Die beiden Kleidungsstücke vom Foto sind aus Resten entstanden, allerdings schon Anfang des Jahres. Ich werfe Stoffreste bis auf ganz kleine Abschnitte nicht weg, sondern hebe sie, ordentlich zusammengefaltet, mit dem Gedanken auf, sie irgendwann als Kombinationsstoff zu verwenden oder mehrere Reste zu etwas ganz Neuem zu kombinieren. Wie man sich unschwer denken kann, ist es dazu bisher nicht so oft gekommen, wie ich mir gewünscht hätte. Nur die Restesammlung wurde immer größer.
Zum Jahreswechsel stand dann "endlich was aus den Stoffresten nähen" ziemlich weit oben auf der Projektliste, und dann erschien auch noch ein Artikel über Daniel Silverstein alias Zero Waste Daniel in der New York Times. Irgendwo hatte ich vor einiger Zeit schon einmal eine Artikel über seine Mode aus Stoffresten gelesen und einen Bericht gesehen (ich glaube es war dieser Beitrag) und daraufhin angefangen, alle Jerseyreste separat zu sammeln, aber es gilt ja das ewige Gesetz: Stoff sammeln ist einfacher als Stoff vernähen. Die Sache war dann doch wieder ins Hintertreffen geraten. Der NYT-Artikel war dann der Anlass, mich zur Inspiration durch Webseite und Instagram zu wühlen - außerdem gibt es einen Zero-Waste-Daniel-Youtubekanal, wo auch ein bisschen gezeigt wird, wie aus Resten ein neuer Stoff zusammengesetzt wird.
Das Shirt ist dann an einem Nachmittag entstanden. Ich suchte farblich zusammenpassende Jerseyreste aus, schüttete sie auf einen Haufen und setzte sie von den größeren Stücken ausgehend mit der Overlock zusammen. Die Schnittteile für das Shirt legte ich immer wieder auf, um gezielt Stoffstücke anzunähen, wo noch etwas fehlte. Es machte Spaß, mal so richtig ausgiebig mit der Overlock zu nähen, ich nähe ansonsten nicht viel mit Jersey. So ein Resteshirt ist das richtige Projekt, wenn man mal viel geradeaus nähen und wenig denken möchte.
Das Futter ist auch ein Rest, und weil es etwas kurz war, habe ich am Saum eine Spitzenborte angesetzt. (Außerdem muss man sich bei dem flutschigen Futterstoff dann nicht mit dem Säumen abplagen.) |
Normalerweise würde ich diese beiden Kleidungsstücke nicht unbedingt miteinander kombinieren. Gerade was das Shirt betrifft, ist die Grenze zu merkwürdiger Ökomode wahrscheinlich fließend (oder möglicherweise je nach Betrachterin auch schon überschritten). Trotzdem hat es etwas sehr Befriedigendes, aus einer Tüte Stoffreste, die man auch hätte wegwerfen können, wieder ein richtiges Kleidungsstück zu nähen, und ich ziehe das Shirt regulär im Wechsel mit meinen anderen Langamrshirts an, meistens unter einer Strickjacke oder einem Pullover. Weitere werden sicher folgen, öko oder nicht - auch Stoff ist ein Rohstoff, mit dem man sparsam umgehen sollte, und davon abgesehen macht auch das Nähen einfach Spaß.
Menschen in ihrer selbstgenähten Kleidung treffen sich heute - wie jeden ersten Mittwoch im Monat - beim MeMadeMittwoch.