Montag, 4. März 2019

Besser bügeln

Bügeln ist fast die wichtigste Tätigkeit beim Nähen, das haben ja schon viele mit Überraschung festgestellt.

Um Nähte an schwierigeren Stellen gut ausbügeln zu können, gibt es allerlei Bügelzubehör. Für Abnäher und alle Stellen, an denen ein Teil nicht flach gebügelt wird, sondern die Rundung erhalten werden soll oder überhaupt erst beim Nähen und Bügeln entsteht, verwendet man Bügelkissen oder auch Bügeleier (mit etwas anderer Form auch Bügelbohnen genannt). In der Maßschneiderei sind diese fest mit Holzspänen ausgestopften Kissen riesig, um die 60 cm lang, weil darauf zum Beispiel ein kompletter Reverskragen in eine leichte Rundung gebügelt wird, so dass er sich dem Körper anschmiegt. Wenn man unprofessionell schneidert, ist überhaupt irgendein schönes rundes, festes Kissen als Bügelunterlage für Abnäher schon ein sehr großer Fortschritt.



Wie nützlich dieses Zubehör wirklich ist, erlebte ich dann jedes Jahr im Januar bei der AnNäherung, dem Bielefelder Nähtreffen - irgendjemand brachte immer ein Bügelei mit, und ich fuhr jedes Mal mit dem festen Plan zurück, mir jetzt wirklich bald selbst eines zu machen. Jahrelang ist das nichts geworden, bis dann vor drei Tagen Ute Schneckennasen bei twitter den Anstoß lieferte:


Noch am gleichen Abed sichtete ich Schnittmuste, las ein paar Blogbeiträge über das Nähen von Bügeleiern nach und druckte einen Schnitt aus. Am nächsten Morgen suchte ich Stoffreste heraus, bevor ich mich an den Schreibtisch setzte, und benutzte eine Arbeitspause am Nachmittag dazu, zum nächsten Laden zu spazieren und ein Paket Kleintierstreu für 69 Cent zu kaufen. Abends schnitt ich vier  Stoffteile zu, nähte acht Abnäher und eine Naht und stopfte das Kissen aus. Alles in allem fertig in etwa einer Stunde, und da ist der Kleintierstreueinkauf mitgerechnet. Ich bin sehr zufrieden, und die Frage, warum ich das nicht schon längst in Angriff genommen hatte, stelle ich mir nicht, denn die Antwort lautet: Weil das immer so ist. 

Wer jetzt selbst in unter einer Stunde ein Bügelei anfertigen möchte, hier sind ein paar Tipps:

Im Blog von Tilly and the Buttons gibt es einen guten Schnitt zum Herunterladen: How to make tailor's hams


 Zwei Stofflagen verwenden, damit die Hülle ausreichend fest und dicht ist: als innere Lage mittelfesten gewebten Baumwollstoff, zum Beispiel Bettwäsche, Nessel oder ähnliches.

Die äußere Lage kann aus gewebter Baumwolle oder Leinen sein, oft hat das Bügelei auch auf einer Seite Baumwolle, auf der anderen Wolle - die Woll-Seite soll zum Bügeln von Wolle besser sein, heißt es. das ist aber vermutlich nicht so wichtig, denn die Bügeleier für Profis, die man fertig kaufen kann, haben einen einheitlichen Bezug aus Leinen. Ich habe Baumwolle/Wolle genommen, weil das auch nett aussieht.

Der Stoff darf keinen Kunstfaseranteil haben und vor allem kein Elasthan enthalten.


 Die beiden Stofflagen aufeinander legen und wie eine Lage verarbeiten, also die Abnäher durch beide Lagen gleichzeitig nähen.

Zuerst die Abnäher nähen, mit sehr kleinen Stichen (Stichlänge 1mm), dann beide Teile aufeinandersteppen, dabei an der Seite ein Stück der Naht (etwa 8 cm) offenlassen.



Mit Geduld mit dem Kleintierstreu ausstopfen und das Streu dabei immer wieder kräftig zusammendrücken. Das Bügelei soll so hart werden, dass man es kaum noch eindrücken kann. Ich habe mich zum Schluss eine Weile auf das Ei gestellt und die Füllung verdichtet, dann ließ sich wieder etwas nachstopfen. Ich habe etwa ein halbes 3,5-Liter-Paket Streu in dem Ei untergebracht.

Die offene Naht mit Handstichen (Leiterstich, wie beim Zusammennähen von Strickteilen) schließen, dabei darauf achten, dass man beide Stofflagen an beiden Seiten der Öffnung erwischt. Ich habe die Nahtstelle vorsichtshalber zweimal genäht.

Fertig!