Freitag, 25. Februar 2011

Me-made-Monat Februar - die zweite Woche

"Geht die Frau denn überhaupt nicht mehr aus dem Haus?" könnte sich zu Recht fragen, wer hier auf die Fortsetzung des Me-made-Monats Februar wartet. Ja, doch, ich verbringe beileibe nicht den ganzen Tag im Schlafanzug, aber der neu eingebrochene Winter und Tag für Tag (echte!) mühevollste Kleinarbeit sind nicht die besten Bedingungen für die phantasievolle Neukombination des Kleiderschrankinhalts. Es muss dringend Frühling werden. Daher wie beim letzten Mal zehn Tage im Schnell-Schnelldurchlauf.


Feitag
Stadtneurotikerinnen-Rock nach Schnitt aus twinkle sews, sehr gut bei Kälte, weil wirklich, wirklich warm: endlich keine kalten Knie mehr.
Die Wickelbluse - typischer mittelblauer Hemdenstoff mit einer schmalen schwarzen Spitze an der schrägen Kante - ist Schnitt 110 aus Burda 6/2006, genäht im Sommer 2007. Ein nicht rundweg gelungenes Teil, weder zu diesem Rock, noch allgemein.
Die Passform ist nicht berauschend, wie man an den Falten im Schulterbreich sieht, besonders bequem ist das Gewickelte in unstretchigem Stoff auch nicht, und sollte man gar erst sitzen und dann wieder aufstehen wollen, erfordert das stetiges Herumzupfen. Daher wird die Bluse nicht so oft angezogen, wie sie es möglicherweise verdient hätte - und hier auf diesem Bild erinnert mich das Gewickelte auch noch fatal an einen Wurstzipfel...


Montag
Und apropos Falten - noch so ein kleiner Problemkandidat: das Oberteil ist Pullover Renee aus Ottobre Winter 2010 (Schnittmuster freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Katharina - Rosa Pfeffer). Für die interessante Stoffansammlung rund um meine Mitte ist der Schnitt aber nicht verantwortlich, sondern das Material: ein weicher, flauschiger, aber stetig nachwachsender Viskosestrick, der sich eben da staut, wo gerade Platz ist. Schon beim ersten Tragen mutierte der Pullover zum Kleid, nach der Wäsche schitt ich 15cm am Saum ab und nähte es als doppelt gelegtes Bündchen wieder an, das korrespondiert ohnehin besser mit den Ärmelbündchen.
Beim zweiten Tragen hatte der Pullover schon um die Mittagszeit die alte Länge wieder erreicht - siehe Foto - und ist aktuell auf dem Weg zum Schlafsack. Wo das - buchstäblich - enden soll, weiß ich nicht, wüsste ich aber gern.
Den gleichen Schnitt, aber zweifarbig und offenbar ohne Wachstumstendenzen sieht man hier bei frifris.
Der Rock nach einem Schnitt aus den legendären Brigitte-Sonderheften ist ungefähr von 1998, aus rot-weißem Wollfischgrat.


Donnerstag
Wollfischgratstoff scheint meine heimliche, hier erstmals enthüllte Leidenschaft zu sein - der Rock ist ungefähr von 2005, aus einem Standard-Rockschnitt abgewandelt und ja, Fischgrat, diesmal schwarz-grau. Und gut, nun ein Foto davon zu haben: den Rock empfand ich immer als etwas langweilig, jetzt würde ich sagen: angenehm neutral, sollte ich häufiger tragen.
Das Strickstoffoberteil mit einer interessanten Schalkragen-Wickelkonstruktion ist Burda-Schnitt 113 aus Heft 8/2006, im März 2008 gebloggt, als hier noch alles neu war. Das würde ich eventuell noch einmal nähen, falls mir ein passender dünner Strickstoff unterkommt.


Mit grüner Kanzashi-Blume. Die anderen Teilnehmerinnen finden sich hier.

Sonntag, 20. Februar 2011

Eine Wiese im Wedding


Das Programm des Sonntagsausflugs heute: Neues entdecken. In Berlin funktioniert das sehr gut, fährt man mit der U-Bahn in eine beliebige Richtung, steigt an einer unbekannten Haltestelle aus und lässt sich hernach dahin treiben, wohin einen die Füße und der Zufall eben führen.

Auf diese Weise habe ich heute in der Weddinger Prinzenallee in einem alten Ladengeschäft eine zauberhafte Wiese aus Scherenschnitten, Zeichnungen und Malereien entdeckt.


Eine Ausstellung von Lena Görlitz im wortwedding - Laden für Poesieprojekte. Da wachsen Schafgarbe und Frühlingsscharbockskraut aus der Fußleiste, es tummeln sich Kartoffelkäfer, Libellen und eine Eule, auf der gegenüberliegenden Wand Tintenfische und Astronauten, und die Buchstaben, Worte und Satzfetzen in vielen verschiedenen Sprachen haben oder haben keinen Bezug zu den Bildern. Wie man in den Wald hineinruft...


Die Ausstellung ist am kommenden Wochenende im Rahmen des Ausstellungswochenendes der Kolonie Wedding geöffnet,
am 25. Februar 2011 ab 19.00 Uhr bis open end,
am 27. Februar von 14. bis 18.00 Uhr


Wortwedding
Prinzenallee 59
13359 Berlin

Haltestelle Pankstraße (U8)

Donnerstag, 17. Februar 2011

Stockrosen (XV)


Eine Aktion vom letzten Jahr soll nicht vergessen werden: die Stickchallenge 2010. Alle 14 Tage wurde über das Stickamazonen-Blog   eine neue Stickaufgabe gestellt, eine besondere Stichkombination oder eine bestimmte Technik. In der zweiten Hälfte 2010 hatte ich ziemlich den Anschluss verloren, da ich aber auf lange Sicht so viele bestickte Quadrate haben möchte, dass sie zusammengesetzt eine kleine Decke ergeben, sticke ich auch deses Jahr weiter - wobei das mit dem "Dranbleiben" nach dem Ende so einer regelmäßigen Aktion immer so eine Sache ist. Wir werden sehen, wie das geht.


Aufgabe Nummer 15 vom Juli 2010 (Ergebnisse hier im Stickamazonen-Blog) ist schon mal genau mein Fall: Der Stich, aus dem die Blüten bestehen, nennt sich  "raised cup stitch" und besteht aus einer Art Knopflochstich, der um ein paar in Dreiecksform vorgespannte Fäden gestickt wird.Sehr plastisch wird das, und gar nicht mehr dreieckig.

In Stockrosenanordnung ist mir das fast schon zu naturgetreu, passt thematisch aber zur Zeit aber sehr gut, weil ich im vorigen Sommer die Baumscheiben vorm Haus mit selbst gezogenen Stockrosen (aus Samen aus dem Schlosspark in Sacrow) bepflanzt habe, von denen jetzt nach einem halben Meter Schnee, 15 Grad minus, Streusalz und Granulat und zwei Reinigungsaktionen der BSR rein gar nichts mehr zu sehen ist. Ich mache mir Sorgen - ob da noch etwas ist, das wieder austreiben kann? Und ob die im Herbst vergrabenen Tulpenzwiebeln herauskommen? - Wie sagte meine Schreibtischnachbarin so schön: "Du weißt, wie man sich das Leben spannend macht."



Mittwoch, 9. Februar 2011

Me-made-Monat Februar

Catherines „Me-made-Monat Februar“ ist eine gute Idee, finde ich. Das Ziel ist es, möglichst jeden Tag etwas Selbstgemachtes zu tragen – ob nun Kleider, Schmuck oder Socken. Nicht nur ist der Blick in andere Kleiderschränke mit Selbstgemachten interessant, für mich ist die Aktion eine Möglichkeit herauszufinden, welche Sachen ich bevorzugt trage und welche nicht und warum. Außerdem kann ich so noch ein paar Informationen zu Schnitten unterbringen, die in Vor-Blog-Zeiten genäht wurden oder die für sich genommen nicht so besonders aufregend sind.

Die erste Februarwoche zusammengefasst:

Dienstag
Mantel vom Winter 2008 – noch immer gut. Wird im Moment täglich angezogen. Näht euch Mäntel, Leute! Das ist nicht per se schwierig, sondern nur etwas zeitaufwendig. Und kaum ein anderes Stück zieht man so oft an.


Mittwoch
Rock 110B aus Burda 10/2006 aus kirschroter Woll-Viskosemischung, genäht im November 2006. Der Schnitt ist wirklich einfach, macht durch die zwei Falten an der Seite aber ein bißchen was her.
Jerseyoberteil 113 aus Burda 12/2008 mit verlängerten Ärmeln. An sich ein schöner Raglanschnitt mit Falten am Ausschnitt. Die kleinste Größe ist bei diesem Schnitt die 38, die aber viel weiter ausfällt als sonst bei Burda üblich. Die Ärmel habe ich mehrfach enger gemacht, dadurch ist das Oberteil tragbar, aber zufrieden bin ich mit der Passform nicht. Und meine Nähbücher geben zur Verkleinerung von Raglanschnitten quasi nichts her. Schade.
Der Schal ist auch selbstgemacht, nicht von mir, sondern von der Hausmaus. Leider finde ich ihren Blogbeitrag über diese Schals nicht mehr, und auch das Tutorial bei This old dress, mit dem alles anfing, scheint es nicht mehr zu geben, nur noch diesen Artikel, in dem man einen Schal etwas genauer sieht - er besteht aus lauter Jerseystreifen, die sich schön einringeln.


Donnerstag
Japanisch inspirierter Karorock, ein Unterziehshirt von 2008, der umhäkelte Schal ist vom letzten März - beim Häkeln schneite es, das weiß ich noch genau. Die Strickjacke ist nicht selbstgemacht, und sie sorgt für den hier schon erwähnten Babuschka-Effekt, der Menschen in Stoffkegel verwandelt.


Montag
Mein verjüngtes Ex-Lieblingskleid, einmal pur getragen. Wißt ihr was? Ich glaube das wird wieder was mit uns! Es ist genauso bequem wie früher.


Im Moment trage ich es aber so - mit dem Strickrock darunter, und bei Bedarf mit Strickjacke. Der bunte Schal ist einfach ein Stück sehr bunter und sehr weicher Baumwollstoff vom Markt mit etwas schwarzer Bommelborte.


Alle anderen Teilnehmer von heute finden sich hier.

Samstag, 5. Februar 2011

Neues Leben für alte Kleider im Januar (und ein Ex-Exlieblingskleid)

Willkommen zur ersten aus-alt-mach-anders-Runde und ohne Umschweife zu Euren Beiträgen:  
 
Kinderkleider
Tanja/tessaprincessa funktionierte zwei Herrenhemden zum Kinderkleid um - sehr niedlich, jetzt muss es nur noch Sommer werden.
Die Tagpflückerin nutzt nicht nur den Tag, sie nutzt immer wieder große Kleider für die Kleinste in der Familie: die Cordhose des Schwagers, die Jogginghose des großen Bruders,  und aus einer Tischdecke wird  ein Indianerkostüm (ich hoffe das sehen wir auch nochmal, wenns fertig ist).
Malou/Marabunte verwendet schon lange alle möglichen Materialien für Kindersachen und Taschen: Herrenhemden, gefilzte Pullover, Souvenir-Tshirts und Bettwäsche - bisher ohne psychische Spätfolgen bei den benähten Kindern.
Simone/seemownay funktioniert abgelegte Hemden für den Sohn um (und ja, zeig doch beim nächsten Mal, wie du das machst), aus älteren Tshirts und Resten werden neue Shirts für den/die Kleinen.


Kleider für uns
Manches, was früher gefallen hat, gefällt heute nicht mehr: Heike/Schneiderprospekt passte ihren selbstgenähten braunen Cordrock den neuen Zeiten an.
Manches ist zu kurz: Daniela/ danyeela verlängerte ihren kurzen Pullover zum Fast-Minikleid mit Raffung.
Manches entpuppt sich als Fehlkauf: Griselda/Machwerk nähte aus einem grob gestrickten Trägertop einen Rock mit fluffigem Chiffonvolant.
Wenn frau im Rock nicht ungehindert gehen kann, ist das besonders ärgerlich - bei Allerleihrauh kommt erst die Schere und dann ein roter Volant.
Mirjam/Tira Barba ist eine wahre Meisterin der Wiederverwertung: sie näht bunte Taschentücher auf, Stulpen aus Pulloverärmeln und fürs Kind kommen zusammengesetzte Shirts zustande, die alles andere als zusammengestückelt aussehen.
Siva/sweet-little-roses verlängerte schon im letzten Sommer ein zu kurzes Häkeltop zum Kleid.
Susanne/Suschna erzählt die Geschichte ihres "Kolchosenmantels", eines geschrumpften 90er-Jahre-Zeltmantels - und wie man in einer vollbesetzten U-Bahn manchmal trotzdem ganz alleine sein kann.
Rebecca/Waldelfe ließ von ihrer butterblumengelben, kaum getragenen Jacke so gut wie nichts übrig - ein Teil wurde eine Umhängetasche, der Rest ging in ein gepatchtes Jackengesamtkunstwerk ein.
Und Frau Siebensachen? Die kauft Secondhand Beutelratten-Fledermauspullover und macht sie für sich passend (und zeigt auch gleich, wie das geht).
Siebensachen ist auf der gleichen Fährte (hat das etwas mit dem Namen zu tun?): Aus zu großen oder nicht mehr geliebten Pullovern werden einfach grandiose Strickjacken, und wenn ihr von ihrem Blog zu burdastyle weiterklickt, erfahrt ihr auch, wie sie das gemacht hat. 

Täschchen und Kissen
sind besonders dankbare Objekte für die Wiederverwertung.
Monika/Wollixundstoffix nähte eine Gretchen-Kosmetiktasche aus Frottiervorhang und alter Bettwäsche.
Kate/creation fada verwendete einen Kinderschlafsack als Grundlage für ein Wärmekissen mit einer dreidimensionalen Vogelapplikation.



Mein Ex-Exlieblingskleid

Ich habe mich im Januar bemüht, an der Beziehung zu meinem Ex-Lieblingskleid, einem schwarzen wadenlangen Jerseykleid mit Wickeloberteil zu arbeiten. Allerleihrauh hatte ja kürzlich beschrieben, was ein echtes Lieblingskleid ausmacht. Kurz zusammengefasst: es ist bequem, bügelfrei und vermittelt jederzeit ein gutes Gefühl. Genau so ein Kleid war das. Ich konnte es in die Uni anziehen und in die Oper, es begleitete mich auf Reisen und verbrachte etliche Nachmittage mit mir auf dem Sofa. Sein weicher und doch formstabiler Jersey passte sich mir und auch fast jeder Gelegenheit an, wir zwei waren unzertrennlich.

Aber dann lebten wir uns unmerklich auseinander. Mitte der 2000er Jahre erschien mir sein knapp wadenlanger Saum plötzlich altbacken. Natürlich war ich an der Entwicklung nicht ganz unbeteiligt: das schlauchartige Rockteil zeichnete meinen Hüft-Bein-Übergang recht unvorteilhaft nach, und zwar mit Anfang dreißig weit unvorteilhafter als mit Anfang zwanzig. Die Tragepausen wurden länger und länger, die gemeinsamen Unternehmungen weniger und weniger. Und eines Tages stellten wir fest, dass wir einander fremd geworden waren und uns nichts mehr zu sagen hatten.
Aber ein Lieblingskleid wirft man nicht weg, und so schnitt ich es im Januar beherzt in Knielänge ab und trennte die Seitennähte bis knapp unterhalb der Hüfte auf. Aus dem abgeschnittenen, etwa 25cm breiten Stoffstreifen setzte ich zwei dreieckige Teile zusammen, die wie Godets an der Stelle der Seitennaht eingenäht wurden. Jedes Dreieck hat in der Mitte waagerecht eine Naht, und wie ich die möglichst ansehnlich verdecke, war bei weitem die schwierigste Frage. Häkelborte, Spitzenborte, Applikationen aus Jersey hatte ich angehalten und verworfen. Um die wirklich universelle Tragbarkeit zu erhalten, sollte die Lösung nicht zu bunt und zu verspielt sein.
Schließlich kam ich auf einen gelochten und dann aufgesteppten Lederstreifen. Beim Schneiden und beim Lochen kam das Lederwerkzeug aus der schwarzen Kiste zum Einsatz, aufgenäht wurden die Streifen mit der Maschine und einer normalen Nadel. Getragen habe ich das neu-alte Lieblingskleid noch nicht, aber vor dem Spiegel sieht es so aus, als wäre die unvorteilhafte engere Stelle damit überspielt, und die Einsätze geben dem Rockteil eine schöne schwingende Weite.
Heute Nachmittag gehe ich mit dem Kleid erstmal ins Kino, und dann mal sehen, wie sich unsere Beziehung entwickelt. Vielleicht wirds ja wieder wie früher.

(In der Woche folgt noch ein Bericht zu einer Mütze und einer Sockenblume, an deren Fotos ich wegen schlechter Planung gerade nicht herankomme.)

Neues Leben für alte Kleider das nächste Mal am 6. März.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Sonntag ist Showtime - und: Refashion 1966

Nicht vergessen: Am Sonntag ist erster Schautag für die aus-alt-mach-anders-Aktion. Ihr könnt natürlich gerne schon vorher posten, am Sonntagmorgen gibts dann einen Sammelbeitrag hier, wo ich euch verlinke und den ich im Laufe des Tages nach Bedarf ergänze. Diejenigen, die im Ursprungsbeitrag gesagt hatten, dass sie ganz sicher/vielleicht/manchmal mitmachen möchten, habe ich im Blick, wer etwas zeigen möchte, und sich noch nicht geoutet hat, kann auch noch am Sonntag einfach "piep!" sagen, ok?

In totaler Übermotivation (wie immer am Anfang) habe ich übrigens gleich zwei Teile angefangen, von denen ich eines schon regelmäßig trage, das andere ist aber noch nicht fertig...


Ein paar motivierende Worte von Ines Ruebel, Autorin von  Selbstgeschneidert - ganz perfekt (Ravensburg 1966) möchte ich euch bis Sonntag auf den Weg geben.

Das Buch ist ziemlich merkwürdig, da es sich trotz des Titels kaum mit der technischen Seite des Schneiderns auseinandersetzt - eine Anleitung, wie man einen Reißverschluss einnäht, sucht man beispielsweise vergebens. Dafür gibt es seitenlange Erörterungen, dass schlampige Kleidung das Selbstvertrauen untergrabe und womöglich die Ehe gefährde und jede Menge gute Ratschläge, Mad Men lässt grüßen.


Die "Sieben Tips für Änderungen" - im Prinzip ist sowas wie Kleidungsrecycling gemeint - beziehen sich dann auch nicht darauf, was und wie und womit geändert werden könnte. Aber den Mangel an konkreten Vorschlägen macht Ines Ruebel immerhin durch Begeisterung wett:  

"Ich liebe Änderungen geradezu. [...] weil dabei die phantasievollsten und besten Lösungen entstehen können, auf die man mit neuem Stoff gar nicht gekommen wäre. Änderungen sind eine Feuerprobe für Geschicklichkeit, Geschmack und Chic und sie befriedigen nebenbei das Sparsamkeitsbedürfnis ungemein. Aus einem altmodischen, nutzlosen, und kaum getragenen Kleidungsstück ein Wunder an Eleganz zu zaubern, ist einfach ein überwältigendes Gefühl. Da man es ohnehin nicht mehr angezogen hätte, verschwendet man den Stoff nicht, sollte dabei etwas schiefgehen.

Das beflügelt zu gewagten Schnittlösungen und Materialkombinationen. Es verleitet zu ärmellosen Kleidern aus dickem Wollstoff, zu sehr halsfernen Kragen an Winterkostümen. Ohne Rücksicht auf praktische Tragbarkeit kann man hier zum Modeschöpfer werden. Man hat nachträglich nie das Gefühl, man hätte vielleicht doch mehr auf vernünftige Gesichtspunkte achten sollen. Vielmehr ist man stolz darauf, das Beste aus einem nutzlosen "Schrankhüter" gemacht zu haben."
(Ines Ruebel: Selbstgeschneidert - ganz perfekt, Ravensburg 1966, S. 251)

Wie auch immer, ich freue mich auf Sonntag!