Diese Kragenform bereitet mir Kopfzerbrechen
Im allgemeinen geht man ja davon aus, das eigentlich Tolle am Selbernähen sei die vollkommene Freiheit, Kleidungsstücke genau so gestalten zu können, wie man sie haben möchte.
Aber was zumm Teufel macht man, wenn man nicht genau weiß, was man haben will? Für die Jacke 118 aus Burda 2/2007 habe ich ein Probeteil genäht. Es passt überraschend gut, für die richtige Jacke werde ich einen silbergrauen Baumwollsatin mit Stretchanteil verwenden und die Zierpasse weglassen.
So weit, so gut. Aber ich weiß immer noch nicht, was ich von diesem abgerundeten Reverskragen halten soll, der genau genommen gar kein Reverskragen ist, weil er im Ganzen angesetzt wird. Daher sind technische Probleme, wie sie einem bei einem echten Revers blühen können, immerhin nicht zu erwarten. Aber will ich das überhaupt so abgerundet haben? Wäre es nicht andererseits idiotisch, gerade das, was man an diesem Schnitt als "Design" ansehen kann, zu ändern? Allerdings finde ich den Kragen etwas bieder - aber das könnte man ja auch positiv als "retro" bezeichnen. So überlege ich schon seit Tagen.
Bevor ich heute Abend den Stoff zuschneide, werde ich zuerst die Schere am Revers ansetzen. Mal sehen, was letztendlich davon übrig bleibt.
Dienstag, 27. Mai 2008
Freitag, 23. Mai 2008
T-Shirt Refashion oder Mein erster Versuch mit Jersey
Das Ausgangsmaterial
Zugegeben - mein aller-, allererster Versuch mit Jersey liegt nur zu lange zurück, um noch zu zählen. Als ich knapp 18 war, habe ich schon einmal aus einem schwarzen und einem rotem T-Shirt ein neues gemacht - rot mit einem schwarzen Mittelteil und einem eckigen, schwarz eingefaßten Ausschnitt. Auch wenn die Reaktion meiner Mutter ("Willst du wirklich SO in die Schule gehen?") anderes erwarten ließ, wurde ich damals oft gefragt, wo ich denn das schöne Teil gekauft hätte.
Aus vorhandenen Kleidungsstücken andere nähen stand also ganz am Anfang meiner Nähkarriere, und letztlich hat mich Geldmangel, in Kombination mit einer ganz genauen Vorstellung von gewünschten Kleidungsstücken, zum Nähen gebracht. Heute ist das übrigens nicht viel anders, wenn auch auf einem etwas anderen Level als damals.
Über den Begriff Refashion stolperte ich dann vor einiger Zeit bei Bärbel und durch ihren Blogbeitrag lernte ich, dass das, was ich als Teenager gemacht hatte, nicht nur einen schicken englischen Namen hat, sondern dass daraus eine Bewegung mit eigenen Regeln und Theorien geworden ist. Und mit mehr Blogbeiträgen, als ein einzelner Mensch überhaupt lesen kann. So theoretisch überhöhen wie die Protagonisten dieser Bewegung möchte ich das Umarbeiten ja nicht. Aber den Nachhaltigkeitsgedanken, dass nämlich Ressourcen, die schon längst in meinem Kleiderschrank herumhängen, auch genutzt werden sollten, den finde ich bedenkenswert.
In diesem Fall ist die brachliegende Kleidungsressource ein Werbe-T-Shirt des indischen Restaurants Shalimar in Hamburg, das ich vor Unzeiten von dem Inhaber geschenkt bekam. Ich habe es praktisch nie getragen, aber es ist sechs Mal mit mir umgezogen.
Nachher: Ein passender Schnitt
Das T-shirt hatte die übliche großzügige Form, die T-Shirts zu Anfang der Neunziger hatten - also: ich passte zweimal rein. Wie Bärbel so schön geschrieben hatte, es war an mir, aus diesem untragbaren Teil etwas Schönes zu machen.
Da ich Shirts mit Aufschrift nicht sonderlich mag, wurde die Schrift für das Vorderteil umgedreht. Den Schnitt habe ich von einem gut passenden T-Shirt abgenomen, genäht wurde mit einer normalen Nähmaschine (leichter Zickzackstich, Jerseynadel). Säume und Ärmelsäume habe ich weiterverwendet - so schön kriege ich die wahrscheinlich nicht hin.
Um das Weiß und das Blau des Motivs wieder aufzunehmen, habe ich Kirschblüten mit Schablone auf einige Partien schabloniert und die Teilungsnähte mit dem nachgemachten Overlockstich der Nähmaschine abgenäht.
Das Resultat passt und gefällt und das nächste T-Shirt wartet schon auf seine Verwandlung. Dazu demnächst mehr.
Montag, 19. Mai 2008
Wer sein Auto wirklich liebt...
Mit einem Schnittmuster kann ich leider nicht dienen
... der näht ihm eine schicke Hülle aus leichtem Polyester-Krepp. Gesehen am Wochenende in Wismar.
... der näht ihm eine schicke Hülle aus leichtem Polyester-Krepp. Gesehen am Wochenende in Wismar.
Mittwoch, 14. Mai 2008
Was eine Torte bewirken kann
Unter fremden, neu verbandelten Familien kann es ganz schön knirschen, besonders wenn die Verhaltensweisen bei Familienfeiern und Geburtstagsglückwünschen stark voneinander abweichen. Manch einer hält dann für böse Absicht, was lediglich die Familiengewohnheit ist, solche Anlässe nicht allzu wichtig zu nehmen. Den Schaden zu reparieren kann Jahre dauern.
In meinem Fall erwies sich obige Geschenkverpackung in Form eines genähten Tortenstücks (gefüllt mit Backzutaten und in Begleitung eines Backbuchs) als wirkungsvoll. Die beschenkte Bäckerin erkannte ganz richtig den Arbeitsaufwand und damit war die Welt wieder einigermaßen in Ordnung. Eine angemessene Antwort auf ihre Gesprächsangebote ("Na, ist das hier nicht GEMÜTLICH!?") habe ich zwar noch nicht gefunden, aber bei größeren Familienfeiern fällt das glücklicherweise nicht weiter auf.
Die Torte gehört übrigens zu den Nähprojekten, die ich wegen ihrer Kniffeligkeit bestimmt nicht so schnell wiederholen werde. Die Kanten des Tortenstücks sind mit halbierten Plastiktrinkhalmen in Stofftunneln stabilisiert, außerdem ist das ganze Ding mit fester Vlieseline (H 250) bebügelt. Die Glasurseiten der Torte bestehen aus Bastelfilz, der mit kleinen Stichen per Hand auf den Nessel-Unterbau genäht wurde. Das Futter ist ebenfalls aus Nessel und wurde von Hand an das Reißverschlussband gesäumt. Ein reiner Spaß war hingegen das Verzieren mit Zackenlitze, Glasperlen und buntem Filz.
Freitag, 9. Mai 2008
Zentralste Nähversorgung
Heute komme ich endlich einmal dazu, über das Thema zu schreiben, was ich eigentlich am Anfang in den Mittelpunkt dieses Blogs stellen wollte (man hat ja manchmal so Pläne): Die Einkaufsmöglichkeiten für Stoffe und andere Lebensnotwendigkeiten in Berlin.
Im Knopfloch am Alexanderplatz war ich mittlerweile am häufigsten - das hat nicht unbedingt mit dem Laden selbst zu tun, sondern vor allem mit seiner unschlagbaren günstigen Lage, nur wenige Schritte von S- und U-Bahn entfernt. Alte West-Berliner werden jetzt aufstöhnen, aber zentraler kann ein Laden kaum liegen: in der etwas angeschmuddelten Passage des Alexanderhauses neben der Weltzeituhr.
Der Laden selbst wirkt auf den ersten Blick etwas altmodisch und unübersichtlich, was auch am Wollregal liegt, das man beim Hereinkommen als erstes sieht: Die Auswahl finde ich nicht so doll, es gibt recht viel Acryl in grellen Farben, ein paar Garne von online und Gedifra und ansonsten meistens nichts, was ich gerne auf der Nadel hätte.
Nachdem ich jetzt mehrere Male dort war, habe ich aber die unbestreitbaren Vorzüge des Ladens entdeckt. Da sind zunächst einmal die Verkäuferinnen alten Schlags, die sich in der Materie auskennen und beraten können und wollen, egal ob eine Schülerin Stoff für ein Taschennähprojekt an der Schule braucht oder eine kniffelige Lösung für ein Gothikkleid gefunden werden soll. Die einen aber auch einfach in Ruhe Stoffe schauen lassen, wenn man das möchte.
Zweitens hat das Knopfloch eine gute Auswahl an saisonunabhängigen Standardstoffen, Handarbeits- und Patchworkstoffen und ich begrüße es sehr, wenn ich auch jetzt im Mai beispielsweise Cord in verschiedenen Farben kaufen kann, falls ich ihn brauche und nicht auf die Herbstsaison warten muss. Die Stoffpreise finde ich in Ordnung - nicht überragend günstig, aber auch nicht überteuert, angemessen eben, etwa die Preise, die man für Markenstoffe im allgemeinen zahlt. Dann gibt es in dem Laden noch viel, viel mehr, was man aber schätzungsweise erst beim dritten Mal sieht, weil man am Anfang gar nicht alles erfassen kann. Zum Beispiel neben Burdaschnitten neuerdings auch Schnitte von Simplicity und Unterwäsche-Schnitte von Sewy nebst Dessousstoffen und -zubehör. Perlen von Gütermann, Stickpackungen und Handstickgarne, außerdem Maschinenstickgarne von Madeira und das Gütermann Baumwollstickgarn. Knöpfe von union Knopf, dill, Muehlmeier und die schönen, selten zu findenden von Jim Knopf und natürlich die üblichen Kurzwaren, Bänder, Borten, Häkelgarne und so weiter. Nicht zuletzt verkauft das Knopfloch auch Nähmaschinen (Pfaff, Singer, Brother) und bietet eine Nähmaschineninspektion für 30 Euro an.
Nur die Saisonstoffe, da kommen das Knopfloch und ich nicht so recht zusammen. Obwohl ich viel schwarz und dunkle Farben trage, sind mir die Stoffe dort zu düster, vielfach auch zu gemustert. Möglicherweise ist das einfach eine seltsame Diskrepanz zwischen Fühlen und Denken bei mir: Offenbar mag ich Stoffläden lieber, in denen es viele bunte Stoffe gibt, obwohl ich letztlich immer dunkle kaufe. Das muss ich mal weiter beobachten. Stoff habe ich also noch nicht gekauft, und das obwohl zum Saisonwechsel zum Teil kräftig reduziert wird. Aber kann ja noch werden.
Knopfloch
Alexanderplatz 2
10178 Berlin
Haltestelle Alexanderplatz
Update 16.6.2008:
Aus einem werden zwei: Die Inhaberinnen des Knopflochs gehen anscheinend in Zukunft getrennte Wege: Wie die Webseite ankündigt, zieht das Knopfloch zum 1.7.2008 in einen S-Bahn-Bogen neben das Alexa. Ein zweiter Laden eröffnet ebenfalls am 1.7.2008 im Berlin-Carré in der Karl-Liebknecht-Straße.
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