Dienstag, 29. März 2011
K(l)eine Experimente
Mug rugs oder Tassenteppiche, kleine Quilts etwa im Format Din A5, aber auch quadratisch, rund, oval oder unregelmäßig geformt, tauchten etwa seit dem vorigen Sommer in den Quiltblogs auf. Die Funktionsbeschreibung - sie dienen zur Ablage für einen Becher mit einem heißen Getränk und einen Keks - finde ehrlich gesagt ein klein wenig gewollt und ich nehme an, dass die meisten Haushalte auch in Zukunft ohne mugs rugs werden auskommen können. (Aber halt: Bisher ist wohl noch jeder Trend aus dem DIY-Bereich früher oder später vom industriell gefertigten Mainstream aufgenommen worden. Wenn es mug rugs also nächstes Jahr bei Butlers geben sollte und übernächstes Jahr bei Tchibo, sollte mich das nicht wundern.)
Aber für kleine Experimente eignen sie sich natürlich hervorragend. Nach dem Quilttreffen Anfang des Monats hatte ich große Lust, sofort loszulegen. (Apropos Treffen: Falls ihr aus Trier seid, schaut doch mal bei Susanne/Fadensinn, sie organisiert gerade eine modern quilt-Gruppe).
Meistens sind es die Farbkombinationen, die mich an Quilts besonders anziehen. Ich habe daher auch eine Menge Bilder von Quilts gesammelt, die ich gelungen finde - nur, diese Stoffzusammenstellungen aus den eigenen Stoffen nachzubauen, ist gar nicht so einfach. Besonders, wenn man vor allem ältere Baumwollstoffe verwendet, die nicht dezidiert fürs Patchworken entworfen wurden. Die üblichen Erklärungen zur Farblehre, wie sie die meisten Quiltbüchern bieten, finde ich dabei auch nicht sonderlich hilfreich. Mit dem Wissen um den Farbkreis, Komplementär- und Analogkontraste und nicht zuletzt den ominösen Farbwert kann ich zwar analysieren, warum ein bestimmter Quilt farblich gelungen ist - aber aus meinem Material etwas Ansprechendes zusammenstellen, das gelingt mir so nicht. Dazu muss ich ausprobieren, nähen, verwerfen, trennen und neu ausprobieren, und dafür eignen sich die Restetüte und mug rugs tatsächlich ganz ausgezeichnet.
Der rot-weiß-blaue Tassenteppich oben entwickelte sich um die freie Maschinenstickerei herum. Rot, weiß und blau gehört allerdings in meinen Augen zu den "Farbrezepten", die immer funktionieren - Dutzende Nationalfahnen weltweit können nicht irren.
Beigebraun ist demgegenüber ein schwieriger Kandidat. Gelb und Orange passten wider Erwarten nicht so gut dazu - obwohl oder weil alles warme Farben sind? Es entstand eine ziemlich konturlose Farbsoße. Im zweiten Versuch war ein einzelnes dunkelbraunes Quadrat viel zu dunkel, und ein strahlend mittelblaues Stoffstückchen musste ich auch wieder heraustrennen. Im Vergleich zu den gedämpften Farben der anderen Teile wirkte es wie ein Loch in der Fläche.
Passend erschienen Stoffe, die so aussahen, als wären sie schon hundertmal gewaschen worden, als wären sie entweder vergilbt oder von der Sonne verblichen. Ob es möglich ist, diese pudrigen Farben auch mit stärkeren Hell-Dunkel-Kontrasten zu verwenden? Vielleicht probiere ich das beim nächsten Mal aus. Ich finde es jedenfalls höchst spannend, was passiert, wenn Stoffe mit anderen Stoffen in eine Beziehung eintreten.
Eine Anleitung für einen einfachen mug rug aus Resten gibt es übrigens bei Katinka. Mug rugs können aber auch dreischichtig wie normale Quilts genäht werden (also gepatchte Oberseite - Vlies - Rückseite), dann braucht man am Rand eine Einfassung mit Schrägstreifen und falls nicht gerade wie bei mir Floh zur Stelle ist um zu zeigen, wie man schöne Ecken näht, dann gibt es hier bei A-nette eine Anleitung. Und eine Sammlung der unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten der mug rugs gibt es hier und hier bei flickr.
13 Kommentare:
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*gg* deine zukunftsvisionen über mug-rags (tschibo) sind einfach zu schön!!!
AntwortenLöschendeine mug-rags aber auch! ich überlege schon seit wochen, ob ich so etwas brauche..... ;-))
liebe grüße
lina
Ich glaube, früher nannte man sowas Unterteller. Denn konnte man aber leider nicht umdrehen, wenn er verkleckert war und es hat auch immer so gescheppert, beim Tasse abstellen. Außerdem konnte man mit dem Unterteller im Notfall sehr schlecht die Kaffee (bwz. Milch-)-pfützen aufsaugen. (Kleiner Vorteil der Untertassen: dauerhafte Spülgänge in der Maschine haben nix geschadet).
AntwortenLöschenDann gab's Tischläufer, die waren irgendwie immer genau dort, wo man sie nicht gebraucht hat. Außerdem eigentlich immer scheußlich (ich lass mich gern vom Gegenteil überzeugen).
Tassenteppiche (so eine schöne Übersetzung! Danke!) hingegen sind individuell, (noch) handgefertigt und schmeicheln dem Auge und der Hand.
Und man kann wirklich herrlich damit experimentieren, was ich schon in ein paar blogs bewundern konnte. Ich plane irgendwann auch in eure Fussstapfen zu treten ;)
Ganz besonders gut gefällt mir dein Rotweißblauer.
Das mit dem Beige-Braun finde ich interessant, weil ich persönlich diese Farbe entgegen aller Massenproduktion von beigefarbener Kleidung ohnehin schwierig zu kombinieren finde.
Ja, sehr schön beobachtet. Zusatz: Auch bei Strauß Innovation kann man einen guten Überblick darüber bekommen, welche DIY-Trends sich gerade totlaufen.
AntwortenLöschenIn diese Sache mit den Farbkreisen etc. braucht man meines Erachtens nicht zu sehr einzusteigen. Es gibt ja Quilts, die sind genau nach Vorschrift komponiert und trotzdem nichtssagend. Viel mehr hilft (mir) ganz viel zu schauen und zu sammeln, so wie du es beschreibst. Und dann eben probieren, nebeneinander legen, immer wieder. Ganz oft sind es nur geringe Farbnuancen, die den Unterschied ausmachen, also z.B. lieber mal alle Grüntöne durchprobieren, statt gleich nach dem ersten Grün aufzugeben. Ich produziere immer ein immenses Stoffchaos, wenn ich etwas zusammenstellen will, das schreckt mich sogar ziemlich ab, neue Projekte anzufangen.
Bis Sonntag muss ich aber doch noch etwas heraussuchen, dann kannst du die Mug Rugs ja auch zeigen (und einem Alltagstest unterziehen).
Farbauswahl läuft bei mir auch nicht nach den Regeln der Farbenlehre ab. ... allerhöchstens unbewusst!
AntwortenLöschenIch entscheide nach meinem Bauchgefühl, was passt und was eben nicht.
Oft habe ich eine Farbkombination im Kopf, die dann auch funktioniert, meistens muss ich beim Nebeneinanderlegen den einen oder anderen Stoff schweren Herzens wieder aussortieren. Was mir wirklich geholfen hat, war der Rat (weiß gar nicht mehr von wem und in welchem Zusammenhang), nach Farben zu suchen, die im Muster eines vorhandenen Stoffes bereits vorkommen.
Ansonsten ist bei mir alles Bauchgefühl.
Allerdings wird man bei mir - wohl genau aus diesem Grund - auch selten gewagtere/ungewöhnlichere Farbkombinationen finden. ;)
Liebe Grüße,
Mia
@frifris - stimmt, für Becher gibt es ja normalerweise keine Unterteller, man braucht aber trotzdem etwas, das diese Funktion übernimmt. Bei meinem Nutzungsverhalten stehts im Moment 50:50. Den roten hab ich auf dem Schreibtisch und benutze ihn tatsächlich als Ablagefläche für Becher und Handy (klappert nicht so). Der andere liegt zuhause im Wohnzimmer, aber da stelle ich den Becher ungeplant immer daneben.
AntwortenLöschenWenn man bei der Kombinierbarkeit von beige nach dem geht, was man auf der Straße sieht, dann sind die besten Kombinationspartner beige, beige, grau, cremeweiß und natürlich beige ;-)
Ihr habt schon recht, das Bauchgefühl ist wichtig, d. h. es muss einem gefallen, und damit kann einem die Theorie auch nicht helfen. Die "nach allen Regeln" genau "richtig" konzipierten Quilts kenne ich auch, sowas sieht man manchmal auf Quiltausstellungen - dabei habe ich schon oft gedacht, dass es Quilts gibt, die einfach "zu perfekt" sind.
viele Grüße!
Lucy
Ich find die irgendwie auch total nett. Aber sowas gibts doch auch für Gläser.
AntwortenLöschenHat nicht jede gute Hausfrau sowas in ihrem Geschirrschrank? *hüstel* ;-)
LG, Simone
An was erinnern mich deine Mini-Teppiche wohl ;-)
AntwortenLöschenDas habe ich von Anfang an bei dieser Mode gedacht, doch hier ist jetzt ja mindestens soviel Waschbarkeit wie Phantasie gefragt.
Sonnige Grüße
Tally
Vor und nach dem studieren der Farbkreise für den Windmühlenquilt habe ich immer nach "Bauch" entschieden. Ich denke wir wählen nach unserem "Bauch" - Geschmack - aus und lernen viel durch rum probieren dazu (siehe Suschna). Zum Thema mug rug: ich stelle die Tasse auch immer automatisch daneben!!! Komisch, wie kommt das? Gruss *Floh*
AntwortenLöschenWenn ich mir antike Quilts anschaue, staune ich immer, wie harmonisch und gekonnt die Farbzusammenstellungen wirken. Mug Rugs sind wirklich eine gute Idee mit Farbe zu experimentieren, ich hatte die kleinen Teppiche komplett vergessen. Farbkompositionen finde ich naemlich sehr schwierig. Aber vielleicht kann man ein Gefuehl dafuer entwickeln, wenn man viel experimentiert....
AntwortenLöschen2 Jahre bis Tschibo?
AntwortenLöschenNormalerweise sind die schneller im Kopieren von Erfolgsgeschichten. :)
Ich habe mich wieder sehr über deinen treffenden Text gefreut und dann noch in den Kommentaren gelernt, dass man damit die Pfützchen wegwischen könnte.
Was für ein Sakrileg, bei so schön und liebevoll gestalteten Becherteppichen.
Ich warte auch auf Tchibo und Strauß ;-) - ich handele farbmäßig übrigens fast ausschließlich intuitiv, das klappt (finde ich) meistens auch ganz prima. Ich mag den braun-pastelligen total gerne, das rot-weiß-blau ist noch nie meins gewesen.
AntwortenLöschenglg!
claudia
Also Simone - das hier ist natürlich was gaaaanz anderes und gaaanz neues! Was du meinst sind Untersetzer! Gar nicht zu vergleichen! ;-)
AntwortenLöschenTally, bei dem beige-bunten habe ich sogar ein Stück Leinen von Dir verarbeitet: ganz rechts das zweite Stück von oben (unter dem rosa Quadrat) - das ist dein Monatsseiten-Stoff.
viele Grüße!
Ich habe mich erst kürzlich dazu durchgerungen und zwei, nicht sehr kleine, Säcke mit sehr kleinen Stoffresterln weggeworfen, Mist das wäre jetzt das perfekte Projekt. Außerdem könnte ich da ein bißchen Maschinenquilten üben. :)
AntwortenLöschenGefallen mir sehr die kleinen Teppiche!
Liebe Grüße
Teresa