Donnerstag, 18. Dezember 2008
Fingerübung
Als Kind hatte ich jahrelang Klavierunterricht. Als völlig sinnlos würde ich den Unterricht nicht bezeichnen - immerhin weiß ich heute, dass ich zwar sehr gerne Musik höre, dass Musik selbst machen aber, vorsichtig ausgedrückt, nicht zu meinen Stärken gehört. Die Klavierstunden waren sicherlich der Unterricht in meinem Leben, von dem ich am wenigsten für mich mitgenommen habe. Üben mochte ich auch nicht, denn lesen, kleine Zeitungen schreiben und zeichnen, mich verkleiden oder basteln war immer interessanter. Nur das Klavier und ich auf einer einsamen Insel - dann wäre aus mir vielleicht noch eine mittelmäßige Klavierspielerin geworden. So aber habe ich schon seit Jahren kein Klavier mehr, dafür aber eine Menge Klavierkonzerte auf CD.
Eine ganz freiwillige Fingerübung unternahm ich in der vergangenen Woche. Handgeschürzte Knopflöcher möchte ich nämlich einmal nähen können. Die ersten vier Versuche sieht man oben: Streckenweise ok, im Gesamteindruck scheußlich. Und meistens schneide ich den Faden zu kurz. Ich werde also noch länger üben müssen und ab und zu ein Knopfloch einschieben. Keine Angst, die werden hier nicht alle dokumentiert. Aber wenn ich das Knopfloch irgendwann beherrschen sollte, dann kommt das nicht aus dem Nichts. Genau wie beim Klavierspielen.
Montag, 15. Dezember 2008
Weihnachten, wo bist du?
Adventsstimmung lässt sich nicht auf Knopfdruck erzeugen, jedenfalls bei mir nicht. Während im letzten Jahr die Weihnachtsvorfreude einfach "da" war, will es dieses Jahr nicht so recht klappen.
Ich habe schon alles getan, was man in dieser Zeit gemeinhin so tut: Kekse gebacken und zum Teil wieder aufgegessen, ein Adventspäckchen gepackt und eines bekommen, kleine Geschenke genäht und Geschenke gekauft, Glühwein getrunken, bin auf dem Weihnachtsmarkt gewesen (allerdings beim Holy shit shopping, das zählt vielleicht nicht oder nur halb).
Sogar ein paar Weihnachtsdekorationen habe ich aufgehängt. Ein Schwarm Weihnachtsvögel oder eher -hühner, so ähnlich wie die, die ich schon einmal gezeigt habe, aber diesmal mit roten oder pinken Filzflügeln und dezent mit Flitter geschmückt, bevölkert seit dem ersten Advent einen Strauß aus Tanne und Buchsbaum. Kugeln und Glasvögel liegen in der Kiste. Ob ich die noch aufhänge?
Immerhin ist seit dem Wochenende (Besuch!) unser Esstisch, der mehr für alles mögliche andere herhalten muss, so weit freigeräumt, dass man tatsächlich dort essen kann und dass man den Tischläufer, seit Wochen fertig, auch sieht.
Nachher gehe ich Geschenkpapier kaufen. Und in dieser Woche werde ich auf jeden Fall noch Zimtsterne backen. Vielleicht wirds ja doch noch was.
Dienstag, 9. Dezember 2008
Ideenpool
Die Blogwelt – unendliche Weiten! Da klickt man verträumt von Linkliste zu Linkliste, gerät in das unerschöpfliche Universum der amerikanischen Kreativblogs mit kleinen Abstechern nach Japan, und beim nächsten Blick auf die Uhr sind bereits Stunden vergangen. Gut bei Schlafstörungen, aber in einen normalen Tagesablauf kann (und soll) sowas nicht integriert werden.
Etwas sozialverträglicher kann man die Neugier jetzt bei Von Hand zu Hand befriedigen. Die Autorin stellt in ihrem Blog Anleitungen für schöne Handarbeiten und Basteleien vor, die sie im Netz gefunden hat. Damit trifft sie meistens meinen Geschmack und so habe ich ihren Blog in die Linkliste aufgenommen und empfehle einen Besuch oder besser gleich ein Abonnement. Ich jedenfalls warte mit Vorfreude, was dort im kommenden Jahr wohl noch alles zutage gefördert werden wird.
(Bild: Von Hand zu Hand)
Freitag, 5. Dezember 2008
Das komische Jäckchen
Komisch im Sinne von seltsam finde ich diese Schalkragen-Bindeband-Jacke aus Jerseystoff, die ich nach Schnitt 119A aus Burda 8/ 2008 genäht habe, einer meiner Nebenschauplätze beim Mantel-Nähen. Dem Urteil, dass es sich hier um "mal was ganz anderes" handelt, kann ich mich anschließen - was ich davon halten soll, weiß ich allerdings noch nicht. Bequem ist sie auf jeden Fall. Wie immer bei Burda habe ich Größe 38 genäht, dafür ist sie sehr geräumig. Eine Nummer kleiner (die es bei diesem Schnitt nicht gibt), hätte es auch getan.
Da die Jacke im Bauchbereich jede Menge Platz bietet, rechnete ich damit, U. aus der Nähgruppe, gerade schwanger, würde mir den Schnitt sofort aus der Hand reißen, um sich auch eines zu nähen, aber weit gefehlt.
An die schwingende Weite um die Körpermitte herum muss ich mich erst noch gewöhnen, das macht sich über Rock oder Kleid einfach besser als zur Hose und etwas wärmer sollte es auch sein. Eventuell mache ich die Ärmel noch etwas kürzer und nähe sie einfach um, ohne Gummizug.
Das geringelte T-shirt unter der Jacke ist übrigens wieder der einfache T-Shirt-Schnitt 114/115, den ich schon ausprobiert hatte. Dieses Mal habe ich eine Menge vermurkst: Aus Versehen die Nahtzugabe an den Armausschnitten im Vorderteil abgeschnitten, als ich die Zugabe für den Ausschnitt kürzen wollte. Das Rückenteil beim Zuschneiden nicht gerade aufgelegt, so dass die Streifen nicht ganz waagerecht verlaufen. Ersteres macht glücklicherweise nichts aus, es passt trotzdem, letzteres wird wahrscheinlich keinem außer mir auffallen. Glück gehabt.
Dienstag, 2. Dezember 2008
Am Anfang war das Huhn
Genauer gesagt, am Anfang war ein Huhn, das hing in B.s Auto am Rückspiegel.
Auf der Rückfahrt vom Stoffmarkt in Potsdam sezierten Mitfahrerin A. und ich das arme Tier*. Zuhause begann ich noch am selben Tag mit dem Klonprozess. Nach einigen Mutationen ging aus den Experimenten ein Huhnprototyp hervor. In einer zweiten Evolutionsstufe wurden Kopf und Bürzel größer, die Beine kleiner und das Federkleid wechselte zu weihnachtlichem Rot. Zuguterletzt bekam es sogar Flügel, hier aus zwei Lagen Stoff, mit Vliesofix verbunden, womit es unentwegt zu neuen Zielen unterwegs zu sein scheint. Mit B.s Autohuhn besteht also nur noch eine lockere Verwandtschaft.
Wie bei den Menschen, so gibt es auch bei den Hühnern Unterschiede. Einige wirken unternehmungslustiger und neugieriger als andere. Diese hier sind schon auf dem Sprung, sie werden demnächst in einem anderen Haushalt hängen. Das Karohuhn kann es ja scheinbar gar nicht mehr abwarten.
*Bemerkung der Autorin: Für diesen Blogbeitrag wurde kein Tier verletzt oder beeinträchtigt. Das Autohuhn wurde respektvoll behandelt und nach Abschluss der Untersuchung an seinen angestammten Platz zurückgebracht.
Freitag, 28. November 2008
Das Mantel-Projekt III - Fertig!
Na, ist das nicht gutes Timing? Pünktlich zum Wintereinbruch am letzten Wochenende ist auch mein Wintermantel fertig geworden. Oder, genauer gesagt, die ersten Flocken am Freitag haben mich motiviert, am Samstag endlich das Futter zusammenzusetzen und einzunähen (Letzteres übrigens per Hand. Es gibt ja auch eine ebenso schlaue wie komplizierte Verstürz-Methode, aber es erschien mir aussichtslos, sie ausgerechnet bei meinem ersten Mantel zu versuchen. Auf Futterschnickschnack wie eine Innentasche oder eine Paspel zwischen Futter und Beleg habe ich auch verzichtet. Wäre zwar schön gewesen, aber jetzt ging es ums Fertigwerden).
Am Sonntag musste ich nur noch einen Futterärmelsaum festnähen und die Knöpfe (was mit Gegenknöpfen und Innenknopf länger dauert, als gedacht), und dann ging es raus in den Schnee(matsch) und rüber nach Kreuzberg zu einem ersten Testspaziergang.
Da der Stoff ein bißchen dünner ist - eher Rockqualität denn Mantelqualität - habe ich komplett eine Zwischenlage aus Baumwollbatist eingearbeitet. Das Aufheften des Zwischenfutters hat allein zwei Abende gedauert, und obwohl ich Handarbeit durchaus schätze, weil man dabei gemütlich auf dem Sofa sitzen kann, hat mich die Heftarbeit diesmal wirklich an meine Geduldsgrenzen geführt. Hier und da hatte ich gelesen, dass Wollstoff kein Zwischenfutter brauche, da der Mantel letztendlich zu warm werde und bin jetzt froh, dass ich mich nicht daran gehalten habe - ein Mantel der MIR zu warm ist, muss nämlich erst noch erfunden werden. Durch die Zwischenlage hat der Stoff etwas mehr Substanz bekommen und ist trotzdem noch dünn genug, so dass die Falten im Rückenteil gut fallen. Also die Zwischenlage ist eine feine Sache.
Überhaupt die Falten! Meine wilde Schnittkombiniererei hat tatsächlich geklappt. Die Kellerfalte im Rückenteil gefällt mir ausnehmend gut und ist - oh Wunder - so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Im Rückenteil ist jede Menge Weite, das schwingt schön beim Gehen.
Die Falten nochmal aus der Nähe
Die Knöpfe habe ich wieder bei Paul Knopf gekauft. Diesmal aus schnödem Plastik - aber sehr gut gemachtem Plastik. Die acht Knöpfe auf der Vorderseite, die der Schnitt vorsah, kamen mir letztlich zu viel vor, sechs reichten auch. Dankenswerterweise wird das oberste Knopfloch durch die Naht zwischen seitlichem und mittlerem Vorderteil gebildet, die einfach ein Stück offen bleibt, so dass nur noch drei weitere Knopflöcher zu nähen waren. Da der Stoff wirklich franste wie wild (neben dem Heften habe ich auch viel Zeit für das Versäubern verwendet - jetzt sind alle, wirklich alle Nahtzugaben mit Zickzack gesichert), deshalb verwendete ich für die Paspeln der Knopflöcher Reste von schwarzen Wollkrepp. Die Öffnungen in den Belegen auf der Rückseite habe ich erst mit Batist verstürzt und dann gegengenäht in der Hoffnung, dass das auch hält. Denn einen Wintermantel nähe ich bestimmt so schnell nicht wieder. Zwar hätte ich noch Ideen und Wünsche sowieso - aber bis zum neuen Jahr werden jedenfalls nur noch kleine, einfache Sachen genäht.
Am Sonntag musste ich nur noch einen Futterärmelsaum festnähen und die Knöpfe (was mit Gegenknöpfen und Innenknopf länger dauert, als gedacht), und dann ging es raus in den Schnee(matsch) und rüber nach Kreuzberg zu einem ersten Testspaziergang.
Da der Stoff ein bißchen dünner ist - eher Rockqualität denn Mantelqualität - habe ich komplett eine Zwischenlage aus Baumwollbatist eingearbeitet. Das Aufheften des Zwischenfutters hat allein zwei Abende gedauert, und obwohl ich Handarbeit durchaus schätze, weil man dabei gemütlich auf dem Sofa sitzen kann, hat mich die Heftarbeit diesmal wirklich an meine Geduldsgrenzen geführt. Hier und da hatte ich gelesen, dass Wollstoff kein Zwischenfutter brauche, da der Mantel letztendlich zu warm werde und bin jetzt froh, dass ich mich nicht daran gehalten habe - ein Mantel der MIR zu warm ist, muss nämlich erst noch erfunden werden. Durch die Zwischenlage hat der Stoff etwas mehr Substanz bekommen und ist trotzdem noch dünn genug, so dass die Falten im Rückenteil gut fallen. Also die Zwischenlage ist eine feine Sache.
Überhaupt die Falten! Meine wilde Schnittkombiniererei hat tatsächlich geklappt. Die Kellerfalte im Rückenteil gefällt mir ausnehmend gut und ist - oh Wunder - so geworden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Im Rückenteil ist jede Menge Weite, das schwingt schön beim Gehen.
Die Falten nochmal aus der Nähe
Die Knöpfe habe ich wieder bei Paul Knopf gekauft. Diesmal aus schnödem Plastik - aber sehr gut gemachtem Plastik. Die acht Knöpfe auf der Vorderseite, die der Schnitt vorsah, kamen mir letztlich zu viel vor, sechs reichten auch. Dankenswerterweise wird das oberste Knopfloch durch die Naht zwischen seitlichem und mittlerem Vorderteil gebildet, die einfach ein Stück offen bleibt, so dass nur noch drei weitere Knopflöcher zu nähen waren. Da der Stoff wirklich franste wie wild (neben dem Heften habe ich auch viel Zeit für das Versäubern verwendet - jetzt sind alle, wirklich alle Nahtzugaben mit Zickzack gesichert), deshalb verwendete ich für die Paspeln der Knopflöcher Reste von schwarzen Wollkrepp. Die Öffnungen in den Belegen auf der Rückseite habe ich erst mit Batist verstürzt und dann gegengenäht in der Hoffnung, dass das auch hält. Denn einen Wintermantel nähe ich bestimmt so schnell nicht wieder. Zwar hätte ich noch Ideen und Wünsche sowieso - aber bis zum neuen Jahr werden jedenfalls nur noch kleine, einfache Sachen genäht.
Mittwoch, 12. November 2008
Mehr Licht!
Erinnert sich noch jemand an die Lavalampen, die um das Jahr 2000 herum allgegenwärtig waren? Die herumwabernde Leuchtmasse verbreitete zwar eine gewisse Helligkeit, aber nie so viel, dass von einer echten Lichtquelle gesprochen werden konnte. Vielmehr war die Lavalampe die moderne Entsprechung zum Kaminfeuer: flackernd und heimelig. Daran fühlte ich mich am Samstag auch beim Modewochenende Neukölln erinnert, das ich ja schon mal erwähnt hatte.
Der Veranstaltungsort, ein gründerzeitliches Postgebäude an der Karl-Marx-Straße, bot eine überraschend grandios-großstädtische Kulisse für die Designerstände: eine von Rolltreppen flankierte breite Treppe führt in den ehemaligen Hauptschalterraum der Post, der in den späten siebziger Jahren gestaltet worden war. Rundherum bilden Stützpfeiler aus Sichtbeton kleine, indirekt beleuchtete Nischen, die sich vortrefflich für eine Kleiderstange eignen. In der Mitte des Raumes hatten die Veranstalter weiße lederbezogene Sitzwürfel verteilt, ein DJ spielte sphärische Klänge, dazu blaues Schummerlicht, da konnte man mit Blick auf die Raumschiff-Orion-würdige Wabendecke schon mal kurz wegnicken.
So schön und entspannend die Atmosphäre auch war, zumindest an den Ständen hätte ich mir eine kräftige, unbarmherzige Messebeleuchtung gewünscht.
Ob es Zufall war, dass die meisten Labels vor allem Jerseysachen gezeigt haben? Ein paar Ideen habe ich für mich mitgenommen - zum Beispiel habe ich schwarze Jerseykleider und T-Shirts mit außen liegenden Nähten gesehen, bei denen in der Naht noch ein flauschiger Wollfaden mitgefasst war. Ein schwarzer Raglanpullover mit Ärmeln aus einem gewirkten Stoff im Zickzackmuster erinnerte mich daran, dass ich so einen ähnlichen Stoff auch noch irgendwo habe. Könnte das endlich die Idee zum Stoff sein?
Besonders angetan hatten es mir aber die Sachen von Magdalena Schaffrin: Sie hat vor allem schöne, hochwertige Wollstoffe in gedämpften Farben verarbeitet, zum Beispiel zu Jacken, die an Blazer erinnern, aber bei weitem nicht so klassisch-spießig sind. Einen schlicht geschnittenen Karomantel in grau-blau-schwarz gab es auch. Also, wenn ich irgendwann einmal so weit sein sollte, dass ich mir Sachen in dieser Qualität selbst nähen kann, dann wäre ich sehr zufrieden mit mir.
Bei Miriam habe ich gelesen, dass die Veranstaltung nächstes Jahr wiederholt werden soll - aber immer gerne doch! Aber dann macht bitte richtig Licht! In Miriams Blog kann man übrigens auch einen kleinen Film von der Modenschau ihres Labels no mimikri sehen.
Denise S. Puri, Porträt eines Freundes, 2007
Threading Trends Berlin
...die zweite Veranstaltung im gleichen Gebäude kann man noch bis Samstag jeweils von 15. bis 20.00 Uhr anschauen. Die Textilkunstausstellung ist im Erdgeschoss, in der ehemaligen Paketausgabe aufgebaut. Die Räume sind naturgemäß nicht so ganz ideal, weil mit den ganzen alten Heizungsrohren, Kabeln, wechselnden Bodenbelägen, unterschiedlichen Fenstern ganz schön ablenkend - in einem vornehmlich weißen Galerieraum kann man sich ganz anders auf Kunstwerke einlassen. Der Ansatz der Ausstellungsmacher ist ein ganz anderer als zum Beispiel bei der Textile Art Berlin. Während dort vor allem das Handwerk im Vordergrund steht, geht es bei den Threading Trends eindeutig um die Botschaft. Die Objekte gehen daher eher in Richtung Mixed Media, reine Textilarbeiten wie der Wandbehang vom Foto sind eher selten.
Und, wenn man ohnehin gerade in Neukölln ist, kann man im Anschluss noch in den Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Straße 141. Dort läuft noch bis zum 11. Januar eine Verkaufsausstellung von Produkten, die von genossenschaftlich organisierten Firmen aus ganz Europa hergestellt werden. Hier gibt es einen kleinen Überblick, was einen da so erwartet, ein paar der Firmen werden auch in der Ausstellung näher vorgestellt. In der spanischen Kaschmirweberei Teixidors wird bisweilen bei der Arbeit gesungen!
Freitag, 7. November 2008
Eine rote Blume macht noch keine Wiese
Sechzehn Blumen - ein voller Eierbecher
Ich hätte ja nicht gedacht, dass Inchies für mich einmal so ein Thema werden (und ich bin überrascht, wieviele Leute über Google mit dem Suchbegriff "Inchies" ausgerechnet hier landen). Mit der Zeit kommen einem 2,54cm im Quadrat immer größer vor, ehrlich! (Auch wenn das Bedürfnis, anschließend etwas Großes - bodenlange Vorhänge oder ein Zelt - zu nähen, immer noch da ist, ja.)
Für die Herstellung der Grundlage hat wohl jeder seine eigene Methode - ich schneide erstmal einen Stoffstreifen grob zu (etwa 3,5cm breit, Länge beliebig), verstärke ihn mit Bügeleinlage, bringe eventuell eine erste Schicht Verzierungen an, und bügele mit Vliesofix einen zweiten Stoff auf die Rückseite. Auf der Rückseite markiere ich dann die Inchies mit einer Schablone, umkantele die eingezeichneten Quadrate mit schmalem Zickzackstich und schneide sie mit einer Schere aus. Durch den dichten Zickzackstich hat man am Rand fast schon so etwas wie eine Perforation, so dass es einfach ist, dicht an den Stichen abzuschneiden. Eine andere Anleitung für die "Inches", wie man sie wohl auch nennen kann, findet sich hier.
Die meisten Verzierungen, die ja ohnehin nicht unter die Nähmaschine passen, nähe ich dann mit der Hand auf die umkantelten Quadrate. Bisher habe ich nur einen Bruchteil der Ideen umgesetzt. Das entwickelt sich auch einfach beim Machen, wie gesagt, der Platz kommt einem nach und nach immer größer vor...
Für den jüngsten Tausch, Thema Blumenwiese, habe ich aus roten Futtertaftresten kleine Stoffblümchen gebastelt, wie ich sie so ähnlich einmal in einem Kurzwarengeschäft in München gesehen habe.
Aber jetzt die Wiese:
Wiesenblumeninchies
(1. R. v. l. n. r.) von Stoffkatze, Akinom017, Zauberpuffel, Angel-Isis, (2. R.) Herbst-zeitlos, ?, Hasilein, (3. R.) Mikimaki (Patchmaus), Stephani, JackyO, ?, (4. R.) Traumfee, ?, ColourFly, Karo.
Ich hätte ja nicht gedacht, dass Inchies für mich einmal so ein Thema werden (und ich bin überrascht, wieviele Leute über Google mit dem Suchbegriff "Inchies" ausgerechnet hier landen). Mit der Zeit kommen einem 2,54cm im Quadrat immer größer vor, ehrlich! (Auch wenn das Bedürfnis, anschließend etwas Großes - bodenlange Vorhänge oder ein Zelt - zu nähen, immer noch da ist, ja.)
Für die Herstellung der Grundlage hat wohl jeder seine eigene Methode - ich schneide erstmal einen Stoffstreifen grob zu (etwa 3,5cm breit, Länge beliebig), verstärke ihn mit Bügeleinlage, bringe eventuell eine erste Schicht Verzierungen an, und bügele mit Vliesofix einen zweiten Stoff auf die Rückseite. Auf der Rückseite markiere ich dann die Inchies mit einer Schablone, umkantele die eingezeichneten Quadrate mit schmalem Zickzackstich und schneide sie mit einer Schere aus. Durch den dichten Zickzackstich hat man am Rand fast schon so etwas wie eine Perforation, so dass es einfach ist, dicht an den Stichen abzuschneiden. Eine andere Anleitung für die "Inches", wie man sie wohl auch nennen kann, findet sich hier.
Die meisten Verzierungen, die ja ohnehin nicht unter die Nähmaschine passen, nähe ich dann mit der Hand auf die umkantelten Quadrate. Bisher habe ich nur einen Bruchteil der Ideen umgesetzt. Das entwickelt sich auch einfach beim Machen, wie gesagt, der Platz kommt einem nach und nach immer größer vor...
Für den jüngsten Tausch, Thema Blumenwiese, habe ich aus roten Futtertaftresten kleine Stoffblümchen gebastelt, wie ich sie so ähnlich einmal in einem Kurzwarengeschäft in München gesehen habe.
Aber jetzt die Wiese:
Wiesenblumeninchies
(1. R. v. l. n. r.) von Stoffkatze, Akinom017, Zauberpuffel, Angel-Isis, (2. R.) Herbst-zeitlos, ?, Hasilein, (3. R.) Mikimaki (Patchmaus), Stephani, JackyO, ?, (4. R.) Traumfee, ?, ColourFly, Karo.
Donnerstag, 6. November 2008
Neues aus meinem kleinen Sweatshop
Bin ich die Meisterin der Übersprungshandlung? Projekt A wird und wird nicht fertig - gut, fange ich einfach mit Projekt B an. Wahrscheinlich brauche ich beim Nähen einfach kleine Erfolgserlebnisse in regelmäßigen Abständen.
Und wo wir gerade bei "brauchen" sind: Langämelige T-Shirts brauchte ich auch mehr als dringend. Außerdem wollte ich schon lange versuchen, ob ich meiner Nähmaschine, einer älteren Dame, das Nähen von Jersey zumuten kann. Fazit: Es geht, nur der Saum mit der Zwillingsnadel ist jedes Mal eine Zitterpartie. Auf der Rückseite dürfen absolut keine Fäden herumhängen und die Schnittkante sollte sich außerhalb des Füßchens befinden, sonst verfitzt sich da irgendwas. Für die normalen Nähte verwende ich einfach einen schmal eingestellten Zickzackstich.
Die Ergebnisse sind noch verbesserungsfähig, aber tragbar und da das Nähen selbst mit einer normalen Nähmaschine wirklich schnell geht, werden sicherlich noch einige solcher Zwischenprojekte folgen.
Aber jetzt kurz und knapp zu den verwendeten Schnitten:
(Ein Klick aufs Bild vergrößert sie)
Shirt 124 aus Burda 6/ 2008 Nicht gerade eine Bügelschönheit. Angezogen zieht sich aber alles (auch der Saum) so hin, wie es sich gehört, ehrlich! Die Ärmel haben Dreiviertellänge, was das Foto im Heft und die Anleitung leider nicht verraten - Ich dachte nämlich die Dame trägt die Ärmel hochgeschoben. Den V-Ausschnitt habe ich etwas verkleinert. Der Beleg rollt sich trotz Einlage (sowas wie Vlieseline H180) innen etwas hoch, das ist aber unerheblich, wenn das Shirt angezogen ist. Ein sehr schöner Schnitt, den ich sicherlich noch einmal nähen werde.
116/117 aus Burda 9/ 2006
Aus dem gleichen blauen Jersey vom Maybachmarkt habe ich dann gleich noch dieses Shirt nachgeschoben - und habe beim Anprobieren ernstlich an meinem Verstand bzw. an meiner Armlänge gezweifelt. Schon wieder Dreiviertellänge! Warum sagt mir das eigentlich keiner? Auf den Modellfotos wieder nicht zu erkennen.
Mittlerweile habe ich mich mit der Ärmellänge ausgesöhnt. Lange Ärmel wären zu diesem Schnitt etwas bieder, Dreiviertelärmel sehen süß und trotzdem nicht zu verspielt aus. Der Rest des Shirts ist ganz schlicht, V-Ausschnitt wieder etwas verkleinert, Wiederholung nicht ausgeschlossen.
Shirt 114/115 Burda 10/ 2006
Zu diesem Schnitt gibt es nichts, aber auch gar nichts zu sagen: Vorderteil, Rückenteil und endlich, endlich lange Ärmel, genau wie erwartet. Beim Säumen dieses kuschelig weichen Jerseys mit kleinem Lochmuster musste ich etwas andere Saiten aufziehen: Ohne Hilfsmittel ging es gar nicht, und untergelegtes Papier ließ sich nur schlecht wieder aus der Zwillingsnadelnaht pulen. Im zweiten Versuch versetzte ich den Saum mit reichlich Sprühstärke in eine Schockstarre, woraufhin er das Absteppen widerstandslos über sich ergehen ließ.
Das Bündchen am Halsausschnitt habe ich etwas anders gearbeitet, als in der Anleitung vorgesehen. Frau Burda schlägt vor, den Bündchenstreifen rechts auf links an der Innenseite des Halsausschnitts anzunähen, ihn nach vorne umzuschlagen und von der Vorderseite aus mit der Zwillingsnadel festzusteppen. Ohne Steppnaht gefällt mir so ein Ausschnitt aber viel besser, also habe ich das Bündchen rechts auf rechts auf die Außenseite des Ausschnitts gesteppt, nach innen umgeschlagen und es mit kleinen Stichen von Hand gegengenäht. Das ist ausreichend elastisch und das Bündchen ohne sichtbare Nähte kommt meinem Perfektionsdrang entgegen.
Und wo wir gerade bei "brauchen" sind: Langämelige T-Shirts brauchte ich auch mehr als dringend. Außerdem wollte ich schon lange versuchen, ob ich meiner Nähmaschine, einer älteren Dame, das Nähen von Jersey zumuten kann. Fazit: Es geht, nur der Saum mit der Zwillingsnadel ist jedes Mal eine Zitterpartie. Auf der Rückseite dürfen absolut keine Fäden herumhängen und die Schnittkante sollte sich außerhalb des Füßchens befinden, sonst verfitzt sich da irgendwas. Für die normalen Nähte verwende ich einfach einen schmal eingestellten Zickzackstich.
Die Ergebnisse sind noch verbesserungsfähig, aber tragbar und da das Nähen selbst mit einer normalen Nähmaschine wirklich schnell geht, werden sicherlich noch einige solcher Zwischenprojekte folgen.
Aber jetzt kurz und knapp zu den verwendeten Schnitten:
(Ein Klick aufs Bild vergrößert sie)
Shirt 124 aus Burda 6/ 2008 Nicht gerade eine Bügelschönheit. Angezogen zieht sich aber alles (auch der Saum) so hin, wie es sich gehört, ehrlich! Die Ärmel haben Dreiviertellänge, was das Foto im Heft und die Anleitung leider nicht verraten - Ich dachte nämlich die Dame trägt die Ärmel hochgeschoben. Den V-Ausschnitt habe ich etwas verkleinert. Der Beleg rollt sich trotz Einlage (sowas wie Vlieseline H180) innen etwas hoch, das ist aber unerheblich, wenn das Shirt angezogen ist. Ein sehr schöner Schnitt, den ich sicherlich noch einmal nähen werde.
116/117 aus Burda 9/ 2006
Aus dem gleichen blauen Jersey vom Maybachmarkt habe ich dann gleich noch dieses Shirt nachgeschoben - und habe beim Anprobieren ernstlich an meinem Verstand bzw. an meiner Armlänge gezweifelt. Schon wieder Dreiviertellänge! Warum sagt mir das eigentlich keiner? Auf den Modellfotos wieder nicht zu erkennen.
Mittlerweile habe ich mich mit der Ärmellänge ausgesöhnt. Lange Ärmel wären zu diesem Schnitt etwas bieder, Dreiviertelärmel sehen süß und trotzdem nicht zu verspielt aus. Der Rest des Shirts ist ganz schlicht, V-Ausschnitt wieder etwas verkleinert, Wiederholung nicht ausgeschlossen.
Shirt 114/115 Burda 10/ 2006
Zu diesem Schnitt gibt es nichts, aber auch gar nichts zu sagen: Vorderteil, Rückenteil und endlich, endlich lange Ärmel, genau wie erwartet. Beim Säumen dieses kuschelig weichen Jerseys mit kleinem Lochmuster musste ich etwas andere Saiten aufziehen: Ohne Hilfsmittel ging es gar nicht, und untergelegtes Papier ließ sich nur schlecht wieder aus der Zwillingsnadelnaht pulen. Im zweiten Versuch versetzte ich den Saum mit reichlich Sprühstärke in eine Schockstarre, woraufhin er das Absteppen widerstandslos über sich ergehen ließ.
Das Bündchen am Halsausschnitt habe ich etwas anders gearbeitet, als in der Anleitung vorgesehen. Frau Burda schlägt vor, den Bündchenstreifen rechts auf links an der Innenseite des Halsausschnitts anzunähen, ihn nach vorne umzuschlagen und von der Vorderseite aus mit der Zwillingsnadel festzusteppen. Ohne Steppnaht gefällt mir so ein Ausschnitt aber viel besser, also habe ich das Bündchen rechts auf rechts auf die Außenseite des Ausschnitts gesteppt, nach innen umgeschlagen und es mit kleinen Stichen von Hand gegengenäht. Das ist ausreichend elastisch und das Bündchen ohne sichtbare Nähte kommt meinem Perfektionsdrang entgegen.
Freitag, 31. Oktober 2008
Mode und Textilkunst in Neukölln
Dass Neukölln oder zumindest Nord-Neukölln ja totaaal im Kommen ist, hat wahrscheinlich jeder Berliner, der ab und zu Zeitung oder Stadtmagazine liest, inzwischen mitbekommen.
In den kommenden 14 Tagen gibt es zwei Veranstaltungen in Alten Post an der Karl-Marx-Straße, die sich in der Ankündigung recht interessant lesen - einmal eine internationale Textilkunstausstellung Threading Trends Berlin, die gestern eröffnet wurde und noch bis zum 15. November läuft, zweitens das Modewochenende Neukölln am 7. und 8. November, an dem Neuköllner Designer in der Alten Post ihre Kollektionen zeigen. Die Liste der Aussteller findet sich hier, am Freitag, 7. November findet um 16.00 Uhr eine Modenschau statt.
Außerdem kann man sich am 1. 11., am 2. 11. und am 9. 11. nachmittags auch noch an anarchistischen Häkelrunden beteiligen - na wenn das nichts ist? Also auf nach Neukölln!
Die Alte Post ist mit der U7 (Haltestelle Rathaus Neukölln) bequem zu erreichen. Alle Informationen und die genauen Öffnungszeiten der Ausstellung gibt es hier.
In den kommenden 14 Tagen gibt es zwei Veranstaltungen in Alten Post an der Karl-Marx-Straße, die sich in der Ankündigung recht interessant lesen - einmal eine internationale Textilkunstausstellung Threading Trends Berlin, die gestern eröffnet wurde und noch bis zum 15. November läuft, zweitens das Modewochenende Neukölln am 7. und 8. November, an dem Neuköllner Designer in der Alten Post ihre Kollektionen zeigen. Die Liste der Aussteller findet sich hier, am Freitag, 7. November findet um 16.00 Uhr eine Modenschau statt.
Außerdem kann man sich am 1. 11., am 2. 11. und am 9. 11. nachmittags auch noch an anarchistischen Häkelrunden beteiligen - na wenn das nichts ist? Also auf nach Neukölln!
Die Alte Post ist mit der U7 (Haltestelle Rathaus Neukölln) bequem zu erreichen. Alle Informationen und die genauen Öffnungszeiten der Ausstellung gibt es hier.
Dienstag, 28. Oktober 2008
Weihnachten - nicht jetzt, nicht mit mir
Goldener Oktober an der Kleinmotorenfabrik von Peter Behrens, Voltastraße, Wedding
Kann es sein, dass die Vorweihnachtszeit dieses Jahr noch früher beginnt, als in den Vorjahren? Die ersten Lebkuchen im Laden entdeckte ich schon am 30. August. Mittlerweile beanspruchen Lebkuchen, Dominosteine und Co ein Drittel der Ladenfläche. In den Blogs werden Weihnachtskugeln gekauft, Adventskalender genäht und Pefferkuchen gegessen - aber nicht mit mir! Jetzt ist bitteschön erstmal Goldener Oktober. Dann kommt ein schauriger November und danach, aber wirklich erst dann, können wir langsam über Weihnachten reden.
Um dem grauen November zu trotzen, habe ich einen kleinen bunten Tischläufer in Arbeit, mit grobem naturfarbenem Leinen von einem alten Mangeltuch, das ich so sehr mag. Die bunten Stoffe waren zum größten Teil ein Geschenk - eine Freundin meiner Schwiegeroma war Schneiderin und ließ mich einen Blick in ihre drei Schränke voll Stoffe und Stoffreste werfen. Da lagerten Stoffe aus mehr als dreißig Jahren. Viele buntbedruckte Baumwollstoffe für Kinderkleider und Schürzen. Musterschals aus dem Raumausstattungsgeschäft am Ort. Zugeschnittenes, aber nie Genähtes. Wolle für die Strickmaschine. Reste und ganze Stoffballen, Einlagen, stapelweise Schnitte. Anorakstoffe aus den frühen Siebzigern für ihre Kinder, die heute schon selbst auf die Fünfzig zugehen.
Frau G. konnte mir zu jedem Stoff genau sagen, was daraus genäht werden sollte, oder wovon ich einen Rest in den Händen hielt. Jedes Stück hatte eine Geschichte, quasi ein Lebenslauf in Stoffen. An diesem Nachmittag bekam ich nicht nur eine große Tüte Stoffe geschenkt, sondern auch Einblick in eine mir ganz fremde Welt, in der die Schürze das am häufigsten getragene Kleidungsstück war und in der nachhaltig gelebt wurde, ohne dass der Begriff Nachhaltigkeit schon erfunden worden war. Frau G. hatte neben der Auftragsnäherei, die oft bis tief in die Nacht ging, auch noch einen großen Haushalt nebst Haus, Garten, Hühnern zu versorgen. Obst und Gemüse hat sie, soweit möglich, selbst gezogen und im Spätsommer oft tagelang eingekocht, entsaftet, eingefroren. Kinderkleider wurden selbst genäht, geflickt und umgearbeitet. Vorsichtshalber warf sie nichts weg, was man noch einmal selbst brauchen oder an Nachbarn und Verwandte weitergeben konnte.
Seit gut einem Jahr hüte nun ich einen kleinen Teil dieser Stoffpracht und damit auch dieser Geschichten und ich hatte längst den Plan, den Stoff so zu verarbeiten, dass ich mich täglich daran erfreuen kann. Für den Tischläufer - die Oberseite ist mittlerweile fertig - brauchte ich nur 120 kleine bunte Quadrate. Der Stoffstapel ist dadurch kaum merklich geschrumpft. An den Weihnachtsfeiertagen werde ich Frau G. sicherlich wieder bei meiner Schwiegeroma treffen. Dem allzu aufgeladenen Familienweihnachten kann ich nicht viel abgewinnen (daher beginnt bei mir Weihnachten auch nicht früher als nötig), aber ich freue mich ehrlich auf das Wiedersehen mit Frau G.
Kann es sein, dass die Vorweihnachtszeit dieses Jahr noch früher beginnt, als in den Vorjahren? Die ersten Lebkuchen im Laden entdeckte ich schon am 30. August. Mittlerweile beanspruchen Lebkuchen, Dominosteine und Co ein Drittel der Ladenfläche. In den Blogs werden Weihnachtskugeln gekauft, Adventskalender genäht und Pefferkuchen gegessen - aber nicht mit mir! Jetzt ist bitteschön erstmal Goldener Oktober. Dann kommt ein schauriger November und danach, aber wirklich erst dann, können wir langsam über Weihnachten reden.
Um dem grauen November zu trotzen, habe ich einen kleinen bunten Tischläufer in Arbeit, mit grobem naturfarbenem Leinen von einem alten Mangeltuch, das ich so sehr mag. Die bunten Stoffe waren zum größten Teil ein Geschenk - eine Freundin meiner Schwiegeroma war Schneiderin und ließ mich einen Blick in ihre drei Schränke voll Stoffe und Stoffreste werfen. Da lagerten Stoffe aus mehr als dreißig Jahren. Viele buntbedruckte Baumwollstoffe für Kinderkleider und Schürzen. Musterschals aus dem Raumausstattungsgeschäft am Ort. Zugeschnittenes, aber nie Genähtes. Wolle für die Strickmaschine. Reste und ganze Stoffballen, Einlagen, stapelweise Schnitte. Anorakstoffe aus den frühen Siebzigern für ihre Kinder, die heute schon selbst auf die Fünfzig zugehen.
Frau G. konnte mir zu jedem Stoff genau sagen, was daraus genäht werden sollte, oder wovon ich einen Rest in den Händen hielt. Jedes Stück hatte eine Geschichte, quasi ein Lebenslauf in Stoffen. An diesem Nachmittag bekam ich nicht nur eine große Tüte Stoffe geschenkt, sondern auch Einblick in eine mir ganz fremde Welt, in der die Schürze das am häufigsten getragene Kleidungsstück war und in der nachhaltig gelebt wurde, ohne dass der Begriff Nachhaltigkeit schon erfunden worden war. Frau G. hatte neben der Auftragsnäherei, die oft bis tief in die Nacht ging, auch noch einen großen Haushalt nebst Haus, Garten, Hühnern zu versorgen. Obst und Gemüse hat sie, soweit möglich, selbst gezogen und im Spätsommer oft tagelang eingekocht, entsaftet, eingefroren. Kinderkleider wurden selbst genäht, geflickt und umgearbeitet. Vorsichtshalber warf sie nichts weg, was man noch einmal selbst brauchen oder an Nachbarn und Verwandte weitergeben konnte.
Seit gut einem Jahr hüte nun ich einen kleinen Teil dieser Stoffpracht und damit auch dieser Geschichten und ich hatte längst den Plan, den Stoff so zu verarbeiten, dass ich mich täglich daran erfreuen kann. Für den Tischläufer - die Oberseite ist mittlerweile fertig - brauchte ich nur 120 kleine bunte Quadrate. Der Stoffstapel ist dadurch kaum merklich geschrumpft. An den Weihnachtsfeiertagen werde ich Frau G. sicherlich wieder bei meiner Schwiegeroma treffen. Dem allzu aufgeladenen Familienweihnachten kann ich nicht viel abgewinnen (daher beginnt bei mir Weihnachten auch nicht früher als nötig), aber ich freue mich ehrlich auf das Wiedersehen mit Frau G.
Samstag, 25. Oktober 2008
Das Mantel-Projekt II - was bis jetzt geschah
Für Frau Burda sind es Taschenklappen - andere nennen es "Reifen am Bauch" oder "Ohren"
Warum nur, warum musste ich bei diesem Bild sofort an Dumbo, den kleinen fliegenden Elefanten denken? Und wann werde ich endlich die Modellfotos im Burda-Magazin adäquat interpretieren können? Dass schlecht sitzende Stellen gerne mit wallenden Haaren oder großen Handtaschen kaschiert werden, hatte ich ja schon begriffen. Die Dame auf dem Foto von Modell 111A hat den obersten Knopf des Zweireihers nicht geschlossen, hält ihren Mantel in der Taille mit den Händen zusammen und macht einen Ausfallschritt. Was schließen wir nun daraus? Dass der Mantel nicht ganz so tailliert und am Saum ausgestellt ist, wie es aufgrund der Pose den Anschein hat. Eine Trockenübung aka Probemodell hätte mir das gleich verraten. Und möglicherweise wäre mir diese, nun ja, Disproportionalität der Taschenklappen auch aufgefallen.
So trennte ich nach dem Foto die Klappen wieder heraus und ersetzte sie durch drei Zentimeter breite Riegel. (Das stimmt nicht ganz. Vorher habe ich, um das Trennen aufzuschieben, mit einem Tischläufer angefangen und ihn zu zwei Dritteln fertiggenäht. Aber dazu später mehr.)
Aber wenigstens die Rückenansicht mit den Falten von Mantel 101 aus Burda 9/2006 entspricht meinen Vorstellungen, sogar die selbstgebastelten Teilungsnähte fügten sich so zusammen, wie sie sollten.
Die Wettervorhersage verspricht für Montag nur noch 8 Grad... Ich muß mich ranhalten mit dem Elefantenmantel.
Warum nur, warum musste ich bei diesem Bild sofort an Dumbo, den kleinen fliegenden Elefanten denken? Und wann werde ich endlich die Modellfotos im Burda-Magazin adäquat interpretieren können? Dass schlecht sitzende Stellen gerne mit wallenden Haaren oder großen Handtaschen kaschiert werden, hatte ich ja schon begriffen. Die Dame auf dem Foto von Modell 111A hat den obersten Knopf des Zweireihers nicht geschlossen, hält ihren Mantel in der Taille mit den Händen zusammen und macht einen Ausfallschritt. Was schließen wir nun daraus? Dass der Mantel nicht ganz so tailliert und am Saum ausgestellt ist, wie es aufgrund der Pose den Anschein hat. Eine Trockenübung aka Probemodell hätte mir das gleich verraten. Und möglicherweise wäre mir diese, nun ja, Disproportionalität der Taschenklappen auch aufgefallen.
So trennte ich nach dem Foto die Klappen wieder heraus und ersetzte sie durch drei Zentimeter breite Riegel. (Das stimmt nicht ganz. Vorher habe ich, um das Trennen aufzuschieben, mit einem Tischläufer angefangen und ihn zu zwei Dritteln fertiggenäht. Aber dazu später mehr.)
Aber wenigstens die Rückenansicht mit den Falten von Mantel 101 aus Burda 9/2006 entspricht meinen Vorstellungen, sogar die selbstgebastelten Teilungsnähte fügten sich so zusammen, wie sie sollten.
Die Wettervorhersage verspricht für Montag nur noch 8 Grad... Ich muß mich ranhalten mit dem Elefantenmantel.
Montag, 13. Oktober 2008
T-shirt refashion: Aus zwei mach eins
Problem eins und zwei
Die letzten Wochen habe ich nach und nach die Problemfälle in meinem Kleiderschrank ans grelle Tageslicht gezogen. Nach etwas Handarbeit auf dem Balkon konnte ja schon ein halbes Kleid wieder auf die Menschheit losgelassen werden. Diese zwei T-shirts waren jedes für sich eigentlich ein Fall für den Altkleidersack.
Problem eins entstand aus eigener Dämlichkeit: Das ursprünglich langärmelige T-Shirt trug ich "untendrunter" beim Streichen der alten Wohnung. Leider waren die Ärmel des darüber getragenen ollen Pullovers ein ganzes Stück kürzer... Gute 15cm musste ich abschneiden. Problem zwei habe ich in leichter geistiger Umnachtung im Sommer vor zwei Jahren gekauft und vielleicht drei Mal getragen. Farbe und Muster finde ich nach wie vor gut, nur der Ausschnitt ist unpraktisch breit, das Teil ist 5cm zu kurz und die Pailetten (Huch, bin ich das, was hier so glitzert?) irritieren mich.
Getreu dem Refashion-Motto, lieber ein tragbares Teil im Schrank zu haben, als zwei untragbare, habe ich Problem eins zur Ergänzung von Problem zwei verwendet.
Reverse-Applikation aus der Nähe
Die Ärmelverlängerung ist aus dem unteren Teil des roten T-Shirts geschnitten, da konnte ich gleich den Saum weiterverwenden. Die Vorderpartie des roten Shirts habe ich dann unter das graue gesetzt und beides mit sogenanntem Reverse Appliqué oder auch Reverse-Applikation, also sozusagen "umgekehrter" Applikation verbunden. Das Muster entsteht, indem die obere Stofflage innerhalb der Motive weggeschnitten wird und so der untere Stoff zum Vorschein kommt. Molas aus Panama werden im Prinzip auch so hergestellt, nur dass sie aus etlichen leuchtend bunten Stofflagen bestehen und die Schnittkanten des oberen Stoffes eingeschlagen und mit allerwinzigsten Handstichen befestigt werden. Bei der Textile Art konnte ich einige Molas aus der Nähe betrachten, sie sind wirklich unglaublich filigran gearbeitet.
Meine T-Shirt-Applikation ist natürlich nicht so feingliedrig. Die Idee für diese Verzierung habe ich auf der Webseite von Alabama Chanin gefunden, die wunderschöne und sehr kostspielige Kleidungsstücke und Dekostoffe anbieten, alles in Handarbeit in Alabama hergestellt. Diese Ton-in-Ton-Applikationen und -Stickereien in gedämpften Farbtönen zwischen naturweiß, Karamell, Mokka und Grau finde ich sehr reizvoll. Weiß steht mir leider gar nicht, aber ich überlege dieses Jahr eine kleine Weihnachtstischdecke zu machen mit Schneekristallen in verschiedenen Weißtönen. Mal sehen.
Hier gibt es auch eine Anleitung für Reverse Appliqué auf T-Shirts. Die Schnittkanten des oberen Stoffes bleiben einfach offen und dürfen beim Waschen ein wenig ausfransen - shabby, aber hoffentlich trotzdem chic.
Die letzten Wochen habe ich nach und nach die Problemfälle in meinem Kleiderschrank ans grelle Tageslicht gezogen. Nach etwas Handarbeit auf dem Balkon konnte ja schon ein halbes Kleid wieder auf die Menschheit losgelassen werden. Diese zwei T-shirts waren jedes für sich eigentlich ein Fall für den Altkleidersack.
Problem eins entstand aus eigener Dämlichkeit: Das ursprünglich langärmelige T-Shirt trug ich "untendrunter" beim Streichen der alten Wohnung. Leider waren die Ärmel des darüber getragenen ollen Pullovers ein ganzes Stück kürzer... Gute 15cm musste ich abschneiden. Problem zwei habe ich in leichter geistiger Umnachtung im Sommer vor zwei Jahren gekauft und vielleicht drei Mal getragen. Farbe und Muster finde ich nach wie vor gut, nur der Ausschnitt ist unpraktisch breit, das Teil ist 5cm zu kurz und die Pailetten (Huch, bin ich das, was hier so glitzert?) irritieren mich.
Getreu dem Refashion-Motto, lieber ein tragbares Teil im Schrank zu haben, als zwei untragbare, habe ich Problem eins zur Ergänzung von Problem zwei verwendet.
Reverse-Applikation aus der Nähe
Die Ärmelverlängerung ist aus dem unteren Teil des roten T-Shirts geschnitten, da konnte ich gleich den Saum weiterverwenden. Die Vorderpartie des roten Shirts habe ich dann unter das graue gesetzt und beides mit sogenanntem Reverse Appliqué oder auch Reverse-Applikation, also sozusagen "umgekehrter" Applikation verbunden. Das Muster entsteht, indem die obere Stofflage innerhalb der Motive weggeschnitten wird und so der untere Stoff zum Vorschein kommt. Molas aus Panama werden im Prinzip auch so hergestellt, nur dass sie aus etlichen leuchtend bunten Stofflagen bestehen und die Schnittkanten des oberen Stoffes eingeschlagen und mit allerwinzigsten Handstichen befestigt werden. Bei der Textile Art konnte ich einige Molas aus der Nähe betrachten, sie sind wirklich unglaublich filigran gearbeitet.
Meine T-Shirt-Applikation ist natürlich nicht so feingliedrig. Die Idee für diese Verzierung habe ich auf der Webseite von Alabama Chanin gefunden, die wunderschöne und sehr kostspielige Kleidungsstücke und Dekostoffe anbieten, alles in Handarbeit in Alabama hergestellt. Diese Ton-in-Ton-Applikationen und -Stickereien in gedämpften Farbtönen zwischen naturweiß, Karamell, Mokka und Grau finde ich sehr reizvoll. Weiß steht mir leider gar nicht, aber ich überlege dieses Jahr eine kleine Weihnachtstischdecke zu machen mit Schneekristallen in verschiedenen Weißtönen. Mal sehen.
Hier gibt es auch eine Anleitung für Reverse Appliqué auf T-Shirts. Die Schnittkanten des oberen Stoffes bleiben einfach offen und dürfen beim Waschen ein wenig ausfransen - shabby, aber hoffentlich trotzdem chic.
Freitag, 10. Oktober 2008
Wie definiert man einen Patchworkschal?
Wieviele verschiedene Stoffe braucht man mindestens für einen Patchworkschal? Zwei, fünf, fünfundzwanzig? Für diesen Schal, ein kleines Geburtstagsgeschenk, habe ich (nur? sogar?) drei verschiedene - Reste vom Mantel, grüne Seide, geblümte Viskose, ein Ripsband und Futterstoff verwendet.
Der Liebste kam hinzu, sah den zusammengefalteten Schal, erinnerte sich an meinen Vorschlag, der gemeinsamen Bekannten einen Patchworkschal (so mein Ausdruck) mitzubringen, hob ihn auf - "Oh, ein Schal..." - und beendete den Satz beim Entfalten desselben irritiert mit "...äh ...aus wenigen verschiedenen Stoffen."
Nunja, ich glaube, dass der Schal zu M., die vorzugsweise braun, schwarz, schlicht trägt, gut passen wird. Nur das Wort "Patchworkschal" werde ich in diesem Zusammenhang vorsichtshalber nicht mehr benutzen.
Donnerstag, 9. Oktober 2008
Eingesponnen, gefesselt...
...an die Nähmaschine sitze ich auch manchmal da. Aber ohne ein eingesponnenes Brautkleid im Nebenzimmer und, wie mir scheint, im ganzen fröhlicher.
Die Installation von Chiharu Shiota und vieles sehenswerte mehr sind noch bis Sonntag in der Torstraße 166 im Haus der Vorstellung zu sehen. Von der japanischen Künstlerin stammt auch das Schuhobjekt an der Fassade. Hier gibt es ein paar interessante Bilder vom Aufbau.
Torstraße 166 (gegenüber der Einmündung Bergstraße)
täglich 12-22.00 Uhr, noch bis 12. 10. 08
Dienstag, 30. September 2008
Der letzte Spätsommertag
Nicht Südfrankreich, nicht Spanien, sondern Berlin-Köpenick
Am Sonntag noch einmal neben Lavendel und Kübelpalmen Kaffee getrunken, während ein Ahorn seine Blätter auf uns abwirft und da draußen das Weltfinanzsystem zusammenbricht. Der Herbst ist nicht mehr zu übersehen und auch das Futuro 13, das Ufo-Haus vom Strand im Funkpark in der Nalepastraße, ist inzwischen woanders hingeschwebt.
Die zwei Sommerblusen nach meinem Lieblings-Brigitte-Schnitt habe ich in der Woche zuvor vernünftigerweise noch fertig genäht, für den nächsten Sommer. Der Schnitt stammt aus einem der legendären Brigitte-Nähhefte, Modell 57 vom Sommer 2000. Die Hefte erschienen von 1992 bis 2000 einmal jährlich und sind der Grund, weshalb ich als Teenager überhaupt mit dem Nähen von Kleidung angefangen habe. Während ich die Burdahefte damals wegen der spießigen Kostümchen immer nur mit einem leichten Gruseln durchblätterte, gab es bei Brigitte genau die Schnitte, die ich nähen wollte: Leinenkleider, Wickelröcke, Westenoberteile...
Die Brigitte-Schnittmuster sind wunderbarerweise auch kaum gealtert - nur die Hosen trägt man heute etwas länger als damals. Die Schnitte wirkten bei ihrem Erscheinen sehr modern, ich erinnere mich, dass solche Sachen wie im Heft im allgemeinen erst ein Jahr später in den Läden hingen (also in den Läden, in denen ich einkaufen konnte). Brigitte orientierte sich an teuren Designerlabels, aber ohne die modischen Extreme.
Ich blättere die Hefte von Zeit zu Zeit wieder durch und bin jedes Mal überrascht, wie tragbar das meiste heute noch ist, ohne bieder zu sein. Die im Sommer allgegenwärtigen Tuniken zum Beispiel hatte Brigitte auch schon, die langen Röcke kommen jetzt gerade wieder und die Oberteile sind fast alle auch heute noch brauchbar - wenn sie denn in der richtigen Größe dabei sind. Leider (und jetzt kommen wir zum Negativen) sind die Schnitte jeweils nur in einer oder zwei Größen im Heft vorhanden. Es sind zwar Größen von 34 bis 46 vertreten, aber die Chancen stehen gut, dass das Teil, was ich gerne nähen möchte, gerade nur zwei Nummern zu groß oder zu klein zu haben ist. Da heißt es basteln, halt nein, vorher heißt es, den Schnitt aus den außerordentlich unübersichtlichen Schnittmusterbögen herauszukopieren. Die Grafikredaktion hatte offensichtlich die Vorgabe, die Schnitteile für jeweils 80 bis 100 Modelle auf nur vier Bögen unterzubringen und nur rot und schwarz zu benutzen. Nun ja, das ist ihnen gelungen. Dennoch, wenn diese Hürden genommen waren, konnte ich mich meistens über ein gut gelungenes Teil freuen, das ich dann bis zum Auseinanderfallen getragen habe. Der Vorgänger dieser Blusen hat fast acht Jahre gehalten und wird nun dieser Tage im Altkleidersack zur letzten Ruhe gebettet.
Früher war vielleicht einiges besser, die Schnittmusterbögen allerdings nicht
Freitag, 26. September 2008
Das Mantel-Projekt I: Schnittbasteleien
Das ist er. Den Mantelstoff habe ich auf dem Maybachmarkt gekauft - 4 Meter bezahlt, 4,40 Meter bekommen. Eine Brennprobe und der Schnüffelvergleich mit abgebrannter reiner Wolle haben ergeben, dass es sich wahrscheinlich um Wolle mit Viskose handelt. Ob das Muster einen Namen hat? Der Stoff ist relativ dünn und locker gewebt, liegt in der Mitte zwischen Bouclé und Tweed.
Für meine Verhältnisse geht es geradezu in Lichtgeschwindigkeit voran. Am vergangenen Wochenende habe ich mir den Schnitt zurechtgebastelt und 25 Mantelteile mit reichlich Nahtzugabe zugeschnitten und markiert. Es ist viel weniger Stoff übriggeblieben, als ich dachte, das erhöht nochmal die Spannung.
Beim Schnitt habe ich mich letztlich für eine Kombination von zwei Schnittmustern aus dem guten Manteljahr 2006 entschieden: Die Grundlage bildet Schnitt 111 aus Burda 10/2006, ein zweireihiger, taillierter, unten ausgestellter Mantel mit Reverskragen. Und da ich die Rückseite von Schnitt 101 aus Burda 9/2006 mit den Teilungsnähten und der Kellerfalte so gelungen finde, habe ich die Schnittdetails dieses Mantels in den Schnitt integriert. Und zwar ohne langes Herumüberlegen einfach so, wie es mir logisch erschien. Die Teilungsnähte im oberen Teil des Rückens sind daher "nach Gefühl" entstanden. Der Schulterabnäher gab den Verlauf der Naht schon mal vor, außerdem ist das Rückenteil des Kellerfaltenmantels an der Taillenlinie 1,5cm enger als das Rückenteil meines Ausgangsmantels. Diese 1,5 cm habe ich in der Mitte der Rückenteilhälfte weggenommen und die Linie schön auslaufend zum oberen Rückenabnäher gezeichnet. Unterhalb der Taille habe ich einfach die Schnitteile für den Kellerfaltenmantel mit den Zugaben für die Falten angesetzt.
Das kann kein Mensch nachvollziehen? Umso besser, dieses Schnittbastelverfahren ist nämlich ungetestet und ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen.
Dienstag, 23. September 2008
Eine kleine Eloge auf den Maybachmarkt
Bis vor einem Jahr wohnte ich in einer Stadt, die beim Stoffkauf nur die Wahl zwischen teuer und sehr teuer ließ. Die Gleichung teuer=schön und hochwertig geht bei Stoffen leider längst nicht immer auf, jedenfalls nicht in meiner alten Stadt, und so saß ich immer wieder staunend am Rechner, wenn ich in Blogs oder im Hobbyschneiderinnen-Forum die Stofflager anderer Näherinnen entdeckte. Ich war ja schon froh, wenn ich wenigstens einen einzigen schönen Stoff fand.
Tja, nach einigen Besuchen auf dem Maybachmarkt bin ich nun selbst auf dem besten Weg zum Stofflager. Der Maybachmarkt ist eigentlich ein Wochenmarkt, der mittlerweile den Weg in die Berlin-Reiseführer gefunden hat. Im Sommer sieht man denn auch eine Menge Besucher, die bisweilen wie im Freilichtmuseum durch die Reihen streben, während die Marktschreier abwechselnd auf Deutsch und Türkisch ihre Angebote ausrufen. Es gibt Obst- und Gemüsestände, Blumen, Brot, süßes Gebäck, Gewürze, Fleisch, Fisch, Käse und Oliven, Haushaltswaren, Kleidung, Schuhe - und Stoffe.
Kommt man vom Kottbusser Damm, ist vorne im linken Gang zuerst ein Stand mit ungebleichten Baumwollstoffen unterschiedlicher Qualitäten von Schleiernessel bis Malerleinen, dann folgen einige Kurzwarenstände mit Reißverschlüssen, Garn, Schrägband, Bügeleinlagen, Knöpfen, Borten und Perlen. Die gut 25 Stoffstände wechseln sich in beiden Reihen mit den Lebensmittelständen ab - Gardinen- und Polsterstoffe, Baumwollstoffe, Jerseys, Jeans, Organza, Futterstoffe, Polyestersatin, zur Zeit winterliche Woll- und Strickstoffe, Fleece, Schottenkaro und Cord. Dazwischen Ananas - "nur ein' Euro!"-, Sesamringe, Schafskäse, französische Salami, Berge frischer Petersilie und Pfefferminze, gekochte Maiskolben, Hähnchenschenkel und Hülsenfrüchte. Die meisten Stoffe kosten zwei oder drei Euro der Meter, die neuen Winterstoffe zum Teil auch fünf, sechs oder gar acht Euro, das ist aber für den Maybachmarkt dann schon richtig teuer. Abgeschnitten wird meist großzügig.
Wie man in dem Regal wohl etwas findet? Glücklicherweise gibt es noch zwei andere Reißverschlusstände
Anfangs war ich ja selber skeptisch, wollte eigentlich "nur mal gucken" und fasste die Stoffe vom Markt nur für Probeteile ins Auge, wenn mir die alten Laken ausgehen. Und natürlich gibt es auch viel Schrott - Polyesterscheußlichkeiten, Fehldrucke oder nicht durchgefärbten Cord (Vorderseite dunkelblau, Rückseite fast weiß). Einige Stoffe haben Fehlermarkierungen mit eingeknoteten Fäden oder Aufklebern an der Webkante, und manche Ballen sind am Rand derartig befranst, dass der Stoff dann wohl nur aus Fehlern besteht...
Mittlerweile habe ich schon gekauft, gewaschen und teilweise genäht und bin positiv überrascht. Klar, Wunder sollte man nicht erwarten, und so wenig wie man auf dem Flohmarkt zufällig einen Rembrandt findet, wird man wohl auf dem Maybachmarkt einen Mailänder Seidendruck ergattern. Den Versicherungen der Händler - "Alles reine Wolle!" - sollte man auch nicht unbedingt Glauben schenken, lieber ausgiebig Stoffe befühlen und dem eigenen Urteil vertrauen. Dennoch finde ich das Preis-Leistungsverhältnis unschlagbar und nach den Jahren mit teuren Stoffeinkaufsquellen ist es für mich sehr befreiend, einfach mal draufloszuschneidern. Dazu kommt noch der Jagdtrieb - jede Woche gibt es wieder etwas anderes, die "Schätze" muss man in dem Wust erstmal finden und dann zugreifen, denn beim nächsten Markt könnte der Stoff schon weg sein. Außerdem gönne ich mir nach erfolgreicher Jagd ganz dekadent noch einen Cappucino am äthiopischen Kaffeestand neben dem Bio-Bäcker.
Die beste Zeit für einen Jagdausflug ist übrigens gegen Mittag, ab etwa 14.00 Uhr wird es voll, ab 16.00 Uhr sehr voll, besonders an Freitagen. Ab 17.00 Uhr wird das Obst an vielen Ständen nur noch kistenweise abgegeben und die Händler räumen langsam zusammen. Die Stoffhändler packen ihre Reste wieder ein - wird ja nicht schlecht - aber wenn man an einem Stand zehn Meter Stoff oder so kauft, kann man auch schonmal feilschen.
Wochenmarkt Maybachufer
Maybachufer, Ecke Kottbusser Damm
Dienstag und Freitag ca. 11.30-18.00 Uhr
Haltestelle Schönleinstr. (U8)
Montag, 15. September 2008
Das Mantel-Projekt - große Pläne
Ich brauche einen Wintermantel. Gestern ist hier in Berlin recht unerwartet der Herbst hereingebrochen und ich habe mir am Nachmittag beim Tag des Offenen Denkmals in der Wisssenschaftsstadt Adlershof die Nase abgefroren. Und dabei etwas neidisch den langen Wollmantel einer Mitbesucherin betrachtet, während ich in meiner viel zu dünnen Jacke vor mich hinfröstelte.
Mein alter (gekaufter) Mantel zeigte ja schon im Februar gewisse Ermüdungserscheinungen und könnte außerdem ein neues Futter vertragen. Futter austauschen gehört zu meinen absolute Lieblingsarbeiten... Anstatt das Futter in Angriff zu nehmen, passenden Futterstoff hatte ich nämlich schon mal gekauft, habe ich am Wochenende lieber Schnitte gewälzt, so dass ich mich nun auf Stoffsuche begeben kann, denn vom Stoffangebot wird es letztlich abhängen, welcher Mantelschnitt das Rennen macht.
Einen dieser Mäntel aus Bouclé oder einfarbig...
Falls ich einen halbwegs erschwinglichen schönen Bouclé finden sollte, könnte ich mir zum Beispiel einen relativ schlichten, kurzen Mantel in A-Linie vorstellen, sowas wie Mantel 110 aus Burda 9/2005 oder 104 aus Burda 9/2007. Oder einen dieser Schnitte aus einem einfarbigen Wollflausch, dann aber mit den runden aufgesetzten Taschen vom Mantel aus Easy Fashion 08/09, dem aktuellen Heft.
... mit diesen Taschen
An den ballonförmigen Mantelschnitt, zu dem diese Taschen gehören, traue ich mich nicht recht heran - das könnte schlimmstenfalls wie ein Ei auf Beinen aussehen und ich finde es ist kein gutes Zeichen, dass der Mantel auf dem Titelfoto des Heftes mit einem Gürtel zusammengezurrt abgebildet wird.
Der Mantelschnitt links mit der Rückansicht vom Mantel rechts wäre ideal
Andererseits wäre ein längerer Mantel auch schön, zum Beispiel Mantel 101 aus Burda 9/2006 oder 111 aus Burda 10/2006. Der erste hat hinten in der Mitte eine schöne Kellerfalte, könnte je nach Stoff aber etwas zu sehr nach Militärmantel aussehen, bei dem zweiten gefallen mir die Taschenklappen und dass er zweireihig geknöpft wird. Also vielleicht eine Kombination aus beiden Schnitten? Und das ganze aus einer Art Tweedstoff?
Wir werden sehen. Damit überhaupt der Hauch einer Chance besteht, dass der Mantel vor Ende des Winters fertig wird, werde ich diesmal auf aufwendige Probeteile verzichten und dafür reichlich Stoff kaufen.
Mein alter (gekaufter) Mantel zeigte ja schon im Februar gewisse Ermüdungserscheinungen und könnte außerdem ein neues Futter vertragen. Futter austauschen gehört zu meinen absolute Lieblingsarbeiten... Anstatt das Futter in Angriff zu nehmen, passenden Futterstoff hatte ich nämlich schon mal gekauft, habe ich am Wochenende lieber Schnitte gewälzt, so dass ich mich nun auf Stoffsuche begeben kann, denn vom Stoffangebot wird es letztlich abhängen, welcher Mantelschnitt das Rennen macht.
Einen dieser Mäntel aus Bouclé oder einfarbig...
Falls ich einen halbwegs erschwinglichen schönen Bouclé finden sollte, könnte ich mir zum Beispiel einen relativ schlichten, kurzen Mantel in A-Linie vorstellen, sowas wie Mantel 110 aus Burda 9/2005 oder 104 aus Burda 9/2007. Oder einen dieser Schnitte aus einem einfarbigen Wollflausch, dann aber mit den runden aufgesetzten Taschen vom Mantel aus Easy Fashion 08/09, dem aktuellen Heft.
... mit diesen Taschen
An den ballonförmigen Mantelschnitt, zu dem diese Taschen gehören, traue ich mich nicht recht heran - das könnte schlimmstenfalls wie ein Ei auf Beinen aussehen und ich finde es ist kein gutes Zeichen, dass der Mantel auf dem Titelfoto des Heftes mit einem Gürtel zusammengezurrt abgebildet wird.
Der Mantelschnitt links mit der Rückansicht vom Mantel rechts wäre ideal
Andererseits wäre ein längerer Mantel auch schön, zum Beispiel Mantel 101 aus Burda 9/2006 oder 111 aus Burda 10/2006. Der erste hat hinten in der Mitte eine schöne Kellerfalte, könnte je nach Stoff aber etwas zu sehr nach Militärmantel aussehen, bei dem zweiten gefallen mir die Taschenklappen und dass er zweireihig geknöpft wird. Also vielleicht eine Kombination aus beiden Schnitten? Und das ganze aus einer Art Tweedstoff?
Wir werden sehen. Damit überhaupt der Hauch einer Chance besteht, dass der Mantel vor Ende des Winters fertig wird, werde ich diesmal auf aufwendige Probeteile verzichten und dafür reichlich Stoff kaufen.
Montag, 8. September 2008
Kleine Flohmarktschätze
Eine Knopfschachtel vom Flohmarkt. Ein paar der Trachtenknöpfe sind zwar aus Plastik, aber einige schöne Einzelstücke sind auch darunter.
Da muss man ja die Kleidungsstücke um den Knopf herumplanen, oder? Besonders gut gefällt mir der Kugelknopf in der unteren Reihe in der Mitte, der ist sogar aus massivem Messing - zum Beispiel für eine Bluse wie die 122 aus Burda 1/2008, aber ohne diese Knopfleiste, sondern nur mit dem Messingknopf auf der Verschlussblende. Das ganze bitte aus dunkelviolettem Baumwollbatist (oder, falls jemand anderes die Handwäsche übernehmen würde, auch aus Seide. Ich bin ja nicht so.)
Freitag, 5. September 2008
Die Rock-Rettung
Wenn es so richtig warm ist (wie vor ein paar Wochen) habe ich meistens keine große Lust, an der Nähmaschine zu sitzen, sondern suche mir lieber kleine Handarbeiten, die sich auch auf den Balkon oder in den Park verlegen lassen. Dieser Rock ist der jetzt endlich tragbare Überrest eines Sommerkleid-Nähversuchs vom Frühjahr letzten Jahres, genauer gesagt der untere Teil des Kleids 113 aus Burda 5/ 2006 aka Das grüne Grauen.
Und das kam so: Meine Nähfreundin S., wie wir alle schon lange auf der Suche nach dem schönen Sommerkleid (sowas wie die Suche nach dem Heiligen Gral), schlug vor, das Kleid gemeinsam in der Nähgruppe zu nähen - also jeder seins, aus seinem eigenen Stoff.
Das Probemodell in Größe 38 passte im Prinzip uns allen vieren - aber irgendwie saß es bei jeder anders. Für D. waren die Schultern zu breit und der Rockansatz bildete auf der Rückseite eine Querfalte wegen Hohlkreuz. Für C. saß die Taille zu hoch. Bei mir war die Taille zu weit und die Teilungsnaht saß zu hoch. Nur bei S. passte der Schnitt ohne Änderungen perfekt. S. hat sich dann im Sommer 2007 auch tatsächlich zwei Kleider nach diesem Schnitt genäht, die ihr phantastisch stehen. Ich wurde mit dem Schnitt nicht glücklich. Das Kleid passte nach ein paar Änderungen zwar, aber der grün gestreifte Crashstoff, den ich ursprünglich ausgewählt hatte, weil man ihn nicht bügeln muss, ist ungeheuer labberig-formlos und sieht einfach immer nur verknittert aus. Zwar wusste schon Obelix, dass Längsstreifen schlank machen, letztlich erinnerte mich das Kleid aber an einen Chirurgenkittel (zu grün?) und landete auf dem "zieh ich nicht an"-Stapel im Schrank.
Diesen Sommer habe ich mit einem beherzten Schnitt das Kleid in der Taillenlinie durchgeschnitten, die obere Kante mit einem Band eingefasst und seitlich einen Reißverschluss eingearbeitet. Auf der Passe und am Saum habe ich Satinbänder aufgenäht, rosarote Vorstichlinien gestickt, eine Blüte aus Rosenstoff appliziert und für den Saum eine Borte aus naturfarbenem Baumwollgarn gehäkelt. Die Borte gibt dem fludderigen Stoff etwas Gewicht und war überraschend schnell an einem Abend gehäkelt. Häkeln ist noch dazu äußerst meditativ, wie ich wieder festgestellt habe.
Das Ergebnis ist höchst kitschverdächtig oder, wie mein Liebster sagte, nachdem er einen Lachanfall so weit überwunden hatte, dass er sich wieder klar artikulieren konnte, "ein Hippierock!". Der Leser ahnt, dass ich selten bunte Kleidung mit "was drauf" trage. Aber jetzt! Das abgeschnittene Kleidoberteil sieht so für sich auch ganz passabel aus, nur ist es im Moment bauchfrei. Einen kleinen Streifen von dem Stoff habe ich ja noch, und auch noch Häkelgarn...
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