Zufällig habe ich auch gestickt und dabei ermittelt, wie oft man denselben Fehler wiederholen kann, ich kam auf fünf Mal. Ausgesucht hatte ich mir eine armenische Stickereitechnik aus Das große BLV-Buch der Stickkunst. Klassische Stickereien aus aller Welt. Techniken und Muster von Mary Gostelow (München 1980), das Orginal erschien unter dem Titel Embroidery in London.
Das Buch, einen großformatiger Wälzer von 286 Seiten, kann ich sehr empfehlen. Man findet darin, nach Regionen geordnet, Fotos von Stickereien und bestickten Gegenständen, außerdem informative Zeichnungen, die die angewandten Sticktechniken genau zeigen und den Arbeitsablauf verdeutlichen. In den Länderkapiteln gibt es jeweils einen Abriss der Stickereitraditionen des jeweiligen Landes, und durch das Buch verstreut Anleitungen für konkrete Projekte im Geschmack der späten 70er Jahre, bei denen Stickereitechniken zur Verzierung verwendet werden.
Oben ein paar Beispiele aus dem Buch.
Die Fotos sind von der Druckqualität her nicht ganz so gestochen wie die Bilder in Bildbänden, die man heute kaufen kann, aber die Zusammenstellung von Textilien aus der ganzen Welt und ihren Stickstichen mit Anleitungen ist wirklich einzigartig - es gibt kein neu erhältliches Buch, das das leistet. Ich kann mir das immer wieder angucken und entdecke jedes Mal etwas, das mir bisher noch nicht aufgefallen war.
Die armenische Stickerei sah auf den ersten Blick ganz einfach aus, und in der Beschreibung war von zwei Hexenstichreihen die Rede, die mit einem zweiten und dritten Faden umwebt werden. Den Absatz, in dem von "der komplizierten Stichumschlingungstechnik" die Rede ist, übersah ich zuerst.
Die Tücke bei diesem armenischen Stich liegt im Detail: Die Grundstiche sehen zwar wie Hexenstiche aus, aber es ist nicht so, dass jeder Stich den folgenden deckt, wenn man fortlaufend stickt - manchmal muss der Faden auch unter den bereits bestehenden Stichen hindurchgeführt werden, sonst können die weiteren Fäden nicht gleichmäßig gewebt werden.
Beim vierten Versuch merkte ich endlich meinen Fehler in den Grundstichen und konnte eine Reihe richtig sticken (die unterste, zweifarbig pink und beige. Es hilft sehr, am Anfang Fäden in verschiedenen Farben zu verwenden. bis man das Prinzip verstanden hat. Der erste Versuch ganz oben ist mit dünner Wolle gestickt, das gefiel mir aber nicht, weil man die Webung nicht erkennt. Alle anderen Reihen sind mit Sticktwist gestickt.).
Das wird nach den Proben oben das "richtige" Stück. Ich werde noch einige Reihen mehr sticken und mir dann ein kleines Täschchen für Stifte daraus nähen. Übrigens legte ich ganz am Anfang die Grundstiche wieder falsch an und musste erstmal wieder alles auftrennen. Sechsmal der gleiche Fehler!
Jetzt aber zu euren Beiträgen der Stoffspielerei:
Ines (Nähzimmerplaudereien) zeigt schwäbische Bauerntrachten und hat die dazugehörige Haube, die Bändelhaube, nachgenäht. In ihrem Beitrag zeigt sie Schritt für Schritt, wie man eine Bändelhaube anfertigt.
Gabi (madewithblümchen) hatte sich schon frühzeitig als Teilnehmerin gemeldet und nun ausgerechnet heute Serverprobleme -
Sabine (Textile Ideen) zeigt Stoff mit Paisleymuster, der mit einer ganz einfachen Siebdruckschablone hergestellt wurde.
Griselda (Machwerk) hat gleich zwei ganz verschiedene Techniken ausprobiert: eine Filzapplikation im Stil von Bauernmalerei, und ein Motiv in Paper-piecing-Technik.
Frifris stickt auf Vichykarostoff, eine Technik, die unter verschiedenen Namen bekannt ist: Schweizer Stickerei, Spanische Stickerei oder Chicken Scratch.
Stoffnotizen beschäftigte sich mit verschiedenen traditionellen (Trachten-) Rüschenarten: Rüschen etwas anders interpretiert.
Siebenschön druckte folkloristische Borten auf eine Bluse - vor dem Nähen, so dass sie dem Ausschnitt und dem Saum folgen.
Ella (Ich mach das dann mal) nähte eine Trachtentasche namens Resi.
Ute (1-2-3-Nadelei) zeigt Thüringer Trachten und probierte Thüringer Stickereien aus.
Gusta (facile et beau) zeigt Textilien aus Siebenbürgen - eine Trachtenbluse, Decken und vor allem eine selbstgenähte Tasche aus Folkloreborten.
-----------------------------------Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.
27. Dezember: WINTERPAUSE
31. Januar: Perlen bei frifris
28. Februar: noch offen (bei Suschna)
27. März: Verschlungen und verflochten bei Griselda
Liebe Lucy,
AntwortenLöschenich habe leider kein Blog, aber ich wollte mich trotzdem mal zu Wort melden. Generell erstmal vielen Dank für deine anregenden Beiträge - ich lese dein Blog sehr gerne.
Und gerade die Stoffspielereien mag ich sehr! (Das schreibe ich mal stellvertretend hier, gilt natürlich auch für die anderen "Stoffspielerinnen") Ich finde es total toll, was ihr jeweils aus den Themen rausholt und bin nach dem Lesen der Beiträge immer total inspiriert! Und die Projekte zum Thema "Folklore" sind richtig super - vielen Dank dafür! Ich hab jetzt richtig Lust aufs Sticken bekommen.
Viele Grüße
Carolin
Stickerei passt wirklich gut ins Folklorethema.Und diesen Stickstich kannte ich gar nicht - toll, was sich über die Stoffspielereien so alles entdecken lässt. Bewundernswert, dass Du trotz Fehlern und mehrmaligem Auftrennen weitergemacht hast.
AntwortenLöschenUnd alte Bücher sind zwar oft von der Aufmachung her "altbacken", aber der Inhalt ist oft genial. Da wurde vieles an Grundlagen zusammengetragen und erklärt - das kommt in den heutigen Büchern gern zu kurz.
Danke fürs Sammeln und Zusammentragen
Liebe Grüße
Ines
Liebe Constanze, danke für die Anregung zur Stoffspielerei Folklore. Ich habe etwas mit Rüschen experimentiert und dies nun im Blog gezeigt:
AntwortenLöschenhttps://stoffhoernchen.wordpress.com/2015/11/29/stoffspielerei-folklore-ruschen-etwas-anders-interpretiert/
LG, Kerstin
Liebe Constanze, danke fürs Platzhalter einrichten! Mein Server hat sich nun doch dazu herabgelassen, mich meinen Beitrag veröffentlichen zu lassen: http://www.madewithbluemchen.at/stoffspielereien-november-2015. Herzliche Grüße, Gabi
AntwortenLöschenIm Übrigen zeige ich schon auch, was ich nicht gestickt habe. :-) Vielen Dank für die Buchvorstellung, das Buch hört sich ja grandios an und wandert gleich auf meine Wunschliste. Und deinen Beitrag (6x falsch gemacht) finde ich herrlich selbstironisch. Fein, dass eben auch die Fehlversuche (und was wir daraus gelernt haben) bei den Stoffspielereien Platz haben! Bei Euch fühle ich mich sehr wohl. lg, Gabi
AntwortenLöschenOh ja, das Buch hätten wir jetzt alle gern :)
AntwortenLöschenSowas auf einem Flohmarkt zu erbeuten, das wäre großes Kino.
Deine Stickerei finde ich prima, sie erinnert mich auch an diese keltischen Knoten. Auf dem schwarzen Grund leuchten die Farben besonders stark, das wird dem Muster gut gerecht. Gerade wenn es so zweifarbig daherkommt wie in deinen ersten Versuchen.
(Und frage nicht, wie oft ich das PaperPiecing getrennt habe- mit deinen Fehlversuchen kann ich vermutlich mithalten. Aber das ist ja das Schöne bei den Stoffspielereien: Man begibt sich aus der Komfortzone und lernt Neues. Auch bei den anderen.)
Ich habe mir gerade ein Exemplar über eurobuch.com bestellt. (Kennt Ihr diese Meta-Suchmaschine für antiquarische Bücher?) Es gibt dort gerade noch einige Exemplare für zwischen 9 und 15 Euro... lg, Gabi
LöschenDiese alten Handarbeitsbücher sind oft die besten!
AntwortenLöschenDeine Stickereien gefallen mir sehr gut, in zweifarbig fast noch besser, als einfarbig, da kommt das komplizierte Muster mit den Verschlingungen noch besser zur Geltung.
Ich habe es mir diesmal einfacher gemacht und Bordüren gedruckt. Meinen Beitrag findest du hier: http://siebenschoen-design.blogspot.de/2015/11/stoffspielereien-stoffdruck-mit.html
Vielen Dank für das Thema und fürs Verlinken!
LG Marlene
Ich hab's auch mal probiert, hier ist mein Beitrag mit ohne Sticken ;-) : http://stiehl-style.de/stoffspielerei-im-november-folklore/
AntwortenLöschenEin interessantes Buch, wenn ich mal eins finde wird es meins ;-))
AntwortenLöschenDie von Dir gewählten Stiche sind wirklich inspirierend, das Umschlingen des Netzgrundes sieht zunächst einfach aus. Ich überlege, wo man so was bei Kleidung platzieren könnte, vielleicht auf Jersey ...
Etwas ähnliches habe ich mal mit Beiersbont-Stickstoff in der Zsr. Ormanente Nr. 121 gesehen.
Meine Stickübung zum Thema heute ist bescheiden und soll(te) auch ein Stiftemäppchen werden, eventuell etwas größer für ein kleines Handarbeitsprojekt. Ungeübt empfand ich Sticken ernüchternd, der Faden hedderte und die ersten Stiche waren sehr ungenau. Mit etwas Übung ging es dann besser.
LG Ute
Ha, danke für die Buchempfehlung, danach schaue ich gern gleich einmal. Ich bin immer so froh, wenn andere auch Spaß an solchen Versuchen haben. Außenstehende können das selten verstehen, warum man einen armenischen Stickstich interessant findet, oder wie viel Spaß es macht, den Trick bei solchen Dingen herauszufinden. Ich denke gleich eimal nach, was mein Thema für nächstes Jahr sein könnte. Danke für den Termin, auch wenn ich es leider nicht geschafft habe.
AntwortenLöschenblogger scheint tatsächlich ein problem mit wordpress zu haben, konnte nur mit name/url kommentieren.
AntwortenLöschenIch bewundere jede/n der Sticken kann. Zwar hab ich das in meiner Jugend auch versucht, aber ich hab einfach nicht die Geduld dazu. Aus verschieden bestickten Borten habe ich eine folkloristische Tasche gemacht, so wie sie wahrscheinlich in meiner Heimat getragen werden würde.
AntwortenLöschenhttp://facileetbeaugusta.blogspot.de/2015/11/stoffspielereien-folklore.html
Liebe Grüße
Gusta
Das ist ja mal eine interessante Technik! Ich schätze die Techniken am meisten, die "eigentlich" ganz einfach sind, die Tücke und Raffinesse dann aber im Detail oder den weiteren Schritten liegen. Und Armenische Stickerei war mir bis dato komplett unbekannt. Herzlichen Dank also für das Vorstellen und Durchhalten!
AntwortenLöschenLG, Bele
Hochinteressant!
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