Donnerstag, 31. März 2011

Me-made Mittwoch am Donnerstag


Ja ist denn heut‘ schon Donnerstag? Bei nächsten me-made-Mittwoch*) muss ich schummeln und mein Foto schon am Dienstag machen, sonst komm ich gar nicht hinterher.

Heute aber möchte ich verspätet doch noch hereinwinken, zum Beweis, dass ich den geretteten Pullover aus der letzten Aus-alt-mach-anders-Runde tatsächlich trage. Die Passform ist jetzt wirklich viel besser – nix Sumatranashorn, und wegen der Applikationen hat auch im Büro niemand komisch geguckt - gut, es ist jetzt nicht das Großraumbüro der Deutschen Bank oder sowas, aber trotzdem... (Das nächste Mal Neues Leben für alte Kleider ist übrigens am nächsten Sonntag - ich sammele wieder zur allgemeinen Inspiration die Links zu euren Refashion-Projekten. Alle, die schon einmal mitgemacht haben, habe ich auf dem Schirm, neue sagen bitte einmal kurz „piep“, damit ich euch finde.)

Der Rock ist eines meiner ältesten noch existierenden selbstgenähten Stücke, Schnitt aus dem Burdaheft vom September 2005, ein ausgestellter Bahnenrock aus fließendem Wollkrepp, der jetzt fadenscheinig wird und an der Seite schon einmal unglücklichen Kontakt mit einem Klettband hatte.
Im Herbst muss ich mir langsam überlegen, wie ich diesen Rock ersetze, denn einen schwarzen Wollrock für fast alle Gelegenheiten kann ich gut gebrauchen. Die Frage ist nur: Nähe ich genau diesen Schnitt, der mir gut steht, noch einmal, obwohl er mittlerweile eigentlich völlig aus der Mode ist, oder nähe ich etwas aktuelleres, und wenn ja was? Einen Bleistiftrock? Einen Tulpen- oder Ballonrock mit diesen schicken Falten am Bund? Aber ist das dann noch „für alle Gelegenheiten?“ Wie haltet ihr das, habt ihr uralte Lieblingsschnitte, die ihr immer wieder näht, egal ob unmodisch oder nicht?


*) Beim Me-made-Mittwoch geht es darum, selbst gemachte Sachen zu tragen und dies zu dokumentieren, alle Teilnehmerinnen sind hier verlinkt.

Dienstag, 29. März 2011

K(l)eine Experimente


Mug rugs oder Tassenteppiche, kleine Quilts etwa im Format Din A5, aber auch quadratisch, rund, oval oder unregelmäßig geformt, tauchten etwa seit dem vorigen Sommer in den Quiltblogs auf. Die Funktionsbeschreibung - sie dienen zur Ablage für einen Becher mit einem heißen Getränk und einen Keks - finde ehrlich gesagt ein klein wenig gewollt und ich nehme an, dass die meisten Haushalte auch in Zukunft ohne mugs rugs werden auskommen können. (Aber halt: Bisher ist wohl noch jeder Trend aus dem DIY-Bereich früher oder später vom industriell gefertigten Mainstream aufgenommen worden. Wenn es mug rugs also nächstes Jahr bei Butlers geben sollte und übernächstes Jahr bei Tchibo, sollte mich das nicht wundern.)


Aber für kleine Experimente eignen sie sich natürlich hervorragend. Nach dem Quilttreffen Anfang des Monats hatte ich große Lust, sofort loszulegen. (Apropos Treffen: Falls ihr aus Trier seid, schaut doch mal bei Susanne/Fadensinn, sie organisiert gerade eine modern quilt-Gruppe).

Meistens sind es die Farbkombinationen, die mich an Quilts besonders anziehen. Ich habe daher auch eine Menge Bilder von Quilts gesammelt, die ich gelungen finde - nur, diese Stoffzusammenstellungen aus den eigenen Stoffen nachzubauen, ist gar nicht so einfach. Besonders, wenn man vor allem ältere Baumwollstoffe verwendet, die nicht dezidiert fürs Patchworken entworfen wurden. Die üblichen Erklärungen zur Farblehre, wie sie die meisten Quiltbüchern bieten, finde ich dabei auch nicht sonderlich hilfreich. Mit dem Wissen um den Farbkreis, Komplementär- und Analogkontraste und nicht zuletzt den ominösen Farbwert kann ich zwar analysieren, warum ein bestimmter Quilt farblich gelungen ist - aber aus meinem Material etwas Ansprechendes zusammenstellen, das gelingt mir so nicht. Dazu muss ich ausprobieren, nähen, verwerfen, trennen und neu ausprobieren, und dafür eignen sich die Restetüte und mug rugs tatsächlich ganz ausgezeichnet.

Der rot-weiß-blaue Tassenteppich oben entwickelte sich um die freie Maschinenstickerei herum. Rot, weiß und blau gehört allerdings in meinen Augen zu den "Farbrezepten", die immer funktionieren - Dutzende Nationalfahnen weltweit können nicht irren.


Beigebraun ist demgegenüber ein schwieriger Kandidat. Gelb und Orange passten wider Erwarten nicht so gut dazu - obwohl oder weil alles warme Farben sind? Es entstand eine ziemlich konturlose Farbsoße. Im zweiten Versuch war ein einzelnes dunkelbraunes Quadrat viel zu dunkel, und ein strahlend mittelblaues Stoffstückchen musste ich auch wieder heraustrennen. Im Vergleich zu den gedämpften Farben der anderen Teile wirkte es wie ein Loch in der Fläche.
Passend erschienen Stoffe, die so aussahen, als wären sie schon hundertmal gewaschen worden, als wären sie entweder vergilbt oder von der Sonne verblichen. Ob es möglich ist, diese pudrigen Farben auch mit stärkeren Hell-Dunkel-Kontrasten zu verwenden? Vielleicht probiere ich das beim nächsten Mal aus. Ich finde es jedenfalls höchst spannend, was passiert, wenn Stoffe mit anderen Stoffen in eine Beziehung eintreten.

Eine Anleitung für einen einfachen mug rug aus Resten gibt es übrigens bei Katinka. Mug rugs können aber auch dreischichtig wie normale Quilts genäht werden (also gepatchte Oberseite - Vlies - Rückseite), dann braucht man am Rand eine Einfassung mit Schrägstreifen und falls nicht gerade wie bei mir Floh zur Stelle ist um zu zeigen, wie man schöne Ecken näht, dann gibt es hier bei A-nette eine Anleitung. Und eine Sammlung der unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten der mug rugs gibt es hier und hier bei flickr.

Montag, 21. März 2011

Kimonovariationen von MO-A


Wie ich zufällig gerade heute beim Blick auf Kathrins Blog annekata lernen durfte, ist der Kimono nicht nur für uns Westler das japanische Kleidungsstück schlechthin, wie sie schrieb bedeutet die Bezeichnung „Kimono“ übersetzt tatsächlich „thing to wear“, eine Sache zum Anziehen. Ein Universalkleidungsstück also, das je nach Material zuhause oder zu den allerförmlichsten Gelegenheiten getragen werden konnte, und das nach seinem ersten Leben als Kimono gewöhnlich auf verschiedenste Art recycelt wurde, wie man bei Kathrin nachlesen kann.


Die Berliner Designerin Monika Alschweig (MO-A) nimmt den Aspekt der universellen Tragbarkeit zusammen mit Elementen der traditionellen Kimono-Schnittform in ihre Designs auf.
Es entstehen zum Beispiel Mäntel und Jacken, die sowohl zuhause als Morgenmantel tragbar sind, aber auch über einem Abendkleid eine gute Figur machen würden. Die im Sommer als leichte Jacke für draußen dienen können, oder in der kälteren Jahreszeit Tag für Tag als Strickjackenersatz.


Eine Auswahl dieser feinen Kreationen von MO-A aus Seide, Viskose, Leinen und Wolle konnte ich mir überraschend am Samstag bei einer Modenschau anlässlich des 100. internationalen Frauentags anschauen. Bei der Textile Art letztes Jahr in Berlin hatte MO-A einen Stand, und in der Nahansicht war mir vor allem die Qualität der Materialien aufgefallen.
Richtig wirken können diese Kleidungsstücke aber nur am Körper, in Bewegung, nicht auf einem Kleiderbügel. Die Schau zeigte ganz wunderbar die Transparenz, die Formen und den schönen Fall der edlen Materialien.
Besonders interessant fand ich die sehr weiten, vorne in Falten gelegten Hosen mit einem breiten, schärpenartigen Bund. Aus leichtem strukturierten Leinen oder dünner Baumwolle wären sie im Hochsommer ein phantastisches Kleidungsstück für den Alltag, aber auch festlich und ungewöhnlich genug für jede Opernpremiere.

Sonntag, 20. März 2011

Streetwear


Vor meiner Haustür hat jemand die Begrenzungspfähle warm angezogen - der Frühling ist noch nicht da. (Kiefholzstraße Ecke Plesserstraße, Alt-Treptow)

Was Berlin sonst noch so zu sagen hat, sammelt das Blog Notes of Berlin (Danke für den Linktipp, Floh!).

Donnerstag, 17. März 2011

Weg von der Wegwerfgesellschaft: "Kleider tauschen Leute" jetzt in Kreuzberg


Unser konsumorientierter Lebenstil tut uns global gesehen nicht gut, das wissen wir wohl alle. Ob es um billige Energie geht, billige Klamotten und Lebensmittel, Flugreisen oder elektronischen Schnickschnack: Der in Geld bemessene Preis mag für uns niedrig sein, doch alles, was darüber hinaus auf der Strecke bleibt – seien es unsere Mitmenschen, Tiere, die Umwelt – steht nicht mit auf der Rechnung.

Nicht unüberlegt irgendwelchen Krams anzuhäufen, der schnell kaputtgeht oder bei der nächsten Aufräumaktion eh wieder rausfliegt, ist das eine. Dinge, die man hat, möglichst lange zu nutzen, das andere. Was die Kleidung betrifft, ist das manchmal eher zwiespältig: Sicher hat wohl jeder ein paar Lieblingsteile, die so lange getragen werden, bis sie von selbst vom Körper fallen. Manches ist aber einfach doch nicht das richtige für einen selbst, vieles lässt sich auch durch Refashion nicht mehr retten, und die Freude über ein neues Teil, die Lust auf ab und zu etwas anderes im Kleiderschrank, die lässt sich ja auch nicht wegdiskutieren.

Als Alternative zum Konsum gibt es ab nächster Woche wieder einen Klamottentauschladen in Berlin, mit dem gleichen Konzept wie letztes Jahr, diesmal in der Kreuzberger Markthalle in der Eisenbahnstraße. Das Prinzip ist simpel: saubere, heile Sachen bringen und andere Sachen mitnehmen.

Los gehts am Samstag (19. 3.) von 13 bis 20.00 Uhr mit einer Klamottentauschparty, bei der die neuen alten Sachen gleich an der Nähmaschine verändert oder per Siebdruck verschönert werden können. Kleider tauschen Leute verspricht "Siebdruckspaß, up-cycling Spaß, Kino-box Spaß, Näh- und Stick Spaß und vieles mehr. Einfach vorbeikommen und Spaß haben."

Danach hat der Kleider tauschen Leute-Klamottentauschladen dann Mittwoch bis Samstag jeweils von 14 bis 19.30 Uhr geöffnet, Workshops zum Nähen, Flicken, Drucken und Filmvorführungen sind geplant, das Programm erfahrt ihr aktuell bei ktl.blogger.de oder im Laden. Möchtet ihr selbst etwas unkommerzielles anbieten oder sonstwie mitmachen, sprecht die Tausch-Leute an, ihr seid willkommen.

In Kiel gibt es übrigens einen Klamottentauschladen in der Lessinghalle, und ob bei euch in der Nähe Tauschpartys stattfinden, seht ihr bei www.klamottentausch.net.

Also dann "Gut Tausch!", wie der Kleidertauscher sagt.

Sonntag, 13. März 2011

Blumen (XIX + XXI)


Gestickte Blumen, die 19. Aufgabe der Stickamazonen mit Buillonstich und Knötchenstichen in der Mitte. Diese plastischen Stiche - der "raised cup stitch" der Stockrosen gehört auch dazu - könnte ich mir auch gut als Ton-in-Ton Stickerei auf einem Kleidungsstück vorstellen.


Die 21. Aufgabe besteht ganz einfach aus Kettenstichen, Spannstischen und einzelnen Knötchenstichen (andere Stickergebnisse hier) und ergibt eine 50er-Jahre-Bordüre.


"Gibt es denn nichts wichtigeres?", könnte man angesichts der Lage auf der anderen Seite der Erde jetzt fragen. Seht es mir nach - dies ist ein Nähblog, und damit ein Refugium für die global gesehen völlig irrelevanten Themen. Was nicht heißt, dass ich mich nicht entsetzt, hilflos und wütend fühle. Aber hier ist nicht der Ort, um das zu artikulieren.
(Artikulationsmöglichkeiten, was die Zukunft der Atomkraft bei uns betrifft, bieten sich z. B. morgen um 18.00 Uhr, dann finden bundesweit in vielen Orten Mahnwachen statt, Informationen dazu bei ausgestrahlt.de. Bei Atomausstieg selber machen kann man sich über Ökostromanbieter informieren.)

Donnerstag, 10. März 2011

Quilt-Treffen

Miriams/berlinquilters pickledish-Blöcke
Die typische Handbewegung beim Quilt-Treffen am Sonntag: Zeigen, fragen erklären.
Julia, Floh und Miriam hatten, kaum einmal kennengelernt, gleich eine Quiltgruppe ins Leben gerufen, die sich am Sonntag zum ersten Mal traf. Die Berlin modern quilt guild wendet sich an die Quilterinnnen, die sich in allzu traditionsorientierten (ihr wißt schon - Log Cabin in weinrot, braun und tannengrün-gemustert) oder sonstwie dogmatischen Quiltgruppierungen bisher nicht wiederfinden konnten.
Sie versteht sich als "modern" im Sinne von "für vieles offen", ob nun Stoffe, Design oder Herstellungstechniken. Quilts, die sich durchaus von alten Vorbildern inspiriren lassen, ohne sie nachahmen zu wollen. Zeitgemäße Quilts aus alten oder neuen Stoffen, mit altbekannten Blockmustern oder ganz neuen, selbst ausgedachten, maschinengequiltet oder handgequiltet.

Julia/Little girl's quilts
Das Treffen im angenehmen und mit 5 Nähmaschinen, Bügel- und Zuschneidetischen sehr gut ausgestatteten Kursraum des Trollinge-Stoffladens in Friedenau führte acht Frauen mit  unterschiedlichen Quilt-Philosophien zusammen - was für die Zukunft viel gegenseitige Befruchtung verspricht. So nützlich der virtuelle Austausch für den Anfang auch ist, reale Treffen (ganz zu schweigen von realen Quilts) haben doch eine ganz andere Qualität. Und gemeinsam an der Nähmaschine zu sitzen macht noch mehr Spaß, als alleine an der Nähmaschine mit dem Laptop in Reichweite.

Hedis Restedecke
Alles weitere über die Treffen (das nächste ist am 3. April) erfahrt ihr auf der Seite der Berlin modern quilt guild, dort hat Julia schon eine Nachlese zum ersten Treffen mit ganz vielen Fotos eingestellt. Das Rezept für Flohs köstliche Muffins gibt es hier (auch sowas: davon könnte ich euch virtuell noch so sehr vorschwärmen - einen echten Muffin würde das nie und nimmer ersetzen. In dieser Hinsicht sind Nähtreffen genau wie Muffins.) 

Aylins Decke für ihre Tochter

Sonntag, 6. März 2011

Neues Leben für alte Kleider im Februar (und ein Ex-Sumatranashorn)

Aus alt macht anders - das bedeutet, nicht passenden Kleidern und alten Textilien wieder ein neues Leben einzuhauchen, weil es Ressourcen schont, und natürlich auch, weil es Spaß macht. Jeweils am ersten Sonntag im Monat sammele ich hier zur allgemeinen Inspiration die Links zu euren Ideen. 

Das war der Februar, refashion-technisch:

Einfarbige Pullover sind ja schön und gut - aber manchmal auch etwas uninteressant. Wenn sie außerdem auch noch weit geschnitten sind, werden sie bei Siebensachen mit etwas passendem Stoff zu Strickjacken - klickt weiter zu ihrer Burdastyle-Galerie, dort sehr ihr, wie das geht. Im Februar zeigt Siebensachen eine Lederweste, die sich jetzt schon in ihrem dritten Leben befindet - Leder ist geduldig, aber ich denke: so darfs jetzt bleiben.

Von Kleidern aus edlen Materialien kann frau sich ja allgemein nur schwer trennen, schon gar nicht, wenn auch noch besondere Erinnerungen damit verbunden sind. Monika/Wollixundstoffix näht aus ihrem Spitzenkleid von Evelin Brandt einen Rock, und der ist dann auch wieder alltagstauglich.

Trachten hingegen könnten fast  in der gleichen Form jahrzehntelang getragen werden - falls sie noch passen. Beim Dirndl ist die Änderungsmöglichkeit von Anfang an eingebaut, und Teresa/Rose und Lavendel zeigt uns, wie sie das mehr als 30 Jahre alte Dirndl ihrer Mutter für ihre Tochter umarbeitet, außerdem gibts dekorativ verlängerte T-Shirts und Links zu ihren bisherigen Refashion-Projekten.

Griselda/Machwerke hingegen ist eine Stoffjägerin und Taschennäherin - je ungewöhnlicher, desto besser. Vor fast genau drei Jahren nähte sie einen Rock aus einem 50 Jahre alten Vorhangstoff, und nun hat sich ein ebenso alter Küchenvorhangstoff für eine passende Tasche gefunden.  

Taschen näht auch Heike/Schneiderprospekt, nämlich Kosmetiktaschen aus Jeans, damit ist es hoffentlich nicht mehr so ärgerlich, dass der selbstgenähte Jeansrock vom Sommer nicht passte.

Eigene Sachen fürs Kind passend macht die Tagpflückerin: aus ihrer Cordhose wird ein wirklich zuckersüßer Rock (mit einer ganz entzückenden Trägerin!), ältere Oberteile werden passend dazu mit einfachen Mitteln aufgehübscht, und das Indianerkostüm aus der Tischdecke, dessen Anfänge wir schon beim letzten Mal sehen konnten, wird in der nächsten Woche sicher häufig getragen werden.   

Anja/Aprikaner aus Dresden wandelt ein Oberhemd in ein Hemd fürs Kind um, und morgen gehts damit in die Semperoper.

Überhaupt sind ja manchmal nur kleinere Veränderungen nötig, um Mützen, Handschuhe, Pullover an den eigenen Geschmack anzupassen - Suschna zeigt heute ein Sammelsurium von Ideen, unter anderem einen wohnzeitschriftenwürdigen Kissenbezug mit Zopfmuster.

Allerleihrauh schlägt in die gleiche Kerbe - wobei nach übereinstimmender Meinung die kleinen Veränderungen oft länger dauern als die großen. Der Ausschnitt ihrer Strickjacke ist jetzt jedenfalls wieder passend.

Um ein Kissen geht es auch bei Danyeela: Ein gepatchter Stoff aus bunten Resten wird durch aufgestempelte Acrylfarbe optisch zusammengehalten - als Kissenhülle ebenfalls äußerst wohnzeitschriftenwürdig.

Kathrin/tinistaschen ist die Patchworktaschenspezialistin schlechthin, heute ist es aber eine Jeansweste vom Flohmarkt, die (ganz ohne Patchwork) zu einer stabilen, geräumigen Einkaufstasche wird.

Frau Siebensachen hat sich, wie im letzten Monat, wieder einen riesigen Pullover vorgenommen - diesmal wurde er bei 40° gefilzt und in eine Weste verwandelt.

... und das Sumatra-Nashorn? Das war mein Refashion-Objekt im Februar, ein silbergrauer Pullover aus Seide-Kaschmir-Mischung, vor ein paar Jahren bei Mango reduziert gekauft, für etwa 20 Euro.


Der Pullover hatte von Anfang an einen schlechten Stand, da der Liebste ihn nie anders als „den Sumatranashorn-Pullover“ bezeichnete. Er meinte nämlich, der Pullover, ziemlich weit und mit überschnittenen Schultern, würde an mir nur traurig herunterhängen und Falten schlagen wie die Haut eines Sumatranashorns. Mein Gegenargument „das trägt man aber jetzt so!“ verfing nicht.
Ich, die ich einen Teil meiner Jugend in überdimensionierten grauen Sweatshirts zugebracht hatte, fühlte mich in dem Pullover eigentlich nicht unwohl. Meiner Meinung nach ist die Frage, wie eng oder wie weit bestimmmte Kleidungsstücke gerade getragen werden, in erster Linie eine Frage der Gewöhnung. Da der weit-und-formlos-Trend damals gerade begonnen hatte, dachte ich, die Zeit arbeite für mich.

Tat sie aber nicht, im Gegenteil! Die Motten arbeiteten gegen mich! Als ich den Pullover vor einigen Wochen aus einem Korb unter einem Sediment Bügelwäsche hervorholte, hatte er Löcher, eins vorne, vier im dem Rückenteil (ein fünftes verursachte ich selbst, als ich später das Etikett ungeschickt heraustrennte), vier am rechten Ärmel.

Nach dem Stopfen, Waschen und einem kurzen Aufenthalt im Tiefkühlfach nahm ich ihn auseinander und schnitt alle Teile nach einem locker sitzenden Shirtschnitt von Burda wieder neu zu. Anders als erwartet blieb dabei kaum Pullovermaterial übrig, der Unterschied an Seiten- und Schulternähten beträgt nur ein bis zwei Zentimeter, aber das reichte schon, dass der Pullover bei einer kurzen Anprobe nicht mehr als das vormalige Nashorn identifiziert wurde.


Die Stopfstellen verdeckte ich mit applizierten Kreisen aus diversen hellgrauen Strickmaterialien: Die Reste vom Pullover selbst waren darunter, eine mittelgraue Baumwollsocke, ein Stück von einem verfilzten blassblauen Kaschmirpullover und etwas dünner, hellgraumelierter Jersey.


Die Kreise schnitt ich aus der Hand aus, ohne Schablone, nach meiner Erfahrung sieht das häufig besser aus, als wenn die Kreise zu exakt abgezirkelt werden. Sie wurden nicht nur auf den Stopfstellen verteilt, sondern möglichst dekorativ und wie gewollt auch noch ein bißchen drumherum. Die Kreise auf dem Rückenteil sind allerdings nicht gewollt, sondern die pure Not - die Rückseite des Pullovers war mehr in Mitleidenschaft gezogen als die Vorderseite. Mit altrosa Sticktwist und kleinen Vorstichen per Hand nähte ich sie fest, und ich denke das Ergebnis werde ich nächste Woche anziehen. Mal sehen, was dann für Vergleiche kommen!


(Neues Leben für alte Kleider das nächste Mal am 3. April.)

Freitag, 4. März 2011

Annekatamütze und Sockenblume


Jaja, der Frühling steht nun wohl wirklich vor der Tür, und ich komme hier zur Unzeit mit Mützen an - aber Mütze wie Blume sind noch vom Januar übriggeblieben und stehen unter dem Motto aus alt mach anders. (Und nicht vergessen: am nächsten Sonntag geht Neues Leben für alte Kleider in die zweite Runde - ich sammele wieder Links zu euren Ideen fürs Umarbeiten, Wiederverwerten, De- und Rekonstruieren alter oder nicht mehr geliebter Kleider.)

Aber zurück zur Mütze. Sie entstand Anfang Januar in der ersten Euphorie meines "jetzt-gehe-ich-endlich-die-gesammelten-Kleider-an"-Entschlusses, als ich unbedingt, sofort und auf der Stelle ein Refashion-Projekt suchte. Und mich an die Mütze erinnerte, die Kathrin alias annekata bei ihrem Treffen mit Suschna und mir in Clärchens Ballhaus am Vorabend des Silvesterabends getragen hatte. Ein Nachmittag mit einer ganz eigenen Atmosphäre: Die Stadt war dick verschneit, im Ballhaus waren nur wenige Gäste, so dass einige Kinder mit Dreirädern auf dem Tanzboden herumfahren konnten, und eine graue Katze zeigte sich sehr anhänglich. Und Kathrin, Bloggerin von ganz weit weg, aus Amerika (!) saß in Berlin und war nicht mehr nur eine virtuelle Person.

Deshalb nenne ich die Mütze annekatamütze, auch wenn Kathrin sie in ihrer Bildanleitung als Greta-Garbo-Mütze bezeichnet hatte (eine Anleitung für die gefütterte Version dieser Mütze gibt es auch.). Eine genial einfach herzustellende, unendlich wandelbare Kopfbedeckung - bei Allerleihrauh zum Beispiel als Wendehut.

Meine Version besteht aus einer Art Wollwalk, ehemals Jacke, aus dem schon Hausschuhe entstanden waren, und einem Hemd des Liebsten als Futter. Von dem Oberstoff hatte ich nur schmale Stücke, so dass ich die Mützenteile (ein Teller mit 24cm Durchmesser diente als Schablone) vierteln musste. Sieht fast aus wie gewollt, nur hätte ich den Jackenstoff wenden sollen, denn dass die verschiedenen Partien einer Jacke ganz unterschiedlich ausbleichen sieht man erst, wenn man sie wieder anders zusammennäht. Aber seis drum - im nächsten Herbst nähe ich sie mir bestimmt noch einmal, vielleicht aus den Resten des Mantels, den ich gerade in Arbeit habe.


Aus den Resten der Reste und einer verfilzten grünen Socke entstand dann noch eine Art Blume, weil ich mich von meiner Begeisterung für die schönen leuchtenden Garne auf dem dunklen, wolligen Stoff davontragen ließ. Das genähte Objekt (nennen wirs mal so) finde ich eher interessant als begeisterungswürdig, aber - und das ist mir gestern überhaupt erst aufgefallen - bei meinem Refashion-Projekt für Sonntag verwende ich wieder Kreise aus wolligen Materialien, und auch eine Socke spielt wieder eine Rolle. Es ist eben doch alles für etwas gut, und sei es als Vorstufe für etwas anderes.