Donnerstag, 12. Januar 2012
Nadelwald Neukölln - Nähen wie im Märchen
Genügsame Naturen brauchen nur ein Eckchen mit Nähmaschine, um kreativ tätig zu werden – aber wie viel mehr Spaß macht das Nähen doch, wenn man sich in inspririerender Umgebung ausbreiten, zwischendurch einen guten Kaffee schlürfen und auch noch in Schnittmusterzeitschriften und Büchern blättern kann. Das im Herbst neu eröffnete Nähcafé Nadelwald in der Friedelstraße mitten im neuen Neuköllner Norden ist so ein inspirierender Ort, mit allem, was das Nähherz begehrt. Ich lernte den Nadelwald und seine Besitzerin - sozusagen die Försterin - Swantje letztes Jahr kurz nach der Eröffnung kennen, die Quiltgruppe trifft sich dort einmal im Monat und hat damit nun endlich das ideale Domizil gefunden.
Den idealen Ort zum Nähen zu schaffen war auch Swantjes Absicht, als sie sich mit dem Nadelwald selbständig machte. Swantje hatte als Schneiderin und Modedesignerin schon eine Reihe von Stationen in verschiedenen großen Firmen durch (hier in ihrem Blog kann man das genauer nachlesen) und wollte raus aus dem durchreglementierten Hamsterrad von zwölf Kollektionen pro Jahr und wieder das tun, weswegen man gemeinhin Mode studiert: um selbst zu entwerfen und, in ihrem Fall, klein aber fein auch selbst zu produzieren.
Die Suche nach einem Ort zum Arbeiten am geplanten eigenen Label gestaltete sich schwierig – die eigene Wohnung kam nicht in Frage, die meisten Nähcafés waren zu beengt, und eine Atelierpartnerin, mit der sich Raummiete und Maschinen teilen ließen, war auch noch nicht in Sicht. Als sie den Laden in der Friedelstraße fand, ehemals eine Glaserei, griff Swantje zu - und kurz darauf noch einmal, als bei Ebay der Maschinenpark einer kleinen Sportbekleidungsfirma zum Verkauf stand. Jetzt hatte sie Nähmaschinen, und zwar mehr als sie selbst brauchte, verschwenderisch Platz und einen neuen Plan: ein Nähcafé zu eröffnen, wie sie es selbst gerne nutzen würde, hell, freundlich, geräumig, nicht nur einen Laden, um „schnell mal was“ zusammenzunähen, sondern einen Ort, wo sich Nähbegeisterte vom Anfänger bis zum Profi gerne aufhalten, Neues lernen und sich austauschen können.
Die drei großzügigen, miteinander verbundenen Nadelwald-Räume beherbergen nun die Maschinen des Ebay-Funds, darunter auch Industrieoverlocker und -coverlock, mit der sogar Spaghettiträger hergestellt werden können, außerdem gute Haushaltsmaschinen von Brother, Bügelanlagen und Zuschneidetische. Für Inspiration sorgt die Bibliotheksecke mit Sofa und vielen Modebildbänden und Zeitschriften und ein Burda-Fundus der letzten zwanzig Jahre, in den Regalen oder in alten Weinkisten entdeckt man kleine karierte Monster und Brokkoliröschen als Ohrringe, die man kaufen kann, oder Omas Zinnbecher mit Jagdmotiven, zweckentfremdet als Behälter für Markierstifte und Rollschneider.
Die Maschinen lassen sich stunden- und tageweise mieten, außerdem sind Kurse und Workshops geplant: im neuen Jahr geht es erstmal los mit Stricken, aber das Angebot richtet sich natürlich nach euren Wünschen, daher einfach nachfragen, wenn ihr etwas bestimmtes lernen oder selbst einen Workshop anbieten wollt. Dienstags und Donnerstags ist abends Nähsprechstunde, wo ihr für eure Projekte Hilfe findet und gemeinsam mit anderen nähen könnt. Ich freue mich schon auf die nächsten Quilttreffen auf dem goldenen Sofa und hoffe, dass der Nadelwald wächst und gedeiht!
Nadelwald Co-sewing space
Friedelstraße 11
12047 Berlin
Öffnungszeiten, Preise und alles weitere auf der Webseite www.nadelwald.me
(Disclaimer: ich bekomme wie immer keine Gegenleistung für den Artikel und auch nicht für das Banner rechts. Ich mag den Laden und möchte, dass es ihn noch lange gibt.)
20 Kommentare:
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Ich hab schon überlegt, ob wir im Nadelwald mal ein offenes Nähtreffen für Blogger abhalten, also nicht (nur) unser Nähkränzchen sondern auch andere. Vielleicht einen ganzen Samstag oder Sonntag im Februar oder Anfang März, fester preis, wer sich zuerst anmeldet bekommt einen Platz. Hättest du Lust?
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
...toll sieht es dort aus....im Frühjahr ist wieder feste Berlin eingeplant da geh ich mal gucken...
AntwortenLöschensei lieb gegrüßt
Anja
Das klingt total schön! Wäre es nicht so weit weg würde ich gerne mal vorbeischauen.
AntwortenLöschenIrgendwie träume ich auch von so einem Laden. Aber ich bin nur eine Hobbyschneiderin, strickerin usw. und traue es mir nicht zu.
LG von
Claudia
ach, wär ick nur in berlin...
AntwortenLöschenda könnt ick dir da im nadelwald treffen.
grüße aus dem dunklen provinzwald
stella
@Catherine: ob da so viele Interesse und dann auch Zeit haben? Ich habe immer das Gefühl, ich kenne alle Berliner Nähbloggerinnen schon persönlich und treffe sie auch regelmäßig. Unbekannte nähende Leserinnen und Bloggerinnen in Berlin, die auf sowas Lust hätten - bitte meldet euch!
AntwortenLöschenHier, ich habe Lust, Zeit und Interesse!!!
LöschenLG, Birgit
Warum sieht denn dein Kommentarfeld so seltsam aus?
AntwortenLöschenHm, ich hatte einfach den Eindruck, da gäbe es Bedarf. Aber woher weiß ich grad auch nicht mehr. Vielleicht in den Kommentaren zu diversen Nähkränzchenposts?
LG!
Ich hätte Lust! Auch wenn wir uns schon kennen... nach deiner Beschreibung hätte ich sofort Lust noch mal ein Shirt zu zuschneiden und im Nadelwald zu nähen...
AntwortenLöschenOh, klingt das einladend! das wäre für eine wie mich super, die ihre Maschine erst rausbasteln muß und wieder verstecken, das bremst nämlich ungemein. So hätte man Anlaß, Ziel, Freude, Kommunikation und zu Hause kein Tamtam. Aber definitiv zu weit.
AntwortenLöschenKramgrüße von Karen
Stimmt, was ist den mit dem Kommentarfeld passiert?
AntwortenLöschenTja, also ich wohne definitiv zu weit weg, schadeschade, das sieht sehr ansprechend aus.
Ich habe für mich einen Abend in der Woche vom 22.1. eingeplant, um endlich mal für mich was zu nähen ;-) Witzig, dass hier dazu aufgerufen wird...
AntwortenLöschenLG
Aylin
PS: Muss einen Blog haben, um mitzunähen???
Wegen solcher Etablissements schaut jeder Nichtberliner neidisch in die Hauptstadt. Da nimmt man doch gerne verstreute Tannenbäume und Weihnachtsmannmützen in der Kirche in kauf.
AntwortenLöschenViele Grüße
Julia
Nene, wenn, dann natürlich nicht nur für Bloggerinnen.
AntwortenLöschen(Das komische Kommentarfeld ist wohl eine Designinnovation von Blogger - passt auf, bei euch sieht das auch bald so aus).
viele grüße, Lucy
Auch der Bericht ist märchenhaft, so gut beschrieben!
AntwortenLöschenLetztes Mal waren doch nur drei oder vier Maschinen für uns zugänglich, oder? Reine Nährunden können da gar nicht so groß sein. Zum Nähen ist vielleicht doch mehr etwas für bezahlte Workshops oder für Leute, die keine Maschine zuhause haben.
Sechs Haushaltsmaschinen gibt es, und die Industrienäher - und der Nadelwald wird eventuell noch größer, denn es gibt einen Raum, der bisher noch gar nicht genutzt wird. Mit 15 Leuten könnte man da nicht gleichzeitig nähen, klar, das wäre dann ja auch wie in der Fabrik.
AntwortenLöschenAch, Berlin...! Was habt ihr's gut da..... Schöner Laden, und dein Bericht macht richtig neugierig
AntwortenLöschenAch, die Friedelstr.! Da bin ich heute gerade durch gegangen. Neukölln wird immer schöner. Das Café sieht sehr sympathisch aus.
AntwortenLöschenDein Blog gefällt mir! Ich blättere mich mal durch.
Hoffe du verirrst dich auch mal auf meinen ;)
♥
und kurze Frage: Wie gefällt dir speziell mein jüngst gepostetes Foto?
♥
Liebste Grüße,
wieczorama Fotoblog
auch ich bin neidisch nicht in der nähe zu wohnen und teilnehmen zu können. viel spaß wünsch ich!
AntwortenLöschenliebe grüsse
stephie
Wow tolle Bilder und liebevoll präsentiert... der Laden sieht sooo gemütlich aus. Hab gleich mal gegoogelt, wie lange ich dorthin brauche... ein bisschen mehr als eine halbe Stunde. Da muss ich wohl mal vorbeiluschern bei Gelegenheit :)
AntwortenLöschenLiebste Grüße
Chrissy
Was für ein toller Post!
AntwortenLöschenLiebe Grüße Miriam