Über Marlene Esser, die heute fast vergessen Grande Dame des deutschen Nähfernsehens, hatte ich hier im Blog schon mal geschrieben: Sie moderierte und verantwortete in den 1950er und 1960er Jahren eine Nähsendung im westdeutschen Rundfunk, den "Guten Rat am Zuschneidetisch". Vor einem halben Jahr zeigte der Sender EinsFestival sogar einige alte Folgen des "Guten Rats", allerdings an einem ungünstigen Sendeplatz am Nachmittag, und ohne die Folgen in die Mediathek aufzunehmen. Ich war schon etwas enttäuscht, weil ich es nur schaffte, mir zwei sehr unterhaltsame Folgen anzusehen, die eine Nähfreudin aufgenommen hatte.
Gestern suchte ich, anscheinend einer Eingebung folgend, mal wieder bei youtube nach Marlene Esser, und siehe da: Imzwischen wurden vier ganze Folgen und ein Zusammenschnitt eingestellt.
Besonders charmant-absurd fand ich die Folge "Bei mir zuhaus in Wachenheim", in der das Filmteam des WDR Marlene Esser in ihrem Privathaus in der Pfalz besucht. Marlene zeigt zunächst ihr Planschbecken, ihr Sofa und ihren Ort, ehe in einem zum improvisierten Fernsehstudio umgebauten Weinkeller unmodische schlichte Wollkleider umgearbeitet werden.
Wir sind in den Sechzigerjahren und trennen die Abnäher in Taillenhöhe auf, um ein modisch gerades, locker fallendes Shiftkleid zu erhalten, und eine weiße Garnitur macht das dunkle Kleid gleich viel freundlicher!
In den anderen Folgen geht es um "Hosen für die Dame", "Sommermode 1968" (in Farbe, "obwohl sicher viele von Ihnen kein Farbfernsehen haben"), und um "Kleidung für Zuhause".
Viel Spaß beim Ansehen!
Freitag, 2. Dezember 2016
"Guter Rat am Zuschneidetisch" mit Marlene Esser jetzt bei youtube
29 Kommentare:
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AntwortenLöschenSchönes Wochenende Mema
Sooo cool... "ach meinen Mann kennen sie ja" ich schmeiß mich weg. Eingebungen sind doch das beste, Danke!!
AntwortenLöschenhahaha, könnte irgendwie auch Loriot sein!
LöschenJa, das dachte ich auch. Ihm ist schon früh die Komik und Absurdität in solchen Kommunikationssituationen aufgefallen.
LöschenSuper! Dieses Wochenende hab ich Zeit - muss ich reinschauen! Danke für den Tipp! lg, Gabi
AntwortenLöschenDanke fürs Ausgraben...ist echt amüsant und anschaulich...in der Pfalz war ich schon..tolle Gegend.
AntwortenLöschenUlkig die 69er Jahre.
LG schurrmurr
Ich wusste ja nicht, das ich auch ein Kleid für die Küche brauche! Danke!
AntwortenLöschenDas war mir auch neu, aber es kommt mehrmals vor, also war es wohl wichtig - und am besten kariert oder gestreift.
LöschenDanke für den Tipp. Da guck ich mit Sicherheit rein. Und moderierte Frau Esser nicht später auch 2mal im Jahr das, was man heute Runway Bericht nennen würde?
AntwortenLöschenliebe Grüße Dodo
Das war eine Journalistin vom NDR, auf deren Namen ich gerade nicht komme...
LöschenZwei Folgen habe ich mir jetzt leicht ungläubig und schmunzelnd angeschaut. :-) Wie der Mann unmotiviert ins Planschbecken fällt, köstlich! Aus heutiger Sicht schon ein bisschen schräg, wie die Kleider präsentiert werden, aber das Prinzip der Sendung (z.B. bei der Sommermode) hat durchaus Bestand: Ein Grundschnitt und wie unterschiedliche Variationen davon aus verschiedenen Stoffen wirken, diese Inszenierung sieht man ja auch heute in ganz vielen Probenähgruppen. Den Begriff "Garnitur" kannte ich im Zusammenhang ,it Kleidung nicht, aber das modulare Denken eigentlich spannend: wie man die Wirkung von ein und demselben Kleidungsstück nur durch Austauschen von Kragen und Manschetten verändern kann, die Idee finde ich spannend. lg, Gabi
AntwortenLöschenJa, schnitttechnisch hat die Sendung einiges zu bieten, sowas würde ich mir heute wieder wünschen. Das ist ganz ermutigend gemacht.
LöschenKöstlich!
AntwortenLöschenDieser Satz hier hat mir sehr gefallen:
Passenkleid: "Wenn Sie ein bisschen geschickt sind, können Sie dieses Modell auch aus einem Grundschnitt machen."
Danke für den Hinweis.
Liebe Grüße
Immi
Da bin ich ja mal gespannt! Viiielen Dank für den Hinweis!
AntwortenLöschenAlexandra
Oh super!!!! gucke ich heute gleich! Danke für den Link!!!
AntwortenLöschenAch toll, merci fürs Aufspüren; ich liebe solche alten Filmschätzchen.
AntwortenLöschenLG von Susanne
Genial! Und wie niedlich da der Burda-Schriftzug auf dem Schnittmuster geschwärzt wurde. :)
AntwortenLöschenWie cool ist das denn? Danke fürs zeigen! Ich hab mich köstlich amüsiert :)
AntwortenLöschenOooh, dieses Ambiente der frühen 60er Jahre ... in sowas bin ich aufgewachsen! Beim Zuschauen bekam ich wieder dieses Enge-Gefühl von früher, das ich in solchen vollgestellten Wohnzimmern immer hatte. Sogar der Kaffeeduft stieg mir in die Nase, der für mich immer dazu gehörte. Aber die Ideen von Frau Esser finde ich klasse, sie machen mir richtig Lust, wieder was zu nähen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ilse
Bei der Einrichtung bekomme ich auch Beklemmungen: Die Bodenvasen mit irgendwelchen Zweigen drin, diese gemusterten Tapeten, die abgezirkelten Falten in den Stores. Und meine Schwiegeroma (95) hat die gleichen Küchenmöbel wie Frau Esser. Aber die Nähideen sind heute immer noch klasse, das finde ich auch.
LöschenFaszinierend ist das auf alle Fälle (im Guten wie im Schlechten). Vergleichbar mit heutigen youtube-Videos, da hat sich im professionellen Bereich schon sehr viel getan, fernseh- und moderationstechnisch. Dieses stockende Sprechen! Und das Frauenbild... unterirdisch. Ich bin sehr froh, die Mode der 60er tragen zu können, aber nicht in der Gesellschaft leben zu müssen.
AntwortenLöschenVielen Dank fürs Verlinken! Tolles Zeitdokument.
LG frifris
Die Frisuren! Kreisch.
LöschenUnd ich sehe ganz viele kleine Nähfehler :D Früher war nicht alles besser!
"Dieses stockende Sprechen!"
LöschenDaran merkt man auch die Billigproduktion. Damals musste ja noch alles auf 16mm-Film aufgezeichnet und dann geschnitten werden - das war teuer und aufwendig. Für so eine solche Nachmittagssendung wurde bestimmt kein üppiges Budget eingeplant. Heute mit der Videoaufzeichung nimmst du eine misslungene Moderation halt nochmal auf, wenn genügend Zeit ist. Loriot hat das ja mit dem "Lottogewinn" mal schön gezeigt. Irgendwann ist das Filmmaterial zu Ende, dann wird der Aufsager mit "Ich heiße Erwin Lottemann, äh Lindemann" genommen.
Immerhin hatten sie schon mehrere Kameras. Aber ich bewundere das, wie die Sendungen im Studio fast ohne Schnitte auskommen. Und statt einer Animation muss Frau Esser mit Pinsel und Farbe vor der Kamera Figurinen nachmalen
LöschenVielen Dank! Ich hatte leider auch einige Folgen verpasst und bei den obigen Links waren noch 2 neue Folgen für mich dabei.
AntwortenLöschenDie Serie ist herrlich anzuschauen! Mein persönliches Highlight: Als sie in der Hosenfolge auf die schöne Idee kommen Möbelstoffe zu verwenden (19:15). Das ist doch genau das, was sie in dem letzten Clouseau Film mit Steve Martin am Ende auch gemacht haben. Herrlich! :-)
Ddanke für diesen Tipp. Ich habe mich in meine Kindheit zurück versetzt gefühlt. Die Zeit war grau und nicht nur wegen der schwarz/weiß Bilder. Aber Änderungen und Ummodeln vorhandener Stoff habe ich genau so erlebt. Meine Mutter hat genau so agiert und mit meiner Großmutter zusammen diverse Kleidung neu belebt. Ich trug als Kind ein Winterkostüm aus einem alten Herrenmantel. Das Kostüm war dunkelbraun und wurde mit einer Garnitur aus weißem Fell (Hasenfell glaube ich) aufgehübscht. Danke nochmals für die Nostalgiereise.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Teresa
Vor einiger Zeit kamen die Sendungen im TV Sender (jetzt ONE) wenn ich konnte habe ich sie zu gern angeschaut. Köstlich! Wie sich die Zeiten ändern, aber die Mode von damals kann man z.Z. wieder tragen.
AntwortenLöschenSchön das auch sowas auf you tube konserviert wird.
LG
Christine
"Ein fabelhaftes Küchenkleid", "die breiten Querstreifen sind natürlich nur den Schlanken vorbehalten"... großartig!
AntwortenLöschen- Worüber ich noch nachdenken muss: Warum gruselt mich bei allem anderen aus der Zeit, aber die Kleider finde ich großartig?
LG
Ella
Sehr lustig vor allem der geschwärzte Burda-Schriftzug. :-)
AntwortenLöschenLg Dana