Sonntag, 30. Mai 2010
Nochmal Afrika (VII)
Floh fragte, ob ich mir bei Museumsbesuchen auch immer ein "Lieblingsstück" aussuchen würde - nein, im Grunde nicht, aber die perlenbesetzten Kalebassen im Ethnologischen Museum habe ich lange betrachtet, unter anderem weil man nicht erkennen kann, wie die Perlen befestigt wurden. Die Farben und Muster gefielen mir sowieso, daher wurde die größte und bunteste von ihnen zum Vorbild für die nächste Stickerei der Stickamazonen-Challenge, zusammen mit der 7. Stickaufgabe, einer einfachen, aber wirkungsvollen Borte aus Hexenstich, Knötchenstich und einzelnen Kettenstichen.
Für die Kalebasse selbst probierte ich diesmal den Plattstich als Flächenfüllung aus. Im Grunde ist das ein ganz simpler Stich - die Fäden liegen auf der Oberfläche parallel - um wirklich gut Plattstich zu sticken, braucht es aber viel Übung, die mir noch fehlt. Ich finde es nicht einfach, einen klaren Umriß und eine ganz gleichmäßige Oberfläche zu erzielen, von Abschattierungen mit zwei oder drei Farben ganz zu schweigen.
Da der Stoffgrund bei dieser Stickerei komplett vom Garn bedeckt wird, ist das Stickmotiv ziemlich dick und schwer, jedenfalls im Vergleich zu den bisher gestickten Quadraten. Beim Plattstich wäre es wohl auch gut, ausnahmsweise einen Stickrahmen zu verwenden. Das ist mir normalerweise zu umständlich, auch wenn diese Arbeitsweise nicht gerade professionell ist. Die kommenden Quadrate werden dann wohl ohne Plattstich stattfinden - das ist besser mit meiner schlampigen Aus-der-Hand-Stickerei kompatibel.
Freitag, 28. Mai 2010
Aushänge
Genähte Plakate im Görlitzer Park: Zur Zeit an Bänken, Zäunen, Geländern und an etwa jedem zweiten Baum. Haltbar, regenfest, flexibel, wiederverwertbar.
(Werbung für das Straßentheaterfestival Berlin lacht)
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Dienstag, 25. Mai 2010
Weltreise auf fünf Kontinente
Passenderweise ist schon die Anreise in den Berliner Südwesten eine kleine (gefühlte) Weltreise. Das Ethnologische Museum, das Museum für Asiatische Kunst und das (zur Zeit geschlossene) Museum europäischer Kulturen sind in einem gemeinsamen Bau mitten in einem Dahlemer Wohngebiet untergebracht, man kann sich also an einem verregneten Sonntag ganz gemütlich durch alle Kontinente treiben lassen.
Bei meinem Besuch vor ein paar Wochen bin ich über Süd- und Mittelamerika, Nordamerika und Afrika noch nicht hinausgekommen.
Gerade in Nord- und Mittelamerika ist mir aufgefallen, wie medial
Der Abteilung mit Kunst aus Afrika konnte ich mich hingegen ohne vorgefertigte Bilder im Kopf nähern. Die Fotos zeigen perlenbesetzte Prunkgegenstände, unter anderem einen Thron, den Wilhelm II. im Jahr 1908 als Geburtstagsgeschenk von Njoya, König von Bamun (westliches Kamerun) erhielt - von Monarch zu Monarch gewissermaßen. Die deutsche Kolonialgeschichte Kameruns zeigt, dass es mit der Ebenbürtigkeit dann doch nicht so weit her war.
Besonders beeindruckend (aber im Dämmerlicht nicht fotografierbar) fand ich die Kraftfiguren aus dem Königreich Kongo, Figuren in Menschen- oder Tierform, die über und über mit rostigen Nägeln, Klingen, Metallspitzen, Stoffstreifen und -Bündeln bedeckt sind. Die Figuren haben eine magische Funktion, sie sollen ein Dorf oder eine Familie schützen, Krankheiten heilen oder den bestrafen, der einen Vertrag bricht. Solche Figuren kann man auch hier sehen - und ich denke wir sind uns einig, dass man sich lieber an Abmachungen hält, wenn so ein Wächter im Spiel ist.
Kaffee und sehr guten Kuchen gibt es auch
Zur Zeit ganz neu ist die Ausstellung Vodou - Kunst und Kult aus Haiti (bis 24. 10. 2010, einige Bilder hier), die ich mir unbedingt ansehen möchte, nachdem ich bei Deutschlandradio Kultur einen Beitrag darüber gehört hatte. Und es bleibt ja noch Asien und die Südsee - letztere hatte vor ein paar Wochen nämlich geschlossen.
Museen Dahlem, Lansstr. 8, 14195 Berlin
Di-Fr 10-18.00, Sa + So 11-18.00 Uhr
Donnerstags ab 14.OO Uhr freier Eintritt in die Dauerausstellungen
Haltestelle Dahlem-Dorf (U3)
Dienstag, 18. Mai 2010
Mein erster Japaner
Was hier passiert ist, hätte man früher auf dem Schulhof als "Nachmache" bezeichnet - und das wäre nach wechselnden Kriterien, die nur ein Teenager vollends verstehen kann, entweder als cool oder total daneben bewertet worden: Ich habe Cathérines Japaner nachgenäht. Und ihre Verarbeitungsidee - Taschen, Gürtelteil und Knöpfe mit kontrastierendem Stoff - auch noch übernommen.
Um die schönen japanischen Nähbücher bin ich ja schon oft auf Messen und im Internet herumgeschlichen. Die Fotos! Die Buchgestaltung! Die Stoffe und Proportionen der Modelle! Die kleinen, besonderen Details! Nur die Schnittmuster an sich lösten in mir keine besonderen Jubelarien aus, ich fand immer, dass diese einfachen, weiten Schnitte ja an anderen Leuten gut aussehen mögen, an mir aber sicher nicht.
Cathérines Japanrock der blauen Periode hätte ich aber sofort in meinen Kleiderschrank aufgenommen, und da ich den Gedanken auch äußerte, bot sie mir netterweise gleich das Buch zum Ausleihen an (vielen Dank noch einmal!). Daher kann ich vermelden, dass nun auch ich meinen ersten echten Japaner genäht habe - und das Nähen nach Bildanleitung recht lustig fand. Ich bin ja eher der verbale Typ und außerdem durch längere Übung in der glücklichen Lage, Burdadeutsch einigermaßen in unsere Sprache übersetzen zu können. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Bildanleitungen gerade für Nähanfänger, die die Fachbegriffe nicht kennen, einfacher zu verfolgen sind, als noch so wortlastige Erklärungen.
Der Japaner ist der Schnitt Nummer 17 aus diesem Buch (ISBN 978-4391627831), das ausschließlich Designs von Yoko Nogi enthält, so viel konnte ich den spärlichen englischen Worten in dem Band immerhin entnehmen. Genäht habe ich sozusagen Größe XL, wenn es sie denn gäbe, das heißt Größe L vom Schnittbogen, mit etwa 1,5cm Zugabe an den Seitennähten und in der Länge mit 4 Zentimetern mehr. Um das zu ermitteln habe ich den herauskopierten Schnitt mit einem gut passenden Rock von mir verglichen.
Im Rückenteil sind kleine Kellerfalten statt Abnähern - und das sieht tatsächlich gut aus, da hatte Cathérine recht. Fazit: ein schöner Schnitt, den ich mir auch gut aus leichtem Jeansstoff vorstellen könnte (und außerdem einen in rot, in schwarz, in blau, in grün...).
Nachtrag: Weitere Japaner nach dem gleichen Schnitt: einmal Erdbeerrosa von Suschna, einmal Rot von Floh.
Ein paar grundlegende Informationen zu japanischen Schnittmustern findet man auch hier bei Cathérine. (Und übrigens, der französischen Ebayhändler Pompadour, den sie als Bezugsquelle angibt, zeigt aus jedem Buch seitenweise Bilder. Und es gibt dort auch japanische Bücher zu allen möglichen anderen Handarbeitsthemen).
Perfekt wäre es natürlich gewesen, hätte ich mit dem Japaner unter unter den blühenden japanischen Kirschbäumen am Landwehrkanal posieren können, aber, die Bilder unten vom 3. Mai zeigen es, die Temperaturen waren (und sind) nicht danach.
Dienstag, 11. Mai 2010
Außen Waschbeton, innen bunt: HüCo Stoffe
Der Eingang zum Stoffparadies sieht wenig verheißungsvoll aus
Zum Glück kommt es ja auf die inneren Werte an, denn der Firmensitz des HüCo Stoffgroßhandels in einer da-möchte-ich nicht-begraben-sein-Gegend Nord-Charlottenburgs ist mit "zweckmäßig" noch freundlich umschrieben. Drinnen aber gibt es mehr Stoffe als wohl in jedem anderen Laden Berlins, das hatte ich schon gehört, aber trotzdem mehr als zwei Jahre gebraucht, um mir dieses Stoffparadies einmal anzusehen. Ein kleiner Ausflug unter Nähbloggerinnen vor knapp zwei Wochen bot dann endlich den Anstoß, und um das Fazit gleich vorwegzunehmen - meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.
HüCo ist zwar ein Großhandel, verkauft aber auch an Leute wie dich und mich. Die Präsentation der Stoffe sieht dann auch dementsprechend funktional aus: Eine komplette Etage des oben abgebildeten Betonklotzes voller Lagerregale, darin fast bis zur Decke Stoffballen dicht an dicht gestapelt, Nähgarnrollen in Kartons, günstige Reißverschlüsse in regenbogenbunten Bündeln, Schulterpolster in allen Formen und Größen, Drahtkörbe mit verschiedenen - auch farbigen - Bügeleinlagen, hier noch ein paar Rollen Markisenstoff, dort in der Ecke noch ein paar Organzarollen. Manche Läden, gerade auch Stoffläden leben ja davon, dass die Inhaberin jeden einzelnen Stoff mit Bedacht auswählt und dass die Zusammenstellung der Ware ihren Geschmack widerspiegelt. Hier nicht - hier gibt es alles. Den Schlangenleder-Foliendruck in schwarz-pink ebenso wie das seriöse dunkle Wolltuch; Stoffe, die mit verheißungsvollen Namen wie Armani oder Missoni auf sich aufmerksam machen ebenso wie Faschingssatin aus 100% Polyester.
Die Stoffe sind in den Regalgängen nach Stoffarten sortiert und innerhalb der Stoffarten nach Farben und Mustern - also liegt zum Beispiel in einem Regalgang nur Leinen, in zwei bis drei Gängen nur einfarbige Baumwollstoffe und Mischgewebe in verschiedenen Farben, Stärken und Webarten, gefolgt von gemusterter Baumwolle, drei Gängen Wollstoffen, Walk, Cord, Jeans, Fleece, Jersey, Seide, Futterstoffe, Karostoffe, Nadelstreifen ...und noch eine ganze Menge mehr, die ich aus Überwältigung wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen habe. Am Zuschneidetisch in der Nähe des Eingangs hängt ein kleiner Lageplan der hilft, das gesuchte Material gezielt anzusteuern, falls man es nicht vorzieht, stundenlang ziellos durch die Gänge zu bummeln und in der schieren Vielfalt zu schwelgen. Was HüCo noch zusätzlich von den meisten anderen Stoffgeschäften unterscheidet, sind die überaus informativen Etiketten, die über die genaue Materialzusammensetzung unterrichten - die Preise sind allerdings Nettopreise, das heißt man muss 19% Mehrwertsteuer noch dazurechnen - dann ist es aber immer noch günstiger als anderswo.
In den Regalgängen kann man in Ruhe so lange stöbern wie man will, Stoffe befühlen, vergleichen, ausbreiten, zum Fenster tragen und bei Tageslicht betrachten - die ansehnlichen jungen Männer, die dort als Verkäufer arbeiten, werden sicher nicht stören. Ist die Wahl getroffen, schleppt man seine Beute zu dem großen Zuschneidetisch in der Mitte des Raumes, diktiert seine Wünsche in den Quittungsblock und erhält einen Durchschlag, mit dem man an der separaten Kasse nahe des Eingangs bezahlt (bar oder mit EC-Karte). Die Dame im Kassenhäuschen drückt einen großen "Bezahlt"-Stempel auf die Quittung, mit der man am Zuschneidetisch den abgeschnittenen Stoff in Empfang nehmen kann.
Im Erdgeschoss gibt es außerdem den sogenannten "Resteverkauf", dort findet man Stoffcoupons und einige interessante dekorative Kurzwaren, zum Beispiel Gürtelschnallen, sehr schöne feine Baumwollspitzen in Pastellfarben und einige dekorative Borten, bei denen ich dann auch zugeschlagen habe, wie man sieht. In der Stoffetage lachten mich ja eher die Winterstoffe an (ich sage nur: Bouclé, Tweed, Breitcord), daher habe ich mir einen Besuch im Frühherbst schon fest vorgenommen. Und ich finde es sehr beruhigend zu wissen, dass dieser Laden da ist und auf mich wartet.
HüCo Stoffgroßhandel
Lise-Meitner-Str. 7-9
10589 Berlin
www.hueco-stoffe.de
Mo-Fr 8.30-17.00, Do 8.30-19.00, 1. Sa im Monat 9.30-14.00
Haltestelle: Mierendorffplatz (U7) oder Jungfernheide (U7, Ringbahn S41, S42)
(Zur freundlichen Beachtung: Alle bisher besprochenen Einkaufstipps habe ich nun auf einer Extraseite zusammengefasst, die ganz oben im Blog unter "Stoffe kaufen in Berlin" erreichbar ist und die ich immer ergänzen werde, sobald hier wieder etwas Neues dazukommt. Ich hoffe das ist etwas praktischer, als sich über Suchfunktion und Labels zu einem bestimmten Eintrag vorzuarbeiten, besonders wenn man nur noch sowas weiß wie "da gabs doch so einen tollen Laden in Berlin.")
Zum Glück kommt es ja auf die inneren Werte an, denn der Firmensitz des HüCo Stoffgroßhandels in einer da-möchte-ich nicht-begraben-sein-Gegend Nord-Charlottenburgs ist mit "zweckmäßig" noch freundlich umschrieben. Drinnen aber gibt es mehr Stoffe als wohl in jedem anderen Laden Berlins, das hatte ich schon gehört, aber trotzdem mehr als zwei Jahre gebraucht, um mir dieses Stoffparadies einmal anzusehen. Ein kleiner Ausflug unter Nähbloggerinnen vor knapp zwei Wochen bot dann endlich den Anstoß, und um das Fazit gleich vorwegzunehmen - meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.
HüCo ist zwar ein Großhandel, verkauft aber auch an Leute wie dich und mich. Die Präsentation der Stoffe sieht dann auch dementsprechend funktional aus: Eine komplette Etage des oben abgebildeten Betonklotzes voller Lagerregale, darin fast bis zur Decke Stoffballen dicht an dicht gestapelt, Nähgarnrollen in Kartons, günstige Reißverschlüsse in regenbogenbunten Bündeln, Schulterpolster in allen Formen und Größen, Drahtkörbe mit verschiedenen - auch farbigen - Bügeleinlagen, hier noch ein paar Rollen Markisenstoff, dort in der Ecke noch ein paar Organzarollen. Manche Läden, gerade auch Stoffläden leben ja davon, dass die Inhaberin jeden einzelnen Stoff mit Bedacht auswählt und dass die Zusammenstellung der Ware ihren Geschmack widerspiegelt. Hier nicht - hier gibt es alles. Den Schlangenleder-Foliendruck in schwarz-pink ebenso wie das seriöse dunkle Wolltuch; Stoffe, die mit verheißungsvollen Namen wie Armani oder Missoni auf sich aufmerksam machen ebenso wie Faschingssatin aus 100% Polyester.
Die Stoffe sind in den Regalgängen nach Stoffarten sortiert und innerhalb der Stoffarten nach Farben und Mustern - also liegt zum Beispiel in einem Regalgang nur Leinen, in zwei bis drei Gängen nur einfarbige Baumwollstoffe und Mischgewebe in verschiedenen Farben, Stärken und Webarten, gefolgt von gemusterter Baumwolle, drei Gängen Wollstoffen, Walk, Cord, Jeans, Fleece, Jersey, Seide, Futterstoffe, Karostoffe, Nadelstreifen ...und noch eine ganze Menge mehr, die ich aus Überwältigung wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen habe. Am Zuschneidetisch in der Nähe des Eingangs hängt ein kleiner Lageplan der hilft, das gesuchte Material gezielt anzusteuern, falls man es nicht vorzieht, stundenlang ziellos durch die Gänge zu bummeln und in der schieren Vielfalt zu schwelgen. Was HüCo noch zusätzlich von den meisten anderen Stoffgeschäften unterscheidet, sind die überaus informativen Etiketten, die über die genaue Materialzusammensetzung unterrichten - die Preise sind allerdings Nettopreise, das heißt man muss 19% Mehrwertsteuer noch dazurechnen - dann ist es aber immer noch günstiger als anderswo.
In den Regalgängen kann man in Ruhe so lange stöbern wie man will, Stoffe befühlen, vergleichen, ausbreiten, zum Fenster tragen und bei Tageslicht betrachten - die ansehnlichen jungen Männer, die dort als Verkäufer arbeiten, werden sicher nicht stören. Ist die Wahl getroffen, schleppt man seine Beute zu dem großen Zuschneidetisch in der Mitte des Raumes, diktiert seine Wünsche in den Quittungsblock und erhält einen Durchschlag, mit dem man an der separaten Kasse nahe des Eingangs bezahlt (bar oder mit EC-Karte). Die Dame im Kassenhäuschen drückt einen großen "Bezahlt"-Stempel auf die Quittung, mit der man am Zuschneidetisch den abgeschnittenen Stoff in Empfang nehmen kann.
Im Erdgeschoss gibt es außerdem den sogenannten "Resteverkauf", dort findet man Stoffcoupons und einige interessante dekorative Kurzwaren, zum Beispiel Gürtelschnallen, sehr schöne feine Baumwollspitzen in Pastellfarben und einige dekorative Borten, bei denen ich dann auch zugeschlagen habe, wie man sieht. In der Stoffetage lachten mich ja eher die Winterstoffe an (ich sage nur: Bouclé, Tweed, Breitcord), daher habe ich mir einen Besuch im Frühherbst schon fest vorgenommen. Und ich finde es sehr beruhigend zu wissen, dass dieser Laden da ist und auf mich wartet.
HüCo Stoffgroßhandel
Lise-Meitner-Str. 7-9
10589 Berlin
www.hueco-stoffe.de
Mo-Fr 8.30-17.00, Do 8.30-19.00, 1. Sa im Monat 9.30-14.00
Haltestelle: Mierendorffplatz (U7) oder Jungfernheide (U7, Ringbahn S41, S42)
(Zur freundlichen Beachtung: Alle bisher besprochenen Einkaufstipps habe ich nun auf einer Extraseite zusammengefasst, die ganz oben im Blog unter "Stoffe kaufen in Berlin" erreichbar ist und die ich immer ergänzen werde, sobald hier wieder etwas Neues dazukommt. Ich hoffe das ist etwas praktischer, als sich über Suchfunktion und Labels zu einem bestimmten Eintrag vorzuarbeiten, besonders wenn man nur noch sowas weiß wie "da gabs doch so einen tollen Laden in Berlin.")
Montag, 3. Mai 2010
Handarbeitsbücher im Netz
Als Suschna kürzlich Blumen mit einer Anleitung aus einem Buch von 1856 herstellte, das sie bei Google Books gefunden hatte, fiel mir ein, dass ich schon über längere Zeit Quellen gesammelt hatte, die gemeinfreie Werke aus dem Handarbeits- und Schneidereibereich zur Verfügung stellen.
Der Blick auf alte Handarbeitstechniken fasziniert mich schon immer - vieles hat sich erstaunlich wenig geändert, beispielsweise das Sockenstricken oder die Filethäkelei, andere Techniken sind wohl ausgestorben, z. B. die Bändchenspitze, weil die Materialien gar nicht mehr hergestellt werden. Manches ist amüsant, wenn etwa lebenspraktische Ratschläge in das Lehrbuch für die Hobbyschneiderin eingeflochten werden, manches ist aufregend, wenn ein Buch die Schnittkonstruktionen von Abendroben der dreißiger Jahre enthüllt, oder ein Hutmacherbuch aus den 1920er Jahren Federdekorationen zeigt, die wir heute nur noch im Zuammenhang mit dem internationalen Artenschutzabkommen kennen. Vieles gefällt mir besser als Modernes, z. B. die alten Kreuzstichvorlagen von DMC oder Sajou.
Vielleicht interessiert euch das ja auch? Ich habe hier meine gesammelten Links aufgeführt, jeweils mit einer kleinen Beschreibung, was einen erwartet. Es ist jedenfalls mehr, als man in absehbarer Zeit lesen und anschauen kann, und viele Seitenbetreiber scannen laufend weitere Bücher ein. Viel Spaß!
Schneiderei und Hutmacherei
- www.vintagesewing.info: Die Seite stellt eine ständig wachsende Zahl von Büchern zur Damen- und Herrenschneiderei, zur Schnitterstellung, zur Hutmacherei einschließlich phantastischer Hutdekorationen und zum Nähen von Handschuhen aus der Zeit von etwa 1890 bis 1950 zur Verfügung, alle in englischer Sprache. Vom Inhaltsverzeichnis gelangt man jeweils in die einzelnen Kapitel.
Im Angebot sind sowohl Bücher, die sich an Hobbyschneiderinnen richteten, aber auch Lehrbücher für Profischneider oder Hutmacher. Erste geben zum Teil gleich putzige Tips, wie frau sich am vorteilhaftesten kleidet, letztere behandeln auch Themen wie die Ladeneinrichtung und die Auswahl von Angestellten - man will ja nichts dem Zufall überlassen.
Handarbeiten querbeet
- antiquepatternlibrary.org: Der Katalog enthält etwa 300 Handarbeitstitel - vom sechseitigen Heftchen mit Kreuzstichvorlagen bis hin zu dickleibigen Handbüchern, vor allem in englischer Sprache, aber auch eine ganze Menge deutsche sind darunter. Neben zahlreichen Mustervorlagen für Stickereien, Spitzen- und Häkelarbeiten finden sich z. B. auch Informationen zur Wachsblumenherstellung, zur Hardanger- und Soutachestickerei und zur Sprache der Blumen, letzteres von 1844.
Die Bücher wurden in guter Qualität eingescannt und können als pdf heruntergeladen werden. Eine Beschäftigung für mehr als einen verregneten Nachmittag.
- encyclopediaofneedlework.com: Thérèse de Dillmonts Encyclopedie des ouvrages de dames von 1884 ist ein handarbeitstechnisches Standardwerk mit vielen Illustrationen, das unter dem Titel Encyklopädie der weiblichen Handarbeiten in vielen Auflagen auch auf Deutsch erschienen ist - als Nachdruck zuletzt 1995 (Taschenbuchausgaben aus den 1980er Jahren sind antiquarisch recht günstig zu finden, falls die Webseite Appetit auf ein richtiges Buch macht). Durch die englische Ausgabe kann man sich online Kapitel für Kapitel durchklicken.
Das Buch deckt ungefähr alles ab, was man mit Nadel(n) und Faden anstellen kann, einschließlich Häkeln, Stricken, Knüpfen, Occhi. Besonders interessant die Kapitel zu Techniken der Spitzenherstellung, z. B. von Tüll- und Nadelspitzen und Irischer Spitze, die heute kaum noch ausgeübt werden.
- beetonsbookofneedlework.com: Ähnlich wie Thérèse de Dillmont deckt Beeton's Book of Needlework von 1870 fast alle nur denkbaren Handarbeitstechniken ab, der Schwerpunkt liegt auf Stickereien und Spitzenherstellung. Auch hier ist das gesamte Buch, in Kapitel aufgeteilt, online verfügbar.
Vorlagen für Kreuzstichmuster und Schwarzstickerei
- Swappons avec sof: Stickvorlagenhefte der vorletzten Jahrhundertwende, viele Alphabete. Ein Klick auf eines der Hefte führt zu Vorschauseiten, auf denen man die Muster als pdf herunterladen kann (auf die gewünschte Musterreihe klicken). Die Scans haben eine sehr gute Qualität, aber zum Teil längere Ladezeiten.
- patternmakercharts.blogspot.com: Alte französische, deutsche und russische Muster für Kreuzstich- und Weißstickerei, auch hier viele Alphabete (auch ein kyrillisches!) und Bordüren. Ein Klick auf die gelben Felder in der Tabelle oben auf der Seite führt direkt zu dem entsprechenden Vorlagenheft, das man Seite für Seite herunterladen bzw. ausdrucken kann, jeweils als Scan und als bearbeitete Stickvorlage, beide als jpg.
Andere Dateiformate (.xsd, .pat, .wxs, .chart) werden auch angeboten, ich nehme an, um mit den Mustern in Grafikprogrammen weiterarbeiten zu können (falls sich zufällig jemand damit auskennt, freue ich mich sehr über einen erklärenden Kommentar. Die .pat-Dateien sollten sich mit Gimp öffnen lassen, aber mein Gimp tut das nicht).
Ergänzung 5. 6. 2010:
- www.blackworkarchives.com: Vorlagen für Schwarzstickerei, die den typischen Mustern aus dem 15. und 16. Jahrhundert nachempfunden sind. Die Schwarzstickerei, im deutschsprachigen Raum auch als Holbeinstickerei bekannt, wird heutzutage meistens fadengebunden gestickt - einige erhellende technische Hinweise auf Deutsch von Christiane Eichler gibt es hier.
(wird ergänzt, falls ich weiteres finde)
Sonntag, 2. Mai 2010
Kaffeeklatsch (V & VI)
Seit Suschnas Post über Häkelborte und Reichsadler lässt mich ja das Thema Kaffeeklatsch nicht los. Zwar ging es ursprünglich um die Tischdecken, aber ihr schwarz-weißes Familienfoto faszinierte mich nicht nur wegen der Dame hinten links in der Bluse mit der interessanten Streifenanordnung. Die abgebildete Kaffeeklatschkultur kenne ich aus meiner Kindheit - die Geburtstage meiner zahlreichen Großtanten und -onkel wurden gewöhnlich mit einem Tortengelage begangen. Vom Kuchen abgesehen waren das für mich als einziges Kind in der Runde immer schrecklich öde Nachmittage. Ich saß meist unter dem Tisch wie in einem Zelt und spielte, oder räumte im Nebenzimmer Omas Kommode aus. Als ich älter war, hätte ich währenddessen gerne gelesen, durfte aber nicht (weil sich das nicht gehörte).
So eine Kaffeerunde mit allen guten (Sahnetorte so viel man will) und quälenden Begleiterscheinungen (Langeweile, die Fragen "wie gehts denn in der Schule?", "was willst du denn später mal werden?") habe ich seit etwa 1987 nicht mehr erlebt, damit gehört der Geburtstagskaffeeklatsch für mich zu den heute verschollenen Bräuchen und Sitten unserer Vorfahren und hat es verdient, in Stickerei festgehalten zu werden.
Die Stickaufgaben Nummer 5 und Nummer 6 bei den Stickamazonen wurden zu gestickten Tischdecken, denn die waren auch in meiner Familie unverzichtbar.
Die rote Grundstruktur oben ist ein Kretastich oder Cretan stitch, aber mit großem Abstand gearbeitet, bei dem unteren Stück ein Wabenstich oder Chevron stitch. Völlig neu für mich war auch der laut Stichlexikon "schnell zu arbeitende", für mich aber alles andere als schnelle Sorbelloknotenstich.
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