Mittwoch, 4. November 2020

Dp Studio - le 406: Asymmetrischer Rock mit Volant

Ahoi aus dem Wald hinter dem Haus heute zum MeMadeMittwoch, dem Treffpunkt für Selbstgenähtes. In den letzten Wochen war ich nähtechnisch etwas lustlos. Eigentlich liebe ich den Herbst, auch als Näh-Jahreszeit. In früheren Jahren war das jetzt die Zeit, um in Schnittmustern und herrlichen Materialien wie Cord, Tweed und leichter Wolle zu schwelgen und Nähpläne für Herbst und Winter zu machen. Tja. Wenn man fast immer zuhause ist, von zuhause arbeitet und bis auf ein paar Spaziergänge zuhause die Freizeit verbringt, ist der Bedarf an Kleidung einfach nicht so hoch. 

Mir ist noch nicht viel eingefallen, was ich jetzt gerne hätte - ich brauche einfach nichts. Daher habe ich im Spätsommer einige Schnitte genäht, die ich spannend fand (oder bei denen ich ausprobieren wollte, ob ich das tragen kann), einfach wegen des Nähvergnügens. Der Schnitt Nummer 406 von dp Studio lag seit ziemlich genau einem Jahr hier - ich hatte ihn im September 2019 beim Lillestoff-Festival ganz günstig gekauft. Der Rock besteht zum größten Teil aus einem einzigen riesigen Schnittteil für Rücken und Seiten und einem kleinen Vorderteil. Bei Version A, die ich genäht habe, wird dann noch ein Volant vorne in die Verbindungsnaht gesetzt. Eine spannende Konstruktion und ein wirklich tolles Design.

Hier sieht man die Konstruktion etwas besser: Das große Schnittteil wird an der rechten Hüfte in mehrere Falten gelegt, der Volant ist darüber eingenäht und bedeckt die Falten.

Das obere Ende des Volants wird eingeklappt und die doppelte Volantlage ist in der Naht zwischengefasst.

Der Rock ist sehr schön schwungvoll, und obwohl ich ihn schon im Sommer genäht habe (der Stoff ist ein günstiges Leinen von Karstadt) finde ich, dass er auf jeden Fall auch wintertauglich ist. Eine Nadelstreifenversion wäre toll. Oder eine Version aus Karostoff. (Aber da kommt dann wieder die Vernunft hoch, denn viele Gelegenheiten, sowas anzuziehen, habe ich derzeit ja nicht. Ich sitze zwar richtig angezogen am Schreibtisch und besitze keinen Jogginganzug, aber so einen dramatischen Rpock ziehe nicht mal ich an, wenn ich während des Tages maximal zum Mülleimer gehe.)  

Der Pullover ist auch selbstgemacht, nach eigenem Entwurf Ende 2018 aus Drops Lima gestrickt - besprochen wurde er hier.

Das Schnittmuster ist auf schönem, festen Papier gedruckt und alles nebeneinander, so dass man die Teile auch ausschneiden könnte. Ich habe kopiert und musste für das Hauptteil zwei Bögen Seidenpapier aneinander kleben. Die Anleitung besteht vor allem aus Zeichungen, inklusive Pfeilen, die zeigen, was wohin gehört, so, wie man es auch von japanischen Schnittmustern kennt. Ich tat mich erstmal schwer, die Zeichnungen nachzuvollziehen - vor allem dauerte es, bis mir auffiel, dass der obere Teil des Volants nach innen gefaltet werden muss.

Beim Ansetzen des Volants waren die erwarteten Passzeichen nicht immer vorhanden, und vorne, wo Vorderteil und Rücken/Seitenteil aufeinander treffen, ist ein Passzeichen meiner Meinung nach falsch beschriftet - man muss darauf achten, dass die rechte und die linke Seite des Rocks auf einer Höhe aufeinander treffen, dann kommt alles einigermaßen hin. An den Markierungen für die eingelegten Falten unter dem Volant habe ich auch meine Zweifel. Ich habe es nicht hinbekommen, die Falten anhand der Passzeichen so einzulegen, dass sie genau zu ihrem Gegenstück passen, irgendwie war da immer zu viel Stoff, so dass ich schließlich so gefaltet habe, wie es mir sinnvoll erschien. 

In einigen Blogposts habe ich gelesen, dass bei anderen zum Teil der Taillenbeleg nicht zum Rock passte, wobei der Fehler bei jüngeren Versionen des Schnitts korrigiert worden sein soll - das Problem hatte ich nicht. Es kann sein, dass die anderen Ungenauigkeiten bei mir beim mühsamen Abkopieren des Riesenschnittteils entstanden sind, aber davon abgesehen hätten ein paar mehr Passzeichen auf jeden Fall nicht geschadet. Wenn man erstmal weiß, wie sich die Teile zusammensetzen, dann ist der Rock nämlich schnell genäht, das ist ein Projekt für einen Nachmittag.

Den Saum der Volants habe ich einfach mit der Overlock abgekettelt, das Abgekettelte umgebügelt und von rechts festgesteppt, ganz unauffällig. Weil die gerundeten Säume im schrägen Fadenlauf liegen, ist die Kante so ausreichend dehnbar, dass man sie mit etwas Bügeln faltenfrei umschlagen kann. In der Anleitung wird vorgeschlagen, die Säume des Volants mit Schrägband einzufassen, das war mir für diesen dünnen Stoff zu mächtig. Bei festerem oder dickerem Stoff würde das Säumen kaum anders gehen - und man könnte die Einfassung in einer anderen Farbe machen als den Rock, das sähe bestimmt gut aus. 

An Nähideen mangelt es hier nicht, wie man sieht. Mal sehen, ob ich in den nächsten Wochen meine relative Näh-Unlust überwinde - und mal sehen, was die anderen heute beim MeMadeMittwoch tragen

Details zum Schnitt:

Schnitt: le 406, dp Studio (Größe 42 genäht - bei der Auswahl auf die Maßtabelle achten, französische Größen!)

Material:  1,80 m Leinen, 1,40 breit (der Stoff reichte nicht ganz, daher musste ich den vorderen Volant mit einer zusätzlichen Naht teilen), nahtverdeckter Reißverschluss, Bügeeinlage für den Taillenbeleg

Tipps: nicht auf die Passzeichen verlassen und frühzeitig überlegen, welche Art Saum zum Stoff passt