Sonntag, 27. Mai 2012

Stoffdimensionen - Stoffmanipulationen im Mai: allerlei Verknotetes

Was kann man mit einer typischen Handarbeit des 18. Jahrhunderts heute noch anstellen? war meine Leitfrage für die Stoffmanipulation im Mai, Suschnas Handarbeitsrätsel vor einigen Wochen der Anlass. Marie Antoinette und die anderen porträtierten Damen fabrizierten Knotenschnüre, eine zu ihrer Zeit sehr beliebte Handarbeit, wie Suschna hier das Rätsel aufklärte. Ein Zeitvertreib, der die Damen im Gespräch auf elegante Weise beschäftigt, aber nicht zu beschäftigt wirken ließ? Oder mehr als ein Zeitvertreib, weil die geknüpften Schnüre zu Quasten verarbeitet oder dekorativ aufgenäht werden konnten, und man so beim Aufputz des neuen Kleides doch ein bißchen sparen konnte? Wer weiß.

Links: single knot, rechts: chenille knot

Den damaligen Stellenwert der Knoterei im Leben einer Dame wird man heute wohl nicht mehr aufklären können - ob das Knoten machen womöglich zum neuen Trendhobby des 21. Jahrhunderts taugt, wollte ich im Selbstversuch herausfinden. Eine Anleitung für verschiedene Knoten findet sich hier, die Grundlage bildet immer ein einfacher Knoten, fortlaufend dicht aneinander oder in Gruppen, die durch weitere Knoten verbunden werden.

Chenille knot mit großem Abstand zwischen den einzelnen Knoten

Wie Susanne wickelte ich das Garn - naturfarbenes Baumwollhäkelgarn - um eine Wäscheklammer und knotete los: im Bus, und zuhause, wenn sich kleine Wartezeiten zwischendurch ergaben. Im Bus erntete ich interessierte bis belustigte Blicke, zuhause erreichte ich zuletzt eine solche Automatisierung, dass ich parallel Zeitung lesen und knoten konnte. Die Knotenabstände stimmten auch erst mit einiger Übung: man muss die Knoten dichter setzen, als man zuerst denkt, und man benötigt unglaubliche Mengen Garn, wenn man es richtig macht.   

Double sided knot
Der Strang mit double sided knots - jeweils zwei einfache Knoten werden mit einem dritten Knoten zusammengefaßt - verbrauchte eine voll gewickelte Wäscheklammer und ergab nur ein kleines Endchen, nicht mal 30cm. Daher bin ich mit meinem Monatsprojekt auch nicht so weit gekommen wie geplant: die Knoterei ist mit so dünnem Garn wirklich zeitaufwendig.

Chenille knot aufgenäht
 Aufgenäht im Wechsel mit ungeknotetem Häkelgarn ergeben sich aber interessante Strukturen aus den Knotenschnüren. Da ich wie immer ohne Stickrahmen unterwegs war, zog sich der Stoff zusammen - in der Mitte der Kreise gefällt mir das sehr, am Rand der Kreise nicht so. Aber wenn der Stoffstreifen erst in eine Tasche eingenäht ist, wird das kaum noch auffallen.

Single knot, aufgenäht
Und wie ist es nun um die Trendtauglichkeit dieser Handarbeit bestellt? Nicht schlecht, würde ich sagen, wenn man eine halbwegs schick-dekorative Anwendung der geknüpften Schnüre und ein spezielles Knüpfmaterial lancieren würde. Einfache Knotentechniken werden ja immer wieder mal nach oben gespült, sind eine Weile populär - erinnert sich noch jemand an Scoubidou? - und verschwinden nach einiger Zeit der Popularität wieder. Im Moment sind die Freundschaftsbänder dran, Makramee steht wahrscheinlich schon in den Startlöchern, und danach dann vielleicht Knoten knüpfen? 

Womit ihr euch in stoffmanipulativer Absicht beschäftigt habt, trage ich in Vertretung von Suschna heute zusammen.

Einen Beitrag hatte ich vor ein paar Tagen schon bei Monika erspäht: Als Abschluss für einen Rock verwendete sie die Cording-Technik nach Stitch magic von Alison Reid. 

Kathrin (tinistaschen) hat diesmal mit der Maschine appliziert und frei gestickt - ein Stoffbild aus Seidenresten.   

Kathrin (annekata) experimentierte mit Einzelteilen aus festem Stoff, die zu dreidimensionalen Gebilden zusammengesetzt und verformt werden können.

Siebensachen hat gleich zwei Teile in Arbeit: eine Jacke in Trapunto-Technik und ein Oberteil mit Biesen, das später gefärbt werden soll.

Bei Griselda gibt es heute Volants für Rüschenverächterinnen.

Suschna probierte Rug Hooking aus, dabei werden Stoffstreifen in ein lockeres Grundgewebe eingezogen. 



(wird ergänzt)

16 Kommentare:

  1. Das sieht ja richtig gut aus, schön das Du es zeigst, denn von alleine wäre ich auf sowas nicht gekommen. Auch als Abschluss am Rock könnte ich es mir gut vorstellen wenn es nicht zu fest ist, auf jeden Fall behalte ich es im Hinterkopf zum Ausprobieren in stiller Stunde (es ist ja durchaus auch terassentauglich), wo ich dann nochmal nachsehen kann weiß ich ja jetzt.
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!
    Karina

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  2. Ich finde es toll, solch alte, ins Vergessen geratete Techniken wieder aufleben zu lassen und in die heutige Zeit zu "übersetzen". Deine Stoffmanipulation gefällt mir ausnehmend gut; das naturfarbene Garn und die durch die Knoten geschaffenen Strukturen schaffen auf dem weißen Grund eine sehr schöne Lebendigkeit. Ich bin gespannt auf das Endergebnis.
    Viele Grüße
    Cornelia

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  3. Auch die Technik finde ich super, was für eine schöne Anwendung für die Knötchenschnüre!

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  4. Achso, ich kann meinen Beitrag nur nachreichen - für mich STichtag nächste Woche Sonntag - , da ich gerade keine Möglichkeit habe, Bilder zu posten - es befindet sich auch noch im Prozess (höhere Gewalt). Ich kann schon mal verraten, dass es mit Verbindungen von Punkten mit Garn zu tun hat und eher eine klassische Technik darstellt. Dann gibt es nächstes Wochenende auch endlich einen Rückblick zu meiner T-Shirt Schnippelei von vor zwei Monaten.

    Liebe Grüße!

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    1. äh, und kommentieren - also bei allen und gründlich - kann ich auch erst nächste Woche wieder.

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  5. Das ist wirklich super interessant und das Ergebnis gefällt mir auch sehr gut. Ich hätte gar nicht gedacht, dass man so viel Garn verbraucht, zumal auf den Fotos das Garn gar nicht so richtig dünn aussieht. Spannend finde ich es auch, dass du hinterher die Abläufe schon automatisiert hattest. Das macht irgendwie Mut, wenn man mal nicht so viel Ausdauer hat...

    LG, enim sou

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  6. *gg*
    Ich sehe dich gerade in der U-Bahn sitzen und Knoten machen. Ok, da sind die Mitfahrer wohl einiges gewohnt, aber da würde sich so mancher fragen, was du da eigentlich tust.

    Dein Einsatzgebiet ist sehr gut, ich mag die strukturierten Kreise gern. Das wirkt modern und hat wohl mit den Mustern der Salondamen nicht mehr viel zu tun.

    Fleiß war damals sicher eine Tugend, aber richtig arbeiten kommte man in diesen Kreisen schlecht. Da hat man dann halt geknotet- und hat am Ende des Tages auch ablesen können, wie gut beschäftigt man war. :)

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  7. Eine interessante Technik, von der ich bisher noch nichts wusste. Da ich auch gern praktisch denke, stelle ich mir Anwendungen vor: ein Tischset vielleicht? Als Teil einer Tasche sieht das bestimmt sehr attraktiv aus. Aber Kleidungs-tauglich ist es wahrscheinlich nicht, da eher steif? Könnte man nicht auch Stoffstreifen statt Garn verwenden und die Knotenschnüre dann z.B. zu Badematten o.Ä. zusammennähen?
    LG
    Siebensachen

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  8. Das sieht wirklich toll aus und sehr modern, gar nicht altmodisch! Wenn du nicht möchtest,daß der Stoff sich so wellt bzw. zusammenzieht, dann fange in der Mitte an, und gehe von dort aus nach außen, um die Knotenschnur aufzunähen.
    LG aus Bayern, Ulrike

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  9. Ich bin sprachlos! Ich habe das eben schon bei Suschna geschrieben: ich bewundere eure "Experiment" Jeden Monat gibt es so viele fantastische Arbeiten von Euch zu sehen!

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  10. Gefaellt mir ausserordentlich gut deine Knoterei. Ich finde die Farbkombo von natur und weiss auch sehr elegant und die Anordnung im Kreis sieht wirklich modern aus, wie schon gesagt wurde. Ich war auch versucht, damit zu experimentieren, da ich vor ein paar Wochen einen T-Shirt Schal aus Chanin's Buch geknotet hatte und ueberlegte, wie der wohl aussaehe, wenn man die Knoten regelmaessig anordnen wuerde. Was das Potential angeht, "Knoten" hat Ausbaufaehigkeit. Hier gibt man ja wirklich jeder Idee eine Chance, vor allem wenn sie das Potential beinhaltet "Specialty" Produkte in grossen box stores zu verkaufen. Man koennte ja auch Perlen oder Anhaenger mit einknoten und mit verschiedenen Farben experimentieren. Freundschaftsbaender fuer faule Maedchen... Sehr inspirierend deine Manipulation.

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  11. Klasse, dass du die Rätseltechnik gleich als Anlass genommen hast.Es sieht beeindruckend aus. Die Materialien zusammen sind gut gewählt.Zu gern hätte ich ja die Berliner glotzen sehen! Und keiner hat gefragt???
    ich kann mir auch ganz verschiedenen Einsatzgebiete vorstellen, schon allein welche Schnur man knotet, ändert ja irre viel.Ich hoffe natürlich Du zeigst uns dann noch den Beutel.
    Dauert das Aufnähen länger als das Knoten?

    Was ich wieder lustig finde: mein Beitrag wäre /wird auch mit Knoten.

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  12. Nun bin ich natürlich schwer begeistert, dass du die Sache weiterverfolgt hast. Ein großer Schritt für die Forschung! Am besten gefällt mir der double sided knot. Da käme man, z.B. mit einer Seidenschnur, der Optik eine Perlenkette sehr nahe. Bei mir war es so, dass, egal wie nah ich die Knoten setzte, am Ende sich der Faden so dehnte, dass die Knoten wieder einen Abstand hatten. Wahrscheinlich war das Band zu elastisch, bei möglichst wenig gedrehtem Häkelgarn geht das offenbar besser.
    Nun sehe ich in deinen Kreisen auch gleich Optionen für Sonnenhüte. Als nächsten Schritt könnte man versuchen, sich ein großes Schiffchen selber zu basteln. Oder bei der Textile Art mal danach gucken.
    Dann üb ich auch mal Knotting ohne hinzugucken.

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  13. Das sieht so schön aus. Ist das Paketband? Unglaubliche Arbeit und so akkurat! Toll!!!

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  14. Leute, verschmaeht diese Dinger mal nicht als nicht 'Kleidungswuerdig/-tauglich; wie waer's mit 'nem schoenen 'Bib' aus so 'was anstelle der sonst immer 'was-auch-wie' Traeger?

    Ausserdem zu beachten bei der 'frueheren' Herstellung 'frueherer' mancher uns unverstaendlichen Sachen:
    Auch die Beleuchtung des Abends war nicht ausreichend = weiiiit entfernt von Liese's Tageslicht-Lampen ;-).
    Wie im Post erwaehnt: geht irgendwann fast blind und automatisch!

    Danke hier an alle Teilnehmer der Manipulations-Idee - ich habe, wie meist, wieder mal gehoerig gelernt (und gar manche Anwendung gerade schon im Geiste 'gehirn-pfurzen' ;-) :-) !)

    Liebe Gruesse,
    Gerlinde

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  15. hier dann noch endlich, endlich meinen nachtrag: http://frifris.blogspot.de/2012/06/nachtragsrunde-stoffdimensionen.html
    Danke!

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