Für mich ein seltener Anblick: ein Sonnenaufgang über dem Regierungsviertel. Das passiert mir nur, wenn ich einen wichtigen Menschen in aller Frühe zum Zug bringe.
Aus dem Jerseyfrottee von Lebenskleidung (vor zwei Wochen beim Tag der offenen Tür gekauft) wurde ein Bademantel für den Liebsten, und ich wäre fast schon am Zuschnitt verzweifelt. Der Jerseyfrottee - auf der einen Seite flauschig, auf der anderen Seite wie ein Sweatshirtstoff - ist zwar sehr schön und dick, aber auch sehr dehnbar. Es dauerte ewig, die Streifen gerade auszurichten. Der Frottee hatte einen deutlichen Schrägzug, obwohl er ganz offensichtlich nicht in Runden gestrickt wurde, wie man es von dünnen Jerseys kennt. Ich bin gespannt, wie der Mantel nach einigen Wäschen aussieht. In die Schulternähte habe ich ein nicht dehnbares Baumwollband eingearbeitet, aber ich befürchte, dass sich der Rest des Mantels beim Tragen fröhlich ausbeulen und in alle Richtungen ausdehnen wird. Aber ich habe Lust bekommen, mir selbst auch einen Bademantel zu machen - und in meinem Schnittfundus ein interessantes Modell von 1979 gefunden.
Selbermachlinks der Woche
Zum Nähen I: Dass es mittlerweile so viele Indie-Schnittmusterfirmen gibt und damit für uns Selbermacherinnen eine unglaublich breite Auswahl an Schnittmustern, ist ja wirklich eine tolle Sache. Aber erfüllen wirklich alle Schnittmuster kleiner, unabhängiger Anbieter die hohen Erwartungen? Sinje machte sich in dieser Woche darüber Gedanken und beschrieb ihre koginitive Dissonanz: einerseits möchte man kleine Einzelunternehmerinnen ja vorbehaltlos gut finden und unterstützen - andererseits ist man zu Recht enttäuscht, wenn die Schnitte dann doch vermeidbare technische Mängel aufweisen. Die technische Verlässlichkeit ist einer der Gründe, weshalb ich so viel mit Burdaschnitten nähe - allerdings habe ich in letzter Zeit so viele Indie-Schnittmuster entdeckt, die mir gefallen, dass meine Strategie gerade etwas ins Wanken gerät.
Zum Nähen II: Möglicherweise hängt der sich abzeichnende Strategiewechsel auch mit der Vorschau der
Für BerlinerInnen: Mit dem ersten Advent beginnt auch die Saison der Weihnachtsmärkte. In Berlins Mitte wird traditionellerweise jede verfügbare Fläche mit blinkenden Karussels vollgestellt, Teflonpfannen, Gemüsehobel und Socken werden an weihnachtlich dekorierten Marktständen verkauft, dazwischen gibts Glühwein, Chinapfanne und Currywurst. Total stimmungsvoll. Da ziehe ich doch die moderne Form des Weihnachtsmarkts vor nach dem Prinzip: Coole Lokation, junge Designer, elektronische Musik, auch wenn das mit Weihnachten nicht mehr viel zu tun hat. Und in den Randbezirken Berlins gibt es tatsächlich auch noch kleine, feine traditionellere Märkte, wo das Kunsthandwerk wirklich Handwerk ist und keine chinesische Massenware. Eine Auswahl:
Moderne Weihnachtsmärkte
- Weihnachtsmarkt auf dem Klunkerkranich (28.11.-1.12): Der Klunkerkranich, das Dachgartencafe auf den Neukölln-Arcaden an der Karl-Marx-Straße, bietet einen tollen Blick über die Dächer Neuköllns, und am Wochenende ab 12.00 Uhr eben auch einen kleinen Weihnachtsmarkt, zugleich wahrscheinlich eine der letzten Gelegenheiten in diesem Jahr, Neukölln von oben zu betrachten.
- Das Weihnachtsrodeo (7./8. 12 und 21./22. 12): Der Designweihnachtsmarkt findet dieses Jahr an einem besonders interessanten Ort statt: in einem ehemaligen Kaufhaus an der Brunnenstraße/Ecke Invalidenstraße. Am 2. und 4. Adventswochenende ab 12.00 Uhr. (Eintritt*)
- Voodoo Market (7. 12.): Kleiner alternativer Weihnachtsmarkt auf dem ehemaligen Bahngelände "Urban Spree" an der Warschauer/Ecke Revaler Straße - (Eintritt 1€).
- Nowkoelln Flowmarkt (1.12. + 14./15.12.): Der sympathische Flohmarkt am Maybachufer findet in diesem Jahr zum letzten Mal am 1. Dezember statt. Am dritten Adventswochenende zieht er als Weihnachtsmarkt mit Livemusik und handgemachten Sachen auf die andere Seite des Landwehrkanals ins Umspannwerk an der Ohlauer Straße. (Eintritt*)
- Design Pop-up-Shop im Tschechischen Zentrum (12.12.-14.12): Vor allem Glas und Porzellan junger Designer aus der Tschechischen Republik, das in Deutschland sonst nirgends erhältlich ist, wurde für den Pop-up-Shop ausgewählt.
- Holy Shit Shopping (14./15. 12.): Mit dem Holy Shit Shopping begann vor Jahren der Trend der Designweihnachtsmärkte - mittlerweile eine große und profitable Veranstaltung, die durch Hamburg, Köln, München und Berlin tourt. In Berlin macht der Markt wie immer im Postbahnhof am Ostbahnhof Station (Eintritt 4€).
- Handmade Supermarket (15. 12.): Einmal im Monat zeigen in der Kreuzberger Markthalle 9 Designer aus der Region ihre Produkte - die Weihnachtsausgabe am 15. macht dabei keine Ausnahme.
- Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt (6.-8.12.): Auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Richardplatz, einem der idyllischsten Orte Neuköllns, verkaufen auch viele Initiativen aus dem Kiez Selbstgemachtes, das Bühnenprogramm wird von den ansässigen Kirchgemeinden und Musikschulen bestritten, und das Böhmische Dorf ist sowieso einen Besuch wert.
- Weihnachtsmarkt auf der Domäne Dahlem (alle Adventswochenenden): Auf dem Gelände des Ritterguts und jetzigen Freilichtmuseums wird hochwertiges Kunsthandwerk angeboten, die Stände wechseln jedes Wochenende. Die Dauerausstellung ist ebenfalls geöffnet, jede Stunde gibt es eine kostenlose Führung durch das Herrenhaus. (Eintritt 2€)
- Künstler-Weihnachtsmarkt am S-Bahnhof Mexikoplatz (alle Adventssonntage): Hier werden beileibe nicht nur Bilder angeboten, sondern auch Schmuck, Porzellan, Hüte, Genähtes, Getöpfertes - etwas traditioneller und weniger designbetont als auf den modernen Märkten. Aber das ist auch mal interessant - die Sachen kennt mna garantiert noch nicht aus dem Internet.