sonstwie nützlich sind - und ich hoffe für euch auch.

Wenn man nur einen einzigen Zierknopf braucht, z. B. für eine Tasche, lohnt es sich kaum, ein ganzes Knopfbezugsset anzuschaffen. Einzelne bezogene Knöpfe, die so wie hier weiter verziert und bestickt werden können, sind leicht hergestellt, und mit einer Plastikdeckeleinlage sogar problemlos waschbar.


Man braucht:

Plastikdeckel von einer Milch- oder Safttüte
Stoff zum Beziehen
Stoff für die Rückseite – am besten dünner Webstoff
eventuell ein kleines Stück Volumenvlies

Nadel, Faden, Schere, eventuell eine kräftige Küchenschere, um den Deckel zurechtzuschneiden und einen Tupfer Klebstoff.


1. Deckel zurechtschneiden

Milchtütendeckel gibt es in verschiedenen Formaten, mal höher, mal flacher und in verschiedenen Größen. Für den oben verlinkten Taschen-Knopf von 2008 hatte ich den Deckel so bezogen, wie er war, für die Strickjacke sollte der Knopf etwas flacher werden, deshalb schnitt ich am Deckelrand das Gewinde ab – wenn ihr das nachmacht: Vorsichtig!! Ich will nachher nichts von abgeschnittenen Fingern hören!


2. Deckel polstern

Für eine schöne, abgerundete Form sollte die Vlieslage die Oberseite und den Rand des Deckels bedecken. Am besten klebt man das Vlies ein bißchen fest, das erleichtert gleich das Nähen.


3. Stoff zuschneiden und einkräuseln

Den Stoff zum Beziehen schneidet man zu einem Kreis etwa mit dem doppelten Durchmesser wie der Deckel zurecht. Die Größe hängt von Deckeldurchmesser und -dicke ab, das Stoffstückchen sollte an allen Seiten bequem um den Deckel herum bis auf die Rückseite reichen.
Am Rand des Stoffkreises mit kleinen Stichen – auf und ab – einen Kräuselfaden einziehen.


4. Deckel beziehen

Den gepolsterten Deckel, Vliesseite voran, auf die Rückseite des Stoffkreises legen und den Kräsuelfaden zusammenziehen, verknoten, nicht abschneiden, sondern in eine Nadel einfädeln und die Kanten ein bißchen kreuz und quer vernähen.


5. Rückseite versäubern

Den Rückseitenstoff zu einem Kreis in der Größe des Deckels zuschneiden, hinten in der Mitte feststecken, die Ränder Stück für Stück einschlagen und auf dem Bezugsstoff von Hand festnähen.


6. Fertig von hinten...

Der Knopf wird durch den Stoff auf der Rückseite angenäht – mit Stiel, falls er wirklich etwas zu knöpfen hat.


7. ... und von vorne

Me-made Mittwoch*: Erkältungsjacke


Die Refashion-Strickjacke, die im letzten Monat aus einem Pullover entstanden ist, hat sich schon bewährt. Seit knapp einer Woche bin ich ziemlich erkältet, die Jacke ist schön warm und passt zum Einmummeln auf dem Sofa, und mit dem Miss-Marple-Rock wage ich mich auch an den Schreibtisch und gehe nur ein klitzekleines bißchen früher nach Hause als sonst. Der Ex-Pullover wurde jetzt schon mehr genutzt als in seinem ganzen früheren Leben.


Als Verschluss hat die Jacke noch einen genau (oder gar zu genau?) passenden bezogenen Knopf bekommen, oder besser gesagt einen großen Druckknopf und den Knopf außen nur zur Zierde. Wie man aus einem Milch- oder Saftdeckel selbst ganz leicht so einen bezogenen Knopf basteln kann, habe ich diesmal Schritt für Schritt mitfotografiert, und in einen eigenen Beitrag gepackt, bei Interesse schaut mal hier.

*) Beim Me-made Mittwoch geht es darum, Selbstgemachtes zu tragen und dies zu dokumentieren. Die Teilnehmerinnen von heute finden sich hier.  

Montag, 17. Oktober 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 41






1. - 3. Selbstgeplant: Was mache ich nur aus einem Riesenhaufen Polyesterkrawatten vergangener Jahrzehnte? Meine Schwiegertante weiß, dass ich nähe und sammelt ab und zu aus den Spenden fürs Tierheim Nähzubehör oder interessante Stoffe für mich. Das ist immer lieb gemeint, aber manchmal nicht ganz berechenbar – der Nähwagen, der sich als bröselndes, deprimierendes Pressspanmonster mit Plastiküberzug entpuppte, stammte auch von ihr. „Möchtest du alte Krawatten haben? Du nähst doch Patchwork.“ Ich dachte an Seidenkarawatten und sagte ja – nun habe ich einen Berg Polykrawatten in schrillen Mustern, mit der ich den gesamten Cast einer Siebziger-Jahre-Krimiserie austatten könnte. Am schönsten finde ich die Etiketten – Krawatten hießen damals „Commodore"; "Suprema Hocheleganz“, "Schubert" oder gar "Thomas Fischers schöne Krawatten" und schämten sich ihrer Kunstfaserherkunft nicht.

Die zündende Idee für dieses Material ist mir aber noch nicht gekommen. Decken, Kissen oder Kleidungsstücke kommen auf jeden Fall nicht in Frage. Im Moment denke ich an Aufbewahrungskörbe für alles mögliche – die Stoffe sind sehr fest und mit fester Einlage (welcher?), sollte das sehr stabil werden, und an (nicht lachen jetzt) Weihnachtsschmuck. Es sind nämlich viele rote und grüne Stoffe dabei, und wenn man mit dem über Schablonen genähten „englischen“ Patchwork in die dritte Dimension geht, könnte das möglicherweise ganz hübsch werden.

4. Selbstgebacken: Nusskranz, ein Hefegebäck mit Haselnussfüllung. Macht auf einem Foto nicht viel her, ist aber einfach und schmeckt unvergleichlich gut, daher hier das Rezept aus Eugenie Erleweins Hauswirtschaftslehre der 50er Jahre, etwas modifiziert.

Hefeteig:
500g Mehl
80g Zucker
ca. 200ml Milch - mit
100g Butter erwärmen
2 Eier
1 Päckchen Trockenhefe

Füllung:
150 g gemahlene Haselnüsse
100g Zucker
1EL Honig
6EL Sahne – alle Zutaten verrühren

Teig kneten und etwa eine Stunde gehen lassen. Den Teig (annähernd) viereckig ausrollen, etwa auf 60x40cm. Die Haselnussfüllung dünn darauf verteilen und den Teig zu einer langen Rolle aufrollen. In eine gefettete Kranzform oder eine große Napfkuchenform legen und noch einmal eine halbe Stunde gehen lassen.
Bei 175 Grad etwa 45 Minuten backen.

5. Selbstfotografiert: Suschnas Tasche nach Suzuko Koseki und meine Interpretation beim Treffen der Berlin modern quilt guild kurz vereint – in den schnuckeligen Räumen des Nadelwalds, eines neuen Nähcafes in Nord-Neukölln. Die anderen Fotos vom Treffen wie immer bei flickr.

Und außerdem:
Selbstgestrickt: Der Blätterschal aus dem Urlaub im Juli ist fertig, ich bin begeistert und möchte gleich das nächste Lace-Projekt anfangen, Bilder demnächst.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Original und Fälschung



Auch hier: alles nur geklaut! Suschna hatte ihr Täschchen nach Suzuko Koseki gestern schon gezeigt, hier ist nun meine Umsetzung mit Patchwork auf beiden Seiten (in der Anleitung aus Patchwork Style ist die Rückseite einfarbig).

Absichtsvoll unabsichtlich, scheinbar einmal locker in die Restekiste gegriffen, intuitiv zusammengenäht und ganz selbstverständlich schön, so wirken in meinen Augen die Patchworksachen aus diesem Buch. Suschna ist mit dieser Art des nur scheinbar ungeplanten Patchwork ja schon länger am Experimentieren, wie die Norddeutsche sagt. Als sie mir das Koseki-Buch in der japanischen Ausgabe beim Quilttreffen zeigte, konnte ich nicht anders, als nach Hause zu eilen und mir das (sehr günstige) englische zu bestellen, damit wir beide die winzige Tasche von Seite 37, "blue party bag" heißt sie in meiner Ausgabe, nachnähen konnten. (Dass die Stoffzusammenstellungen nicht von jedem so begeistert aufgenommen werden, wie von uns, sieht man an der Bemerkung einer Rezensentin bei amazon: "Die Farben sind etwas gewöhnungsbedürftig, aber man kann ja anderen Stoff nehmen.")


Suschnas Analyseergebnis, was das Geheimnis der Stoffzusammenstellung betrifft, hätte ich nicht so  herausarbeiten und formulieren können, aber ich kann es bestätigen und habe es bei der Tasche intuitiv angewendet: Nur einen unruhig gemusterten floralen Stoff auf jeder Seite, unterschiedliche Strukturen, gröber gewebtes dunkelbraunes Leinen und Satin (der mittelblaue Streifen, den Glanz sieht man auf den Bildern leider nicht), und der gelbe Stoff mit den weißen Tupfen ist tatsächlich buttergelb, nicht goldgelb.  


Suschna ist es ja gelungen aus ihrem anscheinend unerschöpflichen Fundus Stoffe herbeizuzaubern, die dem Original ungeheuer ähneln. Ich kam, trotz großer Vorräte, damit nicht weiter und versuchte stattdessen, den Geist der Kosekischen Stoffzusammenstellung durch ausdauerndes Buchbetrachten aufzusaugen und auf meine Stoffsammlung anzuwenden. Die Anleitung ist in dieser Hinsicht übrigens überhaupt nicht erhellend:  "Fabric scraps for patchwork (prints, satin, solid color; the colors and patterns are up to you.)"


Die Grundform der Tasche, die ich hier ja schon gezeigt hatte, schneidet man aus Wattierung zu und näht die Stoffstreifen direkt darauf. Anschließend wird das Stück mit Zickzackstich an den Nähten und mit parallelen Stepplinien gequiltet, wo und wieviel überlässt die Anleitung der eigenen Wahl. Die Quilterei ergibt eine ganz wunderbare Struktur und verwandelt das Patchwork noch einmal erheblich. Den Henkel, bei mir eine Stricklieselschnur (laut Anleitung nimmt man einen fertigen, ganz dünnen Lederhenkel, den es sicher nur in Japan zu kaufen gibt), finde ich im Verhältnis zur Tasche etwas zu dick, da wäre etwas dünneres besser gewesen, z. B. aus dem Häkelgarn, das ich für die selbstgehäkelte Bogenborte verwendete. Als Verschluss ist im Original ein winziger Magnetknopf vorgesehen - gibt es wahrscheinlich auch nur in Japan, ich habe zwei kleine Druckknöpfe genommen.

Übrigens ist die Sache mit der Stoffkombination auch dann nicht leicht, wenn man Suzuko Koseki selbst ist. Auf Seite 13 zu einem rot-schwarz-weiß-grau gepatchten Kissenbezug schreibt sie: "It took me a long time to figure out the proper balance of solids, stripes and prints, but once I found the right composition, I was able to sew up the final piece in no time at all."

Montag, 10. Oktober 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 40







1. Diese Woche gibt es in punkto Selbermachen wenig zu berichten. Einige Tage verbrachte ich in einer Gegend, wo die Fische Fahrrad fahren.

2. Wenn sie nicht in Teichen wie solchen herumschwimmen.

3. Oder in Gesellschaft von Kartoffelsalat auf dem Teller liegen.

4. Selbstgebacken habe ich auch nichts - aber viele andere. In Franken auf dem Land ist es üblich, dass die Verwandten den Kuchen für Familienfeiern backen, er wird vor der Feier in den Gasthof transportiert und kommt nachmittags auf den Tisch.

5. Selbstgeplant: den Lieblingsrock der Schwiegeroma für ihren Geburtstag in sechs Wochen nachnähen. Der etwa dreißig Jahre alte Rock erhielt seinen Lieblingsstatus durch sein Material: nachgiebiger Polyjersey. Ich bin optimistisch, eine ähnliche Qualität hier auf dem Markt zu finden, denn auch türkische Omas ziehen sowas gerne an.

6. Das Oktoberheft des Straßenfeger, eines Berliner Obdachlosenmagazins, hat das Thema Mode und wurde von einer Modedesignstudentin als Bestandteil ihrer Abschlussarbeit konzipiert und mit der Redaktion umgesetzt. Ein sehr schönes Heft, unter anderem mit einer Lebensgeschichte in acht Lederjacken, mit Straßenfotografie und einer Fotostrecke aus der Kleiderstube Pankow.

Freitag, 7. Oktober 2011

Quilten ohne Internet III: Handnähen


Warum fängt man eigentlich mit dem Quilten an? Ich vermute der häufigste Weg führt über einen Quilt oder ein Bild von einem Quilt – den sieht man und denkt: ‚Wie wird denn das gemacht? Das will ich auch können/haben!‘ Tja, und schon ist man drin, meistens für lange Zeit.


So lief es jedenfalls bei mir. In der Stadtbücherei durchforstete ich schon früh die Regale der Bastel- und Handarbeitsabteilung. Es gab da ziemlich viele dieser allgemeinen Handarbeitsbücher, wie sie eben in den Siebzigern und Achtzigern üblich waren: Die schönsten Handarbeiten – Nähen, Stricken, Häkeln, Patchwork – in einem Band. Eines Tages blätterte ich in so einem Buch eine Seite um – und spürte ein fasziniertes Kribbeln: Das Patchwork-Kapitel begann mit der doppelseitigen Abbildung eines alten Lady-of-the-Lake-Quilts in Rottönen - ähnlich wie der hier, aber dunkler, mit viel mehr Rot. Wie dieses in meinen Augen unendlich komplexe Muster zusammengesetzt würde, konnte ich damals nicht einmal erahnen – aber ich wusste: Das will ich auch können.


Tatsächlich war die Begegnung mit diesem Buch der Beginn meines Interesses an Patchwork, und auch der Grund, warum einige meiner Quilts vorwiegend rot sind. Diese Decke von etwa 1998 ist sozusagen der letzte Ausläufer meiner Lady-of-the-Lake-Begeisterung. Das Muster ist eine der unzähligen Flying-geese-Variationen, also ein Muster mit vielen Dreiecken, die ähnlich wie ein Zugvögelschwarm hintereinander in einer Richtung angeordnet sind.


Wie die anderen Decken auch ist diese handgenäht – klingt wahnsinnig, ich weiß. Griselda sagte letztens zu der Zickzackdecke: "Erzähl mal, wie kommt man auf die Idee, gerade Nähte mit der Hand zu nähen? Das verstehe ich ja bei Applikationen, dem Handquilten oder bei Drapierungen- aber sich die einfachsten Nähte so zeitintensiv zu machen?"


Stimmt. Handnähte sind beim Patchworken nicht besser, exakter oder sonstwie vorteilhafter als Maschinennähte, sie sind anders. Leider lässt sich der Unterschied im Bild kaum wiedergeben - das Bild oben zeigt ein Detail der roten Decke im Vergleich mit einem maschinengenähten Patchwork (das obere). Wenn die Maschinennaht eine schnurgerade, harte, wie mit dem Lineal gezogene Linie bildet, dann ist die Handnaht im Vergleich wie ein nach Augenmaß gezogener Strich. Da ich die Blöcke beim Handnähen immer nur ganz zum Schluss gebügelt habe, sind sie strukturierter, unpräziser, die Konturen immer leicht unscharf. Diese Unterschiede sind dafür verantwortlich, dass man einen einmal per Hand begonnenen Quilt kaum mit der Maschine vollenden kann: es sieht einfach total falsch aus.


Das Handnähen hat sich meistens so ergeben - erstens war ich (und bin ich) eine schlampige Zuschneiderin. Das ganze Patchwork-Equipment, also Rollschneider, Lineale, Schneidematten, das heute das exakte Zuschneiden erleichtert, war zu meiner Anfangszeit in Deutschland noch nicht verbreitet. Mit Handnähten konnte ich mein Geschlampe ganz gut ausgleichen. Und dann wollte ich eben auch im Urlaub nähen, mich beim Nähen unterhalten oder dabei fernsehen, und auch dafür bot sich das Handnähen an.


Mehr Gründe gibt es eigentlich nicht - die Tendenz mancher Kunsthandwerkerinnen, die Tätigkeit des Mit-der-Hand-Nähens geheimnisvoll raunend mit spirituellen Bedeutungen aufzuladen, ist mir ziemlich fremd. Nähen hat zwar wirklich etwas meditatives, weil es so eine einfache und repetitive Tätigkeit ist: immer geradeaus, immer die gleiche Bewegung. Aber das ist das Stricken auch, und trotzdem werden darin im allgemeinen keine esoterischen Wahrheiten vermutet. Aber das will ich gar nicht kritisieren, jeder wie er oder sie mag. Ich nähe immer noch gerne mit der Hand, derzeit keine großen Decken, aber ich will nicht ausschließen, dass ich es nicht doch noch einmal tue. (Ich freu mich schon auf das Treffen der Selbsthilfegruppe nächsten Sonntag, da kommt man erst wieder auf Ideen...)

Dienstag, 4. Oktober 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW 39




1. Selbst ge-, ähm entnäht: diese im September 2009 schon gebührend geschmähte Fleecejacke überlebte bis dato in einer dunklen Schrankecke. Jetzt könnte ich den Fleece tatsächlich anderweitig brauchen und dachte am Sonntag Morgen "Ach, das trenne ich noch schnell vor dem Frühstück auf". Ha ha. Ich könnte mit der Schmäherei gleich da fortfahren, wo ich 2009 aufgehört hab.
Aber: Das japanische Täschchen ist fertig und am Mittwoch ziehe ich die Strickjacke von gestern an, falls Strickjackenwetter ist.

2. Selbstgebacken: Wie vorletzte Woche Lea-Linster-Apfelkuchen aus Brigitte.

3. Selbstfotografiert: Ein Paste-up, ganz neu an der Glogauer Brücke, Kreuzberg.

Selbermacher geklickt: RenewFabrics.com - Elisabetta bedruckt, bestickt, verändert und verarbeitet alte Textilien zu Schmuck, Taschen, Geschirrtüchern und was ihr sonst noch einfällt. In ihrem Blog betrachtet sie Selbermachen, Textilien, deren Herstellung und das mit beidem verbundene Geschäft immer wieder aus größeren Zusammenhängen heraus. Zuletzt gab es zum Beispiel einen sehr differenzierten Bericht über die Hello Etsy-Konferenz hier in Berlin und darüber, was es wirklich bedeutet, von Handgemachtem leben zu wollen.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Neues Leben für alte Kleider im September (und eine Strickjacke mit Punktekante)

Willkommen zu Neues Leben für alte Kleider im September - als hätten wir uns verabredet mit dem thematischen Schwerpunkt "Jacken" mit besonderer Beachtung des Unterthemas "Männer und ihre Kapuzenjacken mit Erinnerungswert", ein Kapitel für sich, wie viele sicher aus eigener Erfahrung bestätigen können.

Da haben wir zunächst einmal Griseldas Sohn und eine Kapuzenjacke mit Rammstein-Logo (hätte ich nicht erkannt, aber Griseldas Kommentatorinnen wissen sowas) - als Stifterolle kann sie nun noch ein paar Jahre weiterleben und täglich benutzt werden. Und dann möchte ich noch auf diesen Beitrag von Griselda verweisen: Stoffdrucke, bei denen jedem anderen nicht viel mehr als „ach du meine Güte!“ einfällt, werden unter ihren Händen zu tragbaren Meisterwerken – ein montenegrinischer Vorhang zum Beispiel zu einem lockeren Faltenrock mit Retro-Charme.

Die zweite Kapuzenjacke des Tages wärmte zehn Jahre lang dem Mann an Catherines Seite: mit guten Worten und beherztem Zuschneiden gelang es ihr, Mann und Jacke zu trennen und letztere in einen Jogginganzug für den kleinen Herrn B. zu verwandeln.

Und Halitha hatte gleich zwei Jacken unter der Schere: Ein sackiger Kurzmantel und eine Fleecejacke verschmolzen zu einer Jacke, die über die Babytrage samt Baby passt - eine tolle praktische Idee.

Und - ich glaube es nicht - noch eine Jacke: Frau Siebensachen verbesserte eine nur fast gute, etwas formlose Jacke mit dunkelrotem Gummiband vom Flohmarkt.



Mein Refashionobjekt war diesmal ein schwarzer, kastig geschnittener Pullover, den ich vor fast einem Jahr auf einem Kirchenbasar für 1€ gekauft hatte. Ich trug ihn im letzten Winter einige Zeit als Pullover, ehe mir jetzt an den ersten kühlen Tagen auffiel, dass ich eine Strickjacke eigentlich viel besser gebrauchen könnte. Der relativ weite Schnitt, auch an den Ärmeln, war sowieso nicht sonderlich kleidsam - als Jacke aber ideal geeignet.

Ich setzte zwei parallele Nähte vom Ausschnitt bis zum Saum in der Pullovermitte und schnitt ihn dazwischen auf. Hätte ich am Saum und am Ausschnitt Bündchen abschneiden müssen, hätte ich auch da vorher eine Sicherungsnaht genäht. Das war aber bei diesem in Form gestrickten hochwertigen Teil nicht nötig. Die Einfassung mit einem dünneren, nicht sehr dehnbaren Strickstoff mit dunkelblauen Punkten reicht einmal rundherum - also um Ausschnitt, Vorderkanten, Rückenteil wieder nach vorne. Die sechs Zentimeter breiten Streifen nähte ich rechts auf rechts mit Zickzackstich an die Kanten, faltete den Streifen nach innen um und nähte ihn dort mit der Hand fest. Am Ausschnitt muss man den Streifen etwas dehnen (und den Pullover möglichst überhaupt nicht), an den abgerundeten Ecken vorne sollte der Streifen etwas zusammengeschoben werden.



Mit einmal ordentlich Bügeln ist die Einfassung geradezu perfekt geworden - viel, viel besser, als ich erwartet hatte. Ich bin begeistert und werde auf dem Kirchenbasar in ein paar Wochen nach weiteren Pullovern Ausschau halten.


Im Moment hält eine zusammengestichelte Brosche aus Filz und Wolle die Jacke zusammen - passt aber stilistisch überhaupt nicht, wenn ich das Foto so betrachte. Da werde ich einfach einen großen Druckknopf an die Kante nähen und außen einen Zierknopf - einen großen schwarzen oder einen bezogenen mit dem gepunkteten Stoff oder doch noch etwas anderes?

Das nächste (das vorletzte!) Mal Neues Leben für alte Kleider am 6. November. Die Monatsbeiträge bis jetzt sind hier im Ursprungsbeitrag verlinkt.