Sonntag, 28. Juli 2013

Stoffspielerei im Juli: Bunte Schnüre

"Fäden" sind das Thema der Stoffspielerei, das frifris für den Juli vorgeschlagen hatte. Ich probierte diesmal verschiedene Techniken aus, mit gemischten Ergebnissen.

Die erste Idee: ich wollte etwas mit dem glänzenden Viskose-Stickgarn machen, das ich vor längerer Zeit in einem ertauschten Garnpaket bekommen hatte. Bei einer der Stoffmanipulationen vom letzten Jahr hatte ich ein ähnliches Garn schon einmal verwendet und festgestellt, dass Knoten von selber wieder aufgehen, weil es so glatt ist. Die absonderlichen Farben im Fundus - drei kräftige Gelbtöne, Rosa, Dunkelblau und ein komisches Rotbraun - fand ich aber gerade wegen ihrer Absonderlichkeit ganz hübsch.    


Ich drehte aus Baumwollgarn eine lockere Kordel und wickelte das Stickgarn eng darum. Der Anfang einer neuen Farbe wurde jeweils mit umwickelt, das Ende mit einer Nadel im schon Gewickelten verstopft.


Ich wollte etwas herstellen, das man wie ein Collier um den Hals tragen kann, aber die bunte Schnur wurde ziemlich steif.  Die Garne (im einzelnen: "Decora" von Madeira und "Elvira" und Elga" aus Altenburg) sind unterschiedlich dick und unterschiedlich glänznd, das sieht im Prinzip nicht schlecht aus, aber die Haptik lässt zu wünschen übrig. 


Vielleicht besiedele ich die bunte Schnur mit gestrickten Monsterchen wie von Anna Hrachovec? (Dieses hier scheint aber auch nicht zufrieden zu sein.)


Nach diesem Zwischenergebnis dachte ich weiter darüber nach, wie ich weiche bunte Schnüre aus dem Garn herstellen könnte, und probierte es mit Stricken.

Sogenannte I-Cords strickt man mit zwei Nadeln (eine gute Bildanleitung gibt es hier), es kommt so etwas wie eine Stricklieselschnur dabei heraus, aber mit bis zu 10 Maschen. Ja, das ergibt eine Kordel, aber so richtig gefiel mir das auch nicht.

Ich verfiel also auf etwas ganze Absurdes, nämlich auf die Technik, die gerne als Beispiel für besonders nutzlose und/oder hässliche Handarbeit angeführt wird: Makramee. Aus meiner Grundschulzeit kann ich mich noch erinnern, dass bei einigen Klassenkameraden zuhause die heute sprichwörtlich gewordenen Makramee-Blumenampeln oder Makramee-Eulen hingen. Das Problem an diesen Kunstwerken war aus heutiger Sicht vor allem das typische Material: rustikale Jute- oder Sisalschnüre in Erdtönen. Nachdem ich den Gebrauchtbuchmarkt zum Thema Makramee gescannt habe, möchte ich behaupten, dass Makramee in den 1970ern bis in die frühen 80er Jahre fast ausschließlich aus so einer Art dickem Paketband geknüpft wurde, und danach (mehr oder weniger zu Recht) ausstarb. 


Mein Lieblings-Referenzbuch, wenn es um alte Handarbeitstechniken geht, zeigt aber, dass es früher ganz anders war: Mizi Donner und Carl Schnebel widmen 1913 in Ich kann Handarbeiten *) dem Knüpfen drei Kapitel, "Die Knüpfflechtarbeit", "Die Makrameeknüpfarbeit" und "Die Posamentenknüpfarbeit". Knüpfflechtarbeit und Makrameeknüpfarbeit entsprechen den Techniken, die heute unter der Bezeichnung Makramee bekannt sind. Allerdings küpfte man zum Beispiel kunstvolle Fransen für Repräsentationshandtücher aus Leinengarn oder verzierte Tischdecken mit feinen, spitzenartigen geknüpften Borten.


Ich knotete eine Zackenborte  - "aus der Zeitschrift Die praktische Berlinerin, Modell von Helene Becker, Berlin" nach, die im Original "in stahlgrauer Kordonnetseide in Verbindung mit runden, violett eingefärbten, polierten Holzperlen" geknüpft wird. Bei mir sinds lila Filethäkelgarn und schwarze Glasperlen. Die Einzelknoten werden auf einer Menge Seiten im Netz erklärt, ich verwendete für die Grundlagen das Makramee-Kapitel in Basteln, Werken, Handarbeiten von Jutta Lammér (1980) **).


Fürs Knoten ist es praktisch, die Arbeit irgendwo zu befestigen, z. B. mit einer Sicherheitsnadel auf einem Kissen. Der Rippenknoten, neben dem Kreuzknoten das Hauptelement der Makrameeknüpferei, entpuppte sich als alter Bekannter, nämlich als der Knoten, der auch für Freundschaftsbänder verwendet wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit etwas Einarbeitung in die Knoterei sehr bald dazu kommt, sich eigene Muster auszudenken.

Die Anwendungsmöglichkeiten bleiben aber dennoch der Schwachpunkt dieser Technik: Fransen, kurze Borten, kleine Taschen (=Blumenampeln!) sind möglich. Ein Gürtel wird schon ziemlich kompliziert, weil das Knüpfmaterial etwa die fünffache Länge des fertigen Stücks haben muss, man müsste also mit etwa 5 Meter langen Schnüren losknoten.

Die Stoffspielereien sammelt frifris heute hier - die nächste Spielerei ist am 25. August und wird von Karen ausgerichtet.  

Bücher:
*) Mizi Donner, Carl Schnebel: Ich kann Handarbeiten, Berlin 1913 - gibt es als Nachdruck aus den 1980ern und 1990ern, z. B. unter dem Titel "Handarbeiten wie zu Großmutters Zeiten", oft auch sehr günstig antiquarisch.

**) Jutta Lammér: Basteln, Werken, Handarbeiten, Leipzig 1980 - erschien zuerst 1970 und 1977 unter dem Titel Das große Ravensburger Hobbybuch in Ravensburg, die Leipziger Ausgabe ist die "Lizenzausgabe für die sozialistischen Länder", bisher konnte ich noch nicht überprüfen, ob die Ausgabe gekürzt wurde.    


Samstag, 27. Juli 2013

Woche 29+30


Der Sommer ist da! Das bedeutet: unnötige Wege - vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln - vermeiden und dafür ganz viel:

1. Im Treptower Park liegen und in die Baumkronen schauen.

2. Kalte Nudeln essen - z. B. japanische im Daruma in der Uhlandstraße: Mit Omelette, Gurken, Sojasprossen, Algen, Shitakepilzen, Hähnchenfleisch, eingelegtem Ingwer und Surimi.

3. Die halbe Nacht in netter Gesellschaft stricken, bei der MittwochsMasche, dem 14-tägigen Strick- und Häkeltreffen im Café Provinz in Alt-Treptow. Beim letzten Mal waren eine dunkelgrüne Miette-Strickjacke, ein rosarotes Elefantenkringel-Tuch, ein lila Strickmantel, ein hellgraugrüner Zopfmusterpulli nach eigenem Entwurf und eine dunkelblaue Raglanstrickjacke auf den Nadeln, und wir strickten und plauderten bis halb zwei. (Aber fragt nicht nach dem Donnerstagmorgen). Die nächste MittwochsMasche ist am 7. August. am 14. und wieder am 28. August - immer am 2. und 4. Mittwoch im Monat.


4. Eine Gurke ernten.   

5. Auf Abkühlung hoffen. Samstag kam dann um Mitternacht ein bißchen Regen, und die Nachbarn zeigten Dias.

6. Selbermacher klicken: Ich bin kein Fan von Game of Thrones, weder als Film noch als Buch, aber die Handstickereien, die Michele Carragher für die Kostüme in der Fernsehserie geschaffen hat, sind atemberaubend. Auf ihrer Webseite zeigt sie den Entstehungsprozess.    

7. Selber Selbermachen: die Materialmafia und die Prinzessinnengärten am Moritzplatz machen  jeden ersten Samstag im Monat zum Re-Use-Tag: ab 11.00 Uhr gibt es offene Workshops zur kreativen Neu- und Weiterverwendung von Materialien - aktuelle Informationen dazu immer hier (und schaut euch doch mal die tollen Häkelkörbe aus Plastiktüten an!). Nächster Re-Use-Tag am 3. August. 

Sonntag, 21. Juli 2013

Heute schon an Weihnachten denken


In gut 5 Monaten ist Weihnachten! Ich komme aber ehrlich gesagt jetzt nur darauf zu sprechen, weil ich die kürzlich verschenkte Strickjacke hier noch einmal im Detail vorstellen wollte. Und irgendwie muss ich herbstlichen Strickcontent ausgerechnet jetzt ja rechtfertigen. Das Strickmuster ist Avast von Jesse Loesberg über knitty.com, eine geräumige Jacke mit Reißverschluss, gestrickt als Raglan von unten. Als Weihnachtsgeschenk kommt sie bestimmt gut an, und bis dahin könnte man diese Jacke ganz gemütlich nebenher stricken, während ich mich in knapp 8 Wochen, vom Beginn des Drops-Garnsales Anfang Mai bis zum Verschenktermin Anfang Juli, ziemlich ranhalten musste.     


Das Komplizierteste strickt man bei dieser Jacke zuerst: ein schmales Band mit einem Zopf, aus dessen Längsseite man anschließend Maschen aufnimmt, mit denen man glatt rechts weiterarbeitet, bis man unter den Achseln angekommen ist. Die Ärmel werden in Reihen ebenfalls bis zur Achsel gestrickt, dann kommt alles auf eine einzige große Rundnadel. Jetzt werden in jeder Hinreihe an den Übergängen von Ärmel- und Rumpfteilen immer zwei Maschen abgenommen. Das ist alles leicht zu behalten und hat den Vorteil, dass man immer mal schnell zwischendurch ein paar Reihen stricken kann, ohne sich erst wieder in die Anleitung hineindenken zu müssen.   


Die Jacke strickte ich aus Lima von Drops in dunkelgrau, der Kragen, die Ärmelabschlüsse, die vordere Mitte und der untere Abschluss haben angestrickte Belege, für die ich ein weicheres dunkelblaues Merinogarn von Drops verwendete.


Die Ausarbeitung, das Schließen der Ärmelnähte, das Einnähen des Reißverschlusses und das Festnähen der Belege dauerte nochmal gut 4 Stunden - ich weiß es so genau, weil ich Schlag Mitternacht, also in den ersten Minuten des Geburtstages, damit fertig war. Den Reißverschluss nähte ich mit der Hand ein. Da die vordere Kante mit dem Beleg schon ziemlich dick ist, kommt man dort mit der Nähmaschine nicht weiter. Auf der Rückseite verdeckt ein Baumwollband das Band des Reißverschlusses - ein schmaleres Band wäre hier besser gewesen, allerdings hatte ich keine Zeit mehr, um Geschäfte danach abzusuchen. Auch ein abschließendes Spannen und trocken lassen musste zugunsten des Verschenkens ausfallen.

Von dem Garn bin ich ziemlich begeistert, es wurde durch das Durchwaschen und Spannen schön weich und flauschig, Anfang und Ende ließen sich bei einem neuen Knäuel gut zusammenfilzen.  Die Anleitung ist, wie gesagt, einfach, wenn man einmal die unterschiedlichen Strickrichtungen verstanden hat. Bis die Jacke getragen wird, ist es hoffentlich noch lange hin - es ist aber eine richtige "Wohnstrickjacke" geworden. Also, falls ihr jetzt schon an Weihnachten und Weihnachtsgeschenke denkt: es ist ja für aufwendige Geschenke nie zu früh! Bei Twitter machte vor über einer Woche schon ein Foto mit Lebkuchen und Spekulatius die Runde, die in einem Supermarkt gesichtet wurden. Ich mache mich jetzt aber trotzdem zur Eisdiele auf!

Strickmuster: Avast
Garn: 700g Drops Lima dunkelgrau, 50g Drops Merino Extra Fine marineblau
Nadeln 4,0 und 4,5

Dienstag, 16. Juli 2013

Woche 28


1. Der Bär machts vor: die Dachterrasse der Karstadtfiliale am Hermannplatz ist im Sommer "the place to be" (die @zibebe wusste das allerdings schon vorher). Aber aufpassen: bei starkem Wind wird einem im Außenbereich des Kaufhausrestaurants das Essen vom Teller geweht. An warmen, windstilleren Tagen wie jetzt jedoch, könnte man dort unter dem einschläfernden Gemurmel des Verkehrs sechs Stockwerke weiter unten, zwischen mittagessenden Rentnern, den ganzen Tag verdämmern. Das Karstadt-Kaufhausrestaurant sieht außerdem fast noch genauso aus wie früher und erzeugt daher bei mir wärmste Kindheitsgefühle. Nur dass von fünf Kaffeeautomaten zwei außer Betrieb waren, ebenso wie der Orangensaft-Automat, lässt nichts Gutes für diese Zeitblase ahnen.    

2. In der Nachbarschaft entdeckt: Die Bio-Bäckerei Endorphina hat ihre Backstube im zweiten Hinterhof in der Elsenstraße 52 in Neukölln und betreibt dort ein Café und einen Backwaren-Verkauf - jeden Tag ab 9.00 Uhr, auch am Sonntag. Das bedeutet auch für vergessliche BrotkäuferInnen wie unsereins: nie wieder aus Not Knäckebrot oder Aufbackbrötchen zum Sonntagsfrühstück.

3. Neues Strickprojekt: Drops 69-17 aus Babyalpaca-Silk marineblau. Das Garn ist toll weich und die Farbe, einmal verstrickt, wirklich sensationell. Nur was die Formstabilität des Gestrickten betrifft, darf man wohl nicht zu viel erwarten. Die Jacke wird als Raglan-von-unten gestrickt, die Knopfleisten werde ich allerdings nachträglich anstricken. Überhaupt wird hier derzeit weit mehr gestrickt als genäht. Ich habe noch mindestens vier Strickprojekte im Kopf, und ich fürchte: ich muss die einfach umsetzen. Naja, andere Leute bauen Landschaften für die Modelleisenbahn.

4. Paste-up  von Justin Person, Wildenbruchbrücke, Neukölln. Einen Artikel über den französischen Künstler, der in Berlin lebt, gab es anlässlich seiner Ausstellung hier.   

Selbermacher geklickt: Eine Liebeserkläerung ans Selbermachen von Nicole auf kleinderdrei.org (via @drehumdiebolzen) und einen Bericht von Miss Bartoz von der Berlin Fashion Week, bei der es erstmals unter dem Motto "Curvy is Sexy" eine Messe für Mode in größeren Größen gab - wobei sich Miss Bartoz die Frage stellt, warum "Mode" und "Mode für größere Kleidergrößen" getrennt voneinander behandelt werden, so als hätte das eine mit dem anderen nichts zu tun (via @FrauCrafteln). Außerdem berichten wir auf dem Me-made-Mittwoch-Blog, was aus unserer Weihnachtsspendenaktion wurde

Montag, 15. Juli 2013

Alle Räder stehen still...


... wenn dein starker Arm es, äh nein, wenn der Schmierstoff fehlt. Gestern Nachmittag war ich gerade dabei, eine Kreuzung aus dem Vichy-Kleid von Schnittquelle und einem Brigitte-Schnitt von 1970 zusammenzuschweißen, als ich fand, dass sich die Overlock neuerdings ja wirklich laut anhöre. Ich konnte kaum noch "sollte ich vielleicht doch mal ölen" denken, als sie schon stillstand. Der Motor brummte noch etwas verzweifelt, das Handrad ließ sich noch ein bißchen drehen - bis zu einem deutlichen, mechanischen Widerstand. Das wars. Sollte sie etwa kaputt sein, einfach so? Da es zuvor kein dramatisches Ereignis gegeben hatte, keinen Knall, kein häßliches Geräusch, wenn Metall auf Metall schlägt, fädelte ich sie erstmal aus, entstaubte sie und holte die Ölflasche.


Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Geschichte (gebloggt hier und hier) - meine Kettelmaschine ist fast dreißig Jahre alt, ich bekam sie von der Büronachbarin geschenkt, nachdem sie (die Maschine natürlich) gut zehn Jahre in einem Abstellraum verbracht hatte. Und ich hatte sie, nach einem Blick in die Gebrauchsanleitung völlig sicher, dass ich das Richtige tue, nie geölt. In bester, holprig übersetzter Gebrauchsanleitungsprosa heißt es dort nämlich

"Weil die wichtige Teile aus speziellem ölhaltigen Material hergestellt sind, ist eine zusätzliche Schmierung kaum erforderlich. Jedoch wird regelmäßige Schmierung (ein- oder zweimal pro Monat) von ein oder zwei Tropfen die Lebensdauer der Maschine verlängert."

Ich hatte mich vollkommen auf den ersten Satz verlassen, und die Einschränkung im zweiten Satz überlesen. Gestern folgte ich also den bebilderten Anweisungen, in denen ja auf einmal von viel mehr Öl als nur "ein oder zwei Tropfen" die Rede war, träufelte oben 10 Tropfen Öl hinein, an alle anderen Stellen einen Tropfen und wartete ab.


Gestern Abend tat sich noch gar nichts, aber heute Morgen ließ sich das Handrad wieder bewegen! Drückt mir mal die Daumen, dass es nur der Ölmangel war und ich sie nicht zum Schrauber bringen muss. Und gebt euren Maschinen heute von mir mal einen Schluck Öl aus!

Dienstag, 9. Juli 2013

Woche 26 + 27



In der 26. und 27. Woche entdeckte ich eine Krawattenskulptur auf dem böhmischen Platz in Neukölln, verschenkte eine kuschelige Strickjacke (Details folgen) und spielte mit dem Geburtstagfeiernden einen Tag Tourist in der eigenen Stadt: Essen in der Tapasbar Gastón an der Weichsel/Ecke Weserstraße und danach noch an den Potsdamer Platz.

Selbermacher geklickt: Im russischen Blog http://p-an-da.blogspot.de/ gibt es nicht nur schon viel früher als offiziell eine Modellvorschau für das kommende Burda-Heft 8/2013, sondern auch alle technischen Zeichnungen der Jahrgänge 1993-1999 und 2000-2013 als Übersicht. Einfach großartig.

Edit nur 5 Minuten später: Na toll, die Beiträge mit den gescannten Schnittmusterzeichnungen wurden anscheinend gerade vom Netz genommen. Schade! Ich sehe natürlich auch, dass das eine Urheberrechtsverletzung darstellte. Wenn nur die Burda-eigenen Webseiten einen derartigen Service bieten würden!   

Die Seite The pattern magic index  stellt Nähprojekte zusammen, die nach den Pattern-magic-Schnittkonstruktionsbüchern von Tomoko Nakamichi entstanden sind. Die Bücher hatte ich hier vorgestellt und letztes Jahr im März eine Jacke nach dem Rechteck-Schnitt aus Pattern magic 2 genäht. Mittlerweile besitze ich auch den dritten Band und habe einige Modelle auf meiner inneren Nähliste - wenn denn die Zeit dafür da wäre. Es ist jedenfalls ganz motivierend, sich schon mal anschauen zu können, wie die eine oder andere Designidee nicht nur als Nesselmodell, sondern an einem richtigen Kleidungsstück aussehen könnte.    

Sonntag, 7. Juli 2013

Muster-, Vorsaison- und Stoffverkauf bei Thatchers


Es war zweifellos etwas voreilig von mir, den Schneidereibedarfsladen letzte Woche als "Geheimtipp" zu bezeichnen, oder genauer gesagt; wenn das ein Geheimtipp war, dann ist der Vorsaison- und Stoffverkauf von Thatchers in Neukölln absolut top secret, wie ja auch die Werbepostkarten nahelegen. Thatchers ist ein Berliner Label mit Läden in den Hackeschen Höfen und in der Kastanienallee 21. Seit letztem Herbst befindet sich die Designzentrale, in der auch ein Großteil der Kollektionen hergestellt wird, im südlichen Neukölln nahe dem S-Bahnhof Hermannstraße. Jeden ersten Freitagnachmittag im Monat ist dort geöffnet, es werden Einzelstücke aus früheren Saisons, Musterteile und auch Stoffe angeboten.

Die Damen wollten z. T.  nicht erkannt werden
Die Stoffe waren eigentlich der Grund, weswegen Wiebke, Lotti und ich uns am vergangenen Freitag dort verabredeten. Aber die Kleider von Thatchers waren so schön, mit interessanten Schnittdetails wie Falten, Raffungen und Knoten, aber nicht überkandidelt, so dass Wiebke und Lotti doch einiges anprobierten und schließlich auch einiges kauften. Denn, das muss man auch noch dazu sagen, die "barmherzigen Preise", von denen in der Verkaufsankündigung die Rede ist, sind derartig niedrig, dass es einer Hobbyschneiderin die Tränen in die Augen treiben muss, schließlich werden die Sachen aus hochwertigen Materialien in Berlin genäht.     

Das Stoffangebot, nachdem wir da waren (es gibt aber immer wieder Neues)
Die Stoffauswahl ist klein, aber fein (zugegeben, bevor wir kamen, war sie noch etwas größer als auf dem Bild). Es gibt "Reste" ab 1€, die aber so groß sind, dass sich daraus noch etwas nähen lässt, und es gibt Meterware.

Als Nähnerds interessierte uns natürlich auch die Hardware
Da Wiebke Thomas, den Designer hinter Thatchers kennt (daran muss man sich gewöhnen: Wiebke kennt immer alle, und alle kennen sie), kamen wir auch noch in den Genuss von Prosecco und einer Hinter-den-Kulissen-Führung. Meine Fotos sind demzufolge auch etwas Prosecco-vernebelt geworden, so dass ich leider kein wirklich brauchbares Bild von den Kleiderstangen im Laden habe. (Falls ich jemals auf Modebloggerin umsatteln möchte, muss ich das mit dem Alkoholkonsum und dem Fotografieren noch üben, schätze ich.)  

Das kam mit: Wollstoff, Jersey, Stoff mit Metallfäden - alles für 7,50€
Über die Mode von Thatchers und den Werdegang des Labels ist Anfang des Jahres hier ein lesenswertes Interview erschienen, und im Onlineshop könnt ihr euch einen Überblick verschaffen, was euch in den Läden erwartet.

Thatchers Berlin Fashion

Shop1: Kastanienallee 21, 10435 Berlin - Station: Eberswalder Str. (U2)
Shop2: Hackesche Höfe, Rosenthaler Straße 40/41, 10178 Berlin - Station: Hackescher Markt (S-Bahn-Hauptstrecke)

Style Store: Nogatstraße 28/Ecke Hermannstraße, 12051 Berlin - Station: Hermannstraße (U8 und Ringbahn S 41, S 42)
geöffnet Di-Sa 12.00-18.00 Uhr - fragt nach der Stoffmappe!

Thatchers Salon mit Kulturprogramm an jedem ersten Freitag im Monat im Laden in der Nogatstraße, ca. 14.00-19.00 Uhr, Informationen auf der Webseite

(aktualisiert am 4. 9. 2016)

www. thatchers.de

Aus touristischer Sicht ist das südliche Neukölln ja derzeit noch nicht sehr ergiebig, ja, an der Hermannstraße mag man sich manchmal sogar fragen, wo zum Teufel man dort eigentlich hingeraten ist. Zwei Straßenecken vom Thatchers Sonderverkauf entfernt gibt es aber eine ausgezeichnete Kaffeetrinkmöglichkeit direkt am Körnerpark, das Nini et petitrosso, ein kleines italienisches Café.
Kleiner Italiener am Körnerpark
Wir testeten neben dem Kaffee die süßen Sachen: Tiramisu und süße Teilchen mit Zitronencremefüllung. Die Pizzastücke, Pasta und Salate, die neben uns an den Tischen serviert wurden, sahen aber auch sehr gut aus. 
Schmeckt so gut wie es aussieht
Ich schätze, damit wurde soeben eine neue Tradition begründet: am ersten Freitag im Monat erst Stoffe bei Thatchers schauen, dann am Körnerpark Kaffee trinken. Ich markiere mir jedenfalls den 2. August schon mal im Kalender und hoffe, dass Lotti und Wiebke dann auch Zeit haben. 

Nini e pettirosso, Selkestraße 27, 12051 Berlin

(wie alle Ladenbesprechungen hier im Blog wurde dieser Beitrag weder bestellt noch gekauft)

Donnerstag, 4. Juli 2013

Schneidereibedarf Yavas: Geheimtipp in Charlottenburg

Es gibt Kurzwarenläden zum Stöbern und Schwelgen, in denen man sich am liebsten um jeden schönen Knopf und jedes Band herum ein Nähprojekt ausdenken würde, und es gibt Läden, da geht man mit einer Einkaufsliste rein, sagt, was man möchte, und geht nach 5 Minuten zufrieden mit dem Einkauf wieder raus. Yavas Schneidereibedarf in der Schillerstraße 21 im nördlichen, unglamourösen Teil Charlottenburgs gehört zur zweiten Kategorie.

Dieser Kurzwarenladen war ein Tipp meiner Büronachbarin, Modedesignerin, die dort einen großen Teil ihrer Kurzwaren kauft. Ohne ihre Empfehlung hätte ich ihn bestimmt nie betreten: der Laden sieht von außen so uninteressant aus, wie es das Foto zeigt. In dem ersten, düsteren Raum hinter der Tür sind eine Menge Stoffrollen chaotisch bis zur Decke aufgestapelt, es stehen große Plastikwannen mit einem Durcheinander von Reißverschlüssen und irgendwelche Kartons auf dem Boden. Geradeaus geht es weiter in einen größeren, neonbeleuchteten Raum mit Zuschneidetisch, dessen Wände mit weiteren Regalen bestückt sind. Eine Wand wird vollkommen von lauter weiß-blauen Schachteln eingenommen: Reißverschlüsse in allen Farben und Längen. Die Stirnwand bietet vermutlich das gesamte Prym-Sortiment an Druckknöpfen und Ösen zum Einschlagen, rechts stehen große Rollen mit Gummibändern, Schrägbändern und anderen Bändern, ein Knopfregal, ein Garnregal und noch so manches, das ich in der kurzen Zeit nicht so genau in Augenschein nehmen konnte.

Denn die Bedienung erfolgte in Schallgeschwindigkeit: Einen teilbaren Reißverschluss, 80cm, mit Metallspirale, in dunkelbau? Kein Problem, in wenigen Sekunden ist das Gewünschte in einer großen Plastikkiste gefunden. Darfs noch etwas sein? Bügeleinlage? Gibt es in weiß, schwarz, naturfarben, dicker, dünner. Zwei Meter sind in Nullkommnix abgeschnitten. Das wars? Macht 11,90€. Brutto. Nach ein paar Minuten war ich wieder draußen - zufrieden und beeindruckt. Denn der Reißverschluss ist ein Markenprodukt und hätte im Kaufhaus locker das doppelte gekostet. Selbst auf dem Maybachmarkt wäre die Gewebeeinlage zum Aufbügeln teurer gewesen als hier. Wenns also nicht ums Schwelgen und Stöbern, um Dekoratives und Schönes geht, sondern um die schieren Näh-Notwendigkeiten, ist Yavas ab sofort meine erste Wahl.

Das Nähmaschinenzentrum Berlin-Charlottenburg (ohne Webseite) ist übrigens gleich um die Ecke in der Wilmersdorfer Str. 130. Auf dem Weg dorthin gibt es in der Schillerstraße 35 einen sympathisch vollgestopftes kleinen Secondhandladen von Efamilia e. V. und auch der Laden von Dawanda und die Geschäfte in der Leonhardstraße und in der Kantstraße, über die ich hier geschrieben hatte, sind nicht weit entfernt.   

Schneidereibedarf Yavas
Schillerstraße 21
10625 Berlin

Ergänzt:
Öffnungszeiten (Stand 12. 12. 2013):
MO, MI 9.00-21.00 Uhr, Mittagspause 14.00-15.00 Uhr
DI, DO 9.00-19.00 Uhr, Mittagspause 14.00-15.00 Uhr
FR 9.00-17.00 Uhr, SA 10.00-16.00 Uhr

Die Webseite www.yavas-berlin.de wird zur Zeit überarbeitet.
Haltestelle Bismarckstraße (U2, U7)

(Disclaimer: wie alle Ladenbesprechungen in diesem Blog wurde dieser Artikel weder gesponsert noch bestellt.)

Montag, 1. Juli 2013

Berlin Fashion Week für alle



Am Dienstag beginnt hier in Berlin wieder die Fashion Week. Seit ihren Anfängen mit ein paar Shows im Postbahnhof am Ostbahnhof hat sich die Modewoche zu einem Großevent gemausert. In der der Fülle der Messen und Shows und Kollektionsvorstellungen gibt es immer auch eine Reihe von Veranstaltungen, die ohne Akkreditierung für jede/n zugänglich sind. Eine bestimmt nicht vollständige Liste:

  • Der Showfloor Berlin zeigt am 3. und 4. Juli im alten Kosmos-Kino an der Karl-Marx-Allee junge Designer aus Berlin und aus Portugal, dem diesjährigen Partnerland. Da die Plätze begrenzt sind, ist die Anmeldung per Mail erforderlich. 
  • Der Lavera Showfloor im Umspannwerk am Alexanderplatz (Voltairestraße) zeigt vom 3. bis 5. Juli grüne Mode.
  • Unter dem Motto "Who is the next big thing" stehen die Showroom Days vom 1. bis zum 6. Juli an verschiedenen Orten der Stadt.