Samstag, 24. September 2011

Paper piecing, erster Versuch: Ein Block für Floh

In diesem Jahr habe ich mich ja einer textilen Selbsthilfegruppe angeschlossen (übrigens sind „Neue“ in der Berlin modern quilt guild immer herzlich willkommen – die Termine findet ihr immer hier). Wir treffen uns einmal im Monat, bilden einen Stuhlkreis, verraten uns gegenseitig, wie lange wir "es" schon tun, und zeigen unser Genähtes. Dabei kommen so viele unterschiedliche Stile und Techniken zusammen - großformatige Decken oder winzige Täschchen, mit der Maschine genäht oder mit der Hand, aus alten oder neuen Stoffen, japanisch oder amerikanisch inspiriert - das ist immer wie eine kleine Quiltausstellung.


Ich staune jedes Mal, erfahre von Patchwork- und Quilttechniken, von denen ich noch nie gehört hatte, lerne so langsam die englischen Fachbegriffe, und ab und zu wird das Neue dann auch angewendet: Floh wünschte sich für einen Quilt mit Meeresthema Patchworkblöcke in Blautönen in der Größe 20 mal 20cm. Prima, sowas liegt ganz auf meiner Linie, und eine Idee und einen Entwurf – viele dreieckige Wimpel vor einem Hintergund aus verschiedenen hellblauen Stoffen – hatte ich also relativ schnell. Aber wie näht man nun bitte so einen kleinen Musterblock, der aus mehr als 60 Einzelteilen besteht? Vor den Quilttreffen hätte die naheliegendste Antwort wohl „gar nicht“ gelautet – aber ich hatte ja noch den Standardsatz der versierten Quilterinnen im Ohr:
„Das Muster kann man ja auch gut auf Papier nähen.“


Im Schaffensrausch hatte ich keine Zeit, erst großartig Anleitungen zu lesen und legte nur mit einer vagen Vorstellung ausgestattet los. Es funktionierte einigermaßen, aber natürlich gibt es auch hier Tricks, mit denen man sich das Leben einfacher macht, in den Kommentaren vor ein paar Wochen hattet ihr lauter Praxistipps, die nicht verloren gehen sollen. Ich bin von der Technik sehr angetan, denn für Leute wie mich, deren Stärke nicht gerade im exakten Zuschneiden liegt und die gerne Stoffschnipsel verarbeiten, ist Nähen auf Papier geradezu ideal: Das Muster wird ganz präzise und sieht super ordentlich aus - zumindest auf der Vorderseite. Das mache ich also bestimmt noch öfter.


Um Patchwork auf Papier zu nähen, braucht man zunächst einmal eine Vorlage. Für viele Muster gibt es Vorlagen im Netz, man sucht am besten nach paper piecing oder foundation piecing und nach patterns oder templates. Für diesen Block hatte ich mir nur für die Wimpel eine Vorlage gemacht - sie sind 2,5cm hoch und 4cm breit (ohne Nahtzugaben).

Man näht die Stoffstücke direkt auf dem Papier so aneinander, dass die offenen Kanten jeweils vom nachfolgenden Stück verdeckt werden, das Papier wird zum Schluss weggerissen. Die grundlegende Arbeitsweise zeigt diese Fotoanleitung von Ula, gefunden über Sewperstitious, die hier noch weitere Tutorials verlinkt hat.

  • Unterlage: entweder man nimmt möglichst dünnes Druckerpapier (Claudia empfahl Papier mit 60g/qm anstatt des üblichen 80g/qm), oder Windelvlies aus dem Drogeriemarkt (Tipp von Katjaquilt), das ist ein waschbares Vlies, das nicht entfernt wird. Oder ein wasserlösliches Vlies, auf das man die Vorlage mit Bleistift durchpaust (ebenfalls ein Tipp von Claudia). Teresa gab allerdings zu bedenken, dass es sich auf Vlies doch nicht so exakt näht wie auf Papier
  • Das Windelvlies lässt sich auch bedrucken, wenn man es etwas kleiner als DinA4 zuschneidet und an der Kante, die zuerst in den Drucker eingezogen wird, mit Tesa auf ein Blatt Papier klebt - wenn man den Quilt dann einmal waschen will, könnte allerdings die Druckertinte ausfärben, daher ist das nicht für Gebrauchsquilts geeignet, so Claudia.
  • Die Papierunterlage vor dem Nähen einmal an allen Nahtlinien knicken - das Papier lässt sich so leichter entfernen (Tipp von Katjaquilt).
  • Beim Nähen: Eine geringe Stichlänge verwenden (1-2), und/oder eine dickere Nadel als üblich, so dass das Papier ordentlich perforiert wird (bei einer Vliesunterlage, die drinbleibt nicht nötig) (Tipp von Katjaquilt und Claudia). Die Nähte ordentlich vernähen (Tipp von Teresa).  
  • Beim Papierentfernen sehr hilfreich: eine Pinzette (Tipp von Claudia/machen und tun)
Zwei Fähnchen konnte ich in Flohs Block nicht unterbringen, mit denen mache ich vermutlich gleich weiter. Mir schwebt ein ganz buntes Wimpelkissen mit dunklerem Untergrund vor, mal sehen...

6 Kommentare:

  1. Ach, und Dein Block ist in echt noch viel viel schöner als auf dem Foto! Danke Dir! Genau so hatte ich mir das Thema vorgestellt. (Dein Block hängt zum ständigen angucken über meinem Nähplatz an der Pinnwand ;))

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Ich bin vielleicht ein Dämel. Nochmal:

    Oh, ist der Block schööön geworden! Das passt wirklich gut zum Meeresthema, so schön frisch.
    Das mit dem Papiernähen hab ich immer gekonnt überlesen, weil mir der Sinn nicht klar war. Aber jetzt... aha. Ich guck mir mal auch mal die Fotoanleitung an, danke für die ganzen Tipps.

    Bald, bald, versuch ich mich auch mal wieder am Patchwork. Vielleicht ein paar Tassenteppiche?... Mehr Zeit, bitte!

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  4. ich habe beim arbeiten an dem farmer's wife quilt kurz mit der paper piecing methode ""geliebäugelt""weil es einfach viel exakter ist als das normale nähen .ich habe mich dann aber für die traditionelle methode entschieden weil mich das sperrige,knittrige papier beim nähen eher stört.l.g.

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  5. Was auch nicht unerwähnt bleiben sollte ist, wenn man fotokopierte oder gedruckte Vorlagen verwendet färbt die Farbe auf das Bügelbrett ab wenn sie warm wird (sehr lästig). Ich lege daher beim Bügeln der fertigen Blocks, solange das Papier noch dran ist, ein Blatt vom Backpapier (aus der Küche vom Kuchen backen) unter. Diese Papier verträgt sehr heiß und schützt aber das Bügelbrett. Ich bin Schneiderin bei mir wird alles dauernd gebügelt:)
    Der Block ist wunderschön!
    Alles Liebe
    Teresa

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  6. Schön, dass nun alles mal genau zusammengetragen ist und ich auch gleich loslegen könnte. (Mein "Kachelquilttop" à la Small Object sollte ja auch so ein Paper Piecing sein, nur leider hatte ich die Schablone auf die Vorderseite gelegt, das konnte ja nicht gehen).
    Die Fahnen sind wunderbar frisch geworden. Für das Muster sind ja auch noch viele andere tolle Varianten denkbar, das steckt an.

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