Mittwoch, 1. Juli 2020

Le 4001 von dp Studio und die Angst, etwas zu verpassen.


Wer mit mir schon einmal auf einem Stoffmarkt war, weiß: ich bin eine ziemlich kontrollierte Shopperin (was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, über die Jahre ein ansehnliches Stofflager anzuhäufen). Was Schnittmuster angeht habe ich ein Burda-Abo, das die meisten Schnittwünsche abdeckt und ab und zu kaufe ich gezielt einen Indie-Schnitt, den ich gleich nähen möchte oder borge mir einen aus. Bei einer Aussage werfe ich meine innere Shoppingkontrolle allerdings sofort über Bord: "Wir nehmen einige Schnitte aus dem Programm". Sagt mir, dass ein Schnittmuster bald nicht mehr erhältlich sein wird, und ich überlege fieberhaft, ob ich es brauchen kann, nein, haben muss.


Ist das eine Unterart von FOMO - fear of missing out, die Angst, etwas zu verpassen? Ich kann es mir nicht anders erklären. Dabei weiß ich doch, dass kein Schnittmuster wirklich einzigartig ist, viele sind einander sogar sehr ähnlich oder lassen sich relativ einfach nachkonstruieren. Aber gegen den Gedanken "brauche ich das - solange es das noch gibt?" kann ich nichts machen, er tritt immer auf, wenn irgendwo ein Schnittmusterausverkauf angekündigt wird.


Als der französische Schnittmusteranbieter dp Studio vor einigen Wochen ankündigte, keine neuen Schnitte für Hobbyschneiderinnen mehr aufzulegen und die vorhandenen Papierschnitte jetzt nach und nach abzuverkaufen, musste ich natürlich sofort das Angebot scannen. Die Papierschnitte sind normalerweise so teuer - und es kommt noch teures Porto aus Frankreich dazu -, dass ich mich nie zu einer Bestellung durchringen konnte. Auch jetzt fand ich sie immer noch nicht gerade günstig und es war auch nicht mehr so richtig etwas dabei, was mich reizte, aber im Sommer 2018 hatte dp einige einfachere Schnittmuster als pdf herausgebracht und die waren - und sind - ebenfalls reduziert. Und so konnte ich für 4,83 € meiner "fear of missing out" begegnen.


Der Wickelrock Nummer 4001 ist wirklich einfach zu nähen, hat man erstmal das Herauskopieren von zwei großen Schnittteilen und das Zuschneiden überstanden. Der Bund, der in ein Bindeband übergeht, besteht einfach aus einem geraden, mit Einlage verstärkten Streifen. Auf der linken Seite wird der Streifen durch einen verstürzten Schlitz in der Seitennaht geführt.


Die Form des Rocks kommt einfach nur durch den Zuschnitt der Einzelteile zustande. Vorne gibt es ein längeres, unregelmäßig viereckiges Teil, das volantartig herabfällt. Hier ist auch die Rückseite des Stoffes zu sehen, man sollte also unbedingt ein Material nehmen, das auf beiden Seiten ansehnlich ist. Ich hatte das vorher nicht bedacht und einfach Glück, dass der Stickereistoff auf der Rückseite kaum Spannfäden hat und fast so aussieht wie auf der Vorderseite. Dann ist nur noch ein sehr, sehr langer Saum mit mehreren Ecken zu steppen, und das Teil ist fertig.


Der Stoff stammt übrigens vom Stofftauschtisch der Annäherung 2016. Stickerei liegt eigentlich so gar nicht in meinem Beuteschema, zu verspielt-romantisch, bei diesem Stoff gefielen mir aber die grafisch reduzierten Blumen. Ein bisschen verspielt ist der Rock durch den zipfeligen Saum nun doch geworden, aber ich bin ganz zufrieden - ein nettes, schnelles Projekt, das ich eigentlich nur dazwischenschob, weil ich von den Patchworkhemd, das ich vorher anfing, nicht mehr so überzeugt war. Ein neues Problem hat sich aber ergeben: ich habe zu wenig einfarbige Oberteile, die dazu passen. Die alte Oberteilschwäche mal wieder.
Menschen, die ihre Kleidung selbernähen, treffen sich heute wieder beim MeMadeMittwoch. Vielleicht finde ich da ja Ideen für Oberteile.



Schnittdetails:

Rock
Schnitt: 4001 von dp studio
Stoff: ca. 2,50 m Batist mit Stickerei, Einlage für Bund/Bindeband
Der stoff muss zwei ansehnliche Seiten besitzen. 

Oberteil
T-shirt mit Knoten, 125 aus Burdastyle 8/2016 - den Schnitt hatte ich (aus anderem Stoff) hier vorgestellt
Stoff: dünner Viskosejersey
Stoff: