Donnerstag, 28. Juli 2011

Stadtparasiten am Weichselplatz


Quallenähnliche Gebilde hängen in den Platanen, blaue Segel überspannen den Gehweg, Bänke werden durch eingeflochtene Stoffstreifen zu lauschigen Lauben, ein umhäkelter Baum breitet seinen Teppich aus - die Stadtparasiten sind da und docken sich an die vorhandenen Strukturen an.

Gestern entdeckte ich ganz zufällig auf dem Heimweg die textilen Installationen "Fliegende Bauten und Stadtparasiten", die in einem Workshop, konzeptioniert von Sandra Becker, Anja Bodanowitz und Janna Schnewitta Rehbein, mit jugendlichen AnwohnerInnen entstanden.



Eröffnet wurde das Ganze am Abend mit einer Performance und einem Cellokonzert von Cellolitis, und die nächsten zehn Tage werden nun die temporären Bauten auf Nutzerinnen und Nutzer warten. Spannend wird das - der Weichselplatz, eine kleiner, dreieckig geschnittener Park mit einem riesigen Kinderspielplatz liegt an der Grenze von Nord-Neukölln zu Kreuzberg und Alt-Treptow, also da, wo es gerade mächtig schick wird. Noch wird der Park aber von ganz unterschiedlichen Leuten bevölkert - Bioladenmuttis und Kopftuchmuttis, Biertrinker und Neuköllner Omis. Die Hängematten unter den Eiben wurden gestern jedenfalls schon eifrig genutzt und das Zelt mit dem umhäkelten Baum hatte für Dreijährige eine magische Anziehungskraft.

Das Projektblog stadtparasiten.wordpress.com gibt Auskunft über den Entstehungsprozess, am 7. August um 16.00 Uhr werden die Bauten "als künstlerisches Ereignis unter Einbezug von Passant_innen" abgebaut. Ob sich die Parasiten dann woanders niederlassen? So ein Baumzelt im Hinterhofgarten hätte schon was.


Volksfaden


„Das ist aber ein schöner Laden!“ rief eine andere Kundin spontan-entzückt aus, als ich letzte Woche mit einer Nähfreundin aus meiner alten Stadt das frisch eröffnete Ladengeschäft von Volksfaden in Schöneberg besuchte, und sie hatte Recht.

Als Onlineshop kennt man Volksfaden ja schon länger, und insgeheim hatte ich davon geträumt, Volksfaden würde auch einen richtigen Laden eröffnen. Solche Luxusstoffe, bei denen man nur von "haben wollen", nicht von "brauchen" reden kann, bestelle ich ja im Leben nicht, vor allem nicht in Mengen, bei denen sich das Porto lohnen würde, aber bei einem Bummel in einem richtigen Laden darf schon mal ein Stückchen mit.

Der nicht mehr nur virtuelle Volksfaden sieht auch so individuell und liebevoll eingerichtet aus wie die Webseite, und die farbenfrohen Patchworkstoffe sind in der großen Auswahl zum Anfassen und Begutachten recht überwältigend. Vor allem ist nicht alles nur niedlich gemustert - da ich mich für die ganzen putzigen Stoffe mit Bärchen, Schweinchen, Eichhörnchen nur theoretisch begeistern kann, kommt mir die Auswahl bei Volksfaden entgegen, es gibt eben auch "erwachsenere" Farben und Muster, auch schön gewebtes Einfarbiges, das man nicht überall findet.

Die Nähfreundin und ich stöberten an diesem verregneten Tag jedenfalls gut eine Stunde in dem Laden herum - was auch daran lag, dass wir gleichzeitig Neuigkeiten austauschten. Falls wir uns dort eventuell etwas zu wohl gefühlt haben, dann ließ uns die gelassene Inhaberin das nicht merken - es ist eben "so ein schöner Laden", da will man eigentlich gar nicht mehr weg.

Volksfaden
Crellestraße 17
10827 Berlin

www.volksfaden.de

Haltestellen Julius-Leber-Brücke (S1) – von dort führt ein Fußweg hinter den Häusern fast direkt bis zum Laden – oder Kleistpark (U7)

Öffnungszeiten Di-Fr 10-18.00 Uhr, Sa 10-16.00 Uhr

Schöneberg ist ja bisher nicht gerade ein Anlaufpunkt für Berlin-Touristen, dabei lässt sich für Textilinteressierte durchaus eine kleine Tour zusammenstellen:

Mittwochs und Samstags ist am anderen Ende der Crellestraße (Haltestelle Yorckstraße/Großgörschenstraße, S1) ein Wochenmarkt, auf dem einige der Stoffhändler vom Maybachufer stehen. 2009 hatte ich darüber geschrieben, ich versuche zeitnah (wie man so schön sagt) herauszufinden, wie der Markt jetzt bestückt ist, denn Samstags läuft ja mittlerweile gleichzeitig „Neuköllner Stoff“. Weiß zufällig eine Leserin, wie der Markt in der Crellestraße zur Zeit aussieht?
Nachtrag: Der Samstagsmarkt in der Crellestraße ist nach wie vor einen Besuch wert. Es gibt nicht ganz so viele Stände wie am Maybachufer und eher die günstigen bis ganz günstigen Stoffe. 

Ein paar Schritte weiter in der Akazienstraße und umzu gibt es viele hübsche kleine Läden, Restaurants und Cafes für eine kleine Stärkung, und noch ein Stück weiter in der Goltzstraße 37 mit dem Hobbyshop Rüther einen buchstäblich bis zur Decke vollgestopften Bastelladen, der im Nebenhaus eine separate große Abteilung für Perlen- und Schmuckzubehör hat. Familienmitglieder, die sich partout nicht für Stoffe begeistern wollen, könnte man im Deutschen Technikmuseum in der Nähe unterbringen.

Montag, 25. Juli 2011

Selbstgemacht-Wochenrückblick KW 29

Selbstgebacken: Johannisbeerkuchen - ohne Besuch. Geht doch!



Selbstgenäht: Den zugeschnittenen Pyjama von letzter Woche. Den Schnitt aus Burda 12/2006 hatte ich hier schon mal besprochen. Ein ganz ähnliches Schnittmuster mit längerer Hose war aber auch im Burdaheft vom Dezember 2010.

Wegen Stoffmangel verzichtete ich diesmal auf Blenden an den Ärmel- und Hosenbeinabschlüssen und fasste die Säume stattdessen mit dunkelblauem Schrägband ein. Aus dem gleichen dunkelblauen Stoff von einem alten Hemd sind auch der Kragen und die Belege, letztere versäubert nach der gerade geposteten Anleitung. Perfekt passende orange Knöpfe fanden sich im Fundus - mit dem Stoff vom Markt ist das nun ein neuer Schlafanzug für 4€. Der Liebste spricht von einem "70er-Jahre-Hausanzug" und schlägt blauen Lidschatten, Pantoffeln mit Puschel und einen Flokatiteppich dazu vor.


Selbstgekauft: Ein Stückchen japanischen Luxusstoff in einem ganz neuen, ganz tollen Laden - nächste Woche mehr darüber.


Selbstfotografiert: dieser kleine Stecker-Kerl erfreut mich jeden Tag kurz vor der Bürotür. Das Foto ist außerdem der Beweis, dass es in der letzten Woche nicht nur geregnet haben muss - auch wenn es mir so vorkommt.

Selbermacher geklickt: Den Kaleidoskop-Quiltalong und die dazugehörige flickr-Gruppe. Das Muster verfolgt mich seit dem Quilttreffen am letzten Sonntag. Ich will das jetzt auch - aber in klein und mit Streifen.

Samstag, 23. Juli 2011

Nähgeheimnisse: Belege versäubern

Beim Nähen gilt: viele Wege führen zum Ziel, und Tricks und Kniffe kann man nie genug kennen. Daher die "Nähgeheimnisse", in denen ich anhand meiner laufenden Nähprojekte solche Tricks dokumentiere, die nicht unbedingt in jedem Nähbuch stehen, die für mich aber hilfreich, einleuchtend, Zeit sparend oder sonstwie nützlich sind - und ich hoffe für euch auch.

Man muss ja nicht gleich eine ausgewachsene Beleg-Phobie an den Tag legen wie die Hausmaus, um Belege problematisch zu finden (Übrigens die hausmaus'sche Anleitung für den Halsausschnitt bei Jerseyteilen mit "falscher" Paspel ist ein sehr nützliches Nähgeheimnis, denn bei Jersey ist ein normaler Beleg wirklich eine blöde Idee, auch wenn Frau Burda das immer nicht einsehen will.) Der Abschluss am Hals- bzw. Armausschnitt ist schön sauber, aber ansonsten hängt der Beleg innen unmotiviert herum und hat eine offene Kante, die man bei Blusen oder Kleidern bestenfalls mit der Overlock versäubern kann. Und ohne Overlock? Da bleibt nur der Zickzackstich, und nichts schreit so sehr "selbstgeschneidert!" wie so eine Zickzackversäuberung, aus der der Stoff dann trotzdem herausfranst...

Die Lösung:
Die Belege gleich mit der Bügeleinlage verstürzen, die man sowieso braucht - sie haben dann einen perfekten sauberen Abschluss und sind gleichzeitig verstärkt. Dieser so einfache wie absolut geniale Trick stammt aus dem Threads magazine vom Anfang des Jahres und tauchte dann auch in einigen US-Nähblogs auf - für mich eine Erleuchtung, ab jetzt verarbeite ich das nur noch so.

Wir brauchen bzw. haben:

Schnittmuster für den/die Beleg(e)
Oberstoff
aufbügelbare Einlage
Bügeleisen
Nähgarn und Nähmaschine


1. Belege und Einlage zuschneiden

Schnitteile für die Belege wie üblich aus Stoff und aus Einlage zuschneiden, mit der üblichen Nahtzugabe. Belegteile (z. B. Vorderteilbelege und Halsbeleg) zusammennähen, falls das nötig ist - einmal aus Stoff, einmal aus Einlage. Die Nähte bei dem Einlageteil nicht ausbügeln - das ergäbe eine Klebekatastrophe -, nur glattstreichen.


2. Belege und Einlage zusammensteppen

Belegteile und Einlagenteile rechts auf rechts aufeinander stecken - die Klebstoffseite der Einlage zeigt nach außen, die nicht-klebende Seite der Einlage und die rechte Stoffseite liegen aufeinander. Entlang der äußeren Belegkante (also der Kante, die später nicht an das Kleidungsstück genäht wird) zusammensteppen.


3. Umschlagen und bügeln

Einlage nach innen wenden, feststecken, bei Rundungen eventuell die Nahtzugabe einschneiden und die Einlage vorsichtig von der verstürzten Kante ausgehend festbügeln. Auf dem Bild sieht man den gesteckten Zustand - vorne erkennt man die verstürzte Kante mit den eingeschlossenen Nahtzugaben von Stoff und Einlage. Das bügelt sich alles wunderbar fest. Bei sehr widerspenstigem Stoff kann man ganz vorsichtig mit der Spitze des Bügeleisens die Naht etwas flachbügeln vor dem Umschlagen - aber nur auf dem Stoff!


4. Fertig

Der Beleg hat eine schicke Außenkante und ist gleichzeitig verstärkt – kann das Leben besser sein? Und: der Trick funktioniert natürlich genauso gut mit Einlage, die nicht aufgebügelt wird.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Punktekissen (Stille Post international)


Heute kein Lamento über die so unerschöpfliche wie manchmal überfordernde Quilt-Bilderflut des Internets, im Gegenteil – dieses Kissen hat ein direktes Vorbild, wobei ich aber nicht zu genau hinschaute, genauer gesagt nur ein Mal, um dann das Grundmotiv aus der Erinnerung heraus umzusetzen. Das Stille-Post-Prinzip also, und man könnte sich überlegen, was wohl am Ende herauskäme, wenn sich jetzt jemand mein Kissen als loses Vorbild nehmen würde, der nächste dann wieder dieses Kissen nacharbeiten würde, und so noch fünf bis sechsmal weiter.


Eine weiß-braune Tasche der japanisch-kalifornischen Bloggerin Ayumi alias Pink Penguin – 6./7. Foto des Beitrags – stand am Anfang der Inspirationskette. Richtig gut gefiel mir das Muster aber erst in der Umsetzung von Sarah - CoopCrafts als Maschinenapplikation, Inspirationskette zweite Stufe. Zu perfekte Nähwerke setzen bei mir oft keinen Nachmachwunsch in Gang, weil mir die Kluft zu dem, was ich selbst fabrizieren kann, zu groß erscheint. Was Ayumi aus niedlichen japanischen Stoffen zaubert, gehört auf jeden Fall in die Kategorie „zu perfekt zum Nachnähen“. Die buntere Version von Sarah hat eher den Charakter des Handgemachten und kam mir deshalb entgegen. (Und wenn ich ihre neueste Umsetzung sehe will ich das Muster noch einmal in anderen Proportionen versuchen.)



Meine Version ist zwar nun doch mit der Hand appliziert – eine schöne Sommerhandarbeit für den Balkon – und hat kleinere Kreise im Verhältnis zu den Quadraten, wodurch der Eindruck von isolierten Punkten entsteht und der positiv-negativ-Effekt des Originals verloren geht. Aber das ist eben der Übertragungsfehler des Stille-Post-Spiels.


In der anderen Richtung der Inspirationskette wird übrigens auch stille Post gespielt: Das Vorbild für Pink Penguins verspielte Paper-piecing-Blöcke (schaut euch doch nur mal das hier an!) und ihre Verwendung von Leinen und Stoffen mit Schriften und kleinen Retromotiven ist wohl Suzuko Koseki. Sie ist in Japan so etwas wie ein Star der Quiltszene, entwirft Stoffe, Quiltmuster und hat eine ganze Reihe Bücher veröffentlicht, von denen einige auch in den USA und Frankreich erschienen sind - bei uns mal wieder nicht, aber wir haben ja wenigstens das große, wunderbare Internet.

Montag, 18. Juli 2011

Selbstgemacht - Wochenrückblick KW28

Selbstgekocht: Kalbsschnitzel mit grünen Bohnen und Rosmarinkartoffeln - ansonsten mit Besuch die Restaurants der näheren und ferneren Umgebung abgeklappert: Tapas, koreanisch, einheimisch.

Selbstgebacken: Erdbeerkuchen mit Haselnussmürbeteig-Biskuitboden und zum hundertsten Mal gedacht: warum backe ich eigentlich nur, wenn Besuch kommt?


Selbstgenäht: Einen dringend benötigten Pyjama zugeschnitten - mit erprobtem Schnitt (aus Burda 12/2006) wird das Ding hoffentlich schnell fertig.

Selbstgeplant: Das perfekte Sommerkleid. Zu klärende Fragen: wie muss es aussehen, was muss es können? Gibt es das perfekte Kleid überhaupt? Und, wichtiger: gibt es dieses Jahr noch Sommer zum Kleid?


Selbstfotografiert: Ich sammele Straßenkunst und habe meine kleine Digitalknipse immer dabei. Paste-ups, also Bilder aus bemaltem oder bedrucktem und aufgeklebten Papier mag ich besonders gerne, sie sind oft wie kleine ironische Kommentare. Diese Kunstwerke kleben auf einem Regenfallrohr. Superman gehört zu einer Serie, denn in der gleichen Gegend hatte ich vor einiger Zeit auch schon Catwoman gefunden.

Selbermacher geklickt: Ausnahmsweise mich selbst - wie das alles mit mir und dem Nähen angefangen hat,  könnt ihr jetzt in den Nähgeschichten bei Cat und Kascha lesen.

Montag, 11. Juli 2011

Selbstgemacht-Wochenrückblick KW 27

Der DIY-Wochenrückblick ist eine schöne Idee von Mona von ansteckend anders - und in ein paar Monaten oder Jahren freuen oder wundern wir uns, was wir damals alles selbst gemacht hatten und was sonst noch los war.

Die Uckermark, unendliche Weiten
 Selbstgekocht: Schleie vom Grill, selbst gefundene Pilze.


Selbstgestrickt: Meinen ersten Schal aus Lacegarn angestrickt nach der Anleitung für den Spring leaves-Schal von Sew-mad. Die ersten beiden Reihen - wenn man noch nicht erkennt, was man da eigentlich strickt - ungefähr 10mal wieder aufgemacht und neu angesetzt. Jetzt läufts, wird aber circa bis Weihnachten dauern, bis es fertig ist.

Selbstgenäht: Nichts, die Nähmaschine brauchte auch mal Urlaub.


Selbstfotografiert: Tiere, vom Käfer bis zum Reh - das obige Bild ist allerdings repräsentativ und wir können uns glücklich schätzen, dass Genähtes und Gestricktes nicht weglaufen kann.

Selbstgeplant: Ganz viele kuschelige Nähprojekte für den Herbst aus Schottenkaro, Wollflanell und Tweed - wenn am dritten Urlaubstag schon alle Schuhe feucht sind, muss man sich wenigstens wärmende Gedanken machen.



Selbstgekauft: Nähgarn der Zwirnerei Sachsenring Glauchau - VEB Vereinigte Baumwollspinnereien und Zwirnereien, wegen der Schachtel. Und ein Werkzeug, um schöne runde Löcher in Stoff zu stechen. Der Kramhändler auf dem Wochenmarkt in Lychen (immer Mittwoch Vormittag) hatte noch manche andere Altbestände aus der DDR.

Selbstgeklickt: Nix! Eine Woche offline war einfacher, als ich dachte.

Freitag, 1. Juli 2011

Neues Leben für alte Kleider im Juni (und eine Ärmeltransplantation)

Juni, Ferienzeit, und ich brauche dringend Urlaub von meinem eigenen Refashionstapel. Wie gut, dass wenigstens ihr so gute Umarbeitungsideen hattet - und deshalb gleich ohne Umschweife zu euren Projekten im Juni. Dieses Mal war das umfunktionierte Herrenhemd das geheime Leitmotiv - und ein rosa Ungetüm aus den Achtzigern die ergiebigste Stoffquelle.

Sanne ist ja sowieso eine Refashion-Queen, ihr Blog ist voller Ideen, wie man alte Kleider phantasievoll in etwas Neues verwandeln kann. Im Juni nähte sie ein elegantes Kleid aus einer Herrenanzugshose - sehr raffiniert, der Bund wird zum Saum, die Hosenbeine zum Oberteil. Und auch bei ihr immer wieder Oberhemden, ein gestreiftes wird z. B. zum Sommerrock.

Lucy-Living verwendete ein dunkelblaues Hemd mit kleinem Muster - genug Stoff für ein Corsagenoberteil für den Sommer, und außerdem entstand aus einer Jeans ein Rock, der erste seit etwa 15 Jahren.

Eine schöne Herrenhemdumarbeitung fand ich auch bei Bjudiful: Das Hemd wird zum Trägertop mit Schrägbandeinfassung, der Kragen umfunktioniert zu einem Gürtelteil im Rücken.

Suschna war im Juni sehr produktiv und nähte ihrer Tochter nicht nur einen Spitzenrock aus Omabettwäsche, sondern beseitigte noch weitere kleine Nähbaustellen: Rock verlängert, Tasche verschönert, Hut vergößert, das neue Handy des Mannes ansprechend eingekleidet - was bei anderen fünf Blogeinträge sind, ist bei ihr einer.

Für Karen dehne ich mal ganz unverschämt die Definition dessen, was "refashion" eigentlich bedeutet ein wenig aus: Ihr Häkelteppich aus Restgarnen nahm gar nicht erst den Umweg über Pullover und ähnliches. Das ist aber in Ordnung, denn ein halbes Knäuel von diesem und ein halbes von jemem plus Acrylrestbestände haben ja viele von uns.

Das beeindruckendste Refashionprojekt hat aber Malou vorzuweisen: Ein rosa Rüschenkleid von Laura Ashley in Riesengröße enthielt so viel Stoff, dass daraus ein Rock, eine Bluse und eine (immer noch etwas zu große) Tunika entstehen konnten. Die Achtziger Jahre hatten ohne Zweifel auch ihre Vorteile.

Stoffauswahl - welcher macht das Rennen?
Für mein Juni-Refashion-Projekt hatte ich ja, wie schon kurz berichtet, einen Rettungsauftrag übernommen: Eine verletzte Bluse sollte per Gewebetransplantation gerettet werden. Spitze kam nicht in Frage, und so packte ich diverse Stoffreste zur Auswahl ein.

Welchen Stoff sich C. als Transplantat aussuchte, erratet ihr nie: Es war der großgeblümte ganz links im Bild, einer dieser sympathischen, aber leicht irrsinnigen Musterdrucke auf dünner Baumwolle vom Markt hier, aus denen man eigentlich nur Röcke nähen kann. Ihr Argument: "Wenn schon, denn schon!", und: "Wenn Desigual unsere Fußgängerzonen zupflastert, dann kann ich sowas auch."



Also los. Ich gebe zu, dass auch ich beim Hineinschneiden in fremde Blusen etwas den Atem anhielt, aber alles ging glatt. Die Gewebetransplantation lief problemlos, da das eigene und das fremde Gewebe in den entscheidenden Eigenschaften (Dicke, Transparenz, Fall) sehr gut zusammenpassten. Und die Riesenblumen in beige haben genau den gleichen Ton wie die kleinen Blüten auf der Bluse.


Ganz fertig ist sie in meinen Augen aber noch nicht: Da ist noch eine kleine kosmetische Operation nötig. Eine applizierte Blumengruppe auf dem Vorderteil aus dem Fremdgewebe zum Beispiel, oder was meint ihr? Darüber werde ich aber noch ein paar Tage sinnieren und habe so für das nächste Mal Neues Leben für alte Kleider am 7.August schon mal eine Hausaufgabe.