Mittwoch, 17. Juli 2019

Neuer Stoffstapel: Eine Bluse, eine weite Hose, ein Kleid und vielleicht ein Regenmantel

Anfang des Jahres klagte ich ja, das Stapeln und Entstapeln von Stoffen ersetze bei mir zunehmend das Nähen. Nicht ganz überraschend, denn ganz generell ist ja meistens das Planen und Konzeptionieren spannender (und vor allem einfacher) als die Mühen der tatsächlichen Ausführung.


Was den Jahresanfangsstapel betrifft, erwies sich das Stapeln, Planen und langsame Abarbeiten des Plans aber als eine ganz erfolgreiche Strategie, es kamen automatisch Stoffe und Schnitte zusammen, die zusammenpassen und sich ergänzen und vor allem dafür sorgten, nicht schon wieder der Oberteilschwäche anheimzufallen. Daher bleibe ich jetzt einfach beim Stapel-Konzept und lege folgende Stoffe auf den neuen Stapel:

Stoff 1, in der Mitte: Schwarze Leinen-Viskose-Mischung mit schöner Webstruktur und leichtem Glanz für eine weite Hose/Hosenrock/Culotte (zur Begriffsklärung siehe Kommentare zum vorherigen Post). Ich konnte mich dazu durchringen, den Schnitt 104 aus Burdastyle 2/2017 aus Effizienzgründen einfach noch einmal zu nähen, auch wenn einige andere Schnitte lockten. Aber so ist das Teil schon fertig und passt.


Ein bisschen herausfordernd war das Projekt wenigstens durch das Zuschneiden - ich hatte nur 1,62 Meter Stoff, der Schnitt verlangt etwa 1,95 Meter. Um 4 cm verkürzt und mit Bundbeleg, vorderen Taschenbeuteln und Gürtel aus anderem Stoff ließ sich die Hose herausquetschen. Fotos gibt es demnächst, wenn das geplante Teil aus dem zweiten Stoff fertig ist.


Stoff 2, links: Baumwollbatist mit marimekkoähnlichen Blüten auf dunkelblauem Grund. Daraus soll Bluse 23 aus Fashionstyle 4/2016 werden, ein Schnitt mit leicht ausgestellten, kurzen Ärmeln, der an einen Entwurf der italienischen Designerin Stella Jean angelehnt ist.

Der Moment der Erkenntnis

Hier bin ich etwa zur Hälfte fertig - nämlich an dem Punkt, dass die Knopfleisten eingeschlagen und festgesteppt sind und ich somit bemerken konnte, dass die von mir so sorgsam durchdachte Musterplatzierung an den Knopfleisten schief gegangen ist. Was ich mir genau beim Zuschneiden dachte, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, aber ich erinnere mich, dass ich im Vorfeld viel und lange dachte. Aber offenbar nicht das Richtige. Nunja.

Ich brauche nun ein paar Tage, um mit meinem fehlgeleiteten Perfektionsmus fertig zu werden und kann mich höchstens damit trösten, dass eine andere Anordnung beim Zuschneiden wahrscheinlichh kaum möglich gewesen wäre, weil ich wieder zu wenig Stoff hatte - einen großzügig abgeschnittenen Meter, also etwa 1,06 Meter, laut Zuschneideplan wären 1,20 Meter nötig gewesen.


Vom dritten Stoff, einem blauem Webkaro aus Baumwolle, habe ich für den geplanten Schnitt dafür reichlich: daraus soll Kleid 108 aus Burdastyle 5/2019 werden, ein Kleid mit überschnittenen Schultern und schmalem Rockteil. Bei diesem Projekt ist noch nichts passiert, also beispielsweise auch noch kein Karo falsch zugeschnitten worden.

Weil es derzeit ziemlich kalt ist, könnte es aber sein, dass ich zwei Oberteile aus etwas dickerem Ringeljersey dazwischenschiebe, für die ich letzte Woche spontan Stoff gekauft habe. Und dann überlege ich, mir einen Regenmantel oder zumindest einen wasserabweisenden Mantel zu nähen. Dieser Plan besteht im Grunde schon seit längerer Zeit, im letzten, regenlosen Jahr kam ich  nur vollkommen davon ab und mir fiel gar nicht auf, dass ich kein Kleidungsstück für Regenwetter habe. Eine Art schwarzer Nylonstoff wäre in größerer Menge (3 Meter?) vorhanden, ich muss aber erst noch Versuche anstellen, ob das Material wirklich wasserabweisend ist. Als Schnitt könnte ich mir 115 aus Burdastyle 3/2009 vorstellen, aber das sind dann schon Überlegungen für den nächsten Stapel.

Mittwoch, 3. Juli 2019

Hose, Rock, oder Rose, Hock - im Urlaub zuhause in 104C Burdastyle 2/2017 und "Pam" LMV

Ist ein Hosenrock laut Definition ein Rock, der wie eine Hose konstruiert ist oder eine Hose, die wie ein Rock aussieht, und gibt es zwischen beidem einen Unterschied? Und ist eine Culotte heutzutage identisch mit einem Hosenrock, oder handelt es sich um einen bestimmten Hosentypus?



Diese Fragen stelle ich mir, seitdem ich Modell 104C aus Burdastyle 2/2017 genäht habe - laut Beschreibung eine "Culotte", und in Wirklichkeit nicht halb so rock- oder hosenrockartig, wie ich sie mir vorgestellt hatte, eher eine weite Hose in Dreiviertellänge. Hätte ich das Modellfoto im Heft  richtig angeschaut, wäre mir das nicht entgangen - und auf der russischen Burda-Seite gibt es viele Bilder von Leserinnen, auf denen der Hosencharakter des Schnitts deutlich zu erkennen ist.


Ursprünglich - der olivgrüne Baumwolltwill lag im Januar auf meinem Nähstapel - hatte ich daraus den Hosenrock Milly aus La Maison Victor nähen wollen, dann fiel mir aber auf, dass Milly keine Taschen hat und ich suchte nach einem ähnlichen Schnitt mit Taschen. Burdastyle 104C ähnelt nun zwar nicht dem LMV-Hosenrock, aber was soll's - er hat hat auf Anhieb gut gepasst und passt auch zu vielen meiner Oberteile, so dass ich schon eine zweite, schwarze zugeschnitten habe.

Mit Taschen!


Auf der Straße begegnet mir sowas wie meine Hose ständig, diese Hosenform ist in Berlin derzeit die bevorzugte Bekleidung von Frauen zwischen 25 und 65, wahrscheinlich gerade weil sie zu so vielem passt. Zum Beispiel passt sie zu so gut wie allen Schuhen von Flipflop bis Stiefelette, und die Berlinerin mag es praktisch. Kaum zu glauben, dass Hosenröcke/Culottes/weite und nicht ganz bodenlange Hosen vor ein paar Jahren noch ganz neu waren und wir ernsthaft darüber nachdachten, ob man das wirklich tragen könne ("Clown oder Couture, Amish oder Avantgarde?" fragte ich mich im April 2015). Ob jetzt gerade (Stichwort: Zadie-Jumpsuit-Manie) dasselbe mit den Jumpsuits passiert? Wie werden wir in ein paar Jahren darüber denken?

Die sichtbare abgekettelte Kante links beim Knopf irritiert mich, aber sonst ist das Innenleben ganz schön geworden
 
Aber das führt jetzt vom Thema weg. In punkto Hosenschnitt lässt sich noch sagen, dass das Modell in der Taille sehr hoch geschnitten ist - etwas ungewohnt, aber nicht unangenehm. Der Schnitt hat keinen Bund, nur einen Beleg innen und ein geknöpfter Untertritt nimmt oben den Zug vom Reißverschluss weg. Die Beleg-Untertritt-Konstruktion konnte ich nach der Anleitung problemlos nachnähen, allerdings frage ich mich, ob man die sichtbare abgekettelte Kante des Schlitzbelegs beim Nähen nicht auch noch einschlagen könnte. (Bei der zweiten Version des Schnitts, die so gut wie fertig ist, habe ich das aber auch nicht hingekriegt, an der Stelle hatte ich schon vorbeigenäht, ehe ich es merkte).



Das Oberteil ist ebenfalls aus einem "Stapelstoff" vom Januar, kreppige Viskose aus Italien mit einem Streifenmuster in tollen Farben: Schwarz, Weiß, Beige, Rot, Orange, Rosa und Royalblau. Passt zu allem, leider sind es nur 1,20 Meter, so dass ich nach viel Schnittsucherei dann doch wieder bei Pam aus La Maison Victor gelandet bin.

Über den Streifenverlauf dachte ich lange nach, ich wollte auf jeden Fall, dass die Streifen bei Vorder- und Rückenteil und Ärmeln in dieselbe Richtung verlaufen, das passte aber nur quer zum Fadenlauf auf den Stoff. Ich probierte ziemlich lange hin- und her und schnitt dann - nicht besonders überzeugt - Querstreifen zu.  Mittlerweile finde ich die waagerechten Streifen gerade gut  und merke mir für die Zukunft: Öfter mal Querstreifen in Erwägung ziehen.  



Der MeMadeMittwoch, die monatliche Verlinkungsaktion für selbstgenähte Kleidung, hat heute das Sommerspecial Urlaubsgarderobe - egal, wo Urlaub stattfindet - leider ist mein Sommerurlaub für dieses Jahr schon vorbei, aber Berlin ist ja bekanntlich die Stadt, wo andere Leute Urlaub machen, und hier lässt es sich im Sommer ganz gut aushalten (abzüglich der Tage mit 35 Grad natürlich, aber die sind auch an den meisten Urlaubsorten anstrengend). Urlaubsgarderoben en masse zur Inspiration also jetzt beim MeMadeMittwoch.


Die Details kurz gefasst:

Hose ("Culotte")
Schnitt: 104C aus Burdastyle 2/2017
Stoff: 1,80 m olivgrüner Baumwolltwill ohne Elasthan
Änderungen: Etwa 3 cm kürzer als das Schnittmuster

Bluse
Schnitt "Pam" aus La Maison Victor Januar/Februar 2016
Stoff: 1,20 leicht gecrashte Viskose, quer zum Fadenlauf zugeschnitten (und gebügelt), Ausschnittbeleg aus schwarzem Baumwollvoile
Änderungen: Rückennaht mit leichter Hohlkreuzanpassung