Donnerstag, 26. Juni 2014

Wochenrückblick: Regen, Regen, Regen, Schnittmuster, Schnittmuster, Schnittmuster


Also langsam macht das ja keinen Spaß mehr: Kälte und Regen wie im Oktober, aber ohne Lebkuchen in den Geschäften. Und ein Ort für Lamentiererei über das Wetter sollte das hier auch nicht werden - aber wenn der längste Tag des Jahres gefühlt auch der kälteste seit Wochen ist, was bleibt einem übrig?

Das Schloss Charlottenburg macht sich mit dramatischem Regenhimmel auch gut, zumindest für ein Foto, und die unbekannten Kübelpflanzen (weiß jemand, was das ist?) trotzen dem Berliner Nichtsommer. Auf der Dachterasse der Nachbarn wars beim Hausfest allerdings mehr als ungemütlich. Zehn Minuten nach dem Foto kam der große Platzregen.

Bei der WM-Jacke ist das Rückenteil und ein Ärmel fertig. Die von Wiebke so gepriesene Direktanstrickmethode der Ärmel konnte ich allerdings unter den derzeitigen Umständen weder gedanklich erfassen noch praktisch nachvollziehen - meine Lernkapazitäten für Neues sind derzeit offenbar anders belegt. Daher stricke ich die Jacke ganz stumpf wie immer in Einzelteilen und nähe zusammen. Stricktechnikinnovationen werden beim nächsten Mal ausprobiert.

In den Handarbeitslinks der Woche gibts diesmal ein Rudel neuer Schnittmuster:


Über die Schnitte von Cake patterns, insbesondere über das Tiramisu-Kleid gab es in letzter Zeit heiße Diskussionen: Passt es am besten bei größerer oder nicht so großer Oberweite? Ist es für eine langen Oberkörper konzipiert? Muss man das Taillenband füttern? Was den Austausch über die Passform ein bißchen kompliziert macht, ist das besondere Größensystem von Cake patterns: bei Tiramisu wählt man die Größe ausgehend vom Oberbrustumfang und der gemessenen Cup-Größe und verbindet die entsprechenden Linien auf dem Schnittmusterbogen selbst. Wer die Cake-Schnittmuster und die persönlichen Anpassungsmöglichkeiten erst einmal ausprobieren will, findet im Cake-Blog ein kostenloses Schnittmuster für ein Tshirt mit überschnittenen Schultern, das in Länge und Weite angepasst werden kann. 

Während Cake Patterns ja schon zu den Etablierten der kleinen Schnittmusterfirmen gezählt werden kann, sind  Snapdragon Studios aus Newark ganz neu auf dem Markt: mit einem Sommerkleid, einem Tunikaschnitt und einem ausgestellten Rock.

Andere Neuzugänge der Schnittmusterszene kennt man schon lange als Nähbloggerinnen. Kelli alias True Bias näht schon seit 2012 sehr schicke Sachen für sich und fürs Kind und brachte nun ihr erstes Schnittmuster heraus: die Hudson Pant ist eine dieser schicken Jogginghosen, ohne die man anscheinend weder in New York noch in Neukölln diesen Sommer auskommen kann.

Das britische Blog Charityshopchic gibt es auch schon einige Jahre, dort wandelt Sally absolut hoffnungslose Fälle aus dem Secondhandladen in tragbare, modische und vor allem passende Kleidungsstücke um. Unter dem Namen Capital Chic Patterns vertreibt sie nun ihre eigenen Schnittmuster, und bei der Beschreibung ihrer Designphilosphie fühlte ich mich sehr verstanden: I feel that there are people who sew whose personal style doesn’t necessarily fit into the vintage/retro style that a lot of indie pattern companies cater for, and those are the people for whom I’m designing. Hurra! Endlich eine Indie-Schnittmusterfirma, die nicht auf den Retro-Stil und noch mehr süße Hemdblusenkleidchen setzt! (gefunden via @beate, Danke!)

Freitag, 20. Juni 2014

Stoffwechsel und Chirurgie

Schnittmuster-Chirurgie, um genau zu sein. Ich bastele gerade am Schnittmuster für das Kleid aus dem Stoffwechsel-Stoff und habe mir viel vorgenommen: der Schnitt wird wie Frankensteins Monster aus mehreren Schnitten - aktuell drei - zusammengesetzt, und es ist noch alles andere als klar, ob das Monster lebensfähig sein wird. 

Ich dachte jedenfalls, ich poste hier mal einen Zwischenstand, einerseits zur Dokumentation für mich, andererseits mag ja vielleicht auch meine unbekannte Stoffpatin zuschauen. Ich gucke nämlich die ganze Zeit heimlich in das Blog meiner Stoffwechsel-Partnerin, schaue was sie näht, und überlege, wie es wohl dem Stoff geht, den ich ihr geschickt habe. Hat sie ihn schon angeschnitten? Gefällt er ihr wirklich? Sieht man vielleicht auf einem Foto einen Zipfel davon? Die Stoffwechsel-Aktion von Siebenhundertsachen ist aufregender, als ich erwartet habe. Vor allem habe ich großes Lampenfieber, meinen Stoffwechsel-Stoff anzuschneiden, das kenne ich sonst gar nicht! Es wäre unheimlich blöd, ausgerechnet dieses Material zu versemmeln. Aber wenn es bei der Schnittmuster-Chirurgie um mehr als Schönheitsoperationen geht, nicht nur um eine aufgesetzte Tasche, sondern wenn ganze Schnittteile verpflanzt werden, dann gehts sowieso nicht ohne Probeteil. 

Der Stoffwechsel-Stoff sagte mir - auch wenn meine Stoffpatin zwei Teile im Sinn hatte - ganz eindeutig "Kleid". Das Beswingte Fräulein muss Gedanken lesen können, denn sie hatte einen Link zu diesem Bild parat, auf dem rechts genau das Kleid meiner Vorstellung abgebildet ist: Oberteil blusig, überschnittene Schultern, Kragen, leicht ausgestellter Rock. Perfekt.

Der Stoff

Als Fertigschnitt gibt es sowas natürlich nicht, aber vor kurzem hatte ich ja das Anna-Kleid von by hand London genäht. Die überschnittenen Schultern und die Falten (statt Abnäher) im Vorderteil wollte ich übernehmen, und als Vorlage für den Reverskragen fand ich in Burda 5/2004 Schnitt131, ein nach damaliger Mode locker geschnittenes, langes Kleid mit Reverskragen. Ich kopierte den Schnitt für dieses Kleid bis zur Taillenmarkierung und transplantierte ihm die überschnittenen Schultern des Anna-Kleides. Ins Rückenteil fügte ich einen senkrechten Abnäher nach Anna-Vorbild ein (das Burda-Kleid ist im Rücken vollkommen untailliert).

Grundlage für das Oberteil

Beim Vorderteil waren etwas umfangreichere Schnittoperationen nötig: das Burda-Kleid hat einen waagerechten Brustabnäher, den ich zuerst in die Senkrechte rotierte, so dass er im Taillenabnäher aufgeht. Aus diesem senkrechten Abnäher machte ich anschließend zwei Falten, auch nach Anna-Vorbild. Ich hatte das Glück, dass die Anna- und die Burda-Schnittteile ganz gut aufeinander passten, so entsprach z. B. der Inhalt des Vorderteil-Abnähers bei Burda fast genau dem Inhalt der beiden Anna-Falten.

Probe nach dem veränderten Oberteilschnitt

Die Oberteil-Probe passt schon mal ganz gut. Ich muss lediglich das Oberteil um etwa 1 cm verlängern, die Falten etwa 1 cm kürzer zusteppen und die Schulternaht von Vorder- und Rückenteil angleichen - das Rückenteil ist irgendwie 1,5 cm breiter geworden, wahrscheinlich, weil ich vergessen hatte, die inkludierte Nahtzugabe beim Anna-Schnitt herauszurechnen.

Für das Rockteil werde ich mich grob an 119 aus Burdastyle 5/2012 orientieren - Taschen wären fein - und dann mal sehen, wie das alles zusammenpasst.

Dienstag, 17. Juni 2014

Wochenrückblick: Stofflagerverwaltung, neue Strickmuster und Textilkunst in Berlin

 
 
Am Pfingstwochenende war es so heiß, dass ich überlegte, meine Ernährung komplett auf Eiskaffee umzustellen: Zucker, Koffein, Flüssigkeit - es ist ja alles drin, was man braucht. Die Feiertage verbrachte ich zum großen Teil drinnen, abends schleppten der Liebste und ich uns einmal um den Block und zum Café im Nachbarhaus - mehr außer Herumhängen war nicht drin.

Mittlerweile haben wir ein moderat warmes Sommerwetter, das ich sehr gerne mag, und so besuchte ich  am Donnerstag (lacht nicht!) die erste Sport-Großveranstaltung meines Lebens: Alba Berlin spielte vor 12 000 Zuschauern gegen Bayern München in der großen Mehrzweckhalle am Ostbahnhof (wie die Berliner Zeitung diesen Veranstaltungsort ebenso despektierlich wie ironisch nennt, um den Namen des Hallensponsors nicht schreiben zu müssen). Ach ja, und falls das Sport-Noobs wie ich hier lesen: es ging um Basketball! Wie uns der Alba-Fan erklärte, der den Liebsten und mich mitgenommen hatte, werden die Bayern in der Liga "von allen gehasst", weil deren Mannschaft aus teuer zusammengekauften Spielern anderer Vereine besteht - auch einige Ex-Spieler von Alba spielen jetzt für die Bayern. Die Verräter. Wir sahen - das bestätigte auch unser Fan-Freund, ich kann das ja gar nicht beurteilen - ein sehr spannendes und bis zum vierten Viertel knappes Spiel, das Alba gewann. Mir war zum Schluss ganz schwummrig, einmal wegen der Begeisterung und des Lärmpegels in der Halle, andererseits geht auf dem Spielfeld alles so wahnsinnig schnell, dass man wirklich Konzentration braucht, um als Zuschauer auch nur den Ball nicht aus den Augen zu verlieren. Im Fernsehen sieht das wie immer alles viel größer und übersichtlicher aus.

Aber die nächsten Wochen dreht sich ja erstmal alles um Fußball. Bei mir vielleicht nicht alles, aber ein paar Spiele schaue ich mir auch an, und zum ersten Mal seit 2006 oder so ist das auch zuhause vor dem eigenen Laptop möglich. Ganz klar, dass dafür ein WM-Strickprojekt benötigt wird! die Maschenprobe steht, und ich entschied mich für das untere Zickzackmuster in dunkelgrüner Cotton-Merino von drops.

Die Handarbeitslinks der Woche:


Die neuen Herbst-Strickmuster bei knitty. com sind da. Auch wenn ich an Herbst noch nicht wirklich denken möchte: Meine Favoriten sind Vermillion Cliffs, eine dicke Strickjacke mit Zopfmuster - die ließe sich aus Lima von drops stricken, zum Beispiel in Rubinrot. Solche zweifarbigen Pullover wie Jasseron sind mir in letzter Zeit auch häufig aufgefallen, und dieses Modell gefällt mir besonders gut wegen der Spitzenärmel, aber ich fürchte, ein Pullover aus Garn für Nadelstärke 4 ist doch meistens zu warm. Aber vielleicht ließe sich die Anleitung für dünneres Merinogarn umrechnen?

Auf eine Aktion, die einen guten Zweck und die Förderung kleiner Schnittmusterfirmen verbindet, wurde ich über Meike aufmerksam: Auf der Seite Perfect Pattern Parcel werden alle paar Wochen fünf Indie-Schnittmuster zu einem günstigen Paketpreis angeboten. Jede Schnittmusterzusammenstellung ist zwei Wochen lang verfügbar, ein Teil des Preises kommt als Spende über die Organisation Donors Choose der Bildung von Kindern zugute. Paket Nummer drei - unter anderem mit dem Bombshell-Badeanzug - lief vor einigen Tagen aus, das nächste Schnitt-Paket ist ab dem 22. August erhältlich.    

Ordnung und Übersicht im Stofflager, das ist eine Aufgabe, an der ich beständig scheitere. Die Online-Verwaltung verlief ziemlich schnell im Sande, weil ich für das Fotografieren der Neuzugänge dann doch zu faul war. Ein dickes Schulheft mit eingeklebten Stoffschnipseln und ein paar Notizen zu Menge und Material führe ich etwas konsequenter, aber auch das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, vor allem ist es nur schlecht transportabel, und beim Aussuchen von Kurzwaren wäre es ja praktisch, ein paar Stoffproben dabei zu haben. Colette Patterns bietet im Blog eine Vorlage für Swatch tags, also Stoffmusterkarten, zum Herunterladen an. Auf den Karten lassen sich Material und Menge notieren, unten ist Platz für eine Stoffprobe, und das beste: die Karten kann man zum Beispiel auf Schlüsselringe auffädeln und problemlos zum Kurzwarenkauf mitnehmen.       

Ein fester Termin jedes Jahr im Juni ist die Textile Art, eine Ausstellung und Verkaufsschau für textile Kunst und textile Materialien aller Art, die am 28. und 29. Juni stattfindet. Dieses Jahr überrascht die Veranstaltung mit einer neuen, übersichtlicheren Webseite, neu konzipierter Öffentlichkeitsarbeit und der Mitteilung, dass das Fotografieren bei der Veranstaltung nicht mehr generell verboten sein wird. Prima, dann kann ich endlich einmal mit ein paar Bildern darüber berichten. Die Ausstellungen bei der Textile Art decken eine große Bandbreite an textilen Techniken ab, von Quilts über Mode bis hin zu Perlenarbeiten und an den Verkaufsständen findet man oft Materialien, nach denen man sonst im Netz lange suchen muss. Im Vergleich zu früheren Jahren werden wieder mehr Fachvorträge angeboten und sogar Filme gezeigt - mir scheint, bei der Textile Art herrscht ein frischer Wind, der ihr nur guttun kann.  

Einen neuen Termin zum virtuellen gemeinsamen Nähen könnt ihr euch auch vormerken: Julia veranstaltet in der Sommerpause des Me made Mittwoch einen Dirndl-und-Tracht-Sewalong im Me-made-Mittwoch-Blog. Für Nordlichter wie mich wird die Herausforderung darin liegen, mir eine Dirndl-Adaption auszudenken, die im Berliner Kontext nicht wie eine Verkleidung wirkt.

Und zuletzt fand ich den Artikel Deadly Victorian Fashions sehr interessant: Mit Arsen gefärbte Stoffe, Ballerina-Tutus aus leicht entflammbaren Stoffen, Hutmacher, die durch Quecksilberdämpfe so verrückt wurden wie der Hutmacher aus Alice im Wunderland - eine Ausstellung im Bata Shoe Museum in Toronto wird sich den Gefahren durch Kleidung im 19. Jahrhundert widmen. (Gefunden via Santa-Lucia-Patterns bei fb)

Freitag, 13. Juni 2014

Jetzt kommen wir Nähnerds auch noch ins Fernsehen!

Nach der zweiten Staffel des Great British Sewing Bee auf BBC2 hatten wir Nähnerds ja schon spekuliert: Kommt diese Sendung auch irgendwann ins deutsche Fernsehen? Für eine amerikanische Version gab es vor einigen Monaten ein Casting, in Frankreich wird das Format auch bald laufen. Und es kam, wie es kommen musste: eine deutsche Version ist in Planung.

Die Berliner Produktionsfirma, die für Sat1 auch Das große Backen produziert hat (ein Abklatsch des Great British Bake-Off der BBC), verschickte an uns Teammitglieder des Me-made-Mittwoch den Castingaufruf, mit der Bitte um Verbreitung. Dem komme ich gerne nach - und ab sofort darf spekuliert werden, wer sich da wohl bewirbt (ich nicht!), ob es einen adäquaten deutschen Ersatz für den entzückenden Patrick Grant gibt (ich fürchte: nein), und wer das ganze wohl moderiert. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, bekannte Gesichter der Nähnerdszene bald in Fernsehen zu sehen!

Der Aufruf der Produktionsfirma


Mit Nadel und Faden ins Fernsehen!

Wir sind auf der Suche nach talentierten Hobbyschneidern für unser neues Fernsehformat!

Bei der Sendung handelt es sich um eine Adaption des britischen Erfolgs-Formats der BBC:

The Great British Sewing Bee, welches seit 2013 in der nunmehr dritten Staffel bei BBC2 auf Sendung ist und – aufgrund des großen Erfolges – nun auch international in vielen Ländern adaptiert wird.

Auf der Suche nach dem besten Hobbyschneider Deutschlands dreht sich deshalb alles um Kreativität und handwerklich sauberes Arbeiten auf hohem Niveau!

Unser Ziel ist es, möglichst viele Zuschauer fürs Nähen zu begeistern!

Für dieses Projekt suchen wir nun die passenden Kandidaten:

Dabei sollte es sich um Männer oder Frauen im Alter zwischen 18 und 65 handeln.

Nur Hobbyschneider, keine Profis !

Sie sollten große Näherfahrung vorweisen können und auch mit komplizierten Aufgaben wie z.B. dem Nähen einer Abendrobe mit Applikationen etc. zurecht kommen.

Auf Youtube unter dem Stichwort „The Great British Sewing Bee“ können sich Interessierte ein gutes Bild vom Schwierigkeitsgrad der Nähaufgaben machen.

Bitte bewerben Sie sich ab sofort -

mit Lebenslauf, Fotos von sich und ihren Nähergebnissen und Infos zu ihrer Näherfahrung!

Tower Productions- Redaktion Sewing Bee - Gotzkowskystraße 20-21 - 10555 Berlin
nadelundfaden @ towerproductions.de

Mittwoch, 11. Juni 2014

Abba, Miami Vice oder doch der Neckermann-Katalog? Anna Dress von by hand London

Große Hitze, wie wir sie jetzt ein paar Tage hatten, setzt manche Bekleidungsregel außer Kraft - geht euch das auch so? Was mir bei bedecktem Himmel und 20° viel zu bunt vorkommt, erscheint bei 30° plötzlich gerade angemessen. Schon letztes Jahr wollte ich mir für die ganz heißen Tage so ein luftiges Maxikleid nähen. Ich trage bei Hitze gerne lange, lockere Sachen, die nicht am Körper kleben und die sich entspannt tragen lassen, weil man nicht darauf achten muss, wie man sich hinsetzt, und in denen es sich auch auf einer Decke im Park herumlümmeln lässt.

Allerdings sehen die meisten Maxikleidschnitte Spaghettiträger vor - um die Stoffmenge des Rockteils auszugleichen? - und das trägt sich bei meiner Oberweite nicht so entspannt. Anna von by hand London erfüllte meine Vorstellungen, aber ehrlich: ich bin für solche teuren Schnittmuster einfach ein bißchen zu arm oder zu geizig, und dann schrieb und erzählte Claudia ja auch noch, der Schnitt passe ihr überhaupt nicht (Stichwort: Klingonenschultern). Bei dem Bohei, das die by hand-Gründerinnen letztes Jahr im Netz entfachten, konnte man sich ja sowieso fragen, ob diese Schnittmuster eigentlich ihren Preis wert seien, oder ob die Nähbloggerinnencommunity gerade einem klug inszenierten Hype aufsaß.   


In Bielefeld unterhielten wir uns unter anderem auch darüber, und Claudia war so nett, mir den Anna-Schnitt auszuleihen. Nachdem ich am zweiten Bielefeld-Tag dann Elkes phantastisches Anna-Kleid sah, das aber erst nach einem Probemodell und grundlegenden Änderungen so saß, wollte ich wirklich wissen, ob an dem Schnitt etwas dran ist. Sagen wir mal so: Verpackungsdesign können sie in London. Die Schnittteile wirken demgegenüber etwas banal: ein Oberteil mit vier zugesteppten Falten im Vorderteil und überschnittenen Schultern, daran ein Sechs-Bahnen-Rock.

Nach einem heißen Tag mit Falten vom Tragen

Aber: ein effektvoller Schnitt muss nicht kompliziert sein. Ich nähte vorsichtshalber eine Probe des Oberteils und musste daraufhin nur ein paar Kleinigkeiten ändern, mehr dazu weiter unten. Mit Zuschneidetetris (wer hat eigentlich dieses tolle Wort erfunden? Antwort: Siebenhundersachen am 27. 5. 2014 um 10. 43 auf twitter) konnte ich das Kleid aus nur 2,20 m leichtem Baumwollsatin herausquetschen. Der Stoff ist an den Webkanten schwarz, daraufhin folgt eine Zone dichter Blumen in Pink, Flamingorosa und Lachsrosa mit hellgrauen Blättern, in der Mitte sind vor allem schwarze, graue und rosa Blätter auf weißem Grund.

Farbe und Muster ist ganz und gar nichts für bedeckte Tage, und auch an heißen Tagen gibt es sicher einige Möglichkeiten, seriöser auszusehen. Meine Assoziationen bewegen sich zwischen Poolparty in Miami (Cocktails!), Abba-Mottoparty und dem Neckermannkatalog von 1978. Den Anna-Schnitt finde ich prima und unkompliziert, und möglicherweise nähe ich mir noch ein kurzes Kleid mit V-Ausschnitt und/oder noch ein langes in einer seriösen Farbe.

Beim Me made Mittwoch gibts heute jede Menge selbstgemachte Hochsommerkleidung und Julia in einem wunderbaren, gar nicht spießigen Dirndl. In der MMM-Sommerpause wird Julia übrigens einen Dirndl-und-Tracht-Sewalong im MMM-Blog begleiten. Mich reizt die Dirndlnäherei aus handwerklichen Gründen, und ich habe schon ein paar Ideen, wie man das Dirndl berlintauglich machen könnte.

Für Interessierte jetzt noch ein paar technische Details zum Anna dress von by hand London

 

Die Rockteile der langen Version kürzte ich um knapp 20 cm - die Schnittteile sind so lang, dass sie auch für große Frauen mit hohen Absätzen auf keinen Fall zu kurz sind. Ich hätte das Kleid gerne noch 3 cm länger gehabt, das ließ sich aus den nur 2,20 m Stoff mit Bordüre aber nicht zuschneiden. Zum Vergleich: ich bin 1,67 m groß, die Rockteile sind jetzt 100 cm lang und setzen 2-3 cm über der natürlichen Taille an und ich beabsichtige, das Kleid immer mit flachen Schuhen zu tragen. 

An der vorderen und hinteren Mitte nahm ich jeweils einen kleinen Keil weg, am Vorderteil ca. 1 cm insgesamt, beim Rückenteil je 1 cm auf jeder Seite des Reißverschlusses. Am Reißverschluss hätte es sogar noch etwas mehr sein dürfen - der hintere Ausschnitt steht immer noch ein wenig ab. 

In der Taille verschmälerte ich das Oberteil und das Rockteil an den Nähten und Abnähern bzw. Falten ein wenig, das hat weniger mit Eigenheiten des Schnittmusters zu tun, sondern ist meiner relativ großen Oberweite-Taille-Differenz geschuldet.  


Das Oberteil ist komplett mit Futter, einem dünnen weißen Baumwollstoff verstürzt, im Blog von by hand London gibt es hier eine Anleitung dafür. Den Ausschnitt sicherte ich gleich nach dem Zuschneiden mit einer Stütznaht und steppte das Futter beim Verstürzen auf die Nahtzugaben


Das Rockteil ist bis etwa auf Kniehöhe mit einem dünnen weißen Futterstoff gefüttert, weil der Oberstoff in den weißen Partien transparent ist. Um möglichst wenig Rocklänge zu verlieren, säumte ich das Kleid mit einem Schrägstreifen aus schwarzem Futterstoff. (Außerdem bin ich für brutal durchgeratterte Steppsäume, wie man sie von  Kaufkleidung kennt, für immer verloren. Den nach links umgeschlagenen Futterstreifen säumte ich mit der Hand an und das ist auf der Vorderseite wirklich fast unsichtbar.)

Dienstag, 10. Juni 2014

Wochenrückblick: Von Taschenhenkeln, Tellerröcken und Burgern


Während ich das hier schreibe, geht gerade der Pfingstmontag zuende - in Berlin immer noch mit bestimmt 25 Grad, für morgen sind noch einmal 36 Grad angekündigt, ehe dann die Gewitter auch den Osten erreichen. Kaum zu glauben, dass es vor knapp einer Woche beim Stricken am Kanal noch so kalt war, dass ich meine einzige intakte Hose anzog. Das wollige Sockengarn, so schillernd grün-violett wie das Wasser des Neuköllner Schifffahrtskanals, könnte jetzt gar nicht mehr anfassen. Der Schal den ich da strickte - Fleece von Kieran Foley - ist mittlerweile fertig und muss noch gespannt werden.

Die aberwitzigen Burger gabs bei The Bird, in der neuen Filiale am Kottbusser Damm in Neukölln. Das Stammhaus eröffnete 2007 in Prenzlauer Berg und tat sich zuerst mit einem 750-Gramm-Burger hervor, der nicht bezahlt werden musste, wenn der Gast ihn komplett verzehren konnte. Die Sensationsmasche funktionierte, der Laden wurde in jeder Gastrorubrik der Stadt besprochen, und von da an war er immer voll. Wie ein befreundeter Prenzelbergbewohner berichtet, warten die Leute dort noch immer Abend für Abend auf der Straße, dass die Türen um 18.00 Uhr endlich aufgehen. Der neue The Bird in Neukölln hat durchgehend geöffnet, so dass zumindest im Moment, bevor sich die Sache herumgesprochen hat, ein spontanes Burgermahl möglich ist. The Bird ist das, was man auf Deutsch "krachledern" nennen würde, nur amerikanisch: die Karte in einem putzigen deutsch-englischen Pseudoghettoslang, scheinbar urige (aber nagelneue) Holztische, laute Musik, englischsprachige Bedienungen, grob geschnittene Zwiebel- und Tomatenscheiben und handgeschnitzte Pommes mit Schale. Im Neuköllner Kontext wirkt ein Laden, der so sehr auf authentisch amerikanisch macht, ungefähr so kulissenhaft und absurd wie das Hofbräuhaus in Tokyo, aber egal: die Burger sind wirklich gar nicht schlecht.

Das Paste-up aus bemalten Buchseiten fand ich am Maybachufer, es stammt vermutlich von AleSenso, der italienischen Künstlerin Alessandra Senso. 

Handarbeitslinks der Woche

Apropos absurd: fertige Taschenhenkel aus Leder sind oft absurd teuer (bitte Applaus für diese brillante Überleitung!). Taschenexpertin Griselda verriet in einem Tutorial, wie man solche Henkel selber herstellen kann. Großartig. Ebenso wie der neue Machwerk-Taschenschnitt Arya - ich muss wohl im Herbst meine Taschennähphobie mal gründlich überdenken.

Großartig fand ich auch die Fragen und Antworten zu Jennys gefüttertem Tellerrock mit Saumverstärkung - ich habe einiges Neues gelernt, obwohl man ja denken könnte, über das Thema Tellerrock wäre allmählich alles gesagt. Noch großartiger: Jenny schreibt uns bald eine ausführliche Anleitung fürs Tellerrock-Nähen und plant einen Sew-along. Jennys andere Anleitungen im Blog sind auch sehr lesenswert.

Zu Tellerröcken passt prima der neue Schnitt von Jennifer Lauren Vintage, das Bronte Top aus Jersey im 40er-Jahre-Stil. Das Schnittmuster gefällt mir, aber ich finde es verhältnismäßig teuer für einen pdf-Schnitt zum Zusammenkleben, deshalb bin ich nun erstmal auf weitere genähte Versionen im Netz gespannt, und ob da der Ausschnitt tatsächlich flach anliegt. Auch für diesen Schnitt soll es bald im Jennifer-Lauren-Blog einen Sew-along geben. 

Und nicht zuletzt gibt es dieses Jahr wieder einen Bademoden-Sew-along für alle, die sich Badeanzüge oder Bikini selber nähen wollen. Bei Lotti im Blog versammeln sich die Badenixen.

Freitag, 6. Juni 2014

Meine Pannesamt-Beichte


Jede Selbermacherin verbirgt ein schmutziges kleines DIY-Geheimnis, und heute verrate ich euch meines. Seitdem die Nähsteckbriefe veröffentlicht wurden und die Paarungen der Stoffwechsel-Aktion feststehen, wird ja viel über Pannesamt geredet, und zwar nichts Gutes. (Falls ihr Stoffwechsel nicht verfolgt habt: es ging darum, für eine zugeloste Partnerin Stoff auszusuchen, aus dem die Stoffwechsel-Partnerin für sich etwas näht, Genaueres hier bei der Organisatorin Siebenhundertsachen. In den Nähsteckbriefen beschrieb jede Teilnehmerin vorab ihren Stoffgeschmack.)

Pannesamt wurde in den Steckbriefen von vielen als Stoffabneigung benannt. Pannesamt, der verabscheuungswürdigste Stoff des Universums, Pannesamt, das Schlimmste, was man einer Nähmaschine antun kann, Pannesamt, der Paria unter den Stoffen.

Inzwischen wurden bei Twitter Fotos von Pannesamt-Ständen auf Märkten und in Kaufhäusern gezeigt – zum wohligen Gruseln. Vermutungen machten die Runde: Wer kauft das bloß? Und wozu? „Gibt es geheime Verwendungsmöglichkeiten von Pannesamt, von denen wir nichts ahnen?“, fragte Siebenhundertsachen sich und uns. „Sternsingerumhänge und Flohmarktstandtischdecken“; mutmaßte Luzie, Buntekleider hatte von Bauchtanzkostümen gehört, Muriel knipste sogar pannesamttragende LARPer in freier Wildbahn.

Aber erklären diese Hinweise die ungeheuren Pannesamt-Mengen in allen Farben, die jeder, wirklich jeder Stoffmarkt und jedes Kaufhaus anbietet? Vermutlich könnte man halb Deutschland unter einer pannesamtigen Flohmarkttischdecke verschwinden lassen. Es muss Pannesamt-Käuferinnen und -käufer geben, die aus Scham ihre Käufe verschweigen und das Material nicht in der Öffentlichkeit verwenden, was wilde Phantasien und Verschwörungstheorien aufblühen lässt. Gibt es ein Pannesamt-Paradox analog zum Bildzeitungsparadox: Alle kaufen es, aber keiner liest bzw. näht es?

Indizien dafür gibt es durchaus. Denn unter der Hand machten Pannesamt-Geständnisse die Runde. Ein Pannesamt-Sofaüberwurf im Zebramuster wurde gebeichtet, ein selbstgenähtes Pannesamt-Cocktailkleid, damals in den Neunzigern. Und auch ich habe zu beichten: einen selbstgenähten Pannesamt-Schal von etwa 1998, der sich nebst sorgfältig aufgerollten Resten (!) in einem Karton wiederfand.


Das Vorbild für diesen Schal war damals ein Modefoto in der Brigitte mit einem Pannesamt-Patchworkschal in dunkelbraun, grau, rostrot und gelb, ein 200-Mark-Accessoire, vermutlich aus Seide. Was hatte ich nach Pannesamt in den richtigen Farben gesucht! Ich musste mehrere Läden abklappern, bis ich alles zusammenhatte, besonders das Gelb war schwer zu bekommen. Meinen Pannesamt-Patchworkschal für arme Studentinnen trug ich dann mehrere Jahre und wurde in der Uni sehr häufig darauf angesprochen.


Als ich voller Nostalgie den polyestrigen Flor meines Lieblingsschals von ehedem streichelte, fiel mir auf, dass sich seither eigentlich gar nicht viel geändert hat. Immer noch nähe ich, um mir textile Wünsche zu erfüllen, die ich nicht kaufen kann, sei es, weil es das, was ich mir wünsche, gar nicht gibt, oder weil ich mir das, was es gibt, nicht leisten kann. Wenn es gelingt, die Vorstellung in die Realität umzusetzen, entstehen Lieblingsstücke, die mich lange begleiten. Der Geschmack und die Ansprüche ändern sich, die dahinter stehende Haltung nicht.

Und den Pannesamtschal zog ich letzte Woche noch einmal an, als es so kalt war. Das Gefühl von damals ließ sich nicht exakt reproduzieren, aber die Nähnerds, die ich am Freitag auf dem Markt traf, prallten auch nicht entsetzt zurück. Ehrlich gesagt hat das kollektive Pannesamt-Bashing der letzten Wochen meinen Widerspruchsgeist aufgeweckt: man kann doch einen Stoff nicht einfach so abschreiben! Dagegen muss man was tun! Ich bin sehr versucht, mich im Herbst diesem Underdog unter den Stoffen zuzuwenden und zu erproben, ob sich nicht doch etwas Hübsches daraus nähen lässt.

Außerdem vermute ich, dass der Herbst sowieso flauschig-pelzig wird: Kunstpelz war ja letzten Winter schon ein großes Thema, und in letzter Zeit sehe ich sehr oft Plüsch, aber auch Pullover aus Polyesterfransengarn auf der Straße an Leuten, die es wissen müssen. Denkt an meine Worte und werft die Teddyplüschjacken und die Brazilia-Pullover aus dem Neunzigern noch nicht weg!

Montag, 2. Juni 2014

Stoffwechsel: der Stoff


Mein Stoff aus der Stoffwechselaktion ist da! Heute auf dem Heimweg konnte ich ihn aus einem ziemlich obskuren Haushaltsauflösungs-und-An-und-Verkauf-Laden in Neukölln befreien, der außerdem eine Annahmestelle für einen Paketdienst betreibt.

Ich war schon wahnsinnig gespannt, denn der Stoff näherte sich mir in Etappen. Erst fragte Siebenhundertsachen im Namen meiner Stoffwechsel-Patin nach, die den absolut perfekten Stoff gefunden habe, der allerdings aus dem Ausland geliefert werde und daher geringfügig später ankommen könnte - ob mir das recht sei, oder ob ich lieber einen Ersatzstoff, den aber pünktlich haben wolle. Wie aufregend! Und welcher Nähnerd würde sich einen Stoff aus dem Ausland wegen ein paar Tagen Wartezeit entgehen lassen? Ende letzter Woche traf dann ein netter Brief mit Vorschlägen ein, was ich mit dem mir noch unbekannten Stoff anfangen könne, und mit dem Hinweis, der Stoff komme aus Spanien. Es wurde immer aufregender und ich immer gespannter.

Am Freitag schlließlich klingelte der Paketbote um 13.58 Uhr bei mir zuhause, während ich mich zwei Kilometer entfernt befand und hinterließ eine Benachrichtigung. Aaaaaaaaaaaaaaah! Also noch ein Wochenende warten, denn am Samstag liefert dieser Paketdienst nichts aus. 


Heute konnte ich den Stoff, wie gesagt, endlich in die Arme schließen. Und meine Stoffwechsel-Partnerin hatte mit "der perfekte Stoff" nicht zu viel versprochen. Es handelt sich um einen leichten Baumwollstoff, ganz leicht glänzend, ein dunkelgrauer Grund mit weiß-roten, wie gezeichnet und fast etwas asiatisch wirkenden Blümchen, die in lockeren Tuffs auf der Fläche verteilt sind. Besonders diese Anordnung, die einzeln herumfliegenden Blümchen zwischen den Blumengruppen, gefallen mir ausnehmend gut - das hat etwas Heiteres, obwohl der Stoff insgesamt dunkel ist. Die Farben passen auch gut zu mir und die Stoffqualität finde ich prima - sowas hatte ich schon zwei, dreimal unter der Nadel, das näht und trägt sich angenehm. Also ein Volltreffer, den hätte ich auch gekauft!

Meine Stoffpatin schlug mir für den Stoff eine Schluppenbluse und - sofern das Material reicht - einen mittelweiten Sommerrock vor, also zwei Teile, die gemeinsam getragen wie ein Kleid wirken würden. Das ist ein witziger Zufall, denn ich habe selbst schon öfter mit so einem ähnlichen Plan Stoff gekauft, bisher aber immer nur eines der geplanten Teile auch umgesetzt. Ich hatte ja schon ein paar Tage Zeit, über die Vorschläge nachzudenken, bevor ich den Stoff kannte und wälzte gedanklich schon ein paar Schluppenblusenschnitte hin- und her. Jetzt, wo ich den Stoff gesehen habe, denke ich aber an ein Kleid. Es sind sehr großzügig abgeschnittene 2 Meter, genauer gesagt: 2, 25 m, damit lässt sich schon was machen.

Ich finde der Stoff schreit danach, mit roten Knöpfen und roten Paspeln kombiniert zu werden. Ich stelle mir ein Hemdblusenkleid mit Reverskragen vor, das nur im Oberteil geknöpft ist, mit mittelweitem Rock und kurzen Ärmeln. Oder was meint ihr, was sagt der Stoff zu euch? Und wo kommt er wohl her? Der begleitende Brief kam aus Mannheim, das ließ sich nicht übersehen, weil Mannheim einen auffälligen Poststempel hat. Dass es in Mannheim Nähnerds gibt, habe ich auch schon mal gehört, habe aber überhaupt kein Gedächtnis dafür, wer wo wohnt, und vielleicht ist der Absendeort ja auch eine Finte, also: ich habe keinen Ahnung, wer die Stoffaussucherin sein könnte. Aber sie hat wirklich einen guten Job gemacht, vielen Dank!

Vielen Dank auch an Siebenhundertsachen, die die ganze Aktion koordiniert und organisiert und bei der hier alle verschickten Stoffe gesammelt werden. Es ist so spannend, zu rätseln, von wem wohl die Stoffe stammen und sich zu überlegen, was die Stoffempfängerin wohl daraus machen wird! 

Sonntag, 1. Juni 2014

Frühjahrsjäckchen Knit-along: Finale der Herzen


Erinnert sich noch jemand an den Frühlingsjacken-Knit-along? Am 20. April war das Finale der fertigen Jacken im MemadeMittwoch-Blog - mein letztes Lebenszeichen in dieser Sache datiert vom 1. April, als ich mit dem Jäckchen kaum angefangen hatte und nach dem Rückenteil und einem halben Vorderteil schon einige Zweifel hegte, was ich da eigentlich daherstricke. Es ging aber zunächst alles glatt, ich strickte weiter, die zusammengenähten Vorder- und Rückenteile passten schon mal, die Ärmel wurden ein paar Tage vor dem Finaltag fertig - und waren viel zu eng. Was ich aber erst feststellte, als ich beide gestrickt und einen davon zusammengenäht hatte. Sehr blöd. Und so verbrachte ich den Finaltag mit Ribbeln.


Was bei der ersten Berechnung der Ärmel eigentlich schief lief, kann ich gar nicht so genau sagen - die Strickschlampenmathematik ist bisweilen keine exakte Wissenschaft. Ich stricke die Ärmel nach einem einfachen Schema: als Bündchen werden Maschen für 25 cm Breite angeschlagen und im Rippenmuster (hier: 2 links, 2 rechts) gestrickt, die breiteste Stelle der Ärmel ist 37 cm breit, die Unteramlänge beträgt 48 cm. Die Zunahmen, um von 25 cm auf 37 zu kommen, werden über die nach Maschenprobe berechnete Anzahl der Reihen gleichmäßig verteilt. Meistens kommt dabei heraus, dass ich in jeder fünften Reihe an jeder Seite ein Masche zunehmen muss. Die Abnahmen  für die Armkugel stricke ich dann nach einer Anleitung für eine Armkugel bei ähnlicher Maschenprobe wie meiner, und meistens kommt das dann alles hin. Dieses Mal nicht, also nicht nachmachen. Ich werde meine Strickschlampen-Routine noch einmal überdenken müssen!


Das zweite Stricken der Ärmel war dann, wie erwartet, mäßig spaßig, aber doch verhältsnismäßig schnell erledigt. Letzte Woche fand ich im Nähkontor nach sehr viel Suchen und Dank sehr geduldiger Hilfe von Elke auch noch perfekt passende Knöpfe. Und so bin ich nach dem Motto Ende gut - alles gut doch noch ganz zufrieden, trotz der Umwege. Im Finale der Herzen sammelt Meike heute noch die Strickergebnisse der Nachzüglerinnen - vielen Dank!

Hier noch schnell die technischen Daten, vor allem für mich selbst zum Erinnern:

Strickmuster selbst (schlecht) berechnet, glatt rechts und Musterstreifen mit einem durchbrochenen Zopf, Bündchen unten 2 links, 2 rechts verschränkt, Äfmelbündchen 2 rechts, 2 links.

Material 350g Drops Cotton Merino Marineblau, Farbe 08 (in Wirklichkeit ein tiefes, sattes Dunkelblau, dunkler als auf den Bildern).

Nadelstärke 3,5