Mittwoch, 24. Februar 2010

Kunststricktischdecken

Waescherei Lilienweiss Stuttgart
Kunststricktischdecken besitzen nicht nur einen schwer auszusprechenden Namen, sondern auch ungeahnte grafische Qualitäten, das ist mir am Wochenende in Stuttgart zum ersten Mal aufgefallen. Die Wäscherei und Heißmangel Lilienweiß in der Rosenbergstraße benutzt so eine Tischdecke als Gardine.

gestrickte Tischdecke
Zuhause musste ich gleich nach der Stricktischdecke kramen, die meine Oma für einen kleinen runden Wohnzimmertisch angefertigt hatte. Diese Decke aus dünnen Baumwollgarn war immer so sehr gestärkt, dass sie quasi auch ohne den Tisch darunter von selbst gestanden hätte. Die frisch gewaschene Decke spannte meine Oma mit einem halben Kilo Stecknadeln auf den dicken Teppich im Wohnzimmer und ließ sie so in Form trocknen.


Daher betrachtete ich die Decke bisher als kunstvolle Kuriosität - es muss schon viel passieren, ehe ich anfange, Tischdecken zu spannen. Als Gardine hingegen, beispielsweise im Badezimmerfenster, fände ich sie richtig gut. Zur Zeit fehlt es noch am passenden Fenster, aber vielleicht ergibt sich das ja irgendwann in Zukunft.

Waescherei Lilienweiss Stuttgart
Die Decke im zweiten Fenster der Wäscherei Lilienweiß konnte ich nicht identifizieren. Die Musterfüllungen haben zum Teil eine Webstruktur, daher könnten sie geklöppelt sein. Aber kann man so eine große Decke klöppeln? Das Fenster ist gut einen Meter breit. Das Detailbild unten vergrößert sich beim Anklicken - vielleicht weiß jemand, was das ist?

Freitag, 19. Februar 2010

Verschnarcht...


... bin ich. Morgens müde, abends müde, und dazwischen auch.

Und was braucht man besonders dringend im Winterschlaf? - Richtig, Schlafanzüge! Das Zuschneidepuzzle vom Januar ist schlafbereit. Da ich den Pyjamaschnitt (Burda 12/ 2006, Nr. 125) letztes Jahr schon einmal genäht hatte, ging er auch problemlos zusammen, was jemanden wie mich natürlich nicht davon abhält, vor lauter Quatschen in der Nähgruppe den Kontraststreifen vom Hosenbein samt Paspel erstmal oben an den Bund zu nähen. Wie soll einem das auch auffallen, wenn beides gleich breit ist! Verschnarcht eben, ich sags doch.



Aus dem kleinkarierten Stoff sollte übrigens zu Grundschulzeiten, in der zweiten, dritten Klasse, ein Kleid für mich werden. Meine Mutter nähte damals ziemlich viel für mich, ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an eine blaue Cordlatzhose, die ich im Kindergarten hatte.
Manche Sachen blieben auch liegen, und ich war schon vor der Fertigstellung herausgewachsen. So auch bei diesem Kleid - der Stoff war schon in verschieden große Rechtecke aufgeteilt, und als ich Jahre später zuhause ausgezogen war und selbst nähte, gab meine Mutter ihn mir mit. Zwischendurch (genauer gesagt vor jedem Umzug) war ich kurz davor, ihn zu entsorgen, aber siehe da - sechs Umzüge später und gut 25 Jahre nach der Grundschule taucht doch glatt ein anderer passender Rest auf und nun habe ich einen kuscheligen Schlafanzug.

Habt ein schönes Wochenende! (Ich freue mich schon aufs Ausschlafen.)

Samstag, 13. Februar 2010

Schneekoller


Wir schreiben das Jahr 2010. Berlin ist von einem Gletscher bedeckt, der jeden Tag einige Zentimeter an Stärke dazugewinnt. Höchste Zeit also, ein letztes Mal nahestehende Menschen anzurufen und "Ich liebe dich!" in den Hörer zu schluchzen, denn, wir kennen das ja aus The day after tomorrow, wenn die Klimakatastrophe erstmal in Gang ist, steckt man in Nullkommanix im Existenzkampf.

Wie man sieht habe ich einen Schneekoller. Es schneit nämlich schon seit mehr als 24 Stunden - sehr feinen Schnee, wie gefrorener Nieselregen, aber dafür unaufhörlich. Die Freude und Überraschung vor sechs Wochen - hach, die Straßen und Bäume so weiß, wie das auch glitzert, und die dicken Schneemützen auf den Autos und Mülltonnen - hat sich abgenutzt. Und gleich muss ich nochmal raus, um etwas Nahrung in den Bau zu schleppen.


Das einzig gute: mangels Alternativen bleibt am Wochenende jede Menge Zeit zum Nähen. Diese leicht frühlingsgrünen Notizbücher mit Hüllen sind am letzten Wochenende entstanden. Die Notizbücher im Format A6 gekauft, die Hüllen selbstgemacht und zum Verschenken gedacht. So ein kleines Notizbuch in einer hübschen Hülle ist für fast jeden ein gutes Geschenk - die Stoffe kann man auf die Beschenkte oder den Beschenkten abstimmen, in der Herrenversion zum Beispiel aus Tweed (oder für einen Baumfreund mit aufgedruckte Blättern).

Hier bei Mamas Kram gibt es eine Fotoanleitung, wie man eine gefütterte Buchhülle näht. Nach diesem Prinzip mache ich das auch, nur dass der Außenstoff der Hülle bei mir noch mit einer festen Bügeleinlage (Vlieseline H250 oder entsprechendes) verstärkt wird, und bei diesen Hüllen habe ich in der hinteren Klappe noch ein Gummi mitgefasst, mit dem man das Buch verschließen kann.



Aus der Serie Berlins härteste Zimmerpflanzen: meine seltsame Riesenbegonie, deren Namen ich nicht kenne, glaubt fest an den Frühling und blüht, ausgerechnet jetzt. Dank Heizungsluft sehen die Blätter entsetzlich aus. Aber schön, dass wenigstens ein Familienmitglied Optimismus verbreitet.
(Erster Teil der Serie, der Geldbaum, hier.)

Sonntag, 7. Februar 2010

Gedrucktes, jetzt auch in Farbe


Die Idee zum Druckaustausch hatten Suschna und Floh schon im Herbst, und natürlich schrie ich gleich "ich auch!", weil Stoffdruck sowieso auf meiner immerwährenden inneren Liste ganz oben steht. Wie der Druckaustausch funktioniert, hat Suschna hier beschrieben - getauscht werden selbst bestempelte oder schablonierte Stoffquadrate im Format 20x20cm und mitmachen kann jeder, der möchte, meldet euch.


In der ersten Runde noch im letzten Jahr stempelte ich vor allem blass grau-blau (Küchenpsychologen hätten ihre Freude). Aber jetzt habe ich die rote Farbe angebrochen. Wie Karen kürzlich schrieb, könnte man Stunden mit der Farbmischung und den möglichen Kombinationen von Farben, Stempelformen und Musteranordnungen verbringen.


Ich verwendete lauter selbstgemachte Stempel aus Moosgummi und stempelte vor allem auf Nessel, auf glatten weißen Baumwollstoff, mit hellgraublauer Farbe auf dunkelbraunes Leinen und auf einen strukturierten Baumwollstoff mit Fadenverdickungen und zartfarbigen breiten Streifen. Von diesem Stoff auf dem zweiten und dritten Bild, eigentlich ein Gardinenstoff, hatte ich mehrere Musterschals in verschiedenen Farbtönen.


Im großen und ganzen sind alle Drucke wiederholbar - in ähnlichen Farben, da ich selbst aus rot, gelb, blau, schwarz und weiß gemischt habe. Ein Klick auf die Bilder zeigt sie größer an.


Noch ein paar Worte zur Technik:
Die Stempel bestehen aus Moosgummi, aufgeklebt auf Holzklötzchen - Tinki stempelte so zum Beispiel weihnachtliche Motive auf Karten. Zum Kleben verwendete ich einen wasserfesten Alleskleber, und bisher haben die Stempel auch das Abschrubben unter dem Wasserhahn ausgehalten.


Die Stofffarben (drei verschiedene Marken auf Acrylbasis) mischte ich auf einem Porzellanteller und pinselte sie dann satt auf kleine Schwammstücke, die so zum Stempelkissen werden.
Für meinen Geschmack funktionierte das Stempeln am besten mit Javana tex opak, einer Stofffarbe für dunkle Untergründe mit etwas puddingartiger Konsistenz. Javana tex sunny, gleiche Firma, aber nur für hellen Untergrund empfohlen, war nicht nur dünnflüssiger, sondern auch nicht sonderlich farbstark, selbst auf weiß. Dass das ganze grau-blau so blass ist, liegt auch an ihr. Außerdem hatte ich noch ein altes Glas Marabu Textil Bordeauxrot (noch mit DM-Preisschild), die laut Etikett auch nur für helle Stoffe geeignet sein soll, trotzdem erschien mir die Farbe erheblich kräftiger und deckender als Javana tex sunny.

Dienstag, 2. Februar 2010

The fish doesn't think (II)



"the fish doesn't think
because the fish knows
everything"

singt Iggy Pop in der Filmmusik zu Emir Kusturicas Arizona Dream.

So ein weiser Fisch ist auch auf das zweite Stück der Stickchallenge 2010 geschwommen, einfach weil ein faszinierendes Fisch-Foto hier tagelang herumlag. Ich schwöre, der Fisch, ein weißer Koi-Karpfen, schaute direkt in die Kamera, und für seine Lage - in ein Tuch gewickelt, außerhalb des Wassers - sah er nicht allzu erstaunt aus. Da er jedes Jahr mit seinen Spiegelkarpfen-Kollegen abgefischt und anschließend wieder in den Teich gesetzt wird (während die Kameraden den Weg auf den Teller antreten), weiß dieser Fisch sicherlich eine Menge, wenn nicht gar alles.



Die zweite Stickaufgabe enthielt den geknoteten Rautenstich, den ich als ziemlich schwierig empfand. Das nächste Mal verwende ich auch lieber ein Lineal, auf dem die Millimetereinteilung noch zu erkennen ist, das trägt bestimmt zur Gleichmäßigkeit der Kästchen bei.



Die Fischschuppen bestehen aus einzelnen Fliegenstichen, um das Gelernte vom letzten Mal zu festigen.
Weitere Stickergebnisse zu dieser Aufgabe findet man hier und hier.