Das gefällt mir nicht so.
Habe ich es selbst heraufbeschworen? Oder ist es unvermeidlich? Meine Bemerkung vom letzten Mal, es sei noch Stoff für ein Vorder- oder Rückenteil oder einen Ärmel übrig, hätte ich mir wohl lieber verkniffen.
Denn der Anblick des zusammengenähten Rückenteils gefällt mir nicht so recht. Die Rückennaht der Piroschka-Jacke ist ziemlich stark geschwungen, daher ist sie auch so schön tailliert, und in meiner Naivität nahm ich an, dass sich das Muster einigermaßen symmetrisch und halbwegs ansehnlich aufteilt, wenn ich die Schnitteile in der Nähe des Stoffbruchs auflege. Das tut es aber nicht, wenn es sich wie hier um ein Stoffmuster mit Richtung handelt. Und auch wenn ich meinen Stoffrest hervorhole und einen Musteranschluss versuche, dann erreicht man den letztlich auch nur an einer Stelle (aber immerhin).
Aber ist es so besser?
Oder so? (In den Bildern sind 23 Unterschiede versteckt. Finden Sie sie!)
Ich überlege trotzdem, ein Rückenteil neu zuzuschneiden. Auch wenn die Nähtruppe gestern auf "überhaupt nicht schlimm" plädierte und ganz zu Recht auf alle weiteren Nähte hinwies, die noch kommen würden, und wenn ich da auch noch einen Musteranschluss haben wollte, bräuchte ich nicht nur weitere drei Meter Stoff, sondern könnte mich gleich irgendwo einweisen lassen.
Nennt man es Perfektionismus, oder ist es Wahnsinn? Darüber werde ich noch ein wenig nachdenken müssen. Ich melde mich ggf. wieder (falls man mich lässt).
Dienstag, 27. Oktober 2009
Verheddert und verknäult
Wieder da! Die vergangene Woche beschäftigte ich mich fern von Berlin mit Knäulen verschiedener Arten - und mit Essen und Schlafen. Bernstein konnte ich trotzdem nicht finden, aber auch so war die Reise sehr erholsam. (Schon wieder was Neues angefangen, jaja. Aber hier werden auch Sachen fertig. Sachen, von denen noch gar keiner weiß, dass ich sie überhaupt angefangen hatte. Fotostau, und das trübe Wetter macht es nicht besser.)
Den Rest der Woche spielten wir noch zuhause Tourist. Als Funktionskleidungsverächterin bin ich ganz froh, wieder mit städtischer Kleidung ohne knisternde (und im übrigen tatzenfreie) Regenjacke unterwegs zu sein. Tja, die Tatzen. So sehr ich mich für die Abgemahnten freue, so wenig schmeckt mir, dass Jack Wolfskin jetzt unwidersprochen behaupten kann, die Dawanda-Anbieterinnen hätten Markenrecht verletzt und man verzichte nur höchst großzügig auf die Verfolgung. Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende? Darauf würde ich nicht bauen - Rotkäppchen, bleib wachsam!
Im Provinz
Burghard Bering (Mitte) und zwei Klingonen
Zum Tourist-Spielen gehören natürlich auch Kulturveranstaltungen, zum Beipiel die sehr sehr lustige offene Bühne im Café Provinz am Mittwoch Abend, zu der in Zukunft aber gern noch mehr Zuschauer kommen dürften. Oder das grandiose Konzert des gänzlich unnervösen Gitarrenduos bøsnervøs am gleichen Ort am Freitag.
Das Gehedder ist ungefähr zur Hälfte fertig. Eine nützliche Nähanleitung für Nicht-Näher ist schon seit vor dem Urlaub zur Hälfte fertig. Und an der viertelfertigen Piroschka-Jacke ist mir gestern etwas aufgefallen, das mir so gar nicht gefällt, aber dazu später mehr.
Montag, 12. Oktober 2009
Die Piroschka-Jacke*: Probemodell und Zuschneideangst
Das Probemodell aus knittrigem Bettwäschestoff für die geplante Herbstjacke ist schon seit einer Woche fertig und passt ganz ordentlich - und seither schob ich das Zuschneiden vor mir her. So einen massiven Anfall von Zuschneideangst hatte ich schon lange nicht mehr. Liegt wahrscheinlich am recht kostspieligen Stoff und der begrenzten Menge desselben. Gestern Abend wagte ich endlich den Anschnitt und überlege seither, ob ich nicht doch irgendwas übersehen habe. Glücklicherweise ist noch ein bißchen Rosencord da - ein neues Vorderteil oder ein neuer Ärmel wären durchaus noch drin.
Von den Paspeltaschen mit Klappen im Vorderteil, wie der Schnitt sie vorsieht, werde ich mich verabschieden und Leistentaschen mit einer Leiste aus schwarzem Cord nähen. Erstens weil ich mich vor dem Nähen fürchte (Paspeltaschenangst), zweitens, weil ich offene Taschen, in die ich die Hände stecken kann, an Herbstjacken viel praktischer finde. Ob der bauschige Kragen mit der Kräuselung an der Ansatznaht mit Cordstoff überhaupt funktioniert, wird eine weitere spannende Frage - aber wenigstens hier muss ich keine weiteren Ängste (Bauschkragenangst?) entwickeln, weil von dem schwarzen Cord so viel da ist, dass es für etwa 30 Kragenversuche reichen würde. Puh.
*) Dank für diesen Namen an Katharina.
Und Danke an Pine für einen Award - Danke, dass du an mich gedacht hast.
Freitag, 9. Oktober 2009
Philea - französische Stoffe in Kreuzberg
Hier hinter dem Fenster warten die Ballen
Schlesische Straße 31 - ein Wandbild von blu
Hat man als Selbernäherin automatisch einen besonderen Riecher für Stoffe und Zubehör? Meine Umgebung scheint das zu glauben, beendete doch der Liebste im Urlaub die Rätselei unser Gastgeber über den Standort eines Knopfladens mit den Worten „Wenn es da einen Knopfladen geben würde, hätte Lucy den doch schon längst gerochen.“
Bei einer fantastischen Stoffquelle ganz in der Nähe unserer Berliner Wohnung versagte mein Spürsinn jedoch komplett (ich bin eben doch kein Jagdhund), denn an dem markanten Häuserblock in der Schlesischen Straße 31 mit dem riesigen Bild auf der Brandmauer*) bin ich schon oft vorbeigegangen, ohne Stoff zu erschnuppern. Erst der Tipp meiner Nähgruppen-Leiterin setzte mich auf die Fährte.
Philea heißt die Firma, eigentlich ein französischer Hersteller, der ausschließlich in Westeuropa produzieren lässt - hochwertige Stoffe, nach europäischen Umwelt- und Arbeitsschutzrichtlinien. Für Großabnehmer auch in entsprechenden Mengen lieferbar. In den Räumen in der Schlesischen Straße kann man am Mittwoch Nachmittag aber nicht nur Musterlaschen befühlen, sondern auch sofort kaufen was da ist - jede Menge Stoffe aus der aktuellen Kollektion, aber auch Reste und Musterstücke.
Ich war jetzt zweimal da, um alles zu beschnuppern, und hätte wesentlich mehr mitnehmen können, als nur einen Blusenstoff. Philea hat nämlich die Stoffe, die im Handel ansonsten so schwer zu finden sind: Schöne Unis mit Charakter, jenseits von Leinen oder Jeans, glänzende oder changierende Stoffe jenseits von Polysatin und -taft und jede Menge ungewöhnliche Materialien, beispielsweise tolle Stoffe mit Metallfasern in verschiedenen Gewichtsklassen. Die Farben sind größtenteils gedämpft - dunkelbraun, grau, schwarz, weiß, dunkelblau – dazu einige kräftige Farben wie pink, senfgelb, rot, dunkeltürkis. Stoffe mit eingewebten feinen Streifen, leicht transparente Stoffe, Viskose-Jacquard mit kleinen grafischen oder großformatigen floralen Mustern, auch einige Jerseys und transparent-wollige Strickstoffe - die Webseite vermittelt einen guten Eindruck. Die Preise bewegen sich zwischen 3,60 pro Meter für Stoffe, die gerade im Angebot sind (und das waren bei meinen Besuchen kürzlich eine ganze Menge), und etwa 22 Euro, Mehrwertsteuer wird ausgewiesen.
Meerjungfrauenfarbe
Geöffnet ist zur Zeit jeweils Mittwoch Nachmittag oder nach telefonischer Vereinbarung (gerne und ohne Kaufzwang, wie die sehr sympathische Philea-Vertreterin versichert).
Philea Textiles Berlin
Schlesische Straße 31
10997 Berlin
Mi 12-19.00
und nach telefonischer Vereinbarung, siehe Webseite philea-berlin.de
Haltestelle: Schlesisches Tor (U1)
*) Das Wandbild ist von blu, einem italienischen Künstler. Der rechte Teil des Bildes stammt von 2007 und sah damals noch ein wenig anders aus, im November 2008 kam das linke Bild dazu.
Bei youtube gibt es zwei witzige Filme - hier und hier - wie die Bilder entstanden sind.
Update: Philea hat den Standort gewechselt und ist jetzt an der Endhaltestelle der S7 in Wartenberg - Wegbeschreibung hier auf der Webseite. Und auch das Graffiti auf dem Haus ist nicht mehr - blu ließ es im Winter 2015 übermalen, als es im Streit um Kreuzberger Bauprojekte instrumentalisiert werden sollte.
Schlesische Straße 31 - ein Wandbild von blu
Hat man als Selbernäherin automatisch einen besonderen Riecher für Stoffe und Zubehör? Meine Umgebung scheint das zu glauben, beendete doch der Liebste im Urlaub die Rätselei unser Gastgeber über den Standort eines Knopfladens mit den Worten „Wenn es da einen Knopfladen geben würde, hätte Lucy den doch schon längst gerochen.“
Bei einer fantastischen Stoffquelle ganz in der Nähe unserer Berliner Wohnung versagte mein Spürsinn jedoch komplett (ich bin eben doch kein Jagdhund), denn an dem markanten Häuserblock in der Schlesischen Straße 31 mit dem riesigen Bild auf der Brandmauer*) bin ich schon oft vorbeigegangen, ohne Stoff zu erschnuppern. Erst der Tipp meiner Nähgruppen-Leiterin setzte mich auf die Fährte.
Philea heißt die Firma, eigentlich ein französischer Hersteller, der ausschließlich in Westeuropa produzieren lässt - hochwertige Stoffe, nach europäischen Umwelt- und Arbeitsschutzrichtlinien. Für Großabnehmer auch in entsprechenden Mengen lieferbar. In den Räumen in der Schlesischen Straße kann man am Mittwoch Nachmittag aber nicht nur Musterlaschen befühlen, sondern auch sofort kaufen was da ist - jede Menge Stoffe aus der aktuellen Kollektion, aber auch Reste und Musterstücke.
Ich war jetzt zweimal da, um alles zu beschnuppern, und hätte wesentlich mehr mitnehmen können, als nur einen Blusenstoff. Philea hat nämlich die Stoffe, die im Handel ansonsten so schwer zu finden sind: Schöne Unis mit Charakter, jenseits von Leinen oder Jeans, glänzende oder changierende Stoffe jenseits von Polysatin und -taft und jede Menge ungewöhnliche Materialien, beispielsweise tolle Stoffe mit Metallfasern in verschiedenen Gewichtsklassen. Die Farben sind größtenteils gedämpft - dunkelbraun, grau, schwarz, weiß, dunkelblau – dazu einige kräftige Farben wie pink, senfgelb, rot, dunkeltürkis. Stoffe mit eingewebten feinen Streifen, leicht transparente Stoffe, Viskose-Jacquard mit kleinen grafischen oder großformatigen floralen Mustern, auch einige Jerseys und transparent-wollige Strickstoffe - die Webseite vermittelt einen guten Eindruck. Die Preise bewegen sich zwischen 3,60 pro Meter für Stoffe, die gerade im Angebot sind (und das waren bei meinen Besuchen kürzlich eine ganze Menge), und etwa 22 Euro, Mehrwertsteuer wird ausgewiesen.
Meerjungfrauenfarbe
Geöffnet ist zur Zeit jeweils Mittwoch Nachmittag oder nach telefonischer Vereinbarung (gerne und ohne Kaufzwang, wie die sehr sympathische Philea-Vertreterin versichert).
Philea Textiles Berlin
Schlesische Straße 31
10997 Berlin
Mi 12-19.00
und nach telefonischer Vereinbarung, siehe Webseite philea-berlin.de
Haltestelle: Schlesisches Tor (U1)
*) Das Wandbild ist von blu, einem italienischen Künstler. Der rechte Teil des Bildes stammt von 2007 und sah damals noch ein wenig anders aus, im November 2008 kam das linke Bild dazu.
Bei youtube gibt es zwei witzige Filme - hier und hier - wie die Bilder entstanden sind.
Update: Philea hat den Standort gewechselt und ist jetzt an der Endhaltestelle der S7 in Wartenberg - Wegbeschreibung hier auf der Webseite. Und auch das Graffiti auf dem Haus ist nicht mehr - blu ließ es im Winter 2015 übermalen, als es im Streit um Kreuzberger Bauprojekte instrumentalisiert werden sollte.
Montag, 5. Oktober 2009
Gigantisch
Wenn die kleine Riesin riesig ist, dann ist der Riese wahrlich gigantisch. Und das Kanzleramt im Hintergrund sieht ganz schön klein aus.
So eine Riesin hat ziemlich viele Leitungen, und die müssen abgekoppelt und im Kleid verstaut werden, bevor sie aufs Schiff darf.
Sie schwebt!
Aber zuerst ist der Riese dran.
Gestern Nachmittag am Hauptbahnhof: Riese und Riesin werden auf ein Schiff geladen und fahren Richtung Museumsinsel davon, Zehntausende schauen zu. Und irgendwo am Spreeufer, an einer einsamen Ecke, die gut mit Lastwagen zu erreichen ist, wurden sie wohl wieder ausgeladen. Aber wo, das weiß keiner.
So eine Riesin hat ziemlich viele Leitungen, und die müssen abgekoppelt und im Kleid verstaut werden, bevor sie aufs Schiff darf.
Sie schwebt!
Aber zuerst ist der Riese dran.
Gestern Nachmittag am Hauptbahnhof: Riese und Riesin werden auf ein Schiff geladen und fahren Richtung Museumsinsel davon, Zehntausende schauen zu. Und irgendwo am Spreeufer, an einer einsamen Ecke, die gut mit Lastwagen zu erreichen ist, wurden sie wohl wieder ausgeladen. Aber wo, das weiß keiner.
Samstag, 3. Oktober 2009
Riesig
Gelbes Regenzeug war heute Nachmittag in Berlin auch für die Zuschauer die passende Kleidung, als die kleine Riesin am Gendarmenmarkt ihr Boot bestieg. Morgen und Übermorgen kann sie (und ihr noch viel größerer Onkel) rund um das Brandenburger Tor bestaunt werden. Bei dem Auftritt heute war für mich der technische und logistische Aufwand wesentlich präsenter, als die zauberhafte Geschichte, die eigentlich erzählt werden sollte - Zugmaschinen und Autokräne lassen sich eben nicht so einfach ausblenden. Sehenswert sind die Figuren aber allemal - die Route am Samstag und Sonntag findet sich hier.
Ich wünsche Euch ein schönes Feiertagswochenende!
Freitag, 2. Oktober 2009
Frau Napoleon
Mona hatte gefragt - hier ist sie, die sogenannte Napoleonjacke von 2007 und Herbstjacken-Nähversuch II.
Der Schnitt ist Nummer 123 aus Burda 9/ 2006, aber ganz schlicht aus Walk. An den Kanten und am Saum klappte ich die Nahtzugaben auf die linke Seite um und steppte sie in gut einem Zentimeter Abstand zur Kante fest, bei den Rundungen am Revers hatte ich erst geheftet, die überschüssige Weite der Zugabe mit Dampf eingebügelt, noch einmal neu geheftet und dann gesteppt. Um die gefürchteten Knopflöcher zu vermeiden, bekam die Jacke große Druckknöpfe.
Ein schöner Schnitt, vor allem zu Röcken, aber bei Wind nicht mehr sehr wärmend. Und ohne Taschen! Eine Herbstjacke braucht Taschen. Wo sollen denn sonst die Hände und/oder das Taschentuch hin?
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