Sonntag, 29. Juli 2012
Sieben Farben weiß: Patchwork paradox
Knoten, Falten, Verdrehen, Schneiden - um diese manipulativeren Methoden der Stoffmanipulation ging es mir diesmal nicht. Ja, mein Genähtes qualifiziert sich höchstens noch gerade so als Stoffmanipulation, ich hatte aber einfach größte Lust es anzufertigen.
Seitdem wir nämlich beim Quiltgruppentreffen English Paper Piecing durchgenommen hatten, handgenähtes Patchwork mit Hilfe von Papierschablonen, überlegte und verwarf ich Projekte in dieser Technik. Als erst Floh, dann Suschna English Paper Piecing im Blog zeigten, druckte ich mir eine Seite Fünfecke aus (von hier) und fing an - mit den Stoffen aus der Manipulationstüte, also weißem Batist, ungebleichtem Leinen, Nessel und anderen weißen Stoffen, Nähgarn in weiß, schwarz und rot - absichtlich nicht passend, absichtlich mit sichtbaren Stichen.
Fünfecke erschienen mir weniger regelmäßig und vorhersehbar als Sechsecke, aus denen dieses Patchwork traditionellerweise genäht wird. Der Stern aus Rauten auf der Rückseite der Tasche ergab sich aus den Resten, den Zwischenräumen der ausgedruckten Fünfecke.
In Wirklichkeit fallen die Farbunterschiede zwischen den Stoffen übrigens nicht so stark auf - die Kamera verstärkt sie ohne mein Zutun. In Muster und Technik sehe ich noch viele Möglichkeiten, mehrfarbig natürlich, aber auch ein Patchwork aus nur einem einzigen einfarbigen Stoff erscheint mir reizvoll. Das führte das Prinzip des Patchworks ad absurdum. Im nächsten Schritt müsste ich auf die Einzelteile verzichten, und nur noch die verbindenden Nähte auf den Stoff nähen. Oder ein Gitter aus Nähten anlegen, ganz ohne Stoffstücke dazwischen. Also quasi ein Einkaufsnetz! Wenn man sich einmal mit paradoxem Patchwork beschäftigt, führt zwangsläufig eines zum anderen.
Alle Stoffmanipulationsideen sammelt wie immer Suschna.
Mittwoch, 25. Juli 2012
Schon wieder Näh-Fragezeichen: T-Shirts nähen
Meike fragte beim vorletzten Nähfragezeichen, das jetzt noch einmal das aktuelle Nähfragezeichen ist:
Shirts nähen?(Da sie die Frage nur noch einmal stellt, weil ich vorwitzigerweise drauf hingewiesen hatte, dass das Nähfragezeichen nur eine Woche im Blog stand, fühle ich mich jetzt auch verpflichtet zu antworten.)
Warum näht ihr Shirts - wo es doch T-Shirts in großen Mengen und oft auch günstig zu kaufen gibt. Bei Jersey zählen ja auch nicht wirklich Passformprobleme. Was ist der Unterschied zwischen Euren Shirts und Kaufshirts?
Also: ihr habt alle Recht! Die, die sagen, dass es sich doch nicht lohne Shirts zu nähen, da man doch fast jede Farbe und Form günstig kaufen könne. Und die, die trotzdem selbst nähen, weil sie eben genau die richtige Ärmellänge, Ausschnittform, Schnittvariation und so weiter selbst bestimmen möchten.
Ich würde ja gerne zu der zweiten Gruppe gehören. Einmal habe ich mit dem Markt eine günstige Quelle für passablen Jersey vor der Tür, daher ist das Shirtnähen sogar ökonomisch sinnvoll. Zweitens betrete ich die Läden der großen Ketten derzeit gar nicht mehr, und ich sehe jedes Teil, das ich da nicht kaufe, als Erfolg an.
Allein, es fehlt mir an Übung. Man kann ja nicht erwarten, auf Anhieb perfekte Shirts zu produzieren - ebensowenig wie bei jedem anderen Nähobjekt. Die an sich einfache Konstruktion eines Shirts verleitet aber zu dieser Erwartung, und das macht unbefriedigene Ergebnisse noch umso unbefriedigender. Wer würde sich schon zerfleischen, wenn der asymmetrische Wollmantel nach einem Originalschnitt von 1952 mit 76 Teilen nähtechnisch nicht überall ganz gelungen ist? Eben. Bei einem einfachen Shirt aus 4 Teilen, 6 Nähten und ein paar Säumen fällt ein Verarbeitungsmakel erstens weit mehr auf, und zweitens auch motivationspsychologisch weit stärker ins Gewicht.
Außerdem ist Jerseymaterial nicht nur dehnbar, sondern auch erschreckend wandlungsfähig: ein Patentrezept zu finden - "so nähe ich das jetzt immer" - erscheint hoffnungslos, wenn doch jede neue Jerseyqualität wieder andere Tücken und Mucken hat. Zumindest bei den ersten 50 Shirts, vielleicht setzt danach die Routine ein, ich weiß es noch nicht. Poldis Beobachtung kann ich jedenfalls bestätigen: der Streifen für das Halsbündchen kann immer kürzer sein, als man zuerst denkt!
Ich nähe also mit wechselndem Erfolg weiterhin Shirts und versuche, mich einer konstant guten Verarbeitung und einem passenden Tshirt-Grundschnitt wie ihn Shirtmeisterin Monika verwendet, anzunähern.
Die Shirt-Nähanleitung bei Sandras Samos, die Meike schon verlinkt hatte, ist auf jeden Fall ein guter Ausgangspunkt. Was die Schnitte betrifft, bin ich bisher zu unsystematisch vorgegangen: jeden Schnitt nur einmal nähen und nie-, nie-, niemals Änderungen auf das Schnittmuster zurückübertragen - so kann das ja nichts werden mit dem Lieblingsschnitt.
Derzeit hätte ich gerne ein ganz einfaches Shirtschnittmuster mit angeschnittenen Ärmeln. Ausprobiert habe ich 106 aus Burdastyle 6/2011, eigentlich ein Schnitt für Webstoffe (Schnittmuster bei Burda hier). Ich habe einiges an Weite weggenommen, der V-Ausschnitt ist einen Tick zu breit, das Ergebnis ist OK - nicht brilliant, aber auch nicht schlechter als etwas Gekauftes. Darauf sollte ich aufbauen, und den Schnitt mit den Änderungen gleich noch einmal nähen!
Im Netz gibt es aber auch einige kostenlose T-Shirtschnitte, falls noch jemand schnittlos ist und das Shirtnähen gerne probieren möchte:
- das Blank Canvas Tee von 3 Hours Past the Edge of the World hat auch angeschnittene kurze Ärmel. Steph stellt in ihrem Blog regelmäßig Variationen dieses Schnittes vor und zeigt, wie sie konstruiert werden.
- Ida von schnittchen.com (vorletzter Eintrag auf der Seite) ist ein ärmelloses Jerseytop mit V-Ausschnitt und einem im Nacken hochgezogenen Kragen.
- das Damen-Shirt von schneidern-naehen.de hat dreiviertellange Ärmel und einen runden Ausschnitt, der laut Anleitung nur umgeklappt und festgesteppt werden soll - hier wählt man wohl besser die Verarbeitung aus der oben verlinkten Anleitung von Sandras Samos mit Halsbündchen.
Die anderen Nähfragezeichen-Antworten, das Shirtnähen betreffend, hier bei Meike.
Nur noch bis Sonntag: "Fashioning fashion" im DHM
Kleine Erinnerung für die LiebhaberInnen handgemachter Textilien unter euch: nur noch bis zum Sonntag läuft im Deutschen Historischen Museum die Ausstellung Fahioning fashion, eine wunderbare gemachte Schau großer Roben aus der Zeit von 1700 bis 1915. Zu sehen sind Kleider aus dem Bestand des Los Angeles County Museums, Suschna hatte hier über die Ausstellung und die online-Gallerie des Leihgebers schon ausführlich geschrieben.
Die Kleider, größtenteils Hofroben, Fest- und Brautkleider, eben das, was schon früher besonders geschont und aufgehoben wurde, sind meistens mit den passenden Accessoires auf Puppen drapiert, so dass man einen Eindruck gewinnt, wie die Sachen an der Trägerin bzw. am Träger ausgesehen haben müssen. Einige Stücke werden in Vitrinen präsentiert, so dass man sich aus der Nähe von der außerordentlichen Qualität der Handarbeit überzeugen kann. Manche Handstiche sind kaum sichtbar, das Stickgarn zum Teil so fein, dass man sich fragt, wie solche Handarbeiten in einer Epoche ohne elektrisches Licht überhaupt geschaffen werden konnten. Die Expertise, die nötig war, um Borten aus geschnittenen Marabufedern, Nadelspitzen und Seidenstickerei zu schaffen, ist atemberaubend. Am Eingang zu Ausstellung bekommt man ein kleines Heft mit den Texten zu den Exponaten, die zum Beispiel auch über spezielle Herstellungstechniken und Materialien informieren, also kein Gedrängel vor schwer lesbaren Schildchen, das hatte mir besonders gefallen.
Wenn ihr euch den fetten Katalog nicht gönnen wollt (verständlich, er kostet im Buchhandel 49,95, in der Ausstellung 39, 90), es gibt ein schön gemachtes Magazin - Fokus Fashion - plus Ausstellungsplakat im Museumsshop. Darin sind noch einmal einige Kleider abgebildet, es gibt Artikel über die Ausstellungsmacher und die konservatorischen Herausforderung, die so eine Ausstellung darstellt, über junge Berliner Modemacher und ihr Verhältnis zur Tradition, und wie ich gerade sehe kostet das Magazin nur noch 2 Euro, die es auf jeden Fall mehr als wert ist (ich hatte im April noch 5 bezahlt).
Montag, 23. Juli 2012
Wochenrückblick KW 29
1. Die vergangene Woche bot wieder jede Menge interessante Wolkenformationen. Glücklicherweise war es zum Marktbesuch mit Meike und Melleni am Dienstag ausreichend trocken. Während Meike eine beeindruckende Beute heimtrug und auch Melleni nicht ganz ohne Stoff heimging, konnte mich irgendwie gar nichts begeistern: Sommerstoffe - bei dem Wetter? Herbststoffe - och nö, nicht jetzt schon! Ist es OK, wenn ich eine Strickphase einschiebe? Die Miette-Strickjacke von letzter Woche ist fast fertig und ich plane eine dunkelrote Herbst- und Winterstrickjacke.
2. Dann war Büroeinweihung - etwas überstürzt geplant, und mitten in der Haupturlaubszeit, aber trotzdem nett. Bürogenossin B. hat defnitiv ein Händchen für Innendekoration - man beachte den wahnsinnigen Käseigel mit Glitzer vorne links. Die gemeinschaftlich beschlossene Wandgestaltung in der Kaffeeküche belegt den Einfluss des modisch-industriellen Komplexes und seiner Trendvorgaben: Der Streifen an der Wand ist orange!
3. - 5. Hab ich euch jemals gezeigt, wie es da sonst so aussieht? Die Räume waren zuletzt eine Kosmetikpraxis namens Beauty Queen und standen dann eine Weile leer. Es klingeln aber immer noch Menschen, die einen Verschönerungstermin vereinbaren möchten!
Darunter ist meine Ecke - das ehemalige Wartezimmer, vorher und jetzt. Ein Eimer weiße Farbe und ein geputztes Fenster wirkten Wunder.
6. + 7. Am Samstag war die Abschlussveranstaltung der Best Sabel Designschule in den Uferhallen im Wedding mit mehreren Modenschauen - oben Experimente des ersten Jahrgangs zum Thema Weiße Insektenwelt, unten eine der Abschlusskollektionen, The Neverending Story. Nicht ganz sicher, ob ich das richtig zugeordnet habe - von den 13 Kollektionen war knapp die Hälfte weiß oder fast-weiß: Schneekönigin-winterweiß wie hier, aber auch Deauville-sommerweiß, futuristisch zukunftsweiß, retroweiß...
Freitag, 20. Juli 2012
Das Nähfragezeichen: Markenqualität fürs Zubehör?
Meikes aktuelles Nähfragezeichen fragt nach der Qualität von Zubehör und Kurzwaren:
Markenqualität fürs Zubehör?Kommt drauf an - ich kaufe beides und habe durch Ausprobieren über die Jahre herausgefunden, bei welchen Billigprodukten ich zugreifen kann. Im großen und ganzen glaube ich schon, dass Markenware tendenziell besser ist, aber manches ist mir einfach zu teuer, allein Nähgarn und Reißverschluss für ein Projekt können ja schon mal 10 Euro kosten.
Achtet ihr auf Marken beim Kauf von Nähnadeln, Garn, Reissverschlüssen etc? Welche Erfahrungen habt ihr mit "Billigware" gemacht?Könnt ihr bestimmte Produkte empfehlen?
Scheren: hier würde ich nur Markenqualität kaufen. Es wird ja öfter behauptet, die Stoffscheren von Ikea seien nicht schlecht für den Anfang, und ich hätte dem nicht unbedingt widersprochen - bis ich beim Nähkränzchen einmal mit so einer Schere Stoff schneiden wollte. Danach war mir klar, warum meine eigene Schere beim Kränzchen ständig von den anderen benutzt wurde! Für den Preis von 5 oder 6 Ikea-Scheren kann man sich schon eine gute kaufen, und die hat man dann für immer, und man braucht die Schere so oft, dass man sich über Billigzeug sehr oft ärgern kann.
Ich würde eher bei einem auf Messer und Scheren spezialisierten Laden bzw. Händler als im Kaufhaus kaufen - mit meiner kleinen Stickschere vom Scherenstand auf dem Winterfeldtmarkt bin ich sehr zufrieden. Vorher hatte ich eine nur mäßig schneidende Stickschere aus dem Kaufhaus, die auf einmal auseinander gefallen ist, obwohl ich gerade da "Markenqualität" erwartet hatte - es stand jedenfalls ein Markenname auf der Verpackung.
Anders bei der Zackenschere: da habe ich tatsächlich eine von Ikea und bin damit zufrieden. Ich benutze sie so selten, dass ich nicht mehr dafür ausgeben wollte. Wenn sie mal nicht mehr richtig scharf ist, taugt sie immer noch für Papierbasteleien.
Nähmaschinennadeln: Nur noch Markenqualität, nachdem ich einmal Billignadeln probiert hatte, die quasi an jeder zweiten Nahtkreuzung brachen. In Berlin hab ich die Marke Groz-Beckert für mich entdeckt, die gab es beim nächstgelegenen Nähmaschinendealer. Sie sind sogar ein paar Cents günstiger sals die Kaufhausmarken Prym oder Schmetz und richtig gut. (Oder alles Psychologie: ich springe wahrscheinlich darauf an, Nadeln vom "Weltmarktführer für Industrienadeln" zu verwenden).
Stecknadeln: teils - teils. Diese Billigstecknadeln mit großen, bunten Köpfen, die auf einem Plastikrädchen verkauft werden, taugen für überhapt nichts, außer für die Pinnwand - es handelt sich offenbar um angespitzte Drahtstücke. Ich verwende uralte Glaskopfstecknadeln aus dem Nähkästchen meiner Mutter und Stahlstecknadeln ohne Kopf. Sie kosten ein bißchen mehr, sind dafür aber richtig spitz, und auch sie kauft man ja nur einmal.
Außerdem sammele ich die Stecknadeln, mit denen Oberhemden in der Verpackung zusammengesteckt werden - die bevorzugte Hemdenmarke des Liebsten verwendet zwar nicht sehr stabile, aber sehr feine Nadeln, die im Nahtzugabe-Haushalt natürlich nicht weggeworfen werden.
Nähgarn: fast ausschließlich nicht-Marken-Garn, es sei denn ich brauche eine ganz besondere Farbe, und dann erschrecke ich mich jedes Mal, was das kostet. Auf dem Markt hier gibt es holländisches Polyester-Nähgarn, die Rolle für 1,50, also auch kein wirkliches "Billiggarn". Mit dem Nähgarn aus einem Garnset von Plus vor ein paar Jahren habe ich aber auch gute Erfahrungen gemacht.
In Leipzig hatte ich einen 1-Euro-Laden mit großer Kurzwarenecke in meiner Nähe gefunden, der unter anderem Polyesternähgarn in ein paar Standardfarben anbot (in den Gohlis-Arkaden, keine Gewähr, dass es den Laden so noch gibt).
Im Vergleich zu Markennähgarn ist das billige deutlich rauher - außerdem, darauf wies mich Meike gerade hin, gibt es Billiggarn nur in einer, meistens nicht näher definierten Stärke. Es ist also ganz plausibel, dass manche Nähmaschinen mit Markengarn besser zurechtkommen, und sollte ich jemals Seidensatin oder etwas ähnliches Empfindliches unter den Nadel haben, würde ich mir auf jeden Fall besonders dünnes Markennähgarn gönnen.
Reißverschlüsse: Auch hier ist der Markt meine bevorzugte Quelle, ein normaler Reißverschluss, 20cm kostet dort 50 Cent. In Leipzig kaufte ich Reißverschlüsse in dem schon erwähnten 1-Euro-Laden in den Gohlis-Arkaden, oder in dem Kurzwaren- und Wollladen dort, dem Textilstübchen. Dort gab es zum Beispiel Jackenreißverschlüsse, die man gleich vor Ort kürzen lassen konnte, außerdem Reißverschlussmeterware, alles preiswerter als im Kaufhaus.
Da das Textilstübchen von außen absolut unspektakulär aussieht, entdeckte ich es erst nach einigen Jahren, daher mein Tipp: schaut mal ins Branchenbuch eurer Stadt und geht gezielt in die unscheinbaren Läden. Hier in Berlin verkaufen auch manche Änderungsschneidereien und Schuh- und Schlüsseldienste Nähgarn und Reißverschlüsse, und ich finde es geht nichts über eine Kurzwarenquelle in der Nähe, wenn man nur schnell eine Kleinigkeit braucht.
Qualitätsprobleme hatte ich bei Nicht-Marken-Reißverschlüssen übrigens noch nie - mir gehen immer nur die in den Sachen von H&M kaputt, was vielleicht belegt, dass es auch im Billigsegment Unterschiede gibt.
Noch mehr Nähfragezeichen-Antworten zur Zubehörfrage gibt es hier bei Meike.
Donnerstag, 19. Juli 2012
Wochenrückblick KW 28
Dinge, die ich letzte Woche täglich gemacht habe:
- Untersetzer auf dem Balkon ausleeren
- stricken (es wird eine Miette)
- Gewitter und/oder einen Harry-Potter-Film ansehen
- vor Platzregen flüchten
- wetterfühlig sein
Donnerstag, 12. Juli 2012
Eigentore des Selbernähens (106, Burdastyle 5/2012)
Ihr erinnert euch vielleicht: der Wunsch nach „irgendetwas in orange“ hatte sich vor einigen Wochen in meinem Kopf materialisiert, ich kaufte orangen Stoff und danach begegnete mir die Farbe an jeder zweiten Ecke, sogar in einem Kaufhausprospekt, so dass ich schon an eine Verschwörung zu glauben begann. Die Kommentare von frifris, Kirschenkind und Teresa, die auch einem unerklärlichen Drang nach orange erlegen sind, beruhigten mich ja nicht gerade. Da ist doch was im Busch!
Jetzt ist der Rock schon lange fertig, die Stimme hat sich seither nicht mehr gemeldet (uff!), aber ich musste erkennen: das war ein Eigentor. Ich habe nämlich nichts, was dazu passt. Nur blaue Schuhe, deren Blauton sich mit dem Rock beißt. Lauter anders blaue T-Shirts. Schwarz geht ja immer, ist aber auch nicht optimal. Das dunkelbraune T-Shirt vom Foto unten ist schon ziemlich verwaschen. Ich müsste mir also noch was für oben nähen, wenn ich bloß wüsste was. Any ideas? Welcher Farbe, welcher Schnitt? Besonders die Farbe macht mir Kopfzerbrechen, ich hätte gleich daran denken sollen, dass zweifarbige Sachen schwer zu kombinieren sind, weil es mit einer dritten Farbe einfach ziemlich bunt wird.
Der Schnitt (106 aus Burda 5/2012) gefällt mir aber gut - aus schwarzem Leinen wäre das ein Lieblings-Sommerrock. Lange, weite Röcke finde ich im Sommer einfach entspannt zu tragen, und durch die Stoffmassen entstehen beim Gehen Luftverwirbelungen, so dass man eine frische Brise immer dabei hat. (Nicht, dass wir das im Moment besonders dringend brauchen, aber falls...)
Das Nähen war bis auf die verdeckte Knopfleiste unproblematisch. Im Prinzip handelt es sich um einen 8-Bahnen-Rock mit Taschen in den seitlichen Bahnen vorne. Für die Farbaufteilung orientierte ich mich an der vorgegebenen Saumlinie der kürzeren Version des Rocks und malte im gleichmäßigen Abstand dazu meine Unterteilungen auf. Der Rock ist nochmal gut 3cm länger als das lange Modell, da mir die Flächenaufteilung im ungesäumten Zustand so gut gefiel. Die letzten 4cm, die ich als Saumumschlag vorgesehen hatte, klappte ich daher nicht um, sondern säumte den Rock mit einem breiten Schrägband aus dem orangen Stoff.
Die verdeckte Knopfleiste habe ich hier für euch einmal genauer fotografiert, weil ich diesen Teil der Anleitung zuerst überhaupt nicht verstanden hatte. Die Knopflöcher näht man sozusagen in den Vorderteilbeleg, also den Teil des Rockvorderteils, der später nach innen umgeschlagen wird. Der Stoffstreifen zum Unterlegen, von dem in der Anleitung die Rede ist, kommt rechts auf links unter die Knopflöcher. Er stabilisiert die Leiste und verhindert, dass sich die Knöpfe nach außen durchdrücken und dass durch die Knopflöcher die linke Seite vom Oberstoff durchblitzt. Mein Unterlegstreifen ist aus dem orangen Stoff, man sieht ihn hier ein bißchen.
Tja, und ich gebe es ja ungern zu, aber es war wirklich praktisch, die neue alte Overlock für dieses Projekt zu haben - wie hätte ich sonst die Nahtzugaben der ganzen Teilungsnähte versäubert? Ich fasse Nahtzugaben oft mit Schrägband ein oder nähe französische Nähte, aber beides wäre hier ja viel zu dick und unflexibel geworden. (Vor lauter Begeisterung über die Overlockerei vergass ich erstmal, Einlage auf den oberen Teil der Rockbahnen zu bügeln und erledigte das dann etwas unkonventionell nach dem Zusammennähen, aber psst, das muss ja nicht jeder wissen...).
Bleibt die Frage: was zum Teufel dazu anziehen?
Schnitt: Rock 106 aus Burdastyle 5/2012 (ein Schnittbild hier)Stoff: Viskose-Baumwoll-Satin in blau und orange
Änderungen: Rock ca. 3cm länger als Modell 106, Flächenaufteilung nach eigenem Gusto
Rubriken
Burda,
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MMM,
Nähen,
Rock
Dienstag, 10. Juli 2012
Wochenrückblick KW 27
1. Die Prinzessinnnengärten sind zur Zeit einer der schönsten Orte in Kreuzberg.
2. Einsetzende Vergesslichkeit: das paste-up habe ich vermutlich in der Lenaustraße in Neukölln fotografiert, aber ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht mehr, wo ich am Montag vor einer Woche gewesen bin.
3. Selbermacher geklickt: www.japanesesewingbooks.com ist eine tolle Seite für Liebhaberinnen des japanischen Nähens: yifarn hat ein japanisch-englisches Nähwörterbuch zusammengestellt, sie bespricht neue Bücher, verlinkt zu Schnittmustern, hilft beim Zurechtfinden auf japanischen Webseiten, und wenn man ein spezifisches Übersetzungsproblem hat, kann man sich direkt an sie wenden.
Sonntag, 8. Juli 2012
Streifenmonat Juli: Bestandsaufnahme und Ideen (viele und nicht nur meine)
Meikes Monatsthema im Juli und August sind die Streifen: von Nadelstreifen bis Blockstreifen, vom Ringelshirt bis... ja, was? Das ist eben die Frage. Ich dachte ja erst, ich hätte keine besonderen Streifenpräferenzen, aber ganz so einfach ist es doch nicht.
Ringelshirts sind zum Beispiel eine Konstante in meinem Kleiderschrank. Im Laufe der Zeit hatte ich schon welche in allen möglichen Farben und Streifenbreiten und finde Ringelshirts eigentlich nie verkehrt, je geradezu unverzichtbar.
Ganz anders hingegen die Streifenbluse: eine Bluse im klassischen Schnitt, längs gestreift wie ein Herrenhemd, finde ich einfach nur bieder. Liegt es an der Kombination von Muster und Material? Sind Streifen also nicht gleich Streifen, und würde eine Bluse mit Querstreifen etwas von der Lässigkeit eines Ringelshirts annehmen?
In meinem Kleiderschrank findet sich daher nur eine gestreifte Wickelbluse, Schnitt aus einem Burdaheft von 2005, die mir leider nicht sehr gut passt (der Schnitt hätte eine FBA gebraucht), und eine Bluse aus einem abgelegten Herrenhemd. So sind Streifen gerade noch in Ordnung.
Kommen wir zu den Unterteilen: Da ist einmal (hinten) der relativ neue Knotenrock 128 aus Burdastyle 3/2012 (Knotenanleitung hier). Ein prima Teil, mit Taschen, unkompliziert anzuziehen, passt zu vielem. Der Schnitt ist mein heißer Tipp, wenn man einen Rock mit Streifenspielerei nähen möchte, ohne beim Zuschneiden wahnsinnig zu werden: Der Streifenverlauf ergibt sich automatisch.
Der grüne Streifenrock ist das gerettete Unterteil eines Kleides - die Geschichte hatte ich vor langer Zeit hier erzählt. Während bei dem Rock die Streifen weder positiv noch negativ ins Gewicht fallen, sah das Kleid aus diesem Stoff einfach nur scheußlich aus: Kittelalarm! Wahrscheinlich eine Kombination aus schlechter Passform, schrecklichem Material (der matte, grobfädige, gecrashte Baumwollstoff ist nicht wirklich schön), ungünstiger Farbe und Längsstreifen.
Jetzt im Streifenmonat sehe ich mich also eher nicht von Kopf bis Fuß in Streifen. Ich mag Streifen vor allem als Ergänzung zu Einfarbigem und und anderen kleinen Mustern, mit denen sie ja auch gut harmonieren, wenn die Farben zusammenpassen.
Geplant habe ich
von 1957 Heft1, 1958, einer Fachzeitschrift, die sich an Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen in Franken richtete. In diesem Heft wurden unter der Überschrift "Streifen beflügeln die Fantasie" wohl nahezu alle Möglichkeiten der Streifenverwendung durchexerziert. Darunter sind viele wirklich gute Ideen, daher lasst uns mal einen Blick hineinwerfen.
Die junge Frau trägt eine Schürze aus - na klar- Streifenstoffen. Schürzen und Nachthemden (mit Kimonoärmel) waren übrigens die zwei Objekte, die 1957 laut Lehrplan im Handarbeitsunterricht genäht werden sollten. Die Fotos zum Artikel zeigen jeweils Nähproben mit Streifenstoffen, die mögliche Anwendung bei Kleidungsstücken vermittelte man in sehr charmanten Zeichnungen.
Der Artikel gibt natürlich auch Verarbeitungshinweise: Die Autorin Irmgard Hartmann empfahl, die Streifenanschlüsse mit schrägen Heftstichen von rechts mit der Hand zu heften und dann von links mit der Maschine nachzunähen. Manche Formen wie Dreiecke und Zacken wurden hingegen auf der rechten Stoffseite aufgesteppt. Falls ihr zu einem bestimmten Beispiel Näheres wissen wollt, fragt in den Kommentaren danach - meistens steht da noch irgendwo ein knapper Satz, den ich weitergeben kann.
Hier haben wir zum Beispiel quer gestreifte Blusen. An dem Kleid finde ich vor allem die Kragen- bzw. Ausschnittlösung interessant.
Der oberste Rock wäre ein Kandidat für meinen Streifenstoff: drei schräge Partien, durch schmale Querstreifen getrennt. Wenn man diese Röcke aus einer in Falten gelegten geraden Rockbahn näht, ist das auch gar nicht so schwierig. Kompliziert wird es erst beim obersten und beim untersten Kleid, dort deutet der Zeichner oder die Zeichnerin einen Bahnenrock an, wobei die Querstreifen beim oberen Kleid patchworkmäßig eingesetzt wurden, beim unteren Kleid sind es zwischengefasste Blenden. Immerhin muss man so nicht auf den Streifenanschluss achten.
Hier finde ich den Rock auch ganz interessant. Da nur die schmalen eingesetzten Streifen schräg geschnitten sind, wäre das Modell auch nicht allzu stofffressend.
Schaut euch aber einmal das Kleid genau an, und zwar aus Schneiderinnensicht, nicht aus der Sicht eines Illustrators: Da hat doch der Wahnsinn schon die Türklinke zum Nähzimmer in der Hand. Eingesetzte zweiteilige Godets mit schrägem Streifenverlauf, und an der Naht laufen die Streifen genau zusammen! Das kann man vielleicht so zeichnen - nähen kann man das eigentlich nicht.
Das obere Kleid ist schon realistischer: alles quergestreift. Das bienenkorbartige Objekt darunter ist ein Kaffeewärmer, und die Idee der versetzten Streifen bei den beiden Teilen ganz unten gefällt mir. Nur dass das wahrscheinlich mit lauter gleich breiten Streifen wie in den Nähproben besser aussieht, als mit meinem unregelmäßig gestreiften Stoff.
Die Fünfziger liebten große, aufgesetzte Taschen, jedenfalls am "Waschkleid", dem Kleid, das man alltags zuhause trug. Die Oberteillösung samt Streifen am unteren Kleid ist auch ganz schön, nicht wahr?
Hier gibts noch einmal die schönen Kragen an den breiten, flachen Ausschnitten, die typisch Fünfziger sind.
Hier scheint es sich wieder um Bahnenröcke zu handeln. Die Musterplazierung im echten Leben so auszutüfteln, dürfte alles andere als einfach sein.
Genauso hier - die Bordüre beim unteren Kleid soll man aufsteppen. Dabei muss man den Musterrapport so ausrechnen, dass die Verzierung dann auch mit einem vollständigen Quadrat endet. Und dann muss die Höhe der schräg gestellten Quadrate auch noch mit der Rocklänge und der Streifenbreite harmonieren. Puh.
Den Streifenrauteneinsatz am Oberteil finde ich sehr hübsch, auf spitze Taschen auf der Schürze kann ich hingegen verzichten (bzw. auf Schürzen überhaupt, aber darum geht es hier ja nicht). In den Taschenspitzen lassen sich bestimmt hervorragend Krümel sammeln.
Oben: ein Schlafanzug - unten: ein verstürztes Band, das durch große Knopflöcher im Rock gezogen wird. Also auswechselbar.
Im folgenden Heft von "Handarbeiten und Hauswirtschaft" gab es diesen Nachtrag: Blockstreifen können so gefaltet und zusammengesteppt werden, dass neue, interessante Streifenmuster entstehen.
An Ideen ist also kein Mangel - weitere wie gesagt hier beim Auftakt des Streifenmonats -, ich bin selbst gespannt, was es schließlich wird.
Ringelshirts sind zum Beispiel eine Konstante in meinem Kleiderschrank. Im Laufe der Zeit hatte ich schon welche in allen möglichen Farben und Streifenbreiten und finde Ringelshirts eigentlich nie verkehrt, je geradezu unverzichtbar.
Ganz anders hingegen die Streifenbluse: eine Bluse im klassischen Schnitt, längs gestreift wie ein Herrenhemd, finde ich einfach nur bieder. Liegt es an der Kombination von Muster und Material? Sind Streifen also nicht gleich Streifen, und würde eine Bluse mit Querstreifen etwas von der Lässigkeit eines Ringelshirts annehmen?
In meinem Kleiderschrank findet sich daher nur eine gestreifte Wickelbluse, Schnitt aus einem Burdaheft von 2005, die mir leider nicht sehr gut passt (der Schnitt hätte eine FBA gebraucht), und eine Bluse aus einem abgelegten Herrenhemd. So sind Streifen gerade noch in Ordnung.
Kommen wir zu den Unterteilen: Da ist einmal (hinten) der relativ neue Knotenrock 128 aus Burdastyle 3/2012 (Knotenanleitung hier). Ein prima Teil, mit Taschen, unkompliziert anzuziehen, passt zu vielem. Der Schnitt ist mein heißer Tipp, wenn man einen Rock mit Streifenspielerei nähen möchte, ohne beim Zuschneiden wahnsinnig zu werden: Der Streifenverlauf ergibt sich automatisch.
Der grüne Streifenrock ist das gerettete Unterteil eines Kleides - die Geschichte hatte ich vor langer Zeit hier erzählt. Während bei dem Rock die Streifen weder positiv noch negativ ins Gewicht fallen, sah das Kleid aus diesem Stoff einfach nur scheußlich aus: Kittelalarm! Wahrscheinlich eine Kombination aus schlechter Passform, schrecklichem Material (der matte, grobfädige, gecrashte Baumwollstoff ist nicht wirklich schön), ungünstiger Farbe und Längsstreifen.
Jetzt im Streifenmonat sehe ich mich also eher nicht von Kopf bis Fuß in Streifen. Ich mag Streifen vor allem als Ergänzung zu Einfarbigem und und anderen kleinen Mustern, mit denen sie ja auch gut harmonieren, wenn die Farben zusammenpassen.
Geplant habe ich
- einen Streifenrock, wahrscheinlich einen weiten und ziemlich langen, leichten Sommerrock, bei dem der Streifenverlauf eine tragende Rolle bekommt. Diese zwei Stoffe aus dem Fundus stehen zur Auswahl, beide bekam ich geschenkt. Links ein etwas festerer Stoff mit eingewebten Streifen, Baumwolle mit Polybeimischung, schätze ich. Da der Stoff nicht wirklich luftig ist, tendiere ich zu dem Stoff rechts: aufgedruckte Streifen, reine Baumwolle, knittert leicht, fasst sich aber sehr angenehm an.
- eventuell ein luftiges Jersey-Streifenkleid nach dieser Anleitung von Katja. Ich bin nicht sicher, ob der Rückenausschnitt etwas für mich ist. Der Streifenverlauf, in dem keine Richtung dominiert, gefällt mir schon einmal. Ob ich das angehe hängt davon ab, ob ich in den nächsten Wochen passenden Streifenjersey bekomme - mir schwebt eine dunkle Farbe mit schmalen, helleren Streifen vor.
Die junge Frau trägt eine Schürze aus - na klar- Streifenstoffen. Schürzen und Nachthemden (mit Kimonoärmel) waren übrigens die zwei Objekte, die 1957 laut Lehrplan im Handarbeitsunterricht genäht werden sollten. Die Fotos zum Artikel zeigen jeweils Nähproben mit Streifenstoffen, die mögliche Anwendung bei Kleidungsstücken vermittelte man in sehr charmanten Zeichnungen.
Der Artikel gibt natürlich auch Verarbeitungshinweise: Die Autorin Irmgard Hartmann empfahl, die Streifenanschlüsse mit schrägen Heftstichen von rechts mit der Hand zu heften und dann von links mit der Maschine nachzunähen. Manche Formen wie Dreiecke und Zacken wurden hingegen auf der rechten Stoffseite aufgesteppt. Falls ihr zu einem bestimmten Beispiel Näheres wissen wollt, fragt in den Kommentaren danach - meistens steht da noch irgendwo ein knapper Satz, den ich weitergeben kann.
Hier haben wir zum Beispiel quer gestreifte Blusen. An dem Kleid finde ich vor allem die Kragen- bzw. Ausschnittlösung interessant.
Der oberste Rock wäre ein Kandidat für meinen Streifenstoff: drei schräge Partien, durch schmale Querstreifen getrennt. Wenn man diese Röcke aus einer in Falten gelegten geraden Rockbahn näht, ist das auch gar nicht so schwierig. Kompliziert wird es erst beim obersten und beim untersten Kleid, dort deutet der Zeichner oder die Zeichnerin einen Bahnenrock an, wobei die Querstreifen beim oberen Kleid patchworkmäßig eingesetzt wurden, beim unteren Kleid sind es zwischengefasste Blenden. Immerhin muss man so nicht auf den Streifenanschluss achten.
Hier finde ich den Rock auch ganz interessant. Da nur die schmalen eingesetzten Streifen schräg geschnitten sind, wäre das Modell auch nicht allzu stofffressend.
Schaut euch aber einmal das Kleid genau an, und zwar aus Schneiderinnensicht, nicht aus der Sicht eines Illustrators: Da hat doch der Wahnsinn schon die Türklinke zum Nähzimmer in der Hand. Eingesetzte zweiteilige Godets mit schrägem Streifenverlauf, und an der Naht laufen die Streifen genau zusammen! Das kann man vielleicht so zeichnen - nähen kann man das eigentlich nicht.
Das obere Kleid ist schon realistischer: alles quergestreift. Das bienenkorbartige Objekt darunter ist ein Kaffeewärmer, und die Idee der versetzten Streifen bei den beiden Teilen ganz unten gefällt mir. Nur dass das wahrscheinlich mit lauter gleich breiten Streifen wie in den Nähproben besser aussieht, als mit meinem unregelmäßig gestreiften Stoff.
Die Fünfziger liebten große, aufgesetzte Taschen, jedenfalls am "Waschkleid", dem Kleid, das man alltags zuhause trug. Die Oberteillösung samt Streifen am unteren Kleid ist auch ganz schön, nicht wahr?
Hier gibts noch einmal die schönen Kragen an den breiten, flachen Ausschnitten, die typisch Fünfziger sind.
Hier scheint es sich wieder um Bahnenröcke zu handeln. Die Musterplazierung im echten Leben so auszutüfteln, dürfte alles andere als einfach sein.
Genauso hier - die Bordüre beim unteren Kleid soll man aufsteppen. Dabei muss man den Musterrapport so ausrechnen, dass die Verzierung dann auch mit einem vollständigen Quadrat endet. Und dann muss die Höhe der schräg gestellten Quadrate auch noch mit der Rocklänge und der Streifenbreite harmonieren. Puh.
Den Streifenrauteneinsatz am Oberteil finde ich sehr hübsch, auf spitze Taschen auf der Schürze kann ich hingegen verzichten (bzw. auf Schürzen überhaupt, aber darum geht es hier ja nicht). In den Taschenspitzen lassen sich bestimmt hervorragend Krümel sammeln.
Oben: ein Schlafanzug - unten: ein verstürztes Band, das durch große Knopflöcher im Rock gezogen wird. Also auswechselbar.
Im folgenden Heft von "Handarbeiten und Hauswirtschaft" gab es diesen Nachtrag: Blockstreifen können so gefaltet und zusammengesteppt werden, dass neue, interessante Streifenmuster entstehen.
An Ideen ist also kein Mangel - weitere wie gesagt hier beim Auftakt des Streifenmonats -, ich bin selbst gespannt, was es schließlich wird.
Mittwoch, 4. Juli 2012
Wochenrückblick KW 26
Man könnte meinen, ich hätte die letzte Woche mit Essen verbracht - aber dem ist nicht so, neinnein, zwischendurch musste ich ja Fußball schauen.
1. Im Biergarten Republik Frank und Frei gleich neben dem Ausgang der U-Bahn Heinrich-Heine-Straße gibt es jedenfalls beste fränkische Bratwurst und die freundlichsten Biergartenbetreiber überhaupt.
2. Jimmy Woo in der Friedelstraße erntet ja recht unterschiedliche Bewertungen im Netz, aber: das laotische Curry und der laotische Nudeltopf waren gut, kein Standardgeschmack, die Bedienung freundlich und lange gedauert hats auch nicht. Da gehen wir nochmal hin.
3. Die Ausstellung mit Fotografien Hildegard Ochses läuft noch bis Ende Juli im Haus am Kleistpark. Ja, auch West-Berlin konnte in den 1980er Jahren deprimierend sein, am besten gefielen mir aber die ironischen Beamtenporträts.
4. Letztes Jahr wurde der kaputte Kaugummiautomat noch als Mülleimer missbraucht. (Bouchéstr., Alt-Treptow)
Dienstag, 3. Juli 2012
Warum Burda 122 aus Heft 2/2007 ein guter Schnitt ist, oder: einige Wickelkleid-Geheimnisse entschlüsselt
Heute kommen wir noch einmal zu der technischen Seite des Wickelkleids von Sonntag. In der intensiven Diskussion in den Kommentaren zu den Wickelkleidüberlegungen neulich sind wir dem Geheimnis des Wickelkleids schon ziemlich nahe gekommen, glaube ich. Zumindest kann ich euch genau sagen, was an dem Schnitt von Burda (122 aus Burda 2/2007) gut ist, und was ich geändert habe.
Und zwar:
- das Oberteil hat vorne und im Rücken eingelegte Falten anstelle von Abnähern. Es sitzt daher nicht eng anliegend, sondern bietet gerade im Rücken Reserven zum Bewegen, weil die Falten aufspringen und nachgeben können. Der Kommentar von BuxSen brachte mich darauf, dass das immens wichtig ist: "Ich hatte das Problem, dass der Rücken zu schmal war und die Vorderteile wie bei dir beschrieben aufklafften.", schrieb sie. Eigentlich klar: wenn hinten zu wenig Weite ist, zieht sich das Vorderteil nach hinten, vorne spannt es, und bei einem Wickelkleid springt dann der Ausschnitt auf, weil er es kann. Das passiert natürlich nicht nur, wenn das Rückenteil von vorneherein zu schmal ist, sondern auch wenn durch die Bewegung Zug auf das Rückenteil ausgeübt wird, der sich in die Vorderteile fortsetzt. Die großzügigen Falten im Vorderteil sind natürlich ebenso günstig: auch sie können sich bei Bewegung auseinanderziehen.
Mellenis (hier, hier und hier) und Christels (hier) Wickelkleider aus Webstoff nach Butterick 5030 illustrieren die Gültigkeit dieser These. Die Kleider haben Abnäher in Vorder- und Rückenteil (eine Schnittzeichnung sieht man hier) und tragen sich nicht besonders bequem. "Das Tragegefühl ist nicht so wie bei ganzen Kleidern", sagte Melleni, Christel bezeichnet ihres als "Zupfkleid".
Ist das Kleid aus nachgiebigem Jersey, ist diese Bewegungsreserve nicht so wichtig, das sieht man zum Beispiel bei Monikas - wollixundstoffx Sommerwickelkleid nach einem Schnitt vom Stoffmarkt: es hat in Ober- und Rückenteil Abnäher.
Buntekleider hat Vogue 8379 schon mehrmals genäht, immer mit Erfolg. Das Kleid hat im Vorderteil eingelegte Falten wie mein Burdaschnitt, der Rücken ist glatt (siehe Schnittzeichnung) - und aus Jersey funktioniert das auch.
Mema hat schon viele Wickelkleidschnitte aus Jersey ausprobiert und im Kommentar und hier in ihrem Blog von ihren Erfahrungen berichtet. Zusammengefasst: Wickelkleider wie Onion 2037, bei denen Ober- und Unterteil in einem Stück, ohne Taillennaht geschnitten sind, sind nach ihrer Ansicht ungünstig für kurvige Frauen. Am besten sitzt bei ihr ein Wickelkleid aus einem Knip-Spezialheft von 2010, hier besprochen. Dieses Schnittmuster, für Jersey gedacht, ähnelt ebenfalls dem Burdaschnitt. Es hat eingelegte Falten im Vorderteil und an den Schultern, im Rückenteil Abnäher.
- der Verschluss: Nötig sind ein Verschluss für den Untertritt (die unten liegende Kleidhälfte) und für den Obertritt. Das können zwei Bänder sein wie bei Memas Knipkleid, günstiger sind m. E. aber Knöpfe wie bei Malous Weihnachtskleid. "Das Kleid hat an der Taille etwas Spiel, die Knöpfe halten es ausreichend zusammen, schnüren aber nicht ein, so dass es sich wie ein 'normales' Kleid trägt.", schrieb sie dazu. Ich habe daher nicht nur für den Untertritt einen großen Druckknopf angenäht, sondern auch an der Kante des Obertritts, unter dem Bindeband, das dadurch nur noch dekorativ ist. Die Vorderteile sind damit an zwei Punkten fixiert - das Bindeband alleine würde lediglich das oben liegende Vorderteil in Richtung Seitennaht ziehen, es könnte sich aber immer noch nach oben und nach unten verschieben. Die Folge: man schnürt das Kleid immer mehr zusammen, um das Verrutschen zu verhindern und fühlt sich unbehaglich wie eine abgeschnürte Wurst. Mit der zwei-Knopf-Variante sitzt die Taille locker, und das Band wird nur locker geknotet.
- die Taille des Kleides muss in der natürlichen Taille, also an der dünnsten Stelle sitzen, damit die Statik des Kleides stimmt. Das ist zugleich auch die Stelle des Körpers, wo Bindebänder einen natürlichen Halt finden. Das Gegenteil habe ich nicht empirisch erprobt, aber ich hasse das unbehagliche Gefühl, wenn so eine Taillennaht wie bei Burda-Standard auf der Höhe meiner untersten Rippe baumelt, das muss als Beleg reichen. Die Oberteile sind mir bei Burdas einfach immer 2cm zu kurz.
- die Passform an Ärmeln und Schultern. Memas Lieblingswickelkleid von Knip hat enge, gut anliegende Ärmel und Armausschnitte. Beim Heben der Arme wird damit nicht das gesamte Kleid hochgezogen.Die Ärmelpassform finde ich bei Burda häufig problematisch, den Armausschnitt zu groß. Hier habe ich (wie immer) die Schulternaht um 1cm verkürzt und den unteren Bereich des Armlochs in der Achsel um etwa 1,5cm angehoben - das Armloch wird dadurch kleiner und sitzt näher am Arm. Da zum Schnitt ein angekräuselter Puffärmel gehört, musste ich den Ärmelschnitt nicht ändern, ich habe einfach die Kräusel so verteilt und den Ärmel so festgeheftet, dass mir das Ergebnis gefiel.
- die diagonalen Vorderkanten des Kleides sollten im gewickelten Zustand unter leichter Spannung stehen, das heißt gut anliegen. Michou hatte in den Kommentaren sogar eine einleuchtende schnittechnische Erklärung dafür, warum das bei Fertigschnitten oft nicht der Fall ist, sewing galaxy empfahl eingenähtes Silikongummiband. Stichelbeeres Demonstration, wie man einen Ausschnitt "kneift", um das Abstehen zu verhindern, hatte ich beim letzten Mal schon verlinkt, aber leider selbst nicht beachtet - diese Änderung würde ich unbedingt machen, sollte es eine zweite Version geben.
Fazit: Wickelkleider aus Webstoffen sind machbar. Wie wir gesehen haben, vermeidet man aber eine Menge Probleme, wenn man Jersey verwendet. Aus Vergleichsgründen werde ich auch noch einen Wickelkleidschnitt aus Jersey testen, sobald mir ein geeigneter Jersey zuläuft.
Schnittmuster: 122 aus Burda 2/2007
Stoff: knapp 2,50m fester Baumwollpopeline vom Markt
Änderungen: Armausschnitt ca. 1,5cm höher gesetzt, Taille ca. 2cm tiefer gesetzt, Ärmel am Abschluss um ca. 1cm erweitert
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