Mittwoch, 16. Dezember 2015
Von Schneckenmützen und Brioche
"Strickanleitungen stricken, die so heißen wie Dinge aus Frankreich, die man essen kann", könnte das heimliche Motto meiner letzten Strickversuche lauten. Ist aber alles gar nicht so raffiniert, ich hing nur (wieder oder immer noch, das weiß ich nicht so genau) erkältet auf dem Sofa herum, Nähen war mir einfach zu anstrengend. Mit viel Strickzeit und keinem richtigen Strickprojekt probiere ich gerne mit Resten neue Muster und Techniken aus, die mich interessieren. Überhaupt stricke ich öfter mal Schals, Tücher oder Mützen aus Neugier an, um zu sehen, wie sie sich stricken und wie sie aussehen, und um zu entscheiden, ob ich dafür Material anschaffen soll. Weil man das Gestrickte ohne Verlust wieder aufmachen kann, mache ich das sogar viel häufiger als Probemodelle beim Nähen.
Die Schneckenmütze Escargot aus Knitty 2012 fand ich gleich auf Anhieb gut, als das Muster erschien, aber die Gefahr, dass die Mütze an mir auch total bekloppt aussehen könnte, auf die Die Linkshänderin zuletzt im Kommentar zu sprechen kam, ahnte ich auch voraus. Deshalb ein Probeteil zum Anprobieren aus Resten.
Passt! Und ähnelt tatsächlich den niedlichen kleinen Flapper-Hütchen, die man von Fotos der 1920er Jahre kennt. Deshalb habe ich heute zwei Knäuel drops Nepal in schwarz gekauft, die Schneckenkanten stricke ich aus einem Rest beigebraun. Ich hoffe, dass die Mütze dann zu möglichst vielen Sachen passt - zweifarbige Strickaccessoires finde ich gar nicht so leicht zu kombinieren. Von der Besitzerin des netten Wolladens bei mir in der Straße kam der gute Tipp, lieber die Alpaca-Wollmischung für eine Mütze zu nehmen als Merino, weil sich die Merinowolle von drops beim Waschen ziemlich stark ausdehnt (Big Merino stärker als Baby Merino).
Ja, und dann habe ich zweifarbiges Patentstricken ausprobiert, eine Technik, die auf englisch "brioche" genannt wird. Von Westknits gibt es ein kostenloses (englisches) Strickmuster für einen Schal mit einer guten Erklärung der Technik. Stephen West, der Westknits-Designer, belegte selbst einen brioche-Strickkurs und schrieb über die Auswirkungen "I quickly felt the urge to cover my whole body in brioche stitch and you will too!" - keine Übertreibung, das Stricken macht süchtig!
Ich habe ja ewig kein Patent mehr gestrickt und hatte ganz vergessen, was für eine plastische, angenehme, dehnbare Struktur dabei entsteht, und beim zweifarbigen Patent ist es faszinierend, wie die zweite Farbe bei den linken Maschen jeweils verschwindet und bei den rechten Maschen hervortritt. Schon allein um dieses Effektes willen muss man einfach immer weiter stricken.
Jede Reihe wird zwei Mal gestrickt, erst mit der dunkleren Farbe, dann wird das Gestrickte wieder an den Anfang der Rundstricknadel geschoben und die Reihe ein zweites Mal mit dem helleren Garn gestrickt. (Auf Deutsch wird das hier beschrieben und eine Anleitung mit Video gibt es auch). Die Vorderseite hat dann dunkle Rippen mit hellen Zwischenräumen, die Rückseite umgekehrt.
Ich überlege, ob ich meine Reste durch ein paar weitere Knäuel in blau und braun ergänze und den Schal weiterstricke, aber andererseits könnte ich mit der Briochetechnik auch dieses Tuch stricken, oder dieses Muster - Brioche kombiniert mit Lochmuster und kraus rechts. Meine neue Faszination für die Technik muss auf jeden Fall in ein Strickstück münden. Mal sehen.
12 Kommentare:
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Ich finde diese Mütze total entzückend!
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Sabine
AntwortenLöschenDie Mütze ist sehr hübsch geworden! Ich bewundere dich für deine GEduld sowas friemeliges zu schaffen..........
Claudia
Oh vielen Dank für die Info von Patentstricken. Ich habe mir das noch nie zugetraut, aber durch dein sehr schönse zweifarbiges Patentmuster ermutigt es mich es endlich mal auszuprobieren. Plastische dehnbare Struktur hört sich genau richtig an, ich möchte mir gern eine Mütze stricken. Vielen Dank für deinen Beitrag! LG ilsebyl
AntwortenLöschenDa Bele unten im Kommentar gerade Purl Soho erwähnt hat, da gibt es eine schöne Anleitung für eine Mütze: http://www.purlsoho.com/create/2015/09/25/color-dipped-hat/
LöschenDas Patentmuster trägt sich bestimmt sehr angenehm.
Das Brioche-Stricken hatte ich mir auch auf die to-do-Liste gesetzt. Aber den Stephen West-Schal hatte ich bei Ravelry noch gar nicht gesehen. Danke für den Tipp! Das zweifarbige Patent sieht wirklich ganz anders aus als das was ich in grauer Vorzeit als Patentmuster kannte. Ich habe es jetzt auch bei Swing-Strickmustern gesehen. Der Effekt sieht auch toll aus.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Katharina
Ca goute tres bien, tout les Deux.
AntwortenLöschenDieses patentmuster ist echt spannend!
Lg sybille
Das ist ja lustig. Die Mütze ist auch auf meiner Liste und das zweifarbige Patent habe ich auch gerade ausprobiert, angeregt durch die Seite von Purl Bee, wo man auch viele schöne kleine Projekte findet. Perfekt für Erkältungstage auf dem Sofa, wenn der Kopf noch nicht völlig zu ist...
AntwortenLöschenViel Spaß und gute Besserung weiterhin!
LG, Bele
Na sowas, so ein Zufall! Die Mütze solltest du ausprobieren, die strickt sich auch sehr interessant - ich habe nichts verstanden und einfach das gestrickt, was da steht, und auf einmal formte sich die Schnecke.
LöschenDas sieht beides sehr schön und beeindruckend aus!
AntwortenLöschenIch hoffe, es geht Dir inzwischen besser.
Mein Husten ist jetzt fast weg, nachdem ich ein zweites Hammer-Antibiotikum und ein Cortison haltiges Spray verschrieben bekommen habe.
Liebe Grüße,
Henriette
Sehr hübsch deine Schneckenmütze! Eine tolle Hutmützenform.
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Die Mütze hab ich auch schon mal gestrickt und ich liebe sie!
AntwortenLöschenBeim zweifarbigen Patent hab ich mich immer verheddert, da ist es beim Probestricken geblieben.
Liebe Grüße und schöne Weihnachten
Die Mütze ist wunderschön!! Leider verstehe ich schon keine deutschen Strickanleitungen... da kommt nichts vernünftiges bei rum.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Nina