Freitag, 1. Februar 2008

Hochzeit im Himmel

Ich hab mich ja schon lange gefragt, was englischsprachige Touristen eigentlich dazu meinen, dass ein Berliner Stadtteil "Hochzeit" heißt - und ob das überhaupt jemand wahrnimmt, weil Wedding bislang abseits der eingetrampelten Besichtigungspfade liegt.

Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Stategie der Wohnungsbaugesellschaft Degewo aufgeht, die das an Mitte angrenzende Viertel um die Brunnenstraße zwischen Bernauer- und Lortzingstraße durch die Ansiedelung junger Kreativer, vor allem aus der Modebranche, aufwerten will. Das Festival Wedding Dress #2 geht noch bis zum 10. Februar und das Programm verwendet eine sprachliche Verschleierungsstrategie, die ich von Konzertflyern schon kenne: ein ulkiger deutsch-englischer Mischmasch kombiniert mit Wortspielen führt dazu, dass ich zunächst gar nichts verstehe und mich ob meiner uninformierten Spießigkeit schäme.

Genaues Nachlesen förderte dann aber doch ein paar Programmpunkte zutage, die für Kleiderschneider interessant sein könnten und die in die Sprache der Vokshochschulprogramme übersetzt wie folgt lauten:

am Samstag, 2. Februar, 15 bis 17 Uhr eine Vorführung der Posamentenmanufaktur Wagler (Laden 7)

am Mittwoch, 5. Februar, 17 bis 19 Uhr ein Workshop über die Watteaufalte mit Martina Fuchs (Laden 7)

am 8., 9. und 10. Februar gibt es jeweils von 12 bis 18 Uhr eine Strickmaschine zu erleben, bei der das Muster durch die Stimme gesteuert wird (Laden 6)


Ob die Kombination von Mode und Brunnenstraße auf die Dauer wirklich so eine himmlische Verbindung ergibt, ist zu Recht umstritten. Da ich selbst zufällig in eine Gegend gezogen bin, die kurz vor einem Gentrifikationsprozess steht - oder gar schon mittendrin ist?, beobachte ich den Wandel vor der Haustür gleichermaßen mit Interesse und Freude wie mit leichter Sorge. Vielleicht ein Trost: Der Wedding war doch wohl schon einige Male angeblich totaaal im Kommen - oder ist es diesmal ernst?

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für deinen Kommentar!
Mit Abschicken des Kommentars erklärst du dich einverstanden, dass deine Angaben zu Name, Email, ggf. Homepage und die Nachricht selber gespeichert werden. Kommentare können auch anonym verfasst werden. Blogspot erfasst außerdem die IP-Adresse sowie Datum und Uhrzeit des Kommentars.
Der Kommentar kann jederzeit wieder gelöscht werden oder du kannst ihn durch mich entfernen lassen.
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und sie akzeptierst.
Ich behalte mir vor, Kommentare zu löschen, wenn sie Werbung oder Links zu Spam-Seiten u. ä. enthalten.