Mittwoch, 31. Mai 2017
Lempi von named clothing - das Kleid für alle Fälle
Heute ist der letzte Tag des internationalen MeMadeMays, organisiert von Zoe, eine Aktion, nach deren Vorbild der MeMadeMittwoch entstand. Beim MeMadeMay geht es darum, einen Monat lang Selbstgemachtes zu tragen und sich dabei selbst ein persönliches Ziel zu setzen: Etwas Neues zu nähen, die selbstgemachten Outfits zu dokumentieren, keinen Stoff zu kaufen, alle angefangenen Projekte abzuschließen oder Ähnliches. Ich hatte mir vorgenommen, zum ersten Mal seit knapp zehn Jahren den Kleiderschrank durchzusortieren und habe dabei einige Erkenntnisse gewonnen.
Eine Erkenntnis (über die anderen schreibe ich bald auch noch etwas) ist: Ich brauche eigentlich nur wenige, bequeme und wandelbare Sachen in guter Qualität. Im Grunde würde ein einziger Kleiderschnitt ausreichen, wenn er gut ist und aus allen möglichen Stoffen genäht werden kann.
Das Kleid Lempi von named könnte so ein Kleiderschnitt sein, und auch Sybille zeigt eine ihrer vielen Versionen heute als Gastgeberin beim MeMadeMittwoch und ist von dem Schnitt begeistert. Als Lempi im letzten Herbst erschien, war ich nicht sicher, ob das etwas für mich ist, weil das Kleid nur durch den Gürtel tailliert wird, und auch sehr Hochgeschlossenes finde ich bei mir oft nicht so vorteilhaft. Als ich aber die anstaltsgraue Version von Tanja - Die fesche Lola sah, bestellte ich den Schnitt doch. Wie so oft musste ich den Schnitt erst an einem "richtigen Menschen" sehen, um ihn beurteilen zu können. Ganz interessant, durch das jahrelange Lesen von Nähblogs hat sich meine Wahrnehmung offenbar von Modefotos entkoppelt und erkennt nur noch Blogfotos als wahrhaftig an.
Tanjas Lempi-Version habe ich dann auch fast genau kopiert und einen grauen, glänzenden Leinenmischstoff aus dem Vorrat angeschnitten - die Brennprobe ergab, dass es wohl eine Leinen-Polyamidmischung ist.
Den Gürtel verstärkte ich mit zwei Lagen Bügelbatist und fand wunderbarerweise im Fundus eine perfekt passende Gürtelschnalle in geschwärztem Silber. Eine Packung Ösen zum Einschlagen war auch noch vorhanden, allerdings glänzend silberfarbig - mit dem wasserfesten Filzstift, mit dem ich Schnitt auf Folie abzeichne, wurden sie passend dunkelsilber.
Sehr schön an dem Schnitt sind auch die Taschen in der Seitennaht, oberhalb der großen aufgesetzten Taschen, die man benutzen kann, aber nicht muss.
Das Kleid hat tatsächlich etwas von einem Anstaltskittel und bewirkt, dass ich mich sehr tatkräftig und zupackend fühle. (Zumindest auf den Bildern wirkt es mit nackten Beinen und diesen flachen Schuhen auch etwas wie ein Bademantel, finde ich, also eher Anstaltsinsassin als Anstaltsleiterin - das werde ich je nach Anlass und meiner Rolle dabei dann bei der Schuhwahl beachten müssen). Ich könnte mir vorstellen, dass der Schnitt auch sehr gut aus dünnem Jeansstoff funktioniert und dann auch offen als leichter Mantel getragen werden kann - so ähnlich wie Memas Jeanskleid, das sie vor kurzem gezeigt hatte. Passender Stoff liegt schon bereit - mal sehen, ob ich mir eine Garderobe aus lauter Lempis anschaffe.
Sybilles Lempi heute wie gesagt beim MeMadeMittwoch, der Vernetzungsaktion für selbstgenäte Kleidung.
Zusammenfassung:
Schnittmuster: Lempi von named
Genähte Größe: 40, keine Änderungen
Material: Leinen- Chemiefaser-Mischung, vermutlich Polyamid (das kam bei der Brennprobe heraus)
Sonntag, 28. Mai 2017
Stoffspielerei im Mai: Jeans - Upcycling mit Boro-Stickerei
Jeansstoff, also korrekt benannt: Denim ist das Thema der Stoffspielerei im Mai. Griselda - Machwerke, die das Thema vorschlug und die heute auch die Beiträge sammelt, brachte mich mit dieser Idee etwas in Verlegenheit: Im Nahtzugabe-Haushalt werden wenig Jeans getragen, und die wenigen aussortierten Hosen waren schon bei früheren Experimenten zerschnippelt worden. Seit dem Jeansrock mit Fransensaum im letzten Herbst hatte es keinen Jeansnachschub gegeben, es waren nur noch etwa postkartengroße Stücke vorhanden. In den Tiefen des Kleiderschranks fand sich aber noch ein alter gekaufter Jeansrock, der da bestimmt schon 15 Jahre herumdümpelte. Zerschneiden? Und dann? Oder umarbeiten und wieder tragen?
Der Rock endete etwa eine Handbreit über dem Knie, und da er mittlerweile wie eine Wurstpelle saß und nur mit Mühe zuging, war er an mir noch kürzer als früher - der Bund wanderte in die Taille und lag nicht mehr halb auf der Hüfte.
Ich entschied mich fürs Umarbeiten und eine Rockverlängerung und -erweiterung mit meinen Jeansresten, die in der Art japanischer Boro-Stickerei verbunden werden sollten. Boro ist eine japanische Bezeichnung für Textilien, die wieder und wieder geflickt wurden. Decken oder Kleidungsstücke erhielten an löchrigen Stellen einen Flicken, der mit Sashiokostichen, einer Art Vorstich, mit dem Untergrund verbunden wurde. Manche Gebrauchsgegenstände wurden auf dieser Weise mehrmals reapriert, so dass sich interessante Stoffschichtungen ergaben. Die Stickerei, die die Stoffschichten verband, war manchmal sehr kunstvoll und bildete grafische Muster, manchmal wurden die Schichten aber auch nur grob mit unregelmäßigen Stichen zusammengefügt. In diesem Blogbeitrag sieht man einige Stücke, unter dem Suchbegriff "boro stitching" findet man im Netz viele weitere Beispiele.
Der Jeansrock habe ich an den Seitennähten komplett aufgetrennt, den Saum aufgetrennt und einen breiten Jeansstreifen untergelegt. Den ausgeklappten Saum mit den interessant abgeschrabbelten Kanten und den Denimstreifen darunter habe ich dann per Hand mit kleinen Vorstichen mit Stickgarn verbunden. Ich habe unregelmäßig lange Reihen, abwechselnd mit hellblau, dunkelblau und mittelblau gestickt.
Die Streifen für die Saumverlängerung musste ich selbst auch wieder aus mehreren Stücken zusammensetzen, da nicht genügend Material da war - die Nähte habe ich mit der Maschine genäht und sie so gelegt, dass die Blautöne an den Nähten möglichst ähnlich sind.
Die Teilungsnähte im Verlängerungsstreifen und die Oberkante des Streifens sind nicht versäubert, da ich befürchtete, die Versäuberung könnte sich durchdrücken. Nur die Nahtzugabe der Teilungsnähte hatte ich auseinander gelegt und rechts und links der Naht abgesteppt. Im Nachhinein finde ich diese Entscheidung nicht besonders schlau, das könnte alles mehr ausfransen, als mir lieb ist - wahscheinlich wäre es besser gewesen, die Oberkante des Streifens wenigstens durch eine oder zwei Steppnähte zu sichern, aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern.
Bei der oberen Schicht, also dem alten Rocksaum, ist etwas Ausfransen aber gewollt - und was sich auf der Innenseite tut, muss ich abwarten. Stoff-Erosion gehört bei Denim ja dazu, und es wäre möglich, eine weitere Jeansschicht aufzulegen und mit Stickerei zu befestigen, falls mir die untere Schicht wegfranst.
An den Seitennähten setzte ich einen Streifen Jeansstoff dazwischen, und auch der Bund, der praktischerweise an den Seiten auch Teilungsnähte hat, bekam einen Stoffstreifen hineinoperiert. Die senkrechten Nähte sind mit Jeansgarn abgesteppt, das kann man auf dem vierten Bild besser erkennen als hier. Der Rock hat jetzt eine leichte A-Form und sitzt wieder locker, und ich werde in den nächsten Wochen ausprobieren, wie er sich macht. Anfangs plante ich, ihn noch weiter zu besticken, aber ich glaube, ich lasse ihn jetzt erstmal so schlicht, nur mit der Boro-Stickerei.
Was bei den übrigen Denim-Experimenten herausgekommen ist, findet sich hier bei Griselda - Machwerk, vielen Dank für das Thema und fürs Sammeln!
Thema der nächsten Runde am 25. Juni ist Schwarz und weiß hier im Blog, im Juli und August ist ist Sommerpause, ehe es am Sonntag, 24. 9. weitergeht bei Siebensachen mit dem Thema Von der Natur inspiriert und am Sonntag 29. 10. bei 123-Nadelei mit dem Thema Fäden auf Farbe.
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.
Mittwoch, 17. Mai 2017
Näh-Nachrichten: Ein neues Strickprojekt, Great British Sewing Bee, barocke Kleider, geknechtete Fotografen und ein Stoffevent
Seht ihr das zarte Grün? So ist der Stand des Frühlings in Berlin. Vor einem Jahr um diese Zeit war es wärmer, aber da letzte Woche, um den 10. Mai herum, auch die Mauersegler aus dem Winterquartier zurückkehrten, ist das Schlimmste geschafft, der Sommer liegt vor uns.
Noch ganz beeeinflusst von den niedrigen Temperaturen vor zwei, drei Wochen plante ich nach dem riesigen Marled-Magic-Tuch vom Westknits-Knitalong gleich das nächste Strickprojekt, genauer gesagt: Birgit - lila und gelb zeigte mir die Anleitung für die Strickjacke "Flaum" von Justyna Lorkowska, und ich war sofort verliebt. Ich brauche diese Jacke! Und da laut Anleitung ein Mohairgarn in Lacestärke und ein glattes Garn gemeinsam verstrickt werden sollten, ist das die Gelegenheit für das dunkelrote Mohairgarn, das ich im Januar in Bielefeld beim Stoffverkauf von Hindahl&Skudelny gekauft hatte.
Drops Lima rubinrot, rechts im Bild, ist leider kein passender Partner, das Gestrickte wird zu dick, aber mit Drops Alpaca (links) kommt die Maschenprobe fast genau hin, die Patentrippen werden sehr schön leicht und voluminös und die Farbe 3969, rot-lila passt perfekt zum Mohair. Die Anleitung für die Jacke ist auch spannend zu stricken, nahtlos, man fängt hinten in der Mitte mit dem Kragen an, strickt daran eine Passe in 1 rechts-1links-Rippe, die in Patent übergeht. Um die Längenunterschiede von Patent und 1/1-Rippe auszugleichen, muss man verkürzte Reihen stricken, und dann kommen ja auch noch eingestrickte Taschen, das heißt, dieses Strickprojekt wird mich eine Weile fesseln.
In der Zwischenzeit habe ich mir unmäßig wegen eines doofen beruflichen Termins Gedanken gemacht, was mich sehr zuverlässig vom Bloggen abhielt. Ein paar interessante, zum Teil schon ältere Links habe ich trotzdem für euch:
Neues vom Great British Sewing Bee. Nachdem zuletzt spekuliert worden war, die Show werde wegen Unstimmigkeiten zwischen dem Sender und der Produktionsfirma eingestellt, sagt jetzt der Juror Patrick Grant, er rechne mit einer neuen Staffel und könne sich gar nicht erklären, wo diese Gerüchte über die Einstellung herkommen könnten. Das klingt noch nicht ganz so, als sei diese Staffel wirklich beschlossene Sache, aber zumindest schon mal besser als die Meldungen vom Februar.
Alte Pracht in Dresden: Anfang April wurde die neue Dauerausstellung Macht und Mode im Dresdner Schloss eröffnet. Zu sehen sind unter anderem Textilien aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, darunter zahlreiche vollständig erhaltene Kleidungsstücke und Kleidungsensembles der Sächsischen Herrscher, die seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr öffentlich ausgestellt wurden. Die Webseite der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gibt einen Vorgeschmack, was für phantastische Gewänder dort zu erwarten sind. Sehr lesenswert auch der Artikel von Rabensturm, die die Ausstellung schon gesehen hat.
Alte Kleider im Netz: Wie unterscheidet sich ein Kleid von 1865 von einem Kleid von 1875? Die Modehistorikerin Lydia Edwards hat mit "How to read a dress" ein Buch geschrieben, das den Wandel der Modelinien vom 16. bis zum 20. Jahrhundert verfolgt - ganz anschaulich anhand von kommentierten Kleiderfotos, die die Details erklären, auf die es ankommt. Lydia Edwards ist als @dressedintime bei twitter und zeigt dort ab und zu interessante Kleiderfunde, wie zum Beispiel ein Korsett für schwangere Frauen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Einen Vorgeschmack auf das Buch bekommt man in ihrem Tumbler.
Eine Schafherde besitzen und mit der Wolle der eigenen Schafe stricken - kein schlechter Traum. Die Berliner Strickmodendesignerin Rike Feurstein hat sich diesen Traum erfüllt und rettet damit auch eine alte Schafsrasse, die fast verschwunden wäre.
Gequälte Kreaturen: Terrorisiert ihr eure Familie auch dauernd mit dem Wunsch, von euch und euren selbstgenähten Sachen Fotos für Blog oder Instagram zu knipsen? Eure geplagten Angehörigen können nun Trost finden - es gibt inzwischen einen Begriff für ihr Leiden.Thomas Klemm ist einer dieser "Instagram husbands" und schrieb über seine Erfahrungen in der FAZ.
Wie finde ich den Brustpunkt? Und was ist das überhaupt? Ich weiß noch, als ich vor Jahren zu ersten Mal den Begriff "Brustpunkt" im Zusammenhang mit Schnittänderungen einem Nähforum las, war ich verwirrt. Der Begriff wurde ganz selbstverständlich verwendet, so ähnlich, wie man "Äquator" oder "Nordpol" sagt, und jeder weiß, was gemeint ist. Hatte ich an entscheidender Stelle in Bio nicht aufgepasst? Meike - Crafteln veranschaulicht in ihrem Blogbeitrag sehr schön, was der Brustpunkt ist und wie man ihn auf einem Schnittmuster lokalisiert.
Und was ist der Fadenlauf? Fadenlauf ist auch so ein Begriff, den man beim Nähen kennen (und beachten) sollte, der aber nur selten grundlegend erklärt wird. Das beswingte Fräulein hat einen tollen Beitrag mit anschaulichen Beispielen zum Fadenlauf geschrieben, der nicht nur erklärt, was der Fadenlauf ist, sondern auch zeigt, welche Auswirkungen er auf den Fall der Kleidung hat.
Baumwollverarbeitung im Industriemuseum: Von einem Besuch in der Baumwollspinnerei Quarry Bank Mill schreibt Sieben Monate in Wales. Interessant!
Zuletzt noch eine Ankündigung einer eigenen Veranstaltung: Textiler Nachmittag und Buchvorstellung am Sonntagnachmittag, 21. 5. im Haus Eichkamp (S Messe Süd)
Am Sonntag stellen Susanne - Textile Geschichten und ich unsere Bücher vor, also das Stofflexikon Stoff und Faden und Susannes Bücher über textile Redensarten Verflixt und Zugenäht und Am Rockzipfel. Drumherum haben wir uns ein nettes, anschauliches Programm ausgedacht, es gibt Stoffproben zum Anfassen, Garn aus Brennnesseln aus Tierhaaren und eine Brennprobe - eigene Stoffe können gerne mitgebracht werden! Das Haus Eichkamp sorgt für Kaffee und Kuchen. Es geht um 15.00 Uhr los, alle Informationen findet ihr auch auf der Webseite des Hauses.
Dienstag, 2. Mai 2017
Upcycling-Workshops beim Lillestofffestival 2017
Ehe morgen der Verkauf der Eintrittskarten beginnt, möchte ich hier noch kurz meine Workshops beim Lillestoff-Festival ankündigen und euch erzählen, was euch dort erwartet.
Der erste Workshop ist ein Hemden-Upcycling-Workshop, in dem wir uns vor allem mit alten Oberhemden als Grundmaterial befassen werden. Hemden enthalten eine Menge Material, haben viele aufwendige Details wie Knopfleisten, die man weiterverwenden kann, und der Stoff lässt sich leicht verarbeiten, also ideal, um die Sache mit dem Upcycling einmal auszuprobieren. Aber ihr könnt natürlich auch gerne mit anderen Materialien arbeiten - bringt zu rettende Lieblingspullover und andere Textilien mit, und wir werden sehen, was uns dazu einfällt.
Upcycling ist nicht so wie "normales" Nähen: Es gibt meistens keinen vorgezeichneten Weg zum Endprodukt. Man muss sich auf die Gegebenheiten des Materials einlassen, improvisieren, ausprobieren und Lösungen finden, das ist manchmal ein ganz schön großer Sprung, wenn man sonst mit Schnittmustern und festen Anleitungen näht. Aber es macht Spaß! Beispiele, was beim Upcycling alles entstehen kann, findet ihr hier im Blog unter dem Label "Refashion". Der Schirmrock vom Bild entstand aus weißem Bettwäschestoff und Dreiecken aus Hemdenstoffen, ist extrem einfach zu nähen und anzupassen. Ich bringe zum Workshop einen Berg alter Hemden mit, so dass wir auf jeden Fall genug Stoff haben, um uns auszutoben.
Ihr braucht eure normale Nähausstattung und Sachen, die ihr umarbeiten wollt - wenn ihr euch bezüglich Maße und Passform sehr unsicher seid oder vielleicht etwas für euer Kind oder jemand anderen nähen wollt, der nicht dabei ist, dann wäre ein einfaches Schnittmuster als Grundlage gut, das der benähten Person passt, damit man die Größe besser abschätzen kann.
Beim zweiten Workshop, der T-Shirt-Rettung, geht es um eine einfache Methode, mit der man Löcher und Flecken in Teilen aus Jersey kaschieren kann. Diese "Negativapplikationen", bei denen man die obere Stofflage wegschneidet, damit die untere Lage sichtbar wird, ist an die phantastischen Applikationstechniken von Alabama Chanin angelehnt, aber nicht so aufwendig zu nähen, obwohl man mit der Hand näht. Ihr braucht neben Jerseyteilen mit Löchern und Flecken Jerseyreste zum Unterlegen (am besten geht Baumwolljersey), und wenn ihr habt Stickgarn oder Knopflochgarn oder Handquiltgarn - ich bringe aber eine Auswahl an Garn und Handnähnadeln mit.
Ein Klick aufs Bild unten bringt euch zum gesamten Programm - der Ticketverkauf im Lillestoff-Shop geht morgen im Laufe des Tages los. Hier in diesem Beitrag hatte ich über das Festival 2016 geschrieben, dort könnt ihr auch sehen, was letztes Jahr bei den Upcycling-Workshops herausgekommen ist.
Wir sehen uns im September - bis dahin!
Der erste Workshop ist ein Hemden-Upcycling-Workshop, in dem wir uns vor allem mit alten Oberhemden als Grundmaterial befassen werden. Hemden enthalten eine Menge Material, haben viele aufwendige Details wie Knopfleisten, die man weiterverwenden kann, und der Stoff lässt sich leicht verarbeiten, also ideal, um die Sache mit dem Upcycling einmal auszuprobieren. Aber ihr könnt natürlich auch gerne mit anderen Materialien arbeiten - bringt zu rettende Lieblingspullover und andere Textilien mit, und wir werden sehen, was uns dazu einfällt.
Upcycling ist nicht so wie "normales" Nähen: Es gibt meistens keinen vorgezeichneten Weg zum Endprodukt. Man muss sich auf die Gegebenheiten des Materials einlassen, improvisieren, ausprobieren und Lösungen finden, das ist manchmal ein ganz schön großer Sprung, wenn man sonst mit Schnittmustern und festen Anleitungen näht. Aber es macht Spaß! Beispiele, was beim Upcycling alles entstehen kann, findet ihr hier im Blog unter dem Label "Refashion". Der Schirmrock vom Bild entstand aus weißem Bettwäschestoff und Dreiecken aus Hemdenstoffen, ist extrem einfach zu nähen und anzupassen. Ich bringe zum Workshop einen Berg alter Hemden mit, so dass wir auf jeden Fall genug Stoff haben, um uns auszutoben.
Ihr braucht eure normale Nähausstattung und Sachen, die ihr umarbeiten wollt - wenn ihr euch bezüglich Maße und Passform sehr unsicher seid oder vielleicht etwas für euer Kind oder jemand anderen nähen wollt, der nicht dabei ist, dann wäre ein einfaches Schnittmuster als Grundlage gut, das der benähten Person passt, damit man die Größe besser abschätzen kann.
Beim zweiten Workshop, der T-Shirt-Rettung, geht es um eine einfache Methode, mit der man Löcher und Flecken in Teilen aus Jersey kaschieren kann. Diese "Negativapplikationen", bei denen man die obere Stofflage wegschneidet, damit die untere Lage sichtbar wird, ist an die phantastischen Applikationstechniken von Alabama Chanin angelehnt, aber nicht so aufwendig zu nähen, obwohl man mit der Hand näht. Ihr braucht neben Jerseyteilen mit Löchern und Flecken Jerseyreste zum Unterlegen (am besten geht Baumwolljersey), und wenn ihr habt Stickgarn oder Knopflochgarn oder Handquiltgarn - ich bringe aber eine Auswahl an Garn und Handnähnadeln mit.
Ein Klick aufs Bild unten bringt euch zum gesamten Programm - der Ticketverkauf im Lillestoff-Shop geht morgen im Laufe des Tages los. Hier in diesem Beitrag hatte ich über das Festival 2016 geschrieben, dort könnt ihr auch sehen, was letztes Jahr bei den Upcycling-Workshops herausgekommen ist.
Wir sehen uns im September - bis dahin!
Montag, 1. Mai 2017
Rope bowls ohne Nähmaschine bei der Stoffspielerei im April
Ehe ich mich noch monatelang dumm und dusselig wickele, poste ich lieber jetzt den aktuellen Stand meines Versuchs für die Stoffspielerei im April. Das Thema lautete "Seltene Techniken", und Suschna hatte in ihrem Blog Textile Geschichten schon gestern die Projekte der Mitstreiterinnen gesammelt.
Wenn es um seltene - ich intepretiere das als ungewöhnliche, nicht mehr verbreitete - Techniken geht, dann ist das "Werkbuch für Mädchen" von Ruth Zechlin ein guter Ausgangspunkt. Das Buch erschien seit den 1950er Jahren in vielen Auflagen - ich habe eines aus der 24. Auflage von 1960 - und es behandelt neben bekannten Handarbeitstechniken wie Stricken und Häkeln auch weniger gebräuchliche Techniken. Die Zielsetzung des Buches ist aus heutiger Sicht mehr als merkwürdig, neben der geschlechtsspezifischen Zuordnung im Titel gibt es z.B. eine Einleitung, in der über "Werkgesetze, die wir beachten müssen" doziert wird.
Manche Technikkapitel sind aber sehr interessant, denn Anleitungen für "Arbeiten aus Bast, Binsen und Stroh" findet man sonst kaum. Aus diesem Kapitel habe ich mich mit den Wickelarbeiten befasst. Dabei werden dicke Schnüren aus den Grundmaterialien (Binsen, Stroh) mit Hilfe von Garn zu Gefäßen zusammengefügt.
Bei der getesteten Wickeltechnik wird das Grundmaterial (im Buch: Peddigrohr) schneckenförmig aufgerollt und mit dem Garn komplett umwickelt. Durch regelmäßige Stiche in die vorhergehende Runde verbindet man das Gewickelte zu einer zusammenhängenden Fläche.
Ich habe als Einlage ein geflochtenes Seil, eine Art Wäscheleine verwendet, die es im 1-Euro-Laden nur in den nicht so ansprechenden Farben neongelb, neonorange und neonpink gab - deshalb ein Versuch, das Seil komplett zu umwickeln. Das Garn sind Reste aus Baumwolle, das typische Topflappengarn.
Die knappe Anleitung im Buch, die fast nur aus einer nicht sehr deutlichen Zeichnung besteht, habe ich nicht hundertprozentig nachvollziehen können. Anscheinend wird das Garn zum Umwickeln entweder in Form einer Acht um das Grundmaterial geschlungen, oder mit dem so genannten "Knotenstich", der wohl so ähnlich wie ein Knopflochstich funktioniert. Wie man diese Verschlingungen einigermaßen rationell arbeiten kann, ohne Wicklung für Wicklung mit einer Nadel zu fädeln, habe ich nicht herausbekommen, an dieser Stelle hätte ich ein Video oder wenigstens eine Folge von Bildern gebraucht.
Ich habe dann einfach das Seil immer fünf- bis sechsmal mit Baumwollgarn umwickelt, bei der nächsten Wicklung eine Runde tiefer eingestochen, wieder gewickelt wieder eingestochen - was schon viel, viel länger dauerte, als ich mir vorher vorgestellt hatte, aber ausreichend stabil zu sein scheint. Der angefangene Korb, im Moment nur eine Scheibe in der Größe eine Kuchentellers mit etwas Knick, ist das Ergebnis der Wickelei von mehreren Abenden.
Ich hatte gehofft, eine alternative Technik zu den zur Zeit so beliebten "rope bowls", den mit der Nähmaschine aus Seilen genähten Behältnissen zu finden. Nun ja. Das Ergebnis gefällt mir zwar sehr, aber die Handnähtechnik ist so langwierig, dass ich nicht glaube, dass sich irgendjemand diese Wickelei als neues Hobby aussuchen wird. Oder ich bin einfach nicht der Typ für gewickelt-genähte Behältnisse, denn auch den Versuch mit einem maschinell genähten Korb in rope bowl-Technik bei der Stoffspielerei im Dezember 2013 fand ich ermüdend, aber immerhin benutze ich den großen Papierkorb immer noch, den ich damals gemacht habe.
Als nächstes könnte ich noch eine andere Wickel- und Nähtechnik ausprobieren, bei der das Seil größtenteils sichtbar bleibt - vielleicht komme ich dann zu dem Brotkorb, den ich eigentlich geplant hatte, denn das könnte etwas schneller gehen.
Alle Mitstreiterinnen bei den "Seltenen Techniken" findet ihr bei Susanne hier im Blog "Textile Geschichten". Die nächste Stoffspielerei ist am 28. 5. bei Griselda/Machwerke zum Thema Jeans - Blau in allen Schattierungen. Der Termin im Juni ist am 25. 6. hier zum Thema Schwarz und Weiß.
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