Aus den ganzen Blümchenmonat-Beiträgen habe ich jedenfalls gelernt, dass mein eigenes reserviertes Verhältnis zu Blümchenmustern gar nicht so selten ist. Ein bedingungsloses Bekenntnis zu Blümchen, zu Blümchen in jeder Form und Farbe, habe ich selten gelesen. Vorbehalte gegenüber Blümchen oder bestimmten Blümchen überwogen, auch wenn sie mit Hilfe des Blümchenmonats zum Teil überwunden werden konnten - ich denke nur an Großblumenträgerin Dodos absolut gelungenes Kleid mit Mini-Blümchen. Ein Problem mit dem Niedlichkeitsfaktor - wann sind Blümchen zu mädchenhaft oder gar kindlich - haben viele, und ich konnte mich in vielen Beiträgen wiederfinden.
Besonders horizonterweiternd war für mich dieser Beitrag von Lucia, weil sie auf zwei Aspekte eingeht, die ich vorher noch nie bewusst in den Blick genommen hatte: Material und Stoffstruktur. Ihrer Theorie, dass Blümchenmuster auf "erwachsenen" Materialien (Seide, Chiffon, Satin) ganz anders wirken, als auf kräftiger Baumwolle, kann ich viel abgewinnen. Diese Regel habe ich sogar unbewusst zum Teil schon befolgt, und sie erklärt für mich auch, warum Kleidungsstücke aus Patchworkstoff oft nicht überzeugend rüberkommen, auch wenn das Muster an sich schön und kleidungstauglich ist.
Außerdem gab es noch einen interessanten Beitrag, in dem verschiedene Blumenmusterstoff hinsichtlich verborgener übergeordneter Muster und sich daraus ergebender Schwierigkeiten analysiert wurden - den finde ich leider gerade nicht wieder, ich dachte es wäre bei Eben Julia gewesen. (Falls jemand weiß, wo das war: bitte melden!)
Aber nun zur Bestandsaufnahme. In meinem Kleiderschrank findet sich wenig Geblümtes. Ich bevorzugte bisher kleine, gleichmäßig verteilte Muster, weil sie mir nähtechnisch am unkompliziertesten erschienen. Man muss sich um die Musterplatzierung keine Gedanken machen, und von weitem sehen sie fast einfarbig aus.
Das Problem: kleine Streublümchenmuster wirken lieblich und niedlich. Mit meinem gesammelten küchenpsychologischen Wissen kann ich nicht so recht sagen, warum ich solche Muster vor einigen Jahren sehr gerne getragen habe, das Niedliche aber heute um jeden Preis vermeide. Dazwischen lag eine beruflich bedingte Hosenanzug-Verkleidungsphase (steht mir nämlich überhaupt nicht), und danach, zusammenfallend mit dem Umzug nach Berlin, war ich irgendwie auf der Suche und bin es eigentlich immer noch.
Die kräftig pink-rote Bluse oben (alter Schnitt von Brigitte) ist ein Relikt der Blümchen-Epoche. Leicht gekreppte Viskose mit Blümchen in lila und Ranken in weiß. Ich ziehe sie gerne zusammen mit einem weißen Leinenrock mit Häkelspitze an - aber nur zuhause oder im erweiterten Zuhause (mein Kiez, Büro, Ausflug aufs Land), nicht "in der Stadt".
Die zweite Bluse war ein Versuch, Blümchenromantik und Stadttauglichkeit zu versöhnen. Wie wir schon festgestellt hatten., sind ja Blümchenröcke quasi Blümchen für Anfänger, weil man dazu Einfarbiges tragen kann und das Blümchen, anders als bei Blümchen-von-Kopf-bis-Fuß-im Blümchenkleid nicht den Grundton des Outfits bestimmt. Dasselbe gilt im Prinzip auch für Blümchenblusen. Mit Jeans(jacke), Lederjacke, Blazer ist dem Blümchen die ländliche Romantik genommen. Zumindest in der Theorie. Praktisch gesehen gefällt mir die Bluse (107 B aus Burda 3/2007) an mir überhaupt nicht. Dabei ist der Stoff eigentlich ganz schön, leicht transparenter Viskosekrepp mit Blümchen in rosa, blau, moosgrünen Ranken und roten Beeren. Zum Herbst hin würde ich gerne nochmal einen Blümchenblusenversuch unternehmen, aber diese Bluse kommt jetzt weg, ich ziehe sie nämlich nur im Notfall an, wenn alles andere in der Wäsche ist, das war im letzten Sommer ein Mal der Fall.
Der Rock vom August 2009 erfüllt hingegen die Blümchen-für-Anfänger-Erwartungen voll und ganz. Das Muster kann man auch nur mit viel gutem Willen als Blümchen bezeichnen, aber für das Prinzip ist das egal: Blümchenrock geht fast immer.
Das Kleid, ein länger andauerndes Projekt, ziehe ich seltener an und denke dann aber jedes Mal "das solltest du häufiger tragen". Ich glaube es ist mir noch einen Tick zu niedlich, aber immerhin sind die Blümchenranken hinreichend abstrahiert (weiß auf lila), und der Stoff, ein leicht glänzender Baumwollsatin, erfüllt Lucias Kriterium des "erwachsenen" Materials.
Die Piroschka-Jacke kommt auch verhältnismäßig selten zum Einsatz. Das liegt zum Teil an den auffälligen türkis-grünen Rosen, die nur mit schwarz oder grau richtig gut harmonieren, vor allem aber am Verschwinden der Übergangszeiten in Herbst und Frühling. Piroschka ist eine Jacke für 15 bis 20°, und diese Temperaturen haben wir vielleicht noch drei Wochen im Jahr. Gerade jetzt ist eine Piroschka-Phase, aber man kann die Tage wirklich zählen, an denen es mit dieser Jacke nicht zu warm oder zu kalt ist.
Wie man sieht ist der derzeitige Blümchen-Bestand wirklich sehr übersichtlich. In den Stoffvorräten sieht das aber schon anders aus. Ich greife gerne zu, wenn Material und Farben mir grundsätzlich gefallen und die Blumen etwas verfremdet oder abstrahiert sind, zum Beispiel nicht mehr ihre natürliche Farbe haben. Auch etwas großformatigere Blumen habe ich mittlerweile schon gekauft, ich zeige euch mal ein paar Stoffe aus dem Vorrat:
Diesen Stoff habe ich für das erwähnte Herbst-Blümchenblusenprojekt im Auge. Eine feine Baumwolle, kleine Blümchen, die Farben finde ich sehr schön. Der Schnitt ist mir noch unklar, aber diesmal auf jeden Fall nix mit Puffärmelchen.
Das hier ist der allerschönste Blümchenstoff aus meinem Vorrat, ganz tolle, feine Baumwolle. Ich hab drei Meter und werde vermutlich nie in der Lage sein, diesen Stoff anzuschneiden.
Dieser Stoff ist schöner schwerer Viskosejersey. Er gehört in die "irgendwie find ich ihn gut - aber warum nur?"-Kategorie, das heißt er gefällt mir, ich bin mir aber nicht sicher, ob er wirklich was für mich ist. Das Gelb ist teilweise senfgelb, teilweise so ein sonnenblumengelb, das aus dem Grau und den Schwarz herausleuchtet. Der Haupteindruck ist aber grau/schwarz, daher könnte ich ihn vermutlich ganz gut tragen. Die Frage ist nur: als was? Als Jerseykleid? Als Oberteil? Das Muster ist ziemlich großformatig. Da es im Moment so viel grau-gelbes gibt und ich den Stoff schon drei Jahre habe, sollte ich ihn bald vernähen.
Und hier kommen wir endlich zu dem Stoff, auf den sich meine Blümchenmonat-Pläne beziehen. Für mich auch ziemlich gewagt: die Blumen sind groß, teils schwarz, teils gehen sie in grau und beige über. Die Kontraste sind ziemlich stark - problematisch - der Untergrund weiß - auch problematisch. Trotzdem sah ich letztes Jahr um diese Zeit diesen Stoff und dachte "Wickelkleid". Darin liegt wahrscheinlich eine weitere Schwierigkeit, denn ich habe den Eindruck, dass Wickelkleider aus nicht-elastischen Stoffen nur selten wirklich gut funktionieren. Der Plan sieht also vor, mit dem Wickelkleidschnitt 122 aus Burda 2/2007 für nicht-elastische Stoffe ein Kleid zu nähen, das mir passt und bequem ist. Gestern Abend habe ich den Schnitt herausgezeichnett, und der Gesamteindruck, wenn ich mich in den Stoff wickele, ist gar nicht so schlecht. Ich halte euch in den 14 Tagen bis zum letzten Blümchenmonat-Termin auf jeden Fall auf dem Laufenden und werde vor allem meine Änderungsversuche am Schnitt dokumentieren, vielleicht kann das ja auch jemand anderes gebrauchen. Einstweilen finden sich alle Blümchenergebnisse des Blümchenmonats Mai hier bei Meike.
Danke für deinen - wie immer - wunderbaren Post, den ich allerdings nur mit unruhigen Nebenbeigequatsche meines Viertelvorvierjährigen und während des Lesens mit ungefähr 40 "Mama!" und 50 "Warum?" gespickt, gelesen habe. Wenn diese KOmmentar etwas wirr ist, liegt das genau an dem weiteren Gerede - der Junge klettert jetzt parallel auf meinen Schoß und fragt mihc über Straßenschilder aus.
AntwortenLöschenWas ich aber noch sagen wollte. Auf dem grau gelben Stoff steht "Meike" drauf und "Knotenkleid". Falls du ihn loswerden wollen würdest, eventuell ....
Also ich finde auf dem grau-gelben Stoff steht kaze drauf,passt hervorragend zu meinem Frühlingsjäcken, was aber noch nicht fertig ist.Der ist einfach toll! Da werde ich wohl beim kommenden Stoffmarkt danach Ausschau halten.
AntwortenLöschenIch finde Blümchen ist ein immer eine echte Herausforderung. Bei heiteres "welches- Blümchen-passt-zu-wem-raten ", hätte ich das letzte niemals zu dir sortiert.Da bin ich jetzt neugierig.
Ich weiß überhaupt nicht, ob es bei mir welche im Schrank gibt? mir fällt nur ein Teil ein. Ich gehe jetzt mal zählen.
bis später!
Ich bin ja auch gespannt, ob die letzten Blumen zu mir passen - aber wenns keine Herausforderung gibt, macht die Sache ja auch keinen Spaß.
LöschenSo, jetzt noch mal in Ruhe gelesen und für überaus interessant gehalten. Außerdem ist mir eingefallen, was ich vorhin vergessen hatte. In Hamburg ist eigentlich den ganzen Sommer über Piroschka-Wetter! Das ist jetzt so ne Art Einladung, nur kann ich leider kein Gästebett bieten.
AntwortenLöschenPuh hast Du Dir viele richtig gute Gedanken gemacht ! Schön , dass Dir meine Blümchen als gelungenes Experiment gelten . Deine Stoffpräferenzen würde ich genauso unterschreiben - sprich , der Stoff , den Du Dich wahrscheinlich nie trauen wirst zu zerschneiden ist wunderschön ( und ja , das Problem mit den ganz schönen Stoffen kenn ich auch ) . Aber irgendwann kommt dann wahrscheinlich doch der Gedankenblitz : DER Stoff und DIESER Schnitt ;) Deinen Stoff mit den dunklen Blumen mag ich auch sehr gern , und den kann ich mir auch sehr gut für Dich vorstellen . Du hast zwar schon einen Schnitt herausgezeichnet , aber hast Du Wiebkes Wickelschnitt gesehen ? Bin sehr gespannt auf Deine geplanten Berichte
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Dodo
Wiebkes toller Wickelschnitt ist für Jersey, soweit ich gesehen habe - das wäre also eher was für den grau-gelben, der schwarzblumige ist gewebt. Aber mal sehen, falls ich ein erfolgreiches Kleid mit eher großen Blumen zustandebringe, beflügelt mich das ja vielleicht zu weiteren Taten.
LöschenSchön analysiert. Ich bin ja eher der ländlich romantische Typ, daher sehe ich die Blümchen eher als unproblematisch an. Aber nicht an allen Tagen.
AntwortenLöschenDer untere Stoff hat auch zu mir gleich "Wickelkleid" gesagt, das wird bestimmt schön.
Die beiden oberen Stoffe sähen bestimmt hübsch für ein paspeliertes Hemdblusenkleid aus, Primavera und Cat haben ja kürzlich welche gezeigt.
Den Jersey für dieses burda-Wickelkleid, aber mit kurzen Ärmeln.
Tut mir Leid,dass ich mich da "einmische", aber diese hübschen Stoffe animieren einfach zum Planen.
Die Diskussion, welche Stoffe problematisch/unproblematisch sind, hatten wir mal bei Meike in den Kommentaren bei einem Me Made Mittwoch vor ein paar Wochen.
Viele Grüße
Julia
Neinnein, deine Einmischung ist super! Ich habe ja gehofft, dass jemand Ideen hat, was sich wofür eignet.
LöschenStimmt, an deinen Kommentar hatte ich mich erinnert - und die Bilder, die ich dazu im Kopf habe, sind dann die von Meikes Beitrag damals, in dem sie ihre Blümchenstoffe gezeigt hatte. In meinem Kopf hatte sich beides zu einem Blogartikel zusammengesetzt.
? Schoen langsam freu' ich mich auf den Streifen-Monat: scheint daaaaas kompliziert zu sein mit Bluemchen ausserhalb von Garten und/oder Blumenstrauss = seufz!
AntwortenLöschenMein wirklich einziges Problem mit Bluemchen-Stoffen aaaaller Art ist eher ihre Kombinierbarkeit: da trau' ich mich dann weder Streifen- noch Punkte-/Flecken-Jaeckchen dazu anziehen, ausser es wurden beide speziell als Total-Match fuereinander geschaffen. Ansonsten: scheine Kuh zu sein - liebe alle! :-D
Liebe Gruesse,
Gerlinde
PS: Bin schon neugierig, wer alles unter 'meinen Schaem-Teppich' bezueglich guter Streifen-Vorurteile kommt - macht aber gar nix, ich raeum Euch auch ebenso gerne wieder von dorten heraus; zumindest haben wir (beide Seiten) trotzdem gelernt ueber verschiedene Ansichten und Anwendungen bei dieser 'Muster-Praeferenz-Diskussion'.
Es freut mich, dass dir mein Beitrag weiterhelfen konnte. Der Vergleich mit den Patchworkstoffen ist auch wirklich gut! Das selbe Muster würde wahrscheinlich häufig auf einem Viskosestoff ganz anders wirken.
AntwortenLöschenBeim Jerseystoff hätte ich wohl das gleiche Problem wie du, ich könnt mich auch nicht entscheiden ;) Wobei mir das Wickelkleid von Wiebke wahnsinnig gut gefällt.
Der Stoff vom letzten Foto sehe ich auch als Wickelkleid, zusammen mit ein paar kontrastfarbigen Akzenten (Paspel, Gürtel) wird das sicherlich toll!
LG Lucia
erst kürzlich machte ich mir gedanken bezüglich blumen auf baumwolle und kittelschürze. da fiel mir spontan die blumen auf nicht baumwolle ein. den artikel von lucia kenne ich (noch) nicht.
AntwortenLöschenich bin ja kein so blümchen - blumenfan.
muß aber feststellen, daß es inzwischen doch einiges an blumen gibt. stoffe werden gekauft mit einer ungefähren vorstellung
so ein streublümchenjersey. beige mit orangenen khakifarbenen bümchen. ein longshirt zu jeans. das geht. doch irgendetwas fehlt noch und ich weiß nicht was. das bündchen ebenfalls aus streubümchen. bei mir, ist es, so glaube ich immer der kontrast, und sei es nur ein kleiner.
dein stoffvorrat gefällt mir, wobei ich mich mit deinem letzteren nicht so anfreunden kann obwoh ich schwarz weiß grau sehr gerne mag.
in sachen kleiderschnitten bin ich ja nicht sehr bewandert, kann mir allerdings ein wickelkeid durchaus sehr gut vorstellen.
erseteren als bluse ebenso, passt auch sehr gut zu dir.
der zweite ist sehr schön. das schwarz und die leuchtenden farben.
feine baumwolle - das spricht ja fast auch für ein sommerkleid.
ich bin gespannt.
den grauschwarz mit gelb jersey würde ich auch sofort nehmen, wobei ich mir schon überlegen müßte, was daraus nähen.
oft sind es stoffe, die mir gefallen, die gekauft werden, die erst mal liegen. und irgendwann ist es dann genau der richtige stoff für genau dieses projekt.
lg monika