Los geht es mit dem Rock Beignet von Colette Patterns, ein älterer Schnitt, den ich von Bunte Kleider bekommen habe, die mit ihren Beignets nicht dauerhaft glücklich geworden ist. Der Plan zu einem Bahnenrock mit hoher Taille tauchte auf, weil Christiane vom Fädchenblog beim Nähtreffen in Bielefeld die Nummer 122 aus Burdastyle 4/2014 nähte, der mir sehr gefiel - man sieht den Rock hier auf dem dritten Bild. Jetzt fällt mir auch auf, dass mir bei ihrem Rock sogar die Taschen in den vorderen Teilungsnähten gefallen, die ich aber beim Blick auf die Schnittzeichnung äußerst merkwürdig fand. Deshalb kam ich von dem Burda-Schnitt wieder ab und dachte: Warum nicht Beignet probieren?
Die Anleitung verlangt 2 1/2 yards Stoff, fast 2,50 m, was mir nicht einleuchten wollte. Ich konnte den Rock aus 1,20 m locker gewebtem Wollstoff zuschneiden, musste den Vorderteilbeleg dabei aber quer zum Fadenlauf anordnen. Für das Futter langte ein Rest von etwa 80 cm. Der Wollstoff ist übrigens blaugrau und hat eine Farbe wie dunkle Jeans.
Natürlich druckte ich die 67 Seiten komplett aus, ehe ich das mittendrin versteckte Kontrollquadrat nachmaß. Ist die Abweichung von 3 mm eine übliche Toleranz, oder ist mein Schnitt geschrumpft? Ich nahm mir vor, ganz doll aufzupassen und vielleicht lieber Größe 10 auszuschneiden als Größe 8, die ich nach einem Blick auf die Maßtabelle angepeilt hatte.
Blätter, auf denen kaum was drauf ist, regen mich bei Ausdruck-Schnitten ein bißchen auf. Grundsätzlich sind die Teile bei Beignet aber ganz schlau angeordnet: viele Blätter muss man gar nicht zusammenkleben, weil die Schnittteile vor der Kante enden. Dass ich vorsichtshalber Größe 10 ausschneiden wollte, fiel mir übrigens erst wieder ein, als Größe 8 ausgeschnitten vor mir lag. Wie sich noch herausstellen sollte, war das aber gar nicht schlimm.
Bei so einem locker gewebten Wollstoff bügele ich einen breiten Streifen ganz dünne Vlieseinlage auf die Saumzugaben. Ich schneide dazu Bügelvlies in etwa 4 cm breite Streifen und stückele sie beim Aufbügeln auch gnadenlos an - das wird nicht immer ganz ordentlich, ist aber wirksam. Der Saum wird bei labberigem Stoff in Form gehalten und beim Handsäumen sticht man nicht so leicht auf die Oberseite durch.
Einen schmaleren Streifen Einlage bügele ich dort auf die Nahtzugabe, wo später die Eingriffe der Seitennahttaschen liegen.
Die Anleitung von Beignet fand ich bisher in Ordnung, aber nicht berauschend. Bei den Seitennahttaschen beschreiben sie das Standardverfahren, das aber oft zu herausflutschenden Taschenbeuteln führt. Dabei braucht es nur eine Naht mehr, damit der Taschenbeutel wirklich im Rock bleibt, wo er hingehört. Ich nähe das so:
Unsichtbare Seitennahttasche
- Die Taschenbeutel wie üblich rechts auf rechts entlang der Seitennaht aufnähen, dabei aber etwas weniger Nahtzugabe einhalten, als für die Seitennaht vorgesehen ist. Wenn die Seitennaht z. B. 1, 5 cm Nahtzugabe hat, dann nähe ich die Taschenbeutel mit 1, 2 cm Nahtzugabe fest. Die Verbindungsnaht zwischen Taschenbeutel und Rockteil liegt damit (vom Tascheneingriff aus gesehen) etwas weiter innen - erste Maßnahme gegen Herausflutschen.
- Die Nahtzugaben von Seitennaht und Taschenbeutelansatz jetzt gemeinsam versäubern, falls nötig.
- Taschenbeutel nach außen legen, bügeln, und auf der Nahtzugabe knapp neben der Naht absteppen. So wie im Bild oben einfach von der Taschenbeutelseite aus eine Naht durch Beutel und Nahtzugabe vom Rock setzen - zweite Maßnahme gegen Herausflutschen.
- Die Seitennaht und den Taschenbeutel nähe ich in zwei Zügen: Erst die Naht oberhalb und unterhalb des Tascheneingriffs steppen und gut verriegeln (rosa Linie). Die Seitennaht ausbügeln, die Taschenbeutel ins Vorderteil klappen und aufeinanderstecken.
- Dann die beiden Taschenbeutelteile zusammensteppen (grüne Linie) und bei Bedarf versäubern. Das wars.
Das Futter wird an die Belege genäht, die Ober- und Vorderkanten werden anschließend mit Belegen samt Futter verstürzt. Davon habe ich keine Bilder (der Nähflow!), ich habe es im Prinzip so gemacht, wie in der Anleitung beschrieben, nur dass ich die Nahtzugaben bei den Nähten zwischen den Belegteilen auseindern gebügelt habe und nicht zu einer Seite.
Die Säume sind zu diesem Zeitpunkt noch offen, ich möchte den Rock nämlich richtig anprobieren, um die Länge festzulegen. Dazu braucht er Knöpfe und Knopflöcher, ich wühle die Knopfkisten durch und finde diese:
Schimmerndes blaugraues Plastik, möglicherweise aus den 1960ern, gewölbte ovale Form.
Und diese:
Marmoriertes rotbraun-dunkelbraunes Plastik, halbkugelig und glänzend, vermutlich aus den 1970ern.
An dieser Stelle brauchte ich eine Pause, um über die Knöpfe nachzudenken - bis bald zum zweiten Teil!