Donnerstag, 28. April 2011

Die Suche nach dem *Klick*


Ein Schürzenstoff aus den Siebzigern, ein Webstreifen aus den Achtzigern, ein Patchworkstoff mit einem Muster von William Morris – und ein Stempeldruck von KaZe und einer von Floh: Der beglückendste Moment beim Patchwork ist für mich immer der, wenn ich merke, dass die Farben- und Mustermischung für mich jetzt funktioniert, dass – so pathetisch das klingt – das Patchwork selbst mehr ist, als nur die Summe seiner Teile.

Druck von Floh

Ich hatte ja eine sehr lange Patchwork-Pause und daher auch seine Faszination selbst ganz vergessen. Außenstehende definieren Patchwork gerne als „Stoffe in kleinere Stücke zerschneiden und dann anders wieder zusammennähen“, also als etwas, das nach völliger Zeitverschwendung riecht. Aber könnte eine Beschäftigung, die nur aus Zeitverschwendung und einer Menge stupider Näharbeit besteht, tatsächlich zum Hobby von Millionen werden?

Druck von Karen

Als ich die letzten Tage Stoffe hin- und herschob, um passende Partner für Flohs Moosgummidruck aus dem Druckaustausch zu finden, dann merkte, dass Karens Stempel- und Obstnetzdruck auch dazu passt, und sich die anderen Stoffe nach und nach darum herum gruppierten, da wusste ich wieder, was für mich persönlich den Suchtcharakter des Patchworkens begründet: Die Freude über eine gelungene Kombination, ein befriedigendes „jetzt-passt-es“-Gefühl, ein Klick, vergleichbar mit dem Moment, wenn man bei einem Puzzle das letzte verbliebene Stück in die letzte freie Stelle drückt. Wenn aus vielen kleinen Einzelteilen wieder ein Ganzes entsteht, und aus Unordnung Ordnung. Im wirklichen Leben gibt es dieses Gefühl nur selten – ab und zu erlebe ich es am Schreibtisch, wenn mir auf einmal Zusammenhänge klar werden, die ich vorher nicht kannte (und auch niemand anderer sonst) – aber, wie gesagt, nur in seltenen Momenten. Beim Patchwork stellt sich dieses Gefühl mit viel größerer Sicherheit ein, und wenn mich das Quiltfieber jetzt wieder richtig packen sollte, dann hat das nur einen Grund: Die Suche nach dem Klick-Gefühl. Was ist euer *Klick* beim Quilten oder bei anderen Handarbeiten? Gibts das nur manchmal - oder immer? Oder kennt ihr das gar nicht?

Mittwoch, 27. April 2011

Am Hermannplatz gibt's Beine...


... und andere Körperteile. Die Karstadt-Filiale hat aufgeräumt und verkauft seit gestern Dekorationselemente, die im Haus nicht mehr gebraucht werden, zum Beispiel Schaufensterfiguren, Vitrinen, künstliches Gemüse, Liegestühle, Blumengestecke, jede Menge Schilder und Bilderrahmen, aber auch Aktenordner, einen prähistorischen PC und Postablagekörbchen.

Mit den aktuellen Preisen für Schaufensterpuppen kenne ich mich nicht aus, aber da dort alles-muss-raus-mäßig verramscht wird und zum Beispiel zehn große goldene Sterne für einen Euro zu haben sind, nehme ich an, dass 40 oder 50 Euro für einen Torso genauso günstig ist und das Angebot somit für euch Ladenbesitzerinnen da draußen interessant sein dürfte. Füße und Beine gibt es auch separat, vermutlich aus der Strumpfabteilung. Und einen Haufen Arme, der zu nichts anderem zu passen scheint. Keine Köpfe - aber gut, ich möchte auch nicht unverhofft Leuten mit einem Kopf im Fahrradkorb begegnen.

Außerdem: Alte Werbebanner - diese großen, bedruckten Planen, die manchmal vor der Fassade hängen, oder im Lichthof über den Rolltreppen. Der Stoff scheint Nylon zu sein, ist teilweise gummiartig beschichtet und stabiler als Wachstuch, aber weicher und angenehmer als LKW-Plane – möglicherweise ein interessantes Material für Taschennäherinnen?


Der Sonderverkauf findet sich in der Karstadt-Filiale am Hermannplatz, im vierten Stock neben dem Restaurant, geöffnet ist nur Montag bis Freitag von 11.00 bis 18.00 Uhr, Samstag geschlossen – und das ganze wohl so lange, bis nichts mehr da ist.

Mittwoch, 20. April 2011

Me-made Mittwoch*: Blumen


Berlin, 20°, wir befinden uns in der jahreszeitlichen Übergangsphase, die früher als Frühling bekannt war und mehrere Wochen dauern konnte. Heutzutage ist das in fünf oder sechs Tagen erledigt, so dass sich spezielle Kleidung für diese Phase nicht mehr lohnt. Auf der Straße treffen Flipflopträger mit nackten Beinen auf Stiefel und Steppjacken. Ich entschied mich heute morgen für einen Kompromiss, Sommerrock ja (August 2009), aber mit dicker Strumpfhose.

Die Blumen (echt Plastik) sind für euch - ich bin froh, dass mein Artikel über den Versuch des Frech-Verlags, Kreativbloggerinnen kostenlos für sich schreiben zu lassen, so ein großes Interesse gefunden hat (und ärgere mich zum hundertsten Mal, dass die Trackback-Funktion bei Blogger ein Witz ist, dort würde man nämlich eure Verlinkungen sehen).

Einen Aspekt der Debatte möchte ich nochmal aufgreifen - viele mutmaßten, dass der Verlag nur deshalb meine, kein Honorar anbieten zu müssen, weil er es "nur" mit handarbeitenden Frauen zu tun habe. Dass es sich also um eine Geringschätzung handele, die sich aus zwei Aspekten speise: einem Gender-Aspekt (die Arbeit von Frauen ist nichts wert) und einem thematischen Aspekt (Handarbeiten sind nichts wert). Aber: auch bloggende Männer, die sich den größeren Themen widmen, werden von kostenlos-Anfragen nicht verschont. Lest in diesem Zusammenhang Deef Pirmasens' Artikel über das Honorarfrei-Experiment der Welt kompakt vom Juni letzten Jahres. Wie sich die Vorgehensweise und die Argumente doch gleichen! Das Problem liegt wohl eher in der Außenwahrnehmung von Bloggern im allgemeinen, ihrer Motive und Absichten, ein Problem übrigens, das zum Teil auch in den Kommentaren zu Catherines public-life-Beitrag von letzter Woche anklang. Hier gibt es - versprochen - nun zunächst wieder ein paar rein nähorientierte Posts. Auf das Warum und Wozu des Bloggens und warum kostenlos trotzdem nicht umsonst ist, werde ich aber auf jeden Fall noch zurückkommen.

*) Beim Me-made-Mittwoch geht es darum, selbst gemachte Sachen zu tragen und dies zu dokumentieren, alle Teilnehmerinnen von heute sind hier verlinkt.

Freitag, 15. April 2011

Die neue Gratis-Kultur im Internet

Im vergangenen November passierte mir das, worüber sich wohl jede Bloggerin und jeder Blogger freuen würde: Ein etablierter Verlag zeigte sich an meinen Texten sehr interessiert. Ich bekam eine Mail vom Stuttgarter Frech-Verlag mit der Anfrage, ob ich es mir vorstellen könnte, „auf einer größeren Plattform im Internet über mein Hobby zu berichten.“

Kostenlos, aber nicht umsonst
Ein Anruf beim Verlag machte mich schlauer: Frech, Herausgeber der topp-kreativ-Bücher, plane einen neuen Internetauftritt im Stil eines Online-Magazins mit immer neuen Texten zu allerlei Bastel- und Handarbeitsthemen. Man wolle auch Texte von Bloggern veröffentlichen. Mein Gegenüber war von der Idee einer großen, bunten Webseite, die einmal die Anlaufstelle der deutschsprachigen DIY-Community werden sollte, recht sympathisch begeistert – das gefiel mir. Von einem Honorar war ungefragt auch die Rede, und ich war positiv überrascht, denn in gut fünf Blogjahren hatte ich vor allem die hilflosen Versuche diverser Marketingabteilungen kennengelernt, mit ein paar Komplimenten und dem Verschenken von Billigkram an kostenlose Werbung im Blog, an eine Verlinkung oder an Content heranzukommen.

Ein paar Emails gingen hin- und her, und etwa einen Monat später hatten sich die Umrisse der geplanten Zusammenarbeit herauskristallisiert. Die Vorstellungen meines Ansprechpartners beim Verlag waren konkret: Mindestens vier Artikel im Monat zu unterschiedlichen Handarbeitsthemen sollte ich liefern. Wie es mittlerweile aussah, nicht für ein Blog, denn eine Online-Redaktion würde Beiträge entgegennehmen, bearbeiten und freigeben. Verlinkungen zu anderen Seiten? Die seien nur im Einzelfall möglich, Artikel sollten zum Teil mit dem internen Redaktionsplan abgestimmt werden. Aber egal, so oder so ging es um einen Auftrag für Texte, die innerhalb des PR-Konzepts des Verlags einen bestimmten Zweck erfüllen sollen, und wie der Auftraggeber die Einzelheiten handhaben will, konnte mir ja schnuppe sein.

Aber was hielt der Frech-Verlag nun als Honorar für diese Tätigkeit für angemessen? Darüber hatte sich mein Gesprächspartner bisher ausgeschwiegen. Ich fragte also nach und bekam am 25.11. eine Antwort:

„Zur Honorierung: Neben der Möglichkeit sich einem größeren Publikum als Fachfrau zu präsentieren, bieten wir […] neben exklusiven Einblicken in unseren Verlag (Besuch, Infos zu Büchern etc.), Besuchen auf Branchenmessen, auch gerne monatlich ein Buch für Sie an. Ihre Artikel werden Ihnen zugeordnet. Sie erhalten ein Autorenprofil mit Foto und stehen als Fachfrau im Vordergrund.“

Fassen wir also zusammen: Ruhm und Ehre und die Befriedigung meiner persönlichen Eitelkeit (Fachfrau! ich! mit Foto! im Vordergrund! meine Artikel werden mir! zugeordnet!), ab und an einen Buchhändlerprospekt („Infos zu Büchern“), eine Verlagsführung, falls ich zufällig nach Stuttgart käme, eventuell eine Eintrittskarte für Handarbeitsmessen (auf denen der Frech-Verlag im übrigen als Aussteller präsent ist und daher ein Kartenkontingent haben dürfte), und, ach ja, tatsächlich sogar ein Buch im Monat (Selbstkostenpreis).

Wir unbedarften bloggenden Basteltanten und Bastelmuttis können uns doch glücklich schätzen, wenn wir so unseren Geltungsdrang auf einer größeren Plattform ausleben dürfen, dem Frech-Verlag zu einer zugkräftigen Webseite und guten Geschäften verhelfen, und dafür sogar ab und zu ein Buch geschenkt bekommen!

Aber Ironie beiseite: Mich machte mich die Vorstellung fassungslos, dass mein Gegenüber tatsächlich glaubte, jemand würde kostenlos Zeit, Expertise und Ideen investieren (und bei einer Verpflichtung zu mindestens vier Artikeln mit Fotos im Monat reden wir von etwa zwei vollen Arbeitstagen), um den Internetauftritt des nach eigener Aussage „Marktführers im Bereich kreativer Freizeitbücher“ mit Inhalt zu füllen. Der versuchte, mir etwas geschmeichelte Eitelkeit und Sachmittel aus dem allgemeinen Werbeetat als Honorar zu verkaufen. Und der nicht zuletzt eine Menge Geld sparen wollte, indem er vermeintliche Laienautoren für lau anheuerte.

Meiner Absage folgte zwar innerhalb kürzester Zeit eine lavierend-beschwichtigende Antwortmail, so sei das alles ja nicht gemeint gewesen, das telefonische Angebot eines Honorars stehe und ich solle doch meine Vorstellungen mitteilen. Wenig überraschend, dass mein detailliertes Angebot – deutlich unter dem, was der Deutsche Journalistenverband für PR-Texte im Web als angemessen ansieht, siehe deren Honorarrichtlinien hier – unbeantwortet blieb. Auf meine Nachfrage Anfang des Jahres hin dann noch ein knapper Zweizeiler – wir bleiben in Kontakt, wir halten Sie auf dem Laufenden.

Seit Anfang April ist nun die neue Webseite des Frech-Verlags unter der Domain topp-kreativ.de online. Derzeit stammen die Artikel zum größten Teil aus dem eigenen Haus und von einer Hamburger PR-Autorin – für die Zukunft scheint man nach bekanntem Muster auf den Faktor „kostenlos“ zu setzen. Die Nutzerinnen sollen ihre Beiträge einsenden: „Wenn Dein Artikel erscheint - erscheint er unter Deinem Namen!“, lockt die Webseite. Eine Selbstverständlichkeit, möchte man meinen.

Warum nicht lieber gleich ins eigene Blog investieren? Über die Themen schreiben, die einen interessieren, so viel und so oft wie man will, mit Profilbild oder ohne, in einem Umfeld, das man selbst bestimmen kann, im Austausch mit den Leserinnen und Lesern, und vor allem, ohne dass ein Unternehmen die eigene Arbeit zu Geld macht.

Ich bin nämlich durchaus eine Anhängerin der Gratis-Kultur im Internet – aber auch die ist nicht umsonst, sondern beruht auf einem Geben und Nehmen.

Ergänzung 25. 04. 2011:
Interessant auch die Antworten des Verlags auf die Frage des Honorars für Online-Autoren hier in den Kommentaren - "Vorstellungen" kann man ja mal haben.

Ergänzung 26. 04. 2011:

Danke für die überwältigend vielen Kommentare und die zahlreichen Verlinkungen, fürs Weitersagen und Mitdiskutieren.

Mimi von nomimikry hatte sich gleich am 17.4. in die Debatte eingeschaltet und sich zu Recht gegen den Vorwurf der "Dummheit" gegenüber teilnehmenden Bloggerinnen verwahrt, der hier in den Kommentaren zunächst aufkam. Ich denke es ist dann aber deutlich geworden, dass es nicht darum geht, auf Einzelne mit dem Finger zu zeigen und sich aus falsch verstandener Konkurrenz gegenseitig anzugreifen - "Krabbenkorb-Mentalität" nannte Suschna das Phänomen. Im Gegenteil ist wohl eher mehr konstruktiver Austausch und mehr Vernetzung zwischen uns nötig, neben dem Bewusstsein, dass das Kreative ein großer Markt ist, an dem viele mitverdienen möchten, ohne aber die Ideenlieferanten als gleichwertige Partner zu sehen. Wenn ich in den Kommentaren lese, wie viele von euch die gleiche Anfrage bekommen hatten und gar nicht bzw. nach einem ersten Kontakt nicht mehr darauf eingegangen sind, dann bewundere ich erstens eure Abgeklärtheit, zweitens scheint mir, eine offene Diskussion wäre sogar noch zu einem viel früheren Zeitpunkt sinnvoll gewesen.

Am 17. 4. nahmen Cat und Kascha, Lunikat, die Feenwerkstatt, Katinka's, das kleine Sockhaus und Mona/ansteckend anders in ihrem Wochenrückblick die Geschichte auf. Am 18. 4. erklärte eine der Blogschreiberinnen für topp-kreativ.de, warum sie die kostenlose Arbeit als Chance für sich sieht. Neben faserfimmel.de und Stelladelsud verlinkte am 18. 4. Deef Pirmasens in der Gefühlskonserve den Artikel und sorgte so wahrscheinlich für die Verbreitung außerhalb der Nähblog-Kreise.

Die Verbeitungswege bei twitter sind für mich als Nicht-Nutzerin größtenteils rätselhaft und unerklärlich, es war aber wohl ein tweet von @textundblog am Ostersamstag, der x-fach retweetet wurde und hier noch einmal für unglaubliche Zugriffszahlen sorgte. Ich danke und staune noch immer und habe verstanden - ich werde twitternde Bekannte nie wieder mit "wozu ist das gut?"-Fragen nerven. Aufgegriffen wurde dieser Artikel dann noch bei Ibbtown.com, bei MAZ-wolldesign.de, bei rueckspiegel.org, vom knittinganarchist/My stash and I und im Wochenrückblick der Mädchenmannschaft.

Ich danke euch allen ganz herzlich - falls ihr hier euren Link vermisst, meldet euch bitte.

Freitag, 8. April 2011

Allerlei Neues


Am vorigen Sonntag war das zweite Treffen der Berlin modern quilt guild – wir nähten für Japan und für uns, betrachteten mitgebrachte Quilts, planten die Teilnahme an einer Challenge und die weiteren Treffen, die leider an einem anderen Ort stattfinden werden, da der Trollinge-Laden seinen Kursraum demnächst aufgibt. Bilder und einen kleinen Bericht findet ihr im Blog der BMQG – und falls ihr eine Idee habt, wo sich unsere bald heimatlose Gruppe in Berlin jeweils am ersten Sonntag im Monat treffen könnte, dann sagt doch Bescheid.


Das für viele Blogs obligatorische Haustierfoto im Beitrag ersetze ich mangels Haustier durch ein Foto von der Baumscheibe vor meinem Haus. Für das kleine gekräuselte Blatt in der Bildmitte bin ich verantwortlich (und, ähm, stolz und glücklich) – es gehört nämlich zu den im letzten Jahr gezogenen Stockrosen, über deren Überleben bei diesem mörderischen Winter ich mir im Februar Sorgen gemacht hatte. Aber es ist wie jedes Jahr: der Frühling lockt sogar dort noch Blätter heraus, wo es so aussieht, als würde da nie wieder etwas wachsen.

(Und ganz viel Neues ist auch in der überarbeiteten Blogroll rechts - vielleicht entdeckt ihr da ja ein paar interessante Blogs, die ihr noch nicht kennt.)

Mittwoch, 6. April 2011

Me-made-Mittwoch*: Die verflixte Origami-Bluse


Kennt ihr das, diese Nähprojekte, die im Verlauf ihres Entstehens immer komplizierter werden, bei denen man zum Schluss fast alles noch einmal mühevoll ändert und die dann, wenn endlich fertig, noch nicht einmal hundertprozentig gefallen? Die Origami-Bluse aus dem Buch twinkle sews, über das ich im Januar schon einmal geschrieben hatte, ist genau so ein Fall.

Der Nähprozess zog sich von Weihnachten bis in den März hin, vor allem weil ich mit dem Schnittmuster in Größe 12 anfing, ein Zelt produzierte, fast alles wieder auseinandernahm, die Teile so weit möglich an Größe 8 anglich und noch einmal neu zusammennähte. Über die Schwierigkeiten im einzelnen wird es demnächst einen gesonderten Post in epischer Länge geben.


Die Bluse finde ich letztlich in Ordnung, aber keinesfalls so sensationell, wie es angesichts der ganzen Mühe nur recht und billig gewesen wäre. Weil sie a-förmig nach unten weiter wird, macht sie nicht gerade einen schlanken Fuß, die Origamigeschichte vorne (siehe Detailbild) kommt mir ein bißchen viel vor oder zumindest sehr ungewohnt – wir werden sehen, ob sich die Bluse im Sommer bewährt. Der Rock ist wie letzte Woche auch mein schwarzer Standardrock.

*) Beim Me-made-Mittwoch geht es darum, selbst gemachte Sachen zu tragen und dies zu dokumentieren, alle Teilnehmerinnen von heute sind hier verlinkt.

Samstag, 2. April 2011

Neues Leben für alte Kleider im März - und eine Ex-Werbetasche

Der März war wohl für uns alle nicht der beste Monat, um über so etwas banales wie Nähprojekte nachzudenken. Was mich betrifft, so erneuert sich mein Entsetzen, mein Mitleid und meine Hilflosigkeit jeden Tag, wenn ich Nachrichten höre oder die Zeitung aufschlage. Die Frage, ob und wie man denn bei unserem Grad der Technisierung und der globalen Verflechtung überhaupt noch einigermaßen ressourcenschonend leben könnte, treibt nicht nur mich um, wie ich in vielen Selbermachblogs diesen Monat gelesen habe.

Im Haushalt vorhandene Dinge so lange wie möglich zu benutzen, ist zwar nur ein klitzekleiner Schritt in Richtung eines ressourcenschonenden Daseins, aber auf jeden Fall ein Schritt, den wirklich jeder gehen kann. Und im März sind wieder ein paar schöne und nützliche Ideen zusammengekommen:

Claudia/Lucy-Living nähte praktische und schöne Schreibtischutensilos aus einer Jeans, stabilisiert mit Tetrapackeinlage, und Hund, Katze, Mensch bekommen ein gepatchtes Gartenkissen, ebenfalls aus Jeans.

Ute/Schneckennasen machte aus einem drögen Pulli ein schickes, kleines, frühlingshaftes, ja pariserisches Kurzarmpullöverchen, das jetzt sicher nicht mehr im Wäschekorb vergessen werden wird.

Siebensachen-zum-Selbermachen hatte ebenfalls Strickware unter der Nadel: Ein schwarzer Pullover wird zu einer Weste mit besticktem Schalkragen und Susanne/Suschna machte ein Brillenetui vom Optiker richtig schick und zeigt uns, wie das geht.

Frau Siebensachen griff zu Pinsel und Stoffmalfarbe, da Anti-Atomkraft-Aufkleber in ihrer Gegend ausverkauft waren, und dann hat sie noch einen Weg gefunden, selbst genähte Stoffbinden mit gefilztem Pullovermaterial zu optimieren.

Optimierung war auch das Ziel von Karina/Was Kawi so macht: eine selbst genähte Chenillejacke, die aber beim Tragen ein gewisses Bademantelgefühl verströmte, wurde angepasst und trägt sich jetzt wie eine richtige Jacke, so, wie sich das gehört.

Mein Refashion-Objekt im März, eine geräumige Umhängetasche mit Werbeaufdruck, ist ein Beispiel dafür, wie „gut“ und „gut gemeint“ nicht zwangsläufig zusammengehen müssen.


Es gibt wohl niemanden, der die Forderungen – faire Arbeit, fairer Lohn, fairer Handel, gedruckt auf zertifizierter Bio-Baumwolle – nicht bejahen würde, aber mal ehrlich, würdet ihr diese Tasche gerne herumtragen? Die Botschaft hätte man sicher auch mit ein bißchen ästhetischem Anspruch verpacken können, aber so drohte dieser Tasche das Schicksal der meisten Werbetaschen: Sie werden genau einmal benutzt, dann nämlich, wenn sie verteilt werden, auf Messen oder bei Kongressen, danach liegen sie jahrelang ganz unten im Schrank und fallen irgendwann einer Aufräumaktion zum Opfer.
Schade um eine ansonsten sehr gut gemachte Tasche mit vielen Unterteilungen, zwei Reißverschlussfächern und rotem Futter.



Einfach einen anderen Stoff auf die Klappe zu nähen ist natürlich als Refashion-Idee absolut banal, ich fand es aber gar nicht einfach, einen passenden festen und interessanten Stoff zu finden. Ganz unten im Bügelwäsche-, Reparatur- und Änderungskorb, aus dem ich letzten Monat schon den grauen Pullover gezogen hatte, lag aber noch ein 2005 selbst genähter schwarzer, jetzt eher dunkelgrauer Jeansrock mit allenfalls mittelmäßiger Passform, eben deshalb in letzter Zeit kaum noch angezogen (die Ansprüche steigen, wenn man schon länger selbst näht).



Passend war dieser Stoff zwar, aber für das Interessante war ich selbst zuständig. Aus dem Rock ließ sich kein ausreichend großes Stück gewinnen, um die gesamte Taschenklappe zu überdecken, daher teilte ich die Fläche in drei Streifen auf.

Für den mittleren Streifen verwendete ich die Rückseite des Jeansstoffes und stempelte mit Stoffmalfarbe für dunkle Stoffe (Javana tex opak) im Kartoffeldruck zwei Reihen rote Quadrate auf. Kartoffeldruck ist ja ein Medium mit dem Ruch der Kindergartenbastelei, wird aber, wie Suschna im Zusammenhang mit ihrem bestempelten und bemalten Wandbehang kürzlich schon bemerkt hatte, zu Unrecht so unterschätzt. Die leicht feuchte Oberfläche der Kartoffeln nimmt die Farbe sehr gut an und druckt sich auf Stoff besser ab als z. B. Moosgummistempel.
Die Tasche werde ich heute Nachmittag zum Quilttreffen gleich einweihen, und auch der Liebste hat schon Ansprüche angemeldet und würde sie ab und zu benutzen - Mission erfüllt, würde ich sagen.

Nächstes Mal Neues Leben für alte Kleider am 1. Mai.